Apple hält ca. 20 Prozent Marktanteil im SmartPhone Umfeld und fährt 92% alle Gewinne in diesem Umfeld für sich ein. Der Marktanteil macht jedoch deutlich, dass iOS sowohl im Consumer als auch im Unternehmensumfeld nicht alleine ist.
Apples Herangehensweise an Firmenkunden war schon immer mit Fokus auf Company-Owned-Geräten. Die Plattformstärken im Umfeld Sicherheit, Verschlüsselung und MDM-Funktionen half Apple dabei im Unternehmensumfeld Fuß zu fassen. So setzen laut Apple heute 98 Prozent der Fortune-500-Unternehmen iOS-Geräte ein.
Der Fokus des iOS 9 Updates liegt auf der Verbesserung und Erweiterung bereits vorhandener Feature, wie zum Beispiel der VPP-Internationalisierung, dem nachträglichen Hinzufügen von Apps in die Containerverwaltung oder der Öffnung der "Build In" VPN Clients für die "Per App VPN"-Kommunikation.
Google dagegen schwächelte schon von Anfang an im Company-Owned Umfeld. Die gebotenen MDM-Möglichkeiten sind stark eingeschränkt, im Vergleich zu iOS. Daher war es nicht verwunderlich, dass Samsung mit der SAFE-Funktion beziehungsweise mit Knox den Company-Owned Markt für sich erschließen will.
Aufgrund des geringen Kaufpreises der Geräte hat Android zumindest in den Diskussionen einen starken Fuß in der Tür. Diese Diskussion ist immer gerne geführt aber inhaltlich nicht vollständig betrachtet. Die geringeren Anschaffungskosten, welche im übrigen netto, abzüglich Rabatt über drei Jahre abgeschrieben werden, reichen für eine TCO-Betrachtung nicht aus. Auch Themen wie RollOut, Betrieb, Schulung, Support, Verlässlichkeit oder Zusatzleistungen müssen Bedarfs- und Anforderungsgerecht einfließen.
Durch die Integration des Samsung-Services Knox versucht Google seit Android L auch wichtige Features für einen professionellen Geschäftseinsatz anzubieten und brachte "Android for Work" hervor. Hier bereitgestellte Enterprise APIs erlauben dabei die Separierung von geschäftlichen und privaten Daten, das Erzwingen von IT Policies, sowie die Ferninstallation von Anwendungen.
Anwender können somit, vereinfacht ausgedrückt, auf ihren eigenen privaten Geräten einen Arbeitsbereich unter Kontrolle des Unternehmens-Administrators, für Arbeitsinhalte, erlauben. Die Kontrollmöglichkeiten des Administrators erstrecken sich dabei nur über die Arbeitsinhalte, ohne das private Inhalte betroffen sind. Natürlich ist auch der umgekehrte Fall, also die Freigabe zur privaten Nutzung eines dienstlichen Gerätes, möglich.
Was ist neu an Android M?
Mit Android M fügt Google nun einige Funktionen dem Android Ökosystem hinzu. Diese stellen nach meinem Verständnis jedoch nur einen Versuch dar, innerhalb des Company-Owned Umfeld mit Features Fuß zu fassen. So bietet auch Google jetzt unter anderem eine stille Installation von Apps/Profilen oder die Möglichkeit der Verwaltung von App-Berechtigungen.
So manche Apps können an Zugriffsberechtigungen gar nicht genug bekommen. Anders als Blackberry, iOS und Windows Phone bot Android bisher keine Möglichkeit, einzelne Berechtigungen einer App nach der Installation einer App zu modifizieren beziehungsweise einzeln freizugeben. Berechtigungen wurden gesamthaft präsentiert, freigegeben und/oder abgelehnt.
Der mangelhafte Datenschutz von Android, unter anderem wegen dieses Vorgehens, rief historisch vielfach Kritik hervor. Mit Android M bekommen Anwender nun die Möglichkeit, bestimmte App-Berechtigungen dedizierter zu kontrollieren. Nutzen die Entwickler der Apps die neue API bekommt der Anwender bei erstmaliger Nutzung, zum Beispiel der Kamera, einen entsprechendenden Freigabedialog. Diese Freigabe kann im Nachhinein auch entzogen oder doch gewährt werden.
Mit Android L wird der Einsatz als unternehmenseigenes Einweg-Gerät (Kiosk-Mode-Gerät) ebenfalls unterstützt. Aktualisierungen durch Updates lassen sich automatisch aus der Ferne aktivieren. Auch die Aktivierung/Deaktivierung von Tastatureingaben, die Status Bar beziehungsweise die Verwendung des Safe Boot Modus sind definierbar. Das zurücksetzen eines Gerätes, auf den Werkzustand, kann durch den Administrator mit einem Schutz belegt werden.
Die "private" Seite von Android
Neben speziellen Unternehmensfeatures bietet Google mit Android M einige weitere Funktionen, die ich gerne erwähnen würde.
Android M bietet eine neue Fingerprint API. Diese unterstützt damit analog TouchID mehrere Finger und kann zum Gewähren des Zugriffs genutzt werden. Auch für Android Pay wird diese API genutzt.
