Verhalten in Stressphasen

Warum die Generation Y auf Pausen verzichtet

18.12.2014 von Bettina Dobe
Ist Work-Life-Balance für die Generation Y doch nicht so wichtig wie angeneommen? Die unter 30-Jährigen arbeiten in Stressphasen ohne Pausen und können auch abends nicht richtig abschalten, so eine aktuelle Studie.

Kaum Pausen und wenig echte Ruhephasen - so sieht die Arbeitswelt der 18- bis 29-Jährigen heute aus, wie eine Umfrage der Karriereberater von Rundstedt unter 665 Berufstätigen ergab. Das gilt nicht nur für die Jüngeren: Vor allem in Stresszeiten kommt Erholung für Deutschlands Arbeitnehmer viel zu kurz.

Mehr als jeder vierte Arbeitnehmer macht fast nie Pause, weil so viel zu tun ist. In Stressphasen verzichtet mehr als die Hälfte der Generation Y auf Pausen. Weder Mittagessen noch kurzes Abschalten sind für etliche drin - dabei sind gerade Pausen wichtig, um Batterien aufzuladen und Burn-out vorzubeugen. Auszeiten und vor allem gemeinsame Mahlzeiten fördern außerdem die Kreativität.

Kein Feierabend

Genauso wichtig wie Pausen zwischendrin ist der Feierabend. Doch Abschalten klappt bei vielen auch jenseits des Büros nur selten. Selbst zu Hause fällt es vielen Arbeitnehmern schwer, Projekte, Meetings und Co. wirklich loszulassen. In der Umfrage sagte jeder vierte Teilnehmer aus, generell nach Feierabend nicht abschalten zu können und häufig an die Arbeit zu denken. In Stressphasen steigt der Anteil rasant an: In diesen Zeiten geistert knapp der Hälfte der Befragten abends und am Wochenende die Arbeit im Kopf herum. Für die oft gescholtene Generation Y sind die Zahlen noch höher. Jeder zweite der unter 29-Jährigen kann bei hoher Arbeitsbelastung abends nicht abschalten.

Zudem nehmen sich 19 Prozent der Generation Y Arbeit aus dem Büro mit nach Hause. Faul und leistungsunwillig klingt irgendwie anders. Zum Vergleich: Nur etwas mehr als jