FAQs zum Internet of Things

Was ist was im Internet der Dinge?

28.11.2015 von Stefan von Gagern
Das "Next big thing" der letzten Jahre schlechthin ist nicht nur selbst eines der derzeit am häufigsten strapazierten Buzzwords. Rund um das Internet der Dinge tummeln sich Begriffe, die oft genauso wenig oder kaum verstanden werden wie der Oberbegriff. Zeit also dass wir mit Mythen, Buzzwords und Wissenslücken rund um IoT aufräumen.

Obwohl das Internet der Dinge entweder selbst oder in Form von Smart Home und Wearables immer wieder die Messen von Cebit bis IFA der letzten Jahre beherrscht hat, ist es für viele immer noch ein Mysterium. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Telekom können immer noch 88 Prozent der Deutschen nichts mit dem Begriff anfangen (Studie zum Download als PDF: http://www.telekom.com/282168). Weitaus bekannter sind bei den Konsumenten die Anwendungsbeispiele - wie Sportarmbänder oder smarte Hausgeräte. Den Befragten ist aber nicht klar, dass solche Geräte etwas mit dem Internet der Dinge zu tun haben könnten. Es gibt also noch viel Aufklärungsarbeit für Hersteller und Anbieter, das Thema durchsichtiger und bekannter zu machen.

Ein guter Anfang ist es, den Oberbegriff selbst zu entschlüsseln: Das "Internet der Dinge", kurz IoT (für Internet of Things) steht für den Trend, dass der PC immer mehr verschwindet und durch "smarte Geräte" ersetzt wird. Nicht nur durch portable Geräte wie Smartphones und Tablets, sondern durch Gegenstände des Alltags, die aber mit eingebetteten Prozessoren, Sensoren und Netzwerktechnik ausgerüstet werden. Möglichkeiten für solche smarten Geräte gibt fast unendlich viele - vom App-gesteuerten Wasserkocher in der Küche bis zur komplett ferngesteuerten smarten Fabrik. Das Ziel ist aber immer das Gleiche: Die smarten Geräte sollen den Alltag des Menschen einfacher machen. Zum Internet der Dinge gehört aber noch ein ganzes Paket an Fachbegriffen, die oft selbst für ITler kryptisch klingen. Wir versuchen Licht ins Dunkel zu bringen und die Buzzwords im IoT zu entzaubern:

API

"Ohne API Management wäre das Internet der Dinge nur ein großes Ding", hieß es einmal bei Wired und es stimmt. API (Application Programming Interfaces) sind eine extrem wichtige Zutat des Internets der Dinge: Sie machen den Datenaustausch zwischen Apps und Geräten möglich. Mit offenen APIs kann die smarte Wetterstation eines Herstellers seine Daten an die smarte Markise eines anderen Herstellers weitergeben und bei starkem Wind Markisen einfahren und Rolladen schließen. Mulesoft hat die 10 wichtigsten APIs im IoT in einer Infografik illustriert, darunter zum Beispiel Fitbit API oder das Nest Learning Thermostat API.

BLE

Bluetooth Low Energy (kurz BLE oder Bluetooth 4.0) ist eine spezielle Version des bekannten Drahtlos-Standards und eine wichtige Technologie für smarte Devices: Mit BLE ausgerüstete Gadgets können sich permanent drahtlos mit der Umgebung unterhalten, schonen aber den Akku und müssen nicht bei jedem Aufeinandertreffen erneut gepaired werden.

Cloud-based Application

Klar, die Cloud kennt heute jeder, was gibt es da zu erklären? Im Internet der Dinge spielt sie aber eine besondere Rolle: Apps und Dienste werden im IoT oft im Internet gehostet, statt neue Infrastruktur, Personal oder Software zu verlangen. Zweitens landen oft die von Sensoren, Geräten und Apps gesammelten Daten in der Cloud und können so leicht zwischen Apps und Diensten ausgetauscht werden.

Embedded Intelligence

Computer sind heute als Alleskönner bekannt. Embedded Intelligence oder Embedded Computing beschreibt Systeme, die nur ein bestimmtes Ziel verfolgen, nur ein paar bestimmte Aufgaben erledigen. So kann bei Embedded Computing an Hard- und Software gespart werden. Das ergibt schlanke Systeme die dann im Zusammenspiel mit anderen Geräten ihre volle Funktionalität entfalten.

iBeacon

Der Markenname iBeacon wurde 2013 von Apple als proprietärer Standard für Navigation in geschlossenen Räumen eingeführt. Die kleinen, in der Anschaffung bewusst günstigen Geräte senden Sensordaten über ein BLE-Signal. Mit einer Knopfzelle können iBeacons rund ein Jahr laufen. Mit mehreren iBeacons können Positionen sehr exakt bestimmt werden und zum Beispiel in einem Ladengeschäft zu jedem Regal passende Angebote aufs Smartphone geschickt werden.