Der so genannte "Doze Mode" hilft dem Android Gerät den Strombedarf zu regulieren um eine längere Batterielaufzeit zu gewährleisten. Unwichtige Aktivitäten verursachen beispielsweise keine Interaktion auf dem Bildschirm, wenn das Smartphone ruhig auf dem Display liegt. Sobald der Anwender dieses wieder "bewegt" erscheinen diese jedoch wieder.
Auch auf das Multitasking wirkt sich dies aus. Verwendet der Anwender eine App über eine längere Zeit nicht mehr, wird dieser der Zugriff zu Netzwerkdiensten entzogen. Ein weiteres Ausführen im Hintergrund wird pausiert. Erst bei Betrieb mit Stromkabel oder dem starten der App wird dies aufgehoben und in vollem Umfang wieder ausgeführt. Zusätzlich stellt Google noch weitere Features für einen reduzierten Strombedarf zur Verfügung.
Es ist zu erwarten, dass für den Anwender dadurch keinerlei Komfortverlust entsteht, die Batterieleistung sich jedoch enorm verbessern wird.
Apps können nun direkt per Link geöffnet werden, wenn der Entwickler sowohl für die Domain als auch die zu öffnende App registriert ist. Eine Auswahl "welche App soll geöffnet werden" kann damit entfallen.
"Now on Tab" ist eine Funktion von Google Now, dem digitalen Assistenten im Android Ökosystem, und stellt einen "Game Changer" im Consumer Umfeld dar. Diese Funktion liefert weiterführende Informationen zum gerade geöffneten Bildschirminhalt auf Basis ausführlicher Analysedaten von Goolge - die so genannten Knowledge Trees. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Webseite oder eine App geöffnet ist.
Bisher konnte Google nicht sehen, was die Nutzer in ihren Apps machen, nicht nur aus Datenschutzgründen dürfte dies nicht nur in Unternehmen große Sorgen verursachen. Dabei sind nicht nur unternehmeneigene Geräte in diesem Sachverhalt zu betrachten. Auch eingesetzte BYOD-Geräten, ohne die Android-for-Work Funktionalität, mit PIM-Containern wie zum Beispiel Good for Enterprise, sind mit dieser neuen Funktion einem potenziellen Risiko des Datenabflusses ausgesetzt. Es bleibt abzuwarten inwieweit Anwendungsentwickler diese Funktion unterbinden können beziehungsweise wie sich diese neue Funktionalität im Alltag tatsächlich verhalten wird.
Now on Tab analysiert die App-Kategorie und ist mit seinen Knowledge Trees in der Lage passende Informationen für die aktuelle Nutzung bereit zu halten. So können z.B. Informationen zur Musik, die der Nutzer gerade in eine Musikplayer seiner Wahl hört, dem Anwender angeboten werden. Der Anwender muss nun nicht mehr seine App verlassen um seine Fragen, die sich bei der Nutzung ergeben, zu beantworten. Welche Songs ein Künstler noch veröffentlicht hat, beziehungsweise seine Biographie sind so "schnell" zugänglich. Die Potentiale für zukünftige Versionen und durchgängige Integrationen sind enorm.
Google scannt dabei nicht alles automatisch im Hintergrund mit. Nur wenn der Anwender aktiv den Home-Button länger gedrückt hält, wird die Funktion aktiviert und der Bildschirminhalt gescannt.
Im Gegensatz zu Proactive von iOS verlassen hier die Daten das Endgerät in Richtung Google Cloud. Diese Entwicklung ist für Google absolut nachvollziehbar. Wurden Anwender bisher aufgrund ihres Surftverhaltens analysiert und in Profile zur zielgerichteten Werbeschaltung überführt, war die App Nutzung ein blinder Fleck. Das Verdrängen des Webs erfolgt auch auf Android Phoens und Google muss reagieren. Das der Konzern natürlich auch in diesem Umfeld viel mehr über das Verhalten seiner Anwender erfahren will - und muss - um Werbung besser zuschneiden zu können, ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten geschäftliche Aspekt dieser Neuerung.
Fazit
Günstige Geräte, großer Nutzerkreis und die Vormachtstellung im Consumerumfeld verbergen aber trotzdem gerne, in einem ersten Blick, die Nachteile der Plattformen in Sachen Datenschutz, Fragmentierung oder Support-/Managebarkeit.
iOS als auch Android haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Dabei unterscheiden sich diese sehr stark vom Blickwinkel. Funktionen wie "now on tab" sind für Anwender ein enormer Vorsprung und für Firmen die Möglichkeit eines Risikos.
Google zu unterschätzen oder als "schlechtere Plattform" darzustellen wäre ein Fehler und ist nicht Absicht dieses Artikels. Viel mehr möchte ich meine persönliche Einschätzung wiedergeben, wie es um die Unternehmenstauglichkeit der beiden Systeme bestellt ist. Ich hoffe Ihnen ein paar Indizien für weitere Recherchen gegeben zu haben. (bw)