Webmin - Dienstekonfiguration

07.12.2005 von Juergen Donauer
Statt Turnschuh-Administration den Server bequem per Browser vom Arbeitsplatz aus betreuen, davon träumen viele Administratoren. Mit Webmin ist das - zumindest bei Linux-Servern - überhaupt kein Problem.

Liebe Leser, diese Version des Webmin-Artikels ist mittlerweile veraltet. Eine aktuelle Version des Artikels finden Sie unter "Praxisworkshop Webmin – Teil 3 Dienstekonfiguration" oder Webcode 473076.

Einer der bequemsten Wege, seine Server zu überwachen, ist die Administration vom Arbeitsplatz aus. Am besten funktioniert dies plattformunabhängig mit einer Software, die sich nahezu auf jedem Rechner befindet - einem Webbrowser zum Beispiel.

Das Open-Source-Tool Webmin bietet Ihnen diese Möglichkeit. Es ist ein mächtiges Stück Code, das vielseitig konfigurierbar ist und sogar noch seinen eigenen Webserver mitbringt.

Webmin ist modular aufgebaut und unterstützt fast jede wichtige Komponente auf Linux-Rechnern. Ob Apache-, Samba-, Datenbank-, Firewall-, Hardware-, Cronjobs- oder Backup-Konfiguration: Webmin stellt eine Konfigurationsschnittstelle bereit. Sogar der Zugriff auf die Konsole ist verschlüsselt über ein eingebautes Java-Applet möglich. Weil die Software fast komplett in Perl geschrieben ist, sollte sie auf jeder gängigen Linux-Distribution laufen.

In dieser mehrteiligen Reihe stellen wir Ihnen die Installation und die wichtigsten Module von webmin vor. Der dritte Teil dreht sich um die Module der Dienstekonfiguration.

Serie: Webmin - Systemadministration via Browser

Teil 1

Installation und Konfiguration

Teil 2

Systemkonfiguration

Teil 3

Dienstekonfiguration

Teil 4

Netzwerke, Cluster, Sonstiges

Module der Servers-Konfiguration

Dieser Abschnitt behandelt Dienste, welche das System für den Einsatz in Produktiv-Gebieten zur Verfügung stellt. Darunter fallen zum Beispiel Web-, Datenbank-, Mail- und Filesharing-Services.

Apache Webserver

In diesem Menü können Sie virtuelle Server einrichten, Module zu Apache hinzufügen oder entfernen, Limits einstellen oder die Behandlung von Mime-Types konfigurieren. Webmin erlaubt Ihnen sogar ein manuelles Editieren der Datei httpd.conf.

Die Buttons "Default Server" und "Virtual Server"öffnen weitere Optionen. Hier können Sie Logfiles, Alias-Dateien und Redirects, Fehlerbehandlung, SSL-Optionen und so weiter für jeden virtuellen Server separat einstellen. Das Modul "Apache Webserver" stellt eine der umfangreichsten Implementationen für Webmin dar. Dafür bietet es eine komplette Administration Ihres Webservers. Wünsche bleiben in diesem Modul keine offen.

Haben Sie etwas an der Apache-Konfiguration verändert und übernehmen die Änderungen mit "Apply Changes", führt Webmin auch gleich einen Restart des http-Daemons durch. Danach sollte der Webserver mit der neuen Konfiguration arbeiten. Wahlweise können Sie den Webserver auch auf der Kommandozeile mit einem

apachectl restart

zu einem Neustart bewegen. In der Regel funktioniert es auf diesem Weg sogar schneller. Das Einzige, was bei Webmin fehlt, ist die Option eines so genannten "graceful"-Neustarts. Auf der Kommandozeile würde ein

apachectl graceful

den Webserver ohne Abbruch bestehender Verbindungen neu starten.

MySQL Database Server

Dieses Modul erleichtert Ihnen die Administration und das Sichern von MySQL-Datenbanken. Sie haben die Möglichkeit, neue Datenbanken, Tabellen in Datenbanken und Benutzer anzulegen. Die Zugriffsverwaltung erstreckt sich von banalen bis hin zu komplizierten, tief greifenden Optionen.

Eine Berechtigung auf eine Datenbank anzulegen, ist alltägliches Brot für Datenbankadministratoren. Über Webmin können Sie mit wenigen Klicks die Zugriffe bis auf einzelne Felder regeln. Ein weiterer Pluspunkt ist das Automatisieren von Backups. Dies funktioniert äquivalent zu den "File System Backups" oder "Scheduled Cronjobs". Sie erzeugen eine neue Sicherung über "Backup Databases", wählen ein Zielverzeichnis und konfigurieren eine Zeitsteuerung, falls erwünscht.

Postfix, Sendmail und SpamAssassin

Es dürfte einigen - vor allem aus leidlicher Erfahrung - bekannt sein, dass die Administration der Mail-Server unter Linux zu dem einen oder anderen Schreikrampf führt. Gleichermaßen mächtig und kryptisch sind diese Daemons einzurichten. Unübersichtliche Konfigurationsdateien, in denen man sich schlecht zurechtfindet, vermiesen einem schon mal die Laune. Webmin erleichtert Ihnen hier die Arbeit ungemein.

Die Software kann Ihnen das Grundverständnis für diese Materie nicht abnehmen, nimmt Sie aber durch sprechende Namen, wie zum Beispiel "Virtual Domains" oder "SMTP server options" an die Hand. Weiterhin sind diese Module sehr umfangreich dokumentiert, und zu jedem Parameter ist eine Hilfe vorhanden. Für ein Fein-Tuning des Servers müssen Sie zwar immer noch viel lesen, aber eine funktionierende Basis erreichen Sie auf diesem Weg schnell. Ein vernünftiges Setup mit angemessener Ressourcenkontrolle, wie Mailbox-Limits oder die maximal zulässige Größe für eine E-Mail, dürfte mit Webmin in weniger als 30 Minuten keine Kunst sein.

Eine Konfigurationsmöglichkeit, um Spam von Ihrem System fern zu halten, ist in Webmin ebenfalls geboten. Statt SpamAssassin über einen Texteditor einzurichten, geht diese Aufgabe mittels der Browser-Version doch erheblich einfacher und schneller vonstatten. Hinzufügen von Black- oder Whitelists, die Klassifizierung von unerwünschten Mails, die Kennzeichnung von Spam, Kriterien-Checks und so weiter sind hier möglich. Webmin bietet die komplette Bandbreite, um ein Setup aufzustellen, das Ihnen die unerwünschten Mails vom Rechner fern hält.

Samba Windows File Sharing

Samba File Sharing ist unterteilt in drei Bereiche: Anlegen von Freigaben, globale Konfiguration und Verwaltung der Benutzer. Die Links "Create a new" tun genau das, was sich dahinter vermuten lässt. Dabei führen sie schnell und übersichtlich zum gewünschten Ziel.

Die globale Konfiguration beschäftigt sich mit Authentisierungsmethoden und Default-Einstellungen für Datei- und Druckerfreigaben. Weiterhin können Sie hier einstellen, wie der Samba-Server zum Beispiel im Windows-Netzwerk auftreten soll. Es lassen sich Workgroup- und Server-Namen sowie eine Server-Beschreibung vergeben. Sie können bestimmen, ob der Rechner als WINS-Server agieren oder einen anderen Rechner für WINS-Anfragen benutzen soll.

Der dritte Bereich umfasst alles, was mit Benutzern und Gruppen zu tun hat. Konvertierung von Unix- zu Samba-Usern und die automatische Synchronisation der beiden Benutzerdatenbanken. Dasselbe gilt für die Gruppenverwaltung. In diesem Bereich können Sie unter "Bind to Domain" den Samba-Server auch zu einer Windows-Domain hinzufügen. Und das mit der Eingabe von nur drei Parametern: Name des Windows-Administrators, Passwort und Domain-Name. Einfacher kann es Ihnen ein Tool nicht machen.

Fazit

Für Webmin gibt es derzeit wohl keine andere Alternative, was die Administration eines Servers betrifft. Das Schöne an dieser Software ist die Unabhängigkeit von einer bestimmten Distribution. Sie können unterschiedliche Linux/Unix-Varianten mit einem einzigen Tool sehr effektiv und grafisch verwalten.

Die Software enthält für alle Quasi-Standardkomponenten die entsprechenden Module, die zudem noch übersichtlich und verständlich strukturiert sind. Da in den meisten Modulen Hilfe-Pop-ups existieren, ersparen Sie sich eine Menge Suchanfragen in Google oder das Wälzen von man-pages. Sie können damit sogar Ressourcen auf den Servern einsparen, indem Sie auf die Installation von X und Desktopmanagern verzichten. Das wiederum belastet den Rechner hinsichtlich der Prozessorauslastung und des Speicherbedarfs weniger.

Der Aufwand, diese Software einmal zu testen, zahlt sich sicher aus. Erfahrenen Linux-Nutzern erleichtert Webmin die Arbeit ungemein. Anfänger hingegen verlieren die Angst im Umgang mit Linux, da sie sich wesentlich schneller zurechtfinden und schnell zu sichtbaren Ergebnissen kommen. (jdo/mha)