Open Candy und nervtötende Toolbars

Wenn die Freeware mit der Adware...

03.03.2016 von Simon Hülsbömer
Wer "auf die Schnelle" ein Tool benötigt, lädt sich eine Freeware herunter. Wer danach während der Installationsroutine immer nur auf "Weiter" klickt, erlebt meist sein blaues Wunder - merkwürdige Browser-Toolbars und Werbebanner tauchen wie aus dem Nichts auf. Wir stellen die nervigste Adware vor und zeigen, wie Sie sie wieder loswerden.

Wenn schon ihr eigentliches Programm kostenlos ist, möchten viele Freeware-Entwickler zumindest auf anderen Wegen den einen oder anderen Euro verdienen. Dafür wurde die Adware erfunden - Werbeprogramme, zumeist in Form von Toolbars für den Web-Browser, die den Nutzer mit Werbebannern und Website-Verweisen zumüllen, um auf diese Weise das Geld für die Entwicklung des Programms wieder hereinzuholen. Häufig sind es aber auch gar nicht die Entwickler selbst, sondern Betreiber von Download-Plattformen, die Freeware in einer "Adware-gepimpten" Variante anbieten.

Ob Virus, Wurm, Trojaner, sonstige Malware oder Adware - gerade auf Windows-Systemen müssen Sie bei Webdownloads höllisch aufpassen, dass Sie sich nicht solche Störenfriede einfangen. Wer viel Freeware lädt, ist vor allem von Adware betroffen.
Foto: MuchMania - www.shutterstock.com

Meist gibt es dann die Option, gegen die Zahlung eines bestimmten Betrags die Adware zu deaktivieren und das "Freeware"-Tool fortan ohne Einschränkungen und lästige Werbung zu nutzen. Wer jedoch bereits während der Installation der Freeware aufpasst, kann meist ganz verhindern, dass die Adware überhaupt installiert wird. In sehr vielen Fällen ist deren Installation nämlich optional - wenn beim Installationsvorgang richtig aufgepasst und ein bestimmter voreingestellter Haken entfernt wird.

Beachten Sie: Keine der in diesem Artikel aufgeführten Tool-Aufstellungen erhebt einen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch liefert längst nicht jede Downloadquelle das entsprechende Tool im "Adware-Paket" - häufig sind zumindest die Ursprungsseiten der Anbieter ausgenommen. Dass bestimmte Tools in den folgenden Aufstellungen auftauchen, hat deshalb nicht zwangsläufig zu bedeuten, dass die Tools respektive ihre Entwickler unseriös sind.

Ask Toolbar - ungefragt und ungewollt

Auch bei der Java-Installation kann einem schon einmal die Ask Toolbar über den Weg laufen.

Die derzeit "beliebteste" Adware am Markt ist die "Ask Toolbar". Diese nervtötende Suchleiste, die sich in alle installierten Browser schreibt, als Standardsuchmaschine festlegt und weitere Einstellungen an der Default-Startseite vornimmt, wird in einigen Quellen im Paket mit diversen kostenlosen Tools aus dem Web angeliefert. Achten Sie bei der Installation der folgenden Programme also darauf, im Fall der Fälle den entsprechenden Haken während des Installationsvorgangs zu deaktivieren:

Wie Sie die Ask Toolbar wieder entfernen, erfahren Sie in dieser umfangreichen Anleitung auf Browserdoktor.de.

Open Candy - alles andere als süß

Was sich vielleicht wie eine kleine Nascherei anhört, ist in der Realität eine Software-Empfehlungsprogramm: Open Candy. Es selbst dient oft nur als Installations-Plugin, um darüber weitere Adware auf den Rechner zu holen.

Ein kleines rosa-weißes Zeichen mit einem "C" zeigt an, dass hier gleich Ungemach droht. Lieber gleich alternative Download-Optionen wählen...

Ab und an wird Open Candy aber auch selbst unbemerkt auf dem Rechner installiert - achten Sie deshalb bei Tool-Installationen auf ein unscheinbares rosa-weißes C-Symbol in Form eines angebissenen Schokoladenstückchens (siehe Bild) - das Zeichen für das, was Ihnen gleich blühen wird. So ist bei manchen Downloadquellen für die folgende Programme erhöhte Vorsicht geboten:

Wie Sie OpenCandy wieder entfernen, erfahren Sie in dieser umfangreichen Anleitung auf Browserdoktor.de.

