Werbung ausblenden

06.06.2003 von Mike Hartmann
So manche Werbeform im Internet findet zwar bei den Werbe-Agenturen großen Anklang, nicht aber bei den Internet-Benutzern. Wir zeigen Ihnen, wie Werbung funktioniert und wie Sie die lästigsten Auswüchse mit Windows-Bordmitteln abschalten.

Pop-Up, Pop-Under, Skyscraper, Interstitial, Roll-Over... Das sind nur einige der vielen Werbeformate, die inzwischen im Internet verwendet werden. Die Werbung im Internet ist manchmal witzig, manchmal informativ, immer häufiger aber nervt sie ganz einfach. Sei es, weil sie sich frech über den Content legt, oder weil sie lärmend das ganze Büro aufweckt. Wer hat es schon gerne, wenn plötzlich ein Roboterfuß mit Getöse ein Loch in den Monitor tritt, oder ein Taxifahrer lautstark verkündet, dass er sie alle "jefahren" hat - insbesondere, wenn man keine Chance hat, das Ganze abzubrechen.

Während man Werbeseiten in Zeitungen und Zeitschriften ganz einfach übersehen oder überblättern kann, ist das bei Online-Werbung nicht so einfach. Bei den Werbemittel-Designern hat sich zeitweise ein Spieltrieb gezeigt, der stellenweise schon fast mit Belästigung gleichzusetzen ist. Anstatt informativ und zielgerichtet zu werben, wie es beim Medium Internet ja nunmal eigentlich möglich ist, überbieten sich manche Agenturen geradezu mit ihren Ausrutschern - und erreichen dadurch genau das Gegenteil: Der potenzielle Kunde ist genervt und verärgert!

Firmen wie die Webwasher AG haben das erkannt, und bieten Tools an, mit denen sich die Werbefenster ausblenden und Pop-Up/Under-Fenster verhindern lassen. Allerdings agieren diese Tools als lokaler Proxy, was bei manchen Webseiten oder auf bestimmten Systemen durchaus zu Problemen führen kann.

Viele Browser bieten aber auch schon eingebaute Funktionen, um das Schlimmste zu verhindern, und auch mit den Bordmitteln von Windows lässt sich einiges erreichen. Wie Sie das mit Windows und dem IE erreichen, zeigen wir in diesem Artikel.

Werbetypen

Eine Reihe von verschiedenen Werbeformaten hat sich derzeit etabliert, doch neue Varianten kommen beinahe ständig dazu.

Die einfachsten und am wenigsten störenden Formate sind normale Textanzeigen, die mit einem Link versehen sind, oder Banner in Form von Bilddateien, die mit einem Link hinterlegt sind. Banner sind in den verschiedensten Größen zu finden. Als quasi-Standard haben sich 468x60 Pixel (Full-Size-Banner) und 234x60 Pixel (Half-Size-Banner) durchgesetzt, damit Werbe-Agenturen nicht für jede Website ein eigenes Banner entwerfen müssen.

Die wirklich nervenden Werbeformen - beim Betreten oder Verlassen der Seite aufpoppende Fenster - erfordern aktiviertes JavaScript auf dem Rechner des Benutzers. OnExit-Popups erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, besonders auf eindeutig zweideutigen Sites. Hier öffnet sich ein neues Fenster, sobald der Benutzer die gerade aktuelle Seite verlässt - sei es durch Klicken auf einen Link, Eingabe einer neuen URL in der Adressleiste oder durch Schließen des Browserfensters. Im schlimmsten Fall öffnet sich mit jedem geschlossenen Fenster ein neues - nämlich dann, wenn das neue Fenster wieder ein OnExit-Popup verwendet. Theoretisch lassen sich damit auch beliebig viele Fenster öffnen.

Extrem hinterhältig sind Pop-Ups, die mit Größe 0 geöffnet werden und lediglich ein Script enthalten, das regelmäßig neue Werbefenster öffnet. Hier weiß der Benutzer oftmals gar nicht mehr, welche Site dieses Fenster geöffnet hat, und kann dementsprechend auch nicht reagieren und diese Site beispielsweise blockieren. Die fast unsichtbaren Browserfenster lassen sich nur über die Task-Leiste oder den Task-Manager schließen.

Werbeformate mit Bild und Ton sind zumeist in Flash erstellt und werden über das entsprechende Plug-in abgespielt. Ein intelligenter Ad-Server erkennt, wenn der Client kein Flash abspielen kann, und zeigt statt dessen ein normales Banner.

