Webmin - Systemkonfiguration

27.09.2005 von Jürgen Donauer
Statt Turnschuh-Administration den Server bequem per Browser vom Arbeitsplatz aus betreuen, davon träumen viele Administratoren. Mit Webmin ist das - zumindest bei Linux-Servern - überhaupt kein Problem.

Einer der bequemsten Wege, seine Server zu überwachen, ist die Administration vom Arbeitsplatz aus. Am besten funktioniert dies plattformunabhängig mit einer Software, die sich nahezu auf jedem Rechner befindet - einem Webbrowser zum Beispiel.

Das Open-Source-Tool Webmin bietet Ihnen diese Möglichkeit. Es ist ein mächtiges Stück Code, das vielseitig konfigurierbar ist und sogar noch seinen eigenen Webserver mitbringt.

Webmin ist modular aufgebaut und unterstützt fast jede wichtige Komponente auf Linux-Rechnern. Ob Apache-, Samba-, Datenbank-, Firewall-, Hardware-, Cronjobs- oder Backup-Konfiguration: Webmin stellt eine Konfigurationsschnittstelle bereit. Sogar der Zugriff auf die Konsole ist verschlüsselt über ein eingebautes Java-Applet möglich. Weil die Software fast komplett in Perl geschrieben ist, sollte sie auf jeder gängigen Linux-Distribution laufen.

In dieser mehrteiligen Reihe stellen wir Ihnen die Installation und die wichtigsten Module von webmin vor. Der zweite Teil dreht sich um die Module der Systemkonfiguration.

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Serie: Webmin - Systemadministration via Browser

Teil 1

Installation und Konfiguration

Teil 2

Systemkonfiguration

Teil 3

Dienstekonfiguration

Teil 4

Netzwerke, Cluster, Sonstiges

Module der Systemkonfiguration

Diese Module beschreiben alles, was mit der Administration des Grundsystems verbunden ist. Dazu gehören zum Beispiel Startverhalten, Anwenderverwaltung, Software-Installation und derzeit laufende Prozesse.

Bootup and Shutdown

Hier können Sie fast alles bestimmen, wie sich Ihr Server beim Hochfahren beziehungsweise Herunterfahren verhalten soll. Alle dem System bekannten Dienste sind aufgelistet. Webmin stellt mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um diese zu behandeln. Brauchen Sie einen Dienst nur temporär und möchten diesen nicht automatisch starten, so erreichen Sie das mit dem Button "Start Selected". Analog verhält es sich mit "Stop Selected". Um einen Eintrag permanent ein- oder auszutragen, benutzen Sie die Knöpfe "Start On Boot" und "Disable On Boot".

Die letztgenannten Optionen machen aber nur den Eintrag in den Runlevels, so dass die Änderung erst beim nächsten Systemstart Wirkung zeigt. Um beides in einem Aufwasch zu erledigen, sind "Start Now & On Boot" und "Diable Now & On Boot" vorgesehen. Mit einem Klick auf einen Dienst erhalten Sie Zugriff auf das Start/Stopp-Script des Daemons. Dieses können Sie direkt in Webmin bearbeiten und abspeichern.

Runlevel wechseln

Weiterhin haben Sie die Möglichkeit, den Runlevel zu wechseln. Mit jedem dieser Modi können Sie das System in verschiedene Zustände bringen. Die meistgenutzten Runlevels sind 3, 5, 6 und 0.

Passen Sie bei dem Button "Change to runlevel" auf. Eine Änderung zu Runlevel 0 und ein anschließender Klick auf den Button fährt das System ohne weitere Warnung herunter. Dies wäre im Prinzip gleichzusetzen mit dem untersten Knopf "Shutdown System" oder einem

init 0

auf der Kommandozeile. Genauso verhält es sich mit Runlevel 6 und "Reboot System" und

init 6

Filesystem-Backups

Selbst automatische Backups können Sie über Webmin konfigurieren. Als Erstes wählen Sie ein Verzeichnis und geben an, ob dies im TAR-Format gespeichert werden soll oder nicht. Mit einem Klick auf "add a new backup of directory" kommen Sie in den Bereich, der genau definiert, was Ihre Sicherung machen soll. Hier stehen Band und Datei als Zielmedium oder der Weg via rsh und ssh zur Auswahl. Auch den Namen des Backups legen Sie hier fest, oder ob es komprimiert und auf verschiedene Dateien verteilt werden soll, etwa um es später auf CD-Rohlinge brennen zu können.