Auch Google ist dick im Adware-Geschäft

Einige besonders beliebte Freeware-Tools haben die Google-Toolbar im Gepäck. Die Google-Suche, ein Google-Plus-Konto und weitere Google-eigene Funktionen immer im Blick zu haben, mag für Google-Nutzer zwar praktisch sein - wer sie braucht, hat die Toolbar aber meist sowieso schon aktiv installiert und benötigt sie nicht "huckepack" mit anderer Freeware. Passen Sie also bei folgenden Tools auf, dass Sie die Google-Toolbar nicht ungewollt mitinstallieren:

Wie Sie die Google-Toolbar wieder entfernen, erklärt Google auf seinen Support-Seiten.

Bing, Bing - Bling, Bling

Die Google-"Konkurrenz", die zumindest in Deutschland kaum jemand nutzt, kommt aus Redmond und heißt Bing. Auch die Microsoft-Suchengine bietet eine eigene Toolbar an, die in vielen Freeware-Paketen enthalten ist. Bing mag es zwar weitaus nötiger haben, sich unter den Nutzern zu verbreiten als Google - angenehm ist es aber ebenfalls nicht. Folgende Freeware ist betroffen:

Wie Sie die Bing-Toolbar wieder entfernen, lesen Sie auf den Support-Seiten von Microsoft.

Weniger bekannte Adware

Schließlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer eher unbekannter Adware, die sich in Freeware versteckt. Die "Dealio Toolbar" beispielsweise kommt mit folgenden Programmen:

Die "Babylon Toolbar" findet sich unter anderem hier:

Die "Grab Pro Toolbar" bekommen Sie mit folgender Freeware "untergejubelt":

Den "Nitro PDF Reader" gibt es ungewollt bei:

Die Adware "Autocomplete Pro" findet sich hier:

Darüber hinaus sind noch ungezählte weitere Adwares im Umlauf wie beispielsweise "Relevant Knowledge", der "Web Security Guard", die "Winamp Toolbar", der "Registry Booster", die "Crawler Toolbar" oder die "IObit Toolbar". Eine sehr gute Übersicht mit fast 400 bekannten Adwares bietet der Blog "My Browser is Infected".

Auch eigentlich ganz praktische Programme wie der Browser Google Chrome sind weitverbreiteten Freeware-Tools wie "Ad-Aware" (beachten Sie die Ironie!) oder "Any Video Converter" beigefügt und wollen mitinstalliert werden. Da dies auch geschieht, wenn der Nutzer nicht aktiv widerspricht, lässt sich auch Chrome in diesem Fall durchaus als Adware werten.

Welche Anti-Adware-Tools es gibt

Außer den bereits vorgestellten Maßnahmen gibt es natürlich auch Gegenmittel in Form von Anti-Adware-Tools, die installierte Adware auf dem System automatisch entfernen - dazu gehören beispielsweise das bereits erwähnte Ad-Aware Free, AdwCleaner oder das umfangreiche Spybot Search & Destroy. In vielen Fällen funktionieren diese Programme ziemlich gut.

Browserdoktor.de unterhält eine hilfreiche Datenbank mit vielen Anleitungen und Tipps rund um Ad- und Malware.

Manche besonders hartnäckigen Kalibern muss hingegen auch dann noch mit weiteren Mitteln zu Leibe gerückt werden. Dafür wiederum bemühen Sie die Suchmaschine Ihres Vertrauens und schauen, ob es bereits andere Nutzer mit dem gleichen Problem gab. Dass Sie der erste sind, der eine bestimmte Adware nicht wieder loswird, ist nahezu ausgeschlossen. Umfangreiche Tipps und Anleitungen rund um die Themen Adware, Browser-Hijacking und -Sicherheit bietet zudem das bereits oben verlinkte Angebot von Browserdoktor.

Jetzt sind Sie dran!

Haben Sie kuriose Erfahrungen mit Adware gemacht? Welche besonders schlimmen Exemplare sind Ihnen untergekommen? Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen gerne unterhalb dieses Artikels in den Kommentaren mit!