Was ein Business-Notebook ausmacht

21.08.2006 von Kriemhilde Klippstätter
Sicherheitstechnik und diverse Kommunikationsoptionen lassen das Interesse an mobilen Arbeitsplätzen deutlich steigen. Wir zeigen Ihnen, welche Ausstattungsmerkmale bei beruflich zu nutzenden Notebooks empfehlenswert sind.

„Die Hälfte der europäischen Arbeitnehmerschaft wird 2007 mobil sein“, prognostiziert IDC-Analyst Andrew Brown. Er beziffert die Anzahl der in Europa auch mobil tätigen Arbeitnehmer auf knapp 40 Prozent - Tendenz steigend.

Obwohl viele Arbeitgeber diese Entwicklung mit Unbehagen wahrnehmen, so der Analyst, können sie den Trend nicht umkehren, da sich die Geschäftsverbindungen der Unternehmen weit über den lokalen Bereich hinaus ausweiten.

Zudem haben viele Studien nachgewiesen, dass es für die Arbeitgeber von Vorteil ist, die Mitarbeiter mit Mobilgeräten auszustatten, denn die Produktivität steigt, und niedrigere Beschaffungskosten verbessern Kennzahlen wie den Return on Investment (ROI). Die wachsende Zahl der Mitarbeiter im Home Office oder ganz ohne festen Büroarbeitsplatz trägt dazu bei, dass immer mehr Notebooks professionell genutzt werden.

Fünf wichtige Kriterien

Heutige Business-Notebooks sollten auf den fünf Gebieten Architektur, Haltbarkeit, einfache Benutzung, Sicherheit und Anschlussmöglichkeiten mehr bieten als bisherige Modelle. Vor der Anschaffung ist allerdings in jedem Fall zu prüfen, ob die neueste Technik wirklich benötigt wird und sich rechnet.

Manche Ausstattungsmerkmale gehören inzwischen zum Stand der Technik. So etwa der Bildschirm: Durchgesetzt hat sich das Wide-Screen-Display. Neben der Möglichkeit, sich Videofilme im Kinoformat anzusehen, haben die breiten Notebook-Bildschirme den Vorteil, dass mehrere Fenster nebeneinander Platz finden. Das hilft beim Lesen, Schreiben oder Korrigieren von Texten, ist aber auch beim Vergleich etwa zweier Angebote im Internet nützlich. Zusätzlich entsteht mehr Platz für die Tastatur, so dass das früher übliche Schreiben "mit spitzen Fingern" der Vergangenheit angehört.

Beim Bildschirm selbst sollte darauf geachtet werden, dass er wirksam entspiegelt ist. Das schont nicht nur die Augen, sondern erhöht den Kontrast, da das Licht, das auf das Display auftrifft, direkt abgestrahlt und nicht gestreut wird. Ein Entspiegelungsfilter, wie ihn beispielsweise Sony in den "Vaio"-Business-Notebooks einbaut, erhöht zudem die Farbleuchtkraft, da er das Streulicht reduziert. Sony hat ferner die Hintergrundbeleuchtung mit dem Einbau von Doppellampen verstärkt. Diese Technik, die der Hersteller als "X-black LCD" bezeichnet, wird in den Highend-Modellen ergänzt durch einen Sensor, der die Display-Helligkeit an die Umgebung anpasst.

Weiter zu beachten ist bei der Anschaffung neuer Mobilgeräte, dass der Benutzer möglichst lange ohne Steckdose arbeiten kann. Dazu trägt einerseits die neueste Batterietechnik bei. Ein Lithium-Ionen-Akku sollte mit acht Zellen mindestens über einen Wert von 4800 mAh verfügen, was je nach Konfiguration für eine durchschnittliche Betriebszeit von drei bis fünf Stunden reicht.