Techniken für die Einblendung von Werbung

Die am häufigsten verwendete Methode zum Einblenden von Werbung auf einer Website ist ein normaler Link mit Bild, die von einem externen Webserver geholt werden. Also beispielsweise durch folgendes Codefragment im HTML-Code der Seite:

<a href="http://adserver/adclick?sitekennung&werbeid">
<img src="http://adserver/getad?sitekennung&seitentyp&werbetyp"/>
</a>

Das Werbemittel - in diesem Fall ein Bild - wird also nicht durch den eigentlichen Webserver ausgeliefert, sondern durch den Adserver. Der Parameter sitekennung im Image-Tag teilt dem Adserver mit, für welche Site die Werbung auszuliefern ist. Mittels seitentyp lässt sich detaillierter steuern, welche Werbung auf welchen Unterseiten eines Angebots darzustellen ist. So könnte beispielsweise eine Firma bestimmen, dass ihre Banner nur auf Seiten erscheinen, die sich um das Thema Sicherheit drehen. Und werbetyp gibt letztlich an, was der Webmaster an dieser Stelle für ein Werbeformat vorgesehen hat, also beispielsweise ein Banner mit 468 Pixeln Breite oder ein hochformatiges Banner (Skyscraper) mit 120 Pixeln Breite und 600 Pixeln Höhe. Über die mittels HREF übergebenen Parameter kann der Adserver mitzählen, wie oft auf ein Banner geclickt wurde. Die so genannte Clickrate ist eine wichtige Kennziffer bei der Beurteilung des Erfolgs von Online-Kampagnen.

Flash-Animationen lassen sich auf diese Weise aber nicht einbinden, denn diese müssen über das HTML-Tag

<object classid="id von Flash" codebase="verweis auf flash-plugin">
<param name="movie" value="http://adserver/getflash?sitekennung&seitentyp&werbetyp">
</object>

eingebunden werden. Baut also ein Webmaster diese Form auf seine Seite ein, können ausschließlich Flash-Banner eingeblendet werden.

Flash oder Nicht?

Da sich der Webseiten-Betreiber alle Möglichkeiten offen halten will, ob Flash- oder Banner-Werbung angezeigt wird, und der Adserver-Betreiber die Werbung auf jeden Fall ausliefern will, kommt sehr häufig eine Weiche per JavaScript ins Spiel.

Hier wird im HTML-Code folgendermaßen vorgegangen:

<script language="JavaScript1.1" src="http://adserver/getscript?sitekennung&seitentyp&werbetyp">
</script>

Ist also bei dem Browser Scripting eingeschaltet, holt sich der Client ein spezielles JavaScript vom Adserver. Auch hier werden relevante Daten wie auf der vorhergehenden Seite beschrieben übermittelt. Was dieses Script leistet zeigen wir weiter unten.

<noscript>
<a href="http://adserver/adclick?sitekennung&werbeid">
<img src="http://adserver/getad?sitekennung&seitentyp&werbetyp"/>
</a>
</noscript>

Kann der Browser dagegen kein Scripting (oder ist es abgeschaltet), wird ein normales Banner angezeigt. Das vom Adserver gelieferte Script ist allerdings der spannende Teil: Es liefert je nach Browser, Betriebssystem und eingeschalteten Plug-Ins den HTML-Code, der die Anzeige am besten im Browser des Benutzers darstellt. Das Ganze erfolgt mittels document.write-Anweisungen, die den entsprechenden HTML-Code direkt in das Browser-Fenster patchen. Dadurch taucht dieser Code auch nicht auf, wenn man beispielsweise im IE auf Ansicht/Quelltext klickt.

Das lässt sich zudem noch beliebig verschachteln, indem der Administrator des Adservers per document.write eine weitere Script-Anweisung einpatcht, die erst das wirkliche Script holt.

Einen Teil der Scripte kann man sich dennoch anschauen, indem man im IE die Seite normal aufruft und dann über "Datei/Speichern/Webseite komplett" die gesamte Seite inklusive Bildern und Scripten auf der Festplatte speichern lässt. Dateien mit so seltsamen Namen wie "full;abr=!webtv;dcopt=ist;sz=468x60;ord=43573" weisen meist auf Scripte hin. Diese einfach in test.txt umbenennen und per Editor betrachten.

Was tun, gegen lästige Werbung?

Neben den bereits angesprochenen Verfahren wie Webwasher und Konsorten, können Sie auch mit den Hausmitteln von Windows und dem IE eine ganze Menge Werbung unterbinden - oder zumindest lästige Pop-Ups und Multimedia-Clips abschalten.

