Virtualisierung, Cloud Networking, Mobility

Wie sich Citrix die Zukunft vorstellt

21.06.2013 von Regina Böckle
Citrix hat sich durch zahlreiche Zukäufe zum Anbieter von IT-Lösungen und Services in den Bereichen Mobile, Netzwerk, Virtualisierung und Cloud entwickelt. Peter Goldbrunner, Channel-Chef von Citrix Deutschland, erläutert die zukünftige Strategie des Unternehmens.

Citrix hat sich in den letzten Jahren zu einem IT- und Service-Provider entwickelt. Diese Evolution hat das Unternehmen durch diverse Zukäufe forciert. Laut Citrix gehören aktuell die Segmente Desktop-Virtualisierung beziehungsweise Windows-as-a-Service inklusive weiterer Produkte, Cloud Networking und Mobility zu den strategischen Säulen des Unternehmens. Wohin die weitere Reise von Citrix zukünftig gehen soll, erläutert Peter Goldbrunner, Channel-Chef von Citrix Deutschland, im Interview.

Im Interview: Peter Goldbrunner, Director Channel Sales Germany bei Citrix
Foto: Citrix

Der Bereich Cloud Networking, mit dem Flaggschiffprodukt Netscaler, genießt bei Citrix eine Sonderrolle. Weshalb?

Goldbrunner: Weil bei Endkunden und Partnern das Netzwerkthema oft noch als "Silo" aufgesetzt ist. Und auch die Partnermodelle der traditionellen Netzwerkhersteller folgen einer anderen Systematik. Beispielsweise weiß der typische Netzwerkpartner von vornherein, was er bei einem Projekt verdienen wird. In der klassischen Citrix- oder Microsoft-Welt ist das nicht der Fall. Dennoch sind wir mit unseren Netzwerkprodukten - insbesondere mit Netscaler - extrem erfolgreich unterwegs. Es ist der am schnellsten wachsende Bereich im Citrix-Portfolio. Wir passen uns jetzt aber den Spielregeln im Netzwerkmarkt bis zu einem gewissen Grad an, indem wir ein Programm einführen, das viele Netzwerkhersteller ihren Partnern bereits anbieten: Boni für die Opportunity-Registration, zusätzlich zu den Advisor Rewards. Ausgeschüttet werden die Opportunity-Registrierungs-Boni über den Distributor. Cloud Networking ist für uns ein strategisch äußerst wichtiger Bereich.

Weshalb verlagert Citrix das strategische Gewicht so stark auf Networking statt beispielsweise auf die durchgängige Virtualisierung der Rechenzentren?

Goldbrunner: Im Desktop-Bereich bleibt die Virtualisierung für uns ein zentrales Thema, ebenso wie der mobile Anwender. Zwischen dem Rechenzentrum und dem Anwender gilt es eine Strecke zu überbrücken, und diesen Weg baut in Regel Cisco. Netscaler, als Application Delivery Controller (ADC), nutzt quasi diese Straße für den Transport der unterschiedlichen Dienste. Während Cisco also den Layer eins bis fünf bereitstellt, fokussieren wir uns auf Layer fünf bis sieben, wir ergänzen uns also. Auf der Citrix Synergy in Los Angeles gab es dazu zahlreiche weitere Ankündigungen.
Entscheidend ist: Wir können im Rechenzentrum so erfolgreich sein, wie wir wollen - wenn die Verbindung zum Anwender nicht exzellent funktioniert, hilft das alles nichts. Deshalb hat für Citrix das Thema Cloud Networking diesen hohen Stellenwert.

IT-Trendtechnologien - Die Wichtigkeit
Desktop-Virtualisierung hat in Sachen Relevanz deutilch die Nase vor, auch in kleineren Unternehmen.
IT-Trendtechnologien - die wichtigsten Vorteile
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IT-Trendtechnologien - derzeit im Einsatz
Cloud Computing spielt bei kleineren Unternehmen derzeit eine untergeordnete Rolle.
IT-Trendtechnologien - Im Einsatz und geplant
BYOD wird wohl gerade in größeren Unternehmen weiter zunehmen.
IT-Trendtechnologien - dies planen die Unternehmen
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XenServer und Netzwerk-Priojekte

Erklärt das, weshalb für Citrix XenServer kein strategisches Thema mehr ist?