Sogar die Automatisierung lässt sich durch ein paar simple Mausklicks einrichten. Sie können auch eigene Kommandozeilenbefehle eintragen, die vor oder nach der Sicherung laufen sollen. Diese verhalten sich dann genau wie in einer Shell. Zum Beispiel wäre eine Kommandosequenz find und delete vor jedem Backup denkbar, die ältere Sicherungen automatisch löscht. Wie Sie den find-Befehl effektiv einsetzen, finden Sie in dem Artikel "Automatische Backups mit Linux" auf tecchannel.de (webcode a1623) oder im Linux-eBook auf der beiliegenden DVD. Am Ende können Sie noch auswählen, ob Webmin den Backup-Job nur anlegen oder anlegen und sofort ausführen soll.

Scheduled Cronjobs

Wem das Eintragen von zeitgesteuerten Befehlen über crontab -e und vi zu umständlich ist, findet in Webmin eine Möglichkeit, sich die Arbeit erheblich zu vereinfachen. Es verhält sich ähnlich wie das Automatisieren bei den Backups. Sie klicken einfach auf "Create a new scheduled cronjob", suchen sich einen Benutzer-Account, unter dem dieses Kommando ausgeführt werden soll, geben den Befehl wie auf der Kommandozeile an, wählen, wann dieser laufen soll und klicken auf "create".

Das weitaus interessantere Feature in diesem Modul stellt jedoch die Funktion "Create a new environment variable" dar. Es ist tatsächlich manchmal so, dass ein Benutzer in einem cronjob andere Umgebungsvariablen gesetzt hat, als wenn er im System eingeloggt wäre. Unter anderem ist dies der Fall, wenn ein User eine .bashrc mit Umgebungsvariablen in seinem Home-Verzeichnis hat. Diese beachtet der cronjob nicht.

Deswegen kann es vorkommen, dass ein Kommando auf Shell-Ebene zwar funktioniert, in einem cronjob aber nicht laufen will. Da Sie die Möglichkeit haben, Variablen vor und nach dem Laufen des cronjobs zu vergeben, lässt sich die Umgebung sogar temporär verändern.

Software Packages

Wenn Sie so möchten, handelt es sich bei diesem Bereich um ein grafisches Frontend für yum oder apt. Sie können hier nach installierten Paketen suchen, Pakete installieren oder auf den neuesten Stand bringen. Es sind sogar Suchfunktionen für rpmfind.net und yum/apt eingebaut. Dies ist sinnvoll, wenn ein Server kein grafisches System am Laufen hat und Sie sich nicht mit der Kommandozeile plagen möchten.

Users and Groups

In diesem Modul haben Sie alle auf dem System angelegten Benutzer und Gruppen im Überblick. Hier lassen sich User anlegen, verändern, Home-Directories und Login-Konditionen eintragen, Gültigkeitsdauer des Passworts festlegen und Gruppen zuweisen.

Am unteren Ende ist der Button "Logged In Users" zu finden. Dieser gibt Auskunft über alle augenblicklich eingeloggten Benutzer. Sie sehen hier auch, von wo und wann sich der Einzelne angemeldet hat.

Ein weiteres Feature besteht darin, die User mit einem create-Statement in eine Datei schreiben zu lassen. Diese Datei kann Webmin auf einem anderen System wieder importieren. Damit erleichtern Sie sich zum Beispiel das Umziehen eines Systems auf einen neuen Server. Es nimmt Ihnen unter Umständen die Arbeit ab, Hunderte von Benutzer-Accounts neu anlegen zu müssen. Sogar die Passwörter übernimmt das neue System bei dieser Methode.

Fazit

Für Webmin gibt es derzeit wohl keine andere Alternative, was die Administration eines Servers betrifft. Das Schöne an dieser Software ist die Unabhängigkeit von einer bestimmten Distribution. Sie können unterschiedliche Linux/Unix-Varianten mit einem einzigen Tool sehr effektiv und grafisch verwalten.

Die Software enthält für alle Quasi-Standardkomponenten die entsprechenden Module, die zudem noch übersichtlich und verständlich strukturiert sind. Da in den meisten Modulen Hilfe-Pop-ups existieren, ersparen Sie sich eine Menge Suchanfragen in Google oder das Wälzen von man-pages. Sie können damit sogar Ressourcen auf den Servern einsparen, indem Sie auf die Installation von X und Desktopmanagern verzichten. Das wiederum belastet den Rechner hinsichtlich der Prozessorauslastung und des Speicherbedarfs weniger.

Der Aufwand, diese Software einmal zu testen, zahlt sich sicher aus. Erfahrenen Linux-Nutzern erleichtert Webmin die Arbeit ungemein. Anfänger hingegen verlieren die Angst im Umgang mit Linux, da sie sich wesentlich schneller zurechtfinden und schnell zu sichtbaren Ergebnissen kommen. (jdo/mha)