Kleinere aufladbare Batterien mit nur sechs Zellen und 4000 mAh erlauben üblicherweise maximal drei Stunden kabelloses Arbeiten, meist weniger. Panasonic hat zusammen mit der Schwesterfirma Matsushita Battery Industrial eine neuartige Brennstoffzelle für Notebooks entwickelt, die dem "Toughbook CF-T4" eine Laufzeit von bis zu 20 Stunden verschaffen soll. Der neue Akku existiert bislang allerdings nur als funktionsfähiger Prototyp.

Chips helfen Strom sparen

Natürlich hilft auch das Strom-Management von Prozessor und Chipsatz mit, länger kabellos zu arbeiten. Bei Intels Dual-Core-Prozessoren ist die Matrix aus Rechenleistung und Stromaufnahme im Vergleich zu den Vorgängern deutlich verbessert. Dadurch entsteht zugleich weniger Abwärme, so dass auch die Lüfter weniger Arbeit bekommen. Intel hat die neuen Notebook-CPUs "Core-Duo" und das passende 945er-Chipset um Stromsparfunktionen ergänzt, die über das bekannte "Speedstep" hinausgehen. Die neuen Funktionen "Dynamic Power Coordination", "Enhanced Deeper Sleep" sowie der "Advanced Thermal Manager" sollen die Akku-Betriebsdauer verlängern.

Notebooks sind aufgrund ihrer mobilen Verwendung anfällig gegen mechanische Schäden. Hersteller und Benutzer von professionell genutzten Mobilrechnern legen deshalb mehr Wert auf eine solide Verarbeitung: Stabile Stahlscharniere für das Aufklappen des Bildschirms gehören mittlerweile ebenso zum gehobenen Standard wie robuste Magnesiumgehäuse, die zudem noch leicht sind.

Ein Gummirahmen schützt Displays und Gehäuse gegen Schläge und Stöße, wobei der Bildschirm oft durch eine gehärtete Acrylplatte zusätzlich verstärkt ist und Glasbruch verhindern hilft. Wer schon bei seinem Pkw Kratzer im Lack nicht leiden kann, sollte darauf achten, dass das Gehäuse durchgefärbt und nicht nur lackiert ist.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem eigentlichen Schatz - den gespeicherten Daten. Die Festplatten der Tragbaren fassen heute bis zu 160 GByte und enthalten also immer mehr - auch geschäftskritische - Informationen, die es zu schützen gilt. Die Laufwerkshersteller statten ihre Mobilprodukte werksseitig mit Sensoren aus, die die Gravitations- und Beschleunigungskräfte messen, die auf die Platte einwirken. Werden Schwellenwerte überschritten, etwa bei einem starken Stoß oder Sturz, sorgen die Sensoren dafür, dass der Schreib-Lese-Kopf der Festplatte in Millisekunden in die Parkposition befördert und so der gefürchtete Head-Crash vermieden wird.

Festplatten weich betten

Allerdings sind massive mechanische Einwirkungen erfahrungsgemäß eher die Ausnahme. Dennoch: Die Drives leiden bei der normalen Benutzung unterwegs unter ständigen Vibrationen, wie sie Bahn, Flugzeug oder Auto verursachen - und diese Belastungen zeigt kein Sensor an. Einige Notebook-Hersteller betten die eingebauten Festplatten deshalb "auf Watte". Panasonic beispielsweise setzt sie bei den "Toughbooks" in ein Bett aus Polymerschaumstoff. Dieses "Super Sheet" enthält untereinander separierte Luftkammern, aus denen die Luft unter Druck nur langsam entweicht und der Schaumstoff weniger stark komprimiert wird. Zusätzlich packt der Hersteller Platte und Dämmung in einen Metallmantel. Einen Fall aus 90 Zentimetern soll das Gerät so unbeschadet überstehen.

Zur Haltbarkeit trägt auch eine Tastatur mit versiegelter Oberfläche bei. Sie verhindert nicht nur Staubpartikel zwischen den Tasten, sondern verzeiht es auch, wenn sich der Inhalt der umgestürzten Kaffeetasse über sie ergießt. Die neuen "Latitude"-Notebooks von Dell sollen eine halbe Tasse verkraften, ohne dass die Flüssigkeit in den inneren Bereich eindringt und dort Schaden anrichten kann. Hilfreich kann auch die Verwendung eines so genannten Stolperkabels sein. Es löst sich leicht aus der Notebook-Buchse, wenn sich jemand im Kabel verfängt, so dass der Rechner auf dem Tisch bleibt.