Der erste Schritt basiert auf der Art und Weise wie Windows Domain-Namen auflöst. Bevor nämlich ein DNS befragt wird, schaut es in der hosts-Datei nach, ob dort ein Eintrag für diesen Domain-Namen vorliegt. Diese Textdatei befindet sich im Verzeichnis "Windows\\system32\\drivers\\etc" und ist nichts weiter als eine Liste mit Domain-Namen und zugehörigen IP-Adressen.

Mit einem kleinen aber wirksamen Trick lässt sich verhindern, dass Windows (oder der IE oder irgendein anderes Programm) überhaupt Kontakt mit einer bestimmten Internet-Domäne aufnehmen kann. Trägt man hier beispielsweise die Zeile

127.0.0.1 www.unerwuenscht.de

ein, wird der Name www.unerwuenscht.de immer zur IP-Adresse 127.0.0.1 aufgelöst. Und das ist der so genannte Loopback-Adapter, als die eigene Maschine. Geben Sie diese Adresse nun in Ihrem Webbrowser ein, kommt der Fehler "Server kann nicht gefunden werden", es sei denn auf Ihrem Rechner läuft ein Webserver. Dann erscheint dort die Homepage.

Dasselbe würde passieren, wenn Sie auf eine Seite gehen, die auf diesen Server als Adserver verweist. Statt des Banners oder der nervigen Flash-Animation bleibt die für Werbung vorgesehene Fläche einfach leer.

Nachteile: Kommen Content und Werbung vom selben Server, ist das kein probates Mittel, weil Sie dann den Content auch nicht mehr sehen könnten. Des weiteren ist es möglich, dass es das Layout der Webseite zerschießt, wenn die Werbung nicht angezeigt wird.

Sicherheits-Einstellungen im IE

Nicht immer will man Werbung komplett abschalten, es könnte ja mal ein Hinweis auf interessante Websites oder Produkte darunter sein, oder man will dem Website-Betreiber seinen Umsatz (und damit sein Überleben) gönnen. Nur lästige Pop-Ups und lärmende Videos sollen es nun wirklich nicht sein. Und diese beiden Varianten hängen von eingeschaltetem Scripting ab. Warum also nicht diesen Seiten einfach das Scripting verbieten und damit ein für alle mal Ruhe haben?

Der Internet Explorer bietet hier mit seinem Zonenmodell einen guten Start. Standardmäßig stehen hier vier Zonen zur Auswahl: "Internet", "Lokales Intranet", "Vertrauenswürdige Sites", "Eingeschränkte Sites".

Die Einstellungen der Zone Internet werden immer dann verwendet, wenn die besuchte Site über keine andere Zone definiert wurde. Hier sollten also relativ vorsichtige Einstellungen gelten, etwa dass Scripte und ActiveX-Controls nur nach Bestätigung gestartet werden dürfen. Wenn Sie dann auf eine Webseite gehen, die Sie noch nie besucht haben, werden Sie also mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Vielzahl von Abfragen konfrontiert, ob die Site Scripte oder ActiveX ausführen darf.

Vertrauenswürdigen Sites erlauben Sie Scripte und das Ausführen von ActiveX - bei der Installation sollten Sie nach wie vor auf eine Bestätigung bestehen. Bei eingeschränkten Sites verbieten Sie einfach alles.

Jetzt können Sie die Domainnamen von Adservern in die Zone "Eingeschränkte Sites" eintragen und werden nicht mehr von Flash- oder Pop-Up-Werbung belästigt. Wenn Sie auf eine Website stoßen, die mit einem AdServer arbeitet, den Sie noch nicht eingetragen haben, müssen Sie zur Not den Quelltext der besuchten Seite nach entsprechenden Referenzen auf den AdServer durchforsten. Bei den Domainnamen können Sie auch Wildcards verwenden, also beispielsweise *.adserver.de. Damit schließen Sie gleich alle Server unter dieser Domäne in die gewünschte Zone ein.

Zusätzliche Tipps

Die Pflege der Domain-Liste ist eine aufwendige Arbeit, besonders da manche AdServer-Betreiber eine Vielzahl von Domänen betreiben. Gator beispielsweise hat nicht nur gator.com, gator.co.uk und gator.net, sondern auch noch gatoradvertisinginformationnetwork.com und gatorcorporation.com sowie mit großer Wahrscheinlichkeit eine Reihe von unauffälligen Domain-Namen. Hier wäre die Pflege der Zonen-Einträge im Internet Explorer eine aufreibende Sysiphos-Arbeit. Auffällig bei den Gator-Domains ist jedoch, dass sie alle in den IP-Block 64.152.73.* verweisen.

In der Hilfe vom IE ist es nicht dediziert erklärt, aber man kann die Zonen-Einteilung auch nach IP-Adressbereichen vornehmen. Tragen Sie also bei den eingeschränkten Sites in das Eingabefeld die Zeichenfolge "64.152.73.0-64.152.73.255" ein, befinden sich unabhängig vom Domain-Namen alle Server von Gator in dieser Zone.

Dieses können Sie natürlich auch mit den Adressbereichen von anderen AdServer-Betreibern machen.

Zusätzliche IE-Zone

Manchmal möchte man vielleicht etwas mehr Granularität bei der Unterteilung in die Zonen erreichen. Etwa zusätzlich eine weitere Zone, in der zwar Scripting erlaubt aber ActiveX verboten ist, weil viele Websites ohne Scripting nich benutzbar sind. Mit einem kleinen Trick lässt sich im IE eine fünfte Zone erzeugen.

Exportieren Sie dazu mit RegEdit den Zweig:

HKCU\\Software\\Microsoft\\Windows\\CurrentVersion\\Internet Settings\\Zones\\4

in eine Datei. Bearbeiten Sie diese Datei mit einem Text-Editor und ändern in der dritten Zeile die 4 in eine 5. Danach importieren Sie die reg-Datei mit einem Doppelklick und schon haben Sie eine fünfte Zone. Diese heißt aus unerklärlichen Gründen unabhängig von den Registry-Einstellungen "Der eigene Computer", funktioniert aber dennoch wie gewünscht.

Zum Glück hat Microsoft die Behandlung von Cookies in ein eigenes Modul ausgelagert, so dass Sie keine zusätzliche Zone dafür benötigen, bestimmten Websites Cookies zu erlauben oder nicht. Hierfür ist jetzt der Reiter Privatsphäre zuständig.

Was können Betreiber von Webseiten tun?

Auch der Betreiber einer Website hat Möglichkeiten, die Tricks der Surfer wieder auszuhebeln, und dafür zu sorgen, dass die Werbung wie gewünscht angezeigt wird. Der einfachste Weg wäre natürlich, aufdringliche Werbeformen gar nicht erst anzubieten - sprich den Anzeigenkunden klarzumachen, dass diese Form der Werbung kontraproduktiv ist. Dann würden die Besucher sich auch nicht Wege suchen, die Werbung zu verhindern.

Ein weiterer Weg besteht darin, die Werbung nicht über einen AdServer ausliefern zu lassen, sondern selbst auszuliefern. Das funktioniert entweder über einen eigenen AdServer, der jedoch auch auf dem Webserver laufen muss, damit die Besucher ihn nicht filtern können. Einfacher geht es jedoch, wenn der Webserver sich die Werbung für den Besucher vom AdServer holt und sie dann selber an den Client schickt. Das verursacht zwar zusätzlichen Traffic, weil die Werbung zweimal transportiert wird, verhindert aber ein Ausfiltern über IP-Adressen oder Domain-Namen.

Last but not least könnte man die Site so gestalten, dass sie ohne JavaScript nicht benutzbar ist und dann per Script zu überprüfen, ob die Werbung tatsächlich sichtbar ist. Doch das könnte langfristig dazu führen, dass schlichtweg die Besucher wegbleiben.

Fazit

Mit den fünf Zonen und den Eintragungen in der hosts-Datei können Sie eine relativ detaillierte Trennung zwischen Content-Seiten und Werbung erreichen, ohne dass Sie mit möglichen Inkompatibilitäten einer Werbeblocker-Proxy-Software konfrontiert werden. Wenn Sie sich jetzt allerdings daran machen, alle Werbung komplett zu blockieren, sollten Sie zweierlei beachten:

Ein Großteil der Internet-Angebote - zum Beispiel auch tecCHANNEL - lebt davon, dass die werbetreibende Industrie dort Werbung schaltet. Geht das Geld aus, bleibt auch von dem Angebot nicht mehr viel übrig. Je mehr Leute die Werbung ausblenden, desto schneller sind die Werbetreibenden gezwungen, sich neue Werbeformen auszudenken. Denkbar sind beispielsweise Zwischenschaltseiten, bevor man zu der wirklich angeforderten Seite kommt.

Ach ja, ganz nebenbei bemerkt: Im Premium-Angebot von tecCHANNEL haben wir jegliche Form von aufdringlicher Werbung abgeschaltet. (mha)