Goldbrunner: Technologisch bleibt XenServer als Hypervisor für Citrix extrem wichtig, denn er ist Teil zahlreicher Produkte. Unter anderem wird er im Netscaler verwendet, der ja auch als virtuelle Appliance angeboten wird. Aber unter dem Vertriebsaspekt, das heißt hinsichtlich der Entscheidung des Endkunden, welchen Hypervisor er einsetzt, ist XenServer für Citrix nicht von strategischem Gewicht. Diese Entscheidung bleibt dem Endkunden überlassen.

Wie sehen diese Netzwerk-Projekte konkret aus und wie adressieren Sie beziehungsweise Ihre Partner das Thema beim Kunden?

Goldbrunner: Typischerweise entstehen diese Projekte im Anschluss an bestehende Citrix-Installationen, beispielsweise Desktop-Virtualisierungsprojekte. Das ist ein Vorteil gegenüber klassischen Netzwerkherstellern. Auf diese Weise haben wir hierzulande im ADC-Umfeld (Application Delivery Controler) einen Marktanteil von über zehn Prozent erreicht. In der Folge generieren unsere Partner auch zunehmend reine Netzwerkprojekte - und sie nutzen diese Cross- und Upselling-Möglichkeiten.

Prognose 1
Konsolidierungsvorteile reichen nicht, um noch mehr Virtualisierung zu rechtfertigen. IT-Manager müssen erklären, wie Virtualisierung Anwendungen flexibler und sicherer mache.
Prognose 2
Ihre Virtualisierungsumgebung muss dynamisch sein, sonst verschwenden Sie Geld. Unternehmen sollten die zahlreichen Features nutzen, die das Hypervisor Resource Management inzwischen biete, rät Forrester.
Prognose 3
Disaster Recovery und Ausfallsicherheit treiben die meisten neuen Virtualisierungsprojekte. Das hat eine Forrester-Umfrage ergeben. Der Return on Investment (RoI) für Virtualisierungsvorhaben werde zunehmend durch eine verbesserte Ausfallsicherheit der IT-Infrastruktur bestimmt.
Prognose 4
Analytics-Funktionen machen konsolidierte Management-Tools für die Virtualisierung noch smarter. Das betrifft vor allem die Branchenschwergewichte VMware und Microsoft, die ihre umfangreichen Suiten vereinfacht haben. Unternehmen können Analytics-Features nutzen, um mehr aus ihren virtualisierten Umgebungen herauszuholen.
Prognose 4
Analytics-Funktionen machen konsolidierte Management-Tools für die Virtualisierung noch smarter. Das betrifft vor allem die Branchenschwergewichte VMware und Microsoft, die ihre umfangreichen Suiten vereinfacht haben. Unternehmen können Analytics-Features nutzen, um mehr aus ihren virtualisierten Umgebungen herauszuholen.
Prognose 5
Die Anwendung sollte die beste Virtualisierungsplattform diktieren, nicht umgekehrt, empfiehlt Forrester. Hinsichtlich der reinen Hypervisor-Technik könnten Unternehmen heute frei wählen und auch Open-Source-Alternativen ins Auge fassen. Entscheidend sollte aber nicht die Hypervisor-Technik sein, sondern die Betriebssysteme und Anwendungen, die in der virtualisierten Umgebung laufen.
Prognose 5
Die Anwendung sollte die beste Virtualisierungsplattform diktieren, nicht umgekehrt, empfiehlt Forrester. Hinsichtlich der reinen Hypervisor-Technik könnten Unternehmen heute frei wählen und auch Open-Source-Alternativen ins Auge fassen. Entscheidend sollte aber nicht die Hypervisor-Technik sein, sondern die Betriebssysteme und Anwendungen, die in der virtualisierten Umgebung laufen.
Prognose 6
Der Hypervisor-Preiskrieg setzt sich fort…. und geht doch an den Kundenbedürfnissen vorbei. Kunden bezahlten in Wirklichkeit nicht für den Hypervisor, sondern für den damit verbunden Management-Stack, konstatieren die Forrester- Experten.
Prognose 7
2013 wird das Jahr 1 des Software-defined Data Center. Das Konzept des Software-defined Data Center ist aus Sicht der Forrester-Experten der nächste logische Schritt hin zu hochautomatisierten und effizienten IT-Operationen.
Prognose 8
Das hybride Data Center wird populärer als reine Private oder Public Clouds. Anwenderunternehmen nutzen künftig eine Mischung aus virtualisierten lokalen Ressourcen (on-premises) und externen Workloads in der Cloud (off-premises).
Prognose 9
Ihr CFO fordert Kostentransparenz für virtuelle Umgebungen. Das obere Management Ihres Unternehmens wird sich 2013 viel stärker für die Kosten der virtualisierten IT interessieren, lautet die letzte Prognose der Forrester-Experten.

In Deutschland soll der ADC-Markt etwa 20 Prozent wachsen. Wie sehen Ihre Wachstumsziele aus?

Goldbrunner: Ich halte 20 Prozent Marktwachstum für realistisch. Wir wachsen jedoch weitaus schneller, das heißt, wir gewinnen Marktanteile - durch Kunden, die bislang Cisco ACE einsetzten und aufgrund der Kooperation von Cisco und Citrix jetzt auf Netscaler umschwenken, haben aber auch anderen klassischen Netzwerkherstellern Marktanteile abgenommen. Und die Deal-Registrierung wird dieses Wachstum noch einmal beschleunigen. Je mehr Workload in das Rechenzentrum wandert aufgrund der unterschiedlichen Endgeräte und Applikationen oder zusätzlicher Workloads aus dem Security-Bereich, desto wichtiger wird der Netzwerkaspekt.

Mobility und Datenamangement

Werfen wir einen Blick auf den Mobility-Bereich, den Citrix mit dem Kauf des MDM-Spezialisten Zenprise verstärkt hat. Was ist hier geplant?

Goldbrunner: Vielen Partner öffnet das Thema Mobile Device Management (MDM) beim Kunden sehr schnell den Einstieg in Diskussionen die weit MDM hinausgehen und in der Regel bis hin zu IT-Self-Service-Lösungen reichen. Denn das Management der zahlreichen mobilen Endgeräte ist für IT-Abteilungen ein Riesenproblem. Es gibt viele Anbieter, die Produkte für das Management der mobilen Geräte im Portfolio haben.

Aber Lösungen, mit denen der IT-Leiter kontrollieren und managen kann, was Anwender damit tun - ob sie Daten oder Apps herunterladen etc., oder was mit den Daten passiert, wenn der Anwender das Gerät verliert - diese Lösungen bieten nur wenige an. Denn im Kern geht es um das Thema Datenmanagement. Und auch für dieses Thema haben wir mit Citrix Sharefile eine Lösung. Das heißt, wir liefern eine Komplettlösung.

Wo Forrester bei den Mobile Trends irrte
Analyst Thomas Husson überprüft seine Mobile-Vorhersagen fürs Vorjahr. Falsch lag er bei Mobile-Strategien für Tablets, richtig bei seiner Blackberry-Prognose.
1. Entgegen der Erwartung kaum Mobile-Strategien für Tablets:
Husson beobachtet bislang nur bei den fortschrittlicheren Unternehmen, dass sie ihre mobile Strategie über Smartphones hinaus auf Tablets ausweiten. Wie lohnend das sein kann, zeigt sein Beispiel eines Online-Shops, der bereits acht Monate nach der Einführung einer iPad-App ein Zehntel seines Online-Umsatzes über Tablets macht.
2. Mobile Dienste differenzieren sich noch nicht durch ihre Aufmachung:
In der Tat beobachtete Husson wie von ihm prognostiziert, dass in diesem Jahr mehr Wert auf das Kundenerlebnis und das Design gelegt wurde. Seine Trendprognose sieht er dennoch nicht bestätigt, weil das Kundenerlebnis ihm nicht genügte oder die mobilen Inhalte noch nicht relevant genug waren. Ebenso wie beim ersten Punkt gibt es Ansätze, doch die Entwicklungen sind noch nicht so weit fortgeschritten. Viele Unternehmen, so Husson, müssten noch an den Basics arbeiten.
3. Digitale Brieftaschen:
Der Forrester-Analyst erwartete, dass Smartphones 2012 nicht nur das Bezahlen möglich machen, sondern auch das Sammeln von Belegen, Gutscheinen oder Treuepunkten. Mit O2 Wallet, Visa V.me und Apples Passbook hat sich in diesem Jahr zwar einiges getan, doch Husson rechnet 2013 mit mehr Bewegung in diesem Bereich.
4. Das Gerangel auf dem Smartphone-Markt:
Forrester-Analyst Thomas Husson erwartete für 2012, dass Blackberry es schwer haben würde, sein Produkt-Portfolio zu erneuern. Die Einführung des Betriebssystems Blackberry 10, mit dem RIM im Wettbewerb mit Android und iOS aufholen möchte, wurde auf Anfang 2013 verschoben.
6. Erhöhtes Sicherheitsbedürfnis:
Voll und ganz bestätigt sieht der Analyst seine Vorhersage, dass Konsumenten sich Gedanken über Aspekte wie Privatsphäre und IT-Sicherheit machen. Als Beispiel nennt er die Empörung über die angekündigte AGB-Änderung beim Fotodienst Instragram. Eine umstrittene und mittlerweile zurückgenommene Passage sollte es dem Facebook-Tochterunternehmen möglich machen, Daten und Bilder seiner Nutzer für Werbezwecke einzusetzen.
7. NFC wird dem Hype nicht gerecht:
Auch mit dieser Vorhersage lag Husson richtig. 80 Millionen Geräte mit NFC-Technik - die unter anderem kontaktloses Bezahlen möglich macht - sollen 2012 ausgeliefert worden sein. Und das, obwohl Apple das iPhone 5 ohne NFC auf den Markt gebracht hat. Husson hält die Technik für noch nicht ausgefeilt, unter anderem wegen ihrer komplexen Infrastruktur.
8. Personal Clouds wurden nicht wichtiger:
In seiner Prognose rechnete der Forrester-Analyst damit, dass Personal Clouds 2012 an Bedeutung zunehmen. Angesichts von mehr als 150 Millionen iCloud-Accounts und zahlreichen Nutzern von Evernote und Spotify lag Husson mit dieser Vorhersage seiner Meinung nach falsch. Er sieht darin jedoch erst den Anfang einer Entwicklung, in der immer mehr Menschen internetfähige mobile Geräte besitzen.

Wie funktioniert Sharefile?

Goldbrunner: Mit Citrix Sharefile kann der IT-Leiter regeln, wo und wie der Datenaustausch stattfindet. Das nächste Thema ist die Anwendung: Welche Anwendung kann ich von welchem Gerät aus über welche Netzwerkverbindung nutzen. Diese Themen decken wir seit langem mit unserem Portfolio ab: Beispielsweise mit Cloud Gateway. Es steuert auf Anwendungsebene, wann, für wen und auf welchem Gerät der Anwender auf die Applikation zugreifen kann. Diese beiden Technologien - Citrix Sharefile und Gateway - kombiniert mit der MDM-Lösung, stellen wir gebündelt im Enterprise Mobile Solution Bundle zur Verfügung.

Der Partner kann also ergänzend zu den klassischen Citrix-Produkte diese Lösungen verkaufen, darüber auch das Thema Desktop-Virtualisierung adressieren und auf diesem Weg die Rechenzentrums-Seite adressieren. Es geht darum, neue Formen des IT-Arbeitsplatzes mit maximaler Flexibilität zu ermöglichen und diesen gleichzeitig zentral managebar zu machen. Die Verbindung zwischen beiden Seiten - Rechenzentrum und Anwender - schafft Citrix Netscaler. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der TC-Schwesterpublikation ChannelPartner.