Wichtige Extras

Probleme mit Geräten entstehen oft durch Benutzerfehler. Deshalb ist die Frage nach der "Usability" zu stellen: Welche Funktionen geben die Hersteller ihren Tragbaren mit, damit sie komfortabel zu bedienen sind? Eine Batterie-Ladeanzeige beispielsweise schafft Klarheit darüber, wie lange noch ohne Stromzufuhr gearbeitet werden kann. Viele Notebooks erlauben zudem die Schnellladung der Akkus innerhalb von einer oder zwei Stunden. Hilfreich in Sachen Connectivity ist ein "Wi-Fi-Catcher", den unter anderem Dell in seine Businesss-Notebooks einbaut. Mit ihm lässt sich ein drahtloses Netzwerk finden, ohne dass der Rechner eingeschaltet werden muss. Per LED-Anzeige übermittelt der Schalter auch gleich, wie leistungsstark das Signal ist.

Wichtig für professionell genutzte Mobilrechner ist eine Fernwartungsmöglichkeit. Die meisten Hersteller liefern Softwarepakete mit, die den Anwender bei der Konfiguration und dem Betrieb unterstützen. Acer beispielsweise nennt das "Empowering"-Technik, die Unterstützung für zahlreiche Funktionen wie Setting, Recovery, Sicherheit, Netzzugang und dergleichen bietet. Lenovo, das das PC-Geschäft von IBM übernommen hat, bietet mit "Think-Vantage" eine Methode zur Systemaktualisierung der "Thinkpad"-Notebooks an: Software, Treiber und Bios-Updates lassen sich über einen sicheren Server bei Lenovo per Internet auf die Notebooks laden. Zudem hilft der Hersteller mit den "Lenovo-Care"-Programmen bei wiederkehrenden Aufgaben wie der Einrichtung von unterschiedlichen Netzwerkprofilen. Weitere Hilfsprogramme erlauben die vollständige Wiederherstellung zuvor gesicherter Dateien, Anwendungen oder des gesamten Systems, selbst wenn das Betriebssystem durch einen Wurm oder Virus beschädigt ist. Die gesamte Konfiguration mit allen Originaleinstellungen lässt sich sichern und bei Bedarf wiederherstellen.

Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit

Die Sicherheit spielt bei Notebooks eine besondere Rolle, was die Hersteller in den neuesten Modellen mehr denn je berücksichtigt haben. Zu den Ausstattungsmerkmalen zählen biometrische Zugangskontrollen über Fingerabdruck-Sensoren oder auch mechanische Zugangssperren mittels Chipkarte oder Schloss. Ergänzt wird das Sicherheitsangebot durch softwaregesteuerte Mechanismen wie die Passwort-Eingabe oder die Authentifizierung vor dem Booten. Schließlich sollte darauf geachtet werden, dass die Möglichkeit zur Datenverschlüsselung eingebaut ist. Manche Notebooks erlauben es, einen Teil der Festplatte als unsichtbaren Bereich abzutrennen, so dass darauf unternehmenskritische Dateien sicher gespeichert werden können.

Notebooks, so die einhellige Meinung, müssen über vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten verfügen, denn man will auch unterwegs Daten empfangen oder Informationen versenden. Die Funktion Bluetooth, die meist nur zum Betrieb von Headsets oder Zusatz-Devices wie der schnurlosen Maus verwendet wird, kann noch mehr. So lassen sich damit die gespeicherten Informationen auf anderen Mobilgeräten wie Pocket-PCs oder Handys synchronisieren. Verfügt das Mobiltelefon über Bluetooth, dann lässt es sich für das Notebook als Modem zur Datenübertragung einsetzen.