Apple hat eine eigene Entwicklerseite für iBeacons eingerichtet: https://developer.apple.com/ibeacon/.
Foto: Stefan von Gagern

Interoperability

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Internets der Dinge ist der Austausch von Informationen und Services mit einem anderen System, der als Interoperability bezeichnet wird. Geräte können im Idealfall nahtlos und effektiv zusammenarbeiten. Tatsächlich herrscht in vielen Bereichen wie Smart Home noch ein Chaos aus Geräten von verschiedenen Herstellern die nur begrenzt miteinander vernetzbar sind.

Industrie 4.0

So wie Smart Home das Internet der Dinge im Heimbereich beschreibt, steht der Begriff "Industrie 4.0" smarte, vernetzte Fabriken. "4.0" spielt dabei auf die vierte industrielle Revolution an. In smarten Fabriken könnten sich ganze Produktionsanlagen mit M2M-Kommunikation permanent unterhalten, über Sensoren gesammelte Informationen auswerten und so Prozesse schnell, effizient und kostengünstig halten. So können Werkstoffe, die in eine Produktionsanlage geliefert werden, zum Beispiel per RFID-Chips der Anlage sagen in welcher Maschine sie verarbeitet werden sollen.

Die Plattform Industrie 4.0 (http://www.plattform-i40.de) sammelt Anbieter, Anwender und Infos zur vierten industriellen Revolution.
Foto: Stefan von Gagern

Location Technologies

Technologien wie GPS, die Positionsbestimmung per WLAN oder BLE machen es im Internet der Dinge möglich den Ort eines Geräts, wie eines Smartphones, an Sensoren zu melden. Aus ortsbasierten Informationen zu Geräten ergeben sich enorm viele Möglichkeiten, vom simplen Angebot des nächsten Ladens aufs Smartphone bis zu selbstfahrenden Autos.

M2M

Dank M2M (Machine-to-Machine Communication / Technology) sollen sich Geräte automatisch, ganz ohne Zutun des Menschen unterhalten. Zum Beispiel könnte ein Containerschiff vollautomatisch in einem Hafen entladen werden oder ein Auto ferngesteuert die freie Lücke im Parkhaus finden und dort einparken. Notwendig sind für M2M-Systeme oft Sensoren, die permanent Daten untereinander austauschen und damit eine zentrale Steuerung möglich machen.

RFID Tags

Radio Frequency IDentification Tags können im IoT für Tracking-Zwecke wertvolle Daten liefern: Zum Beispiel können sie Warenbestände oder Personendaten erfassen und verwalten. Die kleinen Tags können zum Beispiel leicht in einem Container oder Kleidung untergebracht werden und dann beim Passieren eines Lesegeräts registriert werden - ohne Sichtkontakt. Im Gegensatz zu Barcodes können Geräte hunderte von RFID-Tags gleichzeitig lesen - und sie funktionieren in Metallteilen, aufgedruckt oder sogar unter der Haut.

Sensor

Sensoren kennt heute jeder aus dem Smartphone, das beim Kippen die Benutzeroberfläche von vertikal nach horizontal umschaltet. Sensoren schlagen die Brücke zwischen der echten und digitalen Welt, indem sie wie in dem Beispiel Bewegungen übersetzen. Sensoren können noch viele andere Daten wie den Ort eines Gerätes, Bewegungen, Temperatur oder Helligkeit messen.

Smart Home

Smart Home ist der Sammelbegriff für das Internet der Dinge im Heimbereich. Haushaltsgeräte von der Küche über Wohnzimmer bis Garten werden durch Zusatztechnik zentral, zum Beispiel über Smartphone-Apps steuerbar. Smart Home kann in vielen Bereichen den Wohnkomfort enorm verbessern, etwa durch Jalousien, die auf das Wetter reagieren. Zudem winken Zusatznutzen wie weniger Stromverbrauch durch automatisch abgeschaltetes Licht und Geräte, sobald man den Raum verlässt oder verbesserten Schutz gegen Einbrecher durch smarte Überwachungskameras, die bei Bewegung Push-Nachrichten aufs Smartphone senden.

Auf der Samsung Smart Home Website (http://www.samsung.com/de/app/smarthome/homesmarthome/) zeigt der Hersteller Anwendungen und Produkte zum Thema in Aktion.
Foto: Samsung

Ubiquitous Computing

Beim Internet der Dinge werden winzige Computer in Alltagsgegenstände eingebaut. Damit sie vernetzt funktionieren müssen sie oft immer angeschaltet sein - im Gegensatz zum Desktop-PC der nach Benutzung wieder ausgeschaltet wird. "Ubiquitous Computing" bedeutet also Computersysteme, die immer an und allgegenwärtig sind.

Wearables

Das Internet der Dinge hat in den letzten Jahren besonders viele smarte Geräte zum Anziehen, die so genannten Wearables, hervorgebracht. Sportarmbänder, Smart Watches, Fitnesskopfhörer mit Trainingsanleitungen, Bewegungs-Tracker in verschiedenen Formen sind nur einige Beispiele für aktuelle Wearables. Neben Fitness und Gesundheitsgeräten gehören auch neue Formen von Computern wie Datenbrillen zu den Wearables. (sh)