DevOps, Managed Hosting

Wie DevOps den IT-Betrieb umkrempelt

24.09.2015 von Carlo Velten
Wie differenzieren sich die Champions des Digital Business von ihren Wettbewerbern? Maßgeblich durch die Fähigkeit, neue Kundenwünsche und Innovationen schnell aufzugreifen und dabei gleichzeitig einen hoch performanten und stabilen IT-Betrieb zu gewährleisten. DevOps lautet das Zauberwort der Stunde.

Was unterscheidet die digitalen Champions von der Masse derjenigen Unternehmen, die gerade erst versuchen, in der digitalen Welt Fuß zu fassen? In erster Linie ein klares Verständnis für die Anforderungen der neuen Nutzergeneration. Und die Bereitschaft alles dafür zu tun, schnell auf neue Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. Dies bedeutet in der Regel, technologische Innovationen frühzeitig aufzugreifen, um sich hinsichtlich Usability und Performance der eigenen Services und Apps vom Wettbewerb zu differenzieren.

Unter dem Begriff "DevOps" werden Ansätze und Tools zusammengefasst, die die Verzahnung von "Development" und "Operations" unterstüzzen sollen.
Foto: everythingispossible - Fotolia.com

Der Wettlauf um den "Digital Customer" hat begonnen

Der Wettlauf um den "Digital Customer" hat mittlerweile nahezu alle Branchen erfasst und ist zwischen etablierten eCommerce- und Cloud-Firmen, Startups und Konzernen voll entbrannt:

Knapp ein Fünftel gibt Cloud-Technologien bereits als festen Bestandteil ihrer IT-Strategie an.
Foto: Crisp Research AG

So ist evident, dass sich auch die Anforderungen an die zugrundeliegende IT-Infrastruktur sowie die IT-Betriebs- und Entwicklungsprozesse fundamental ändern. Ohne die Inanspruchnahme hochskalierender Cloud-Infrastrukturdienste (IaaS, PaaS) kommt heute keines der führenden Digitalunternehmen mehr aus. So ist der Cloud-Sourcinganteil bei den digitalen Pionieren rund dreimal so hoch, wie bei klassischen Unternehmen.

Neue Releases im Stundentakt

Eine der grundlegenden Fähigkeiten erfolgreicher Unternehmen in der digitalen Welt ist die schnelle Adaption neuer Technologien und Features. Nur wenn Unternehmen ihre Anwendungen in kurzer Zeit um neue Funktionen und Services erweitern sowie diese auf den gängigen mobilen Endgeräten anbieten können, bleiben sie langfristig wettbewerbsfähig.

Wa?hrend beispielsweise noch vor drei Jahren die Mehrheit der eCommerce-Shop-Betreiber in Deutschland mit 1-2 Releases pro Monat auskam, liegt diese Anzahl bei vielen Betreibern mittlerweile ta?glich vor.
Foto: Crisp Research AG

Dramatisch verändert hat sich in den vergangenen Jahren allerdings die Anzahl der Releases, die pro Jahr beziehungsweise Monat zu bewältigen sind. Neben neuen Features stehen vor allem die Integration neuer Zahlungsmethoden, Logistikprovider oder die Optimierung für mobile Endgeräte an.

Die Top-Unternehmen der eCommerce- und digitalen Medienwelt wie zum Beispiel Netflix, Yahoo oder Amazon fahren mittlerweile eine Vielzahl an Releases pro Tag - Frontend wie Backend. Da das digitale Geschäft der Regel des 24/7 folgt, stehen keine langen Wartungsfenster mehr für Updates und Maintenance zur Verfügung. Neue Releases werden in kurzer Frequenz im Produktiv-Betrieb "live" genommen, was eine viel exaktere Abstimmung aller Beteiligten und somit neue Organisationskonzepte und Tools fordert - Stichwort DevOps.

Die neuen Anforderungen und Entwicklungen verändern auch das Zusammenspiel der beteiligten Akteure. Bislang oblag in vielen Fällen die Entscheidung hinsichtlich des IT-Betriebs den betreuenden Digitalagenturen. Mit steigender Komplexität und dem neuen strategischen Stellenwert der eCommerce-Aktivitäten wird sich diese Aufgabe zukünftig in Richtung von Managed Service Providern und Cloud Hosting Firmen verlagern, die sich auf den Betrieb anspruchsvoller eCommerce-Applikationen und der neuen digitalen Workloads spezialisieren.

Wie Entwicklung und IT-Betrieb sukzessive zusammenwachsen

Eine enge Verzahnung von Anwendungsentwicklung und IT-Betrieb gilt im Zeitalter des "Digital Business" mittlerweile als Faustregel. Gerade Unternehmen, die mittels Application Performance Monitoring verstanden haben, an welchen Stellen sie ihre Anwendung und IT-Infrastruktur optimieren können, stehen vor der Frage, wie dies organisatorisch und Tool-seitig aussehen kann.

Unter dem Begriff "DevOps" werden seit einigen Jahren Ansätze und Tools zusammengefasst, die ebenjene Verzahnung von "Development" und "Operations" unterstützen sollen. Dabei sind die zentralen Aspekte eines DevOps-Ansatzes:

Eine effiziente Kommunikation und Zusammenarbeit über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg ist eine Grundvoraussetzung. Trotzdem scheitern hier viele Unternehmen, da Organisationsstrukturen, Anreizsysteme und Firmenkultur einer schnellen und vertrauensvollen Zusammenarbeit von Entwicklern, Test-Engineers und IT- Administratoren im Wege stehen.
Ein erster Schritt ist die Einführung von einheitlichen und transparenten Systemen, die allen den gleichen Informationsstand bieten. Dies gilt für Code Repositories, System Management Tools sowie für das bereits erwähnte Application Performance Monitoring. Dies sollte für Unternehmen bei der Auswahl eines passenden Managed Service beziehungsweise Managed Cloud Providers ein entscheidendes Auswahlkriterium sein.

Auswahlkriterium für Managed Service- und Cloud Provider

Denn nur wenn DevOps auch seitens des eigenen IT Service Providers verstanden und "gelebt" wird, lassen sich die potenziellen Benefits einer stärkeren Verzahnung von Entwicklung und Betrieb erzielen. Doch zum heutigen Zeitpunkt gibt es nur wenige Managed Service Provider, die DevOps-Konzepte schon in ihre IT-Service- und Support-Prozesse integriert haben.

Auch muss auf Provider-Seite der Umgang mit einer neuen Generation an Tools, wie zum Beispiel Ansible, Chef oder Saltstack erlernt werden. Besonders sinnvoll ist der Einsatz von automatisierten DevOps-Prozessen beim Betrieb von eCommerce- und Digital-Workloads, bei denen eine hohe Release-Frequenz wahrscheinlich ist und die trotzdem eine hohe Stabilität im Betrieb erfordern. Auf Provider-Seite gibt es aber bereits heute Innovatoren, die das Thema DevOps Ernst nehmen und ihre Operations und Angebote auf den neuen Trend hin anpassen, wie der europäische Provider Claranet mit Sitz in Frankfurt zeigt.

Aus Perspektive von Crisp Research wird DevOps zukünftig vor allem dann eine Rolle spielen, wenn IT Service Provider auch den Betrieb von "Managed Public Clouds" für ihre Kunden übernehmen. Denn dies wird eines der Wachstumssegmente im Hosting- und IT Service-Markt der kommenden Jahre sein, nachdem die Public Clouds von Amazon AWS, Microsoft Azure oder VMware vCloud Air nun endlich im Fokus der Enterprise-IT-Entscheider stehen und immer mehr Workloads migriert werden. (bw)