Mobiles Breitband

Das seit jeher eingebaute Modem hat hingegen längst an Bedeutung verloren. Centrino-Notebooks der aktuellen Centrino-Duo-Generation funken im WLAN gemäß 802.11a/b/g, die Vorgängergeneration war zumeist noch auf 802.11b/g beschränkt.

Noch relativ neu ist das Angebot an UMTS- und HSDPA-fähigen Notebooks. UMTS-PC-Cards gibt es zwar schon etwas länger, inzwischen integrieren die Business-Notebook-Hersteller UMTS direkt ins Notebook. Seit dem ersten Quartal 2006 mehrten sich die Ankündigungen der namhaften Notebook-Hersteller, Business-Notebooks mit integriertem UMTS anzubieten. Bislang galt es, die entsprechende Lösung in Form einer PC-Card bei dem entsprechenden Zugangsanbieter zu erwerben.

Integriert, dass sich die SIM-Karte direkt in das Notebook einsetzen lässt. Die derzeit etwas sperrige PC-Card-Lösung entfällt damit. Die Aufnahme der SIM-Karte erfolgt in der Regel über eine Minicard, dem Nachfolger der MiniPCI-Card. Darüber hinaus soll die „integrierte“ Lösung eine geringere Leistungsaufnahme als der PC-Card-Ansatz aufweisen. Bei Notebooks mit „integriertem“ UMTS gehören zur Integration die entsprechenden Antennen, wie auch bei WLAN.

Exoten, die die Zukunft weisen

Ist der Mobilrechner heute schon ein fast vollständiger Ersatz für den Desktop, so könnte er nach dem Willen von Intel morgen sogar den Fernseher ersetzen. Der Chiphersteller hat kürzlich auf seinem Entwicklerforum in Taipeh ein Konzept-Notebook vorgestellt, das auch als LCD-TV genutzt werden kann. Dazu wird der Rechner in eine Docking-Station gesteckt, die wie das Gehäuse eines TV-Geräts aussieht: Das umgeklappte Display des Notebooks erhält ein TV-Outfit mit Lautsprechern an den Seiten. Bislang hat sich noch kein Produzent dafür gefunden, vielleicht, weil der Fernsehempfang vom Notebook aus heute schon möglich ist. Toshiba beispielsweise bietet für einige Modelle eine Zusatzantenne für den TV-Genuss an.

Ebenfalls kein bloßes Konzept für ein mobiles Allround-Gerät bringt Fujitsu-Siemens mit dem "Lifebook P1510" auf den Markt. Der ultraleichte Rechner wiegt nur rund ein Kilogramm und ist Notebook und Tablet-PC in einem. Das kompakte Gerät wurde kürzlich mit dem "Connection Manager" erweitert, der dem Lifebook zusammen mit einem Mobiltelefon den einfachen Internet-Zugang erlaubt. Der Connection Manager enthält den "Pairing Wizzard", der unter anderem dafür sorgt, dass die Daten sicher übertragen werden.

Wer braucht welche Ausstattung?

Die Vielfalt der Notebook-Angebote ist schier unendlich. Dennoch lassen sich drei Nutzertypen unterschieden:

Akkus der Zukunft

Panasonic hat zusammen mit der Schwesterfirma Matsushita Battery Industrial eine Brennstoffzelle für Notebooks entwickelt, die bis zu 20 Stunden netzunabhängiges Arbeiten erlaubt. Der funktionsfähige Prototyp der Zelle hat ein Volumen von zirka 400 Kubikzentimetern und leistet durchschnittlich 13 Watt und maximal 20 Watt. Dabei werden rund 200 Kubikzentimeter Methanol verbraucht.

Zusammen mit dem Chiphersteller Intel arbeiten die Japaner für die nahe Zukunft an einer neuen Generation von Batterien, die für zukünftige Niedrigspannungs-Chips mit 2 Volt Zellenspannung gedacht sind. Heutige Lithium-Ionen-Akkus arbeiten mit Zellenspannungen zwischen 4,2 und drei Volt. (mje)