Billig-Notebooks im Test

Wer macht’s günstiger? Netbooks gegen Chromebooks

12.02.2015 von Thomas Rau
Die Preise für Notebooks fallen weiter. Und ganz unten auf der Preisleiter stehen sich Windows-Netbooks und Chromebooks gegenüber. Was sie leisten und wer sie sich leisten sollte, klärt unser Test.
Für 349 Euro mit Full-HD-Display: Acer Chromebook 13 mit Chrome OS
Foto: Acer

„Und was glauben Sie, was kostet dieses Notebook? 299 Euro!“ Kollege Michael Schmelzle kämpfte im November 2007 mit der Schnappatmung, als er das erste Netbook im Video vorstellte. Ein Mobilgerät unter 300 Euro war damals eine Sensation – und die Netbooks ein großer Erfolg. Bis der Siegeszug der Tablets begann.

Die neuen Billig-Laptops

Doch die wiederum scheinen jetzt auf dem absteigenden Ast zu sein – und wie Untote kehren die Billig-Notebooks zurück. Mini-Laptops mit vollwertigem Windows 8.1 wie das Asus Eeebook X205TA oder das Toshiba Satellite CL10-B bekommen Sie derzeit für rund 250 Euro. Doch im Kampf um Käufer sind die Netbooks nicht alleine: Der große Konkurrent sind die Chromebooks. Die vor allem in den USA erfolgreichen Notebooks mit dem Google Browser-Betriebssystem Chrome OS locken mit Ausstattungsmerkmalen, die Sie zu diesem Preis bei Windows-Laptops nicht bekommen - das Acer Chromebook 13 zum Beispiel mit einem Full-HD-Display.

Farbenfroh, aber wenig stabil: Netbook Asus X205TA
Foto: Asus

Im Duell zwischen dem Windows-Netbook Asus X205TA und dem Acer Chromebook 13 zeigen wir, wer mehr fürs kleine Geld bietet.

Ausstattung: Wer bietet mehr fürs Geld?

Das Chromebook hat dem Windows-Netbook einen schnelleren Prozessor, mehr Arbeitsspeicher und vor allem ein Display mit Full-HD-Auflösung voraus. Das Asus-Netbook zeigt nur 1366 x 768 Bildpunkte. Während Acer also mit der besseren Hardware punktet, ist das Asus-Windows-Netbook besser mit Software ausgestattet: Denn es bringt ein 1-Jahres-Abo von Office 365 Personal mit. Wer kein MS-Office braucht, kann Google Docs auf dem Chromebook für Office-Aufgaben nutzen. Wenn Sie aber in Beruf oder Ausbildung nicht an Office-Formaten vorbei kommen, ist das Netbook die bessere Wahl.

Beide Notebooks haben wenig internen Speicher – nur 32 GB. Sie lassen sich aber mit einer Speicherkarte, SD beim Chromebook, Micro-SD beim Netbook, erweitern. Beim Cloud-Speicher hat das Netbook die Nase vorne: Es bietet 1 TB Speicherplatz bei One Drive plus 500 GB bei Asus Webstorage. Chromebook-Käufer bekommen 100 GB bei Google Drive.

Google auf dem Deckel: Beim Chromebook bringt sich nicht nur Hersteller Acer zur Geltung
Foto: Acer

Schnelleren externen Speicher können Sie über zwei USB-3.0-Anschlüsse ans Chromebook anbinden. Das Asus-Netbook hat nur zwei USB-Ports mit dem älteren 2.0-Standard. Daran funktioniert aber auch ein lokaler Drucker, während Sie beim Chromebook aufgrund fehlender Treiber nur Drucker nutzen können, die per Google Cloud Print vernetzt sind.

Für Videoabende oder Präsentationen geben beide Geräte per HDMI ihre Bilder an einen externen Monitor aus. Für das Asus-Netbook benötigen Sie dafür aber einen Micro-HDMI-Adapter.

Rechentempo: Wer arbeitet schneller?

Die Rechenleistung der beiden Geräte genügt für Basis-Aufgaben. Für umfangreiche Präsentationen, Tabellen, Multimediabearbeitung oder grafikstarke Spiele sind sie nicht geeignet – dem Chromebook fehlt es in den letzten beiden Kategorien ohnehin an passenden Apps.

Mehr Software bekommen Sie für das Windows-Netbook. Doch Programme, die eine hohe Rechenleistung fordern, sind keine gute Wahl für den schwachbrüstigen Prozessor des X205TA. Die schmalen Chrome-OS-Apps sind besser an die Möglichkeiten des Chromebooks angepasst, sodass beim Arbeiten am Acer-Notebook weniger Frust aufkommt.

Beide Mobilgeräte dienen vor allem zum Arbeiten. Die Tastatur kann aber weder beim Asus-Netbook noch beim Acer-Chromebook überzeugen. Federnde Tasten mit mäßiger Rückmeldung und ein geringer Tastenhub machen das Tippen unbequem.

Wer ist der bessere mobile Begleiter?

Das kleinere Asus-Netbook wiegt unter einem Kilogramm und lässt sich mit seinen schmalen Maßen in jedem Rucksack unterbringen. Aber auch das Chromebook ist mit einem Gewicht von unter 1,5 Kilogramm keine störende Last. Bei der Akkulaufzeit hat das Asus-Netbook die Nase vorn – es hält beim WLAN-Surfen knapp neun Stunden durch. Das Chromebook schafft zwei Stunden weniger, bietet aber über 9,5 Stunden bei der Video-Wiedergabe.

Beide Laptops haben nur WLAN, kein 3G. Unterwegs nicht online sein zu können, schmerzt beim Chromebook mehr als beim Asus-Netbook. Denn die meisten Apps funktionieren dann nicht mehr. Allerdings erweitert Google die Offline-Funktionen vieler Apps ständig. Dafür arbeitet das Acer Chromebook mit dem aktuellen 11ac-Standard im WLAN etwas schneller als das Asus-Netbook. Gut: Beide unterstützen auch 5-GHz-WLAN.

Wenn Sie draußen arbeiten wollen, sind Sie mit dem Acer Chromebook etwas flexibler: Sein Display hat eine entspiegelte Oberfläche. Allerdings überzeugt die Bildqualität bei beiden Geräten nicht: Sie leuchten nicht besonders hell und haben vor allem vertikal einen eingeschränkten Blickwinkel.

Auch für den dauerhaften Einsatz unterwegs sind sie nicht optimal: Beide sitzen in Kunststoffgehäusen, die unter Druck knarzen und sich leicht verbiegen. Hohe Widerstandsfähigkeit dürfen Sie auf lange Sicht nicht von diesen Geräten erwarten.

Netbook gegen Chromebook: Fazit

Eins ist klar: Weder Netbook noch Chromebook ersetzen ein Arbeits-Notebook. Wer unterwegs produktiv und schnell arbeiten muss, kann mit diesen Geräten wenig anfangen – dafür sind sie zu langsam oder in den Funktionen zu eingeschränkt. Ohnehin dürfen Sie zu diesem Preis keine perfekten Notebooks erwarten: Sowohl das Netbook wie das Chromebook zeigen Defizite bei der Bildqualität, der Tastatur und der Verarbeitung.

Für Schule und Studium oder wenn das Budget sehr eng ist, bieten sich sowohl Net- wie Chromebook aber als mobile Ergänzung zu einem Arbeits-PC zu Hause an. Allein durch die Tastatur lassen sich mit ihnen die meisten Aufgaben besser bewältigen als mit einem Tablet.

Beide Konkurrenten liegen im Guten wie im Schlechten auf sehr ähnlichem Niveau. Das Full-HD-Display als großer Vorteil des Chromebooks kommt allerdings aufgrund der mäßigen Bildqualität kaum zum Tragen. Dank ähnlicher Akkulaufzeit, dem größeren Software-Angebot und dem mitgelieferten Office eignet sich das Asus Eeebook X205TA daher besser als günstige Arbeitsmaschine.

(PC-Welt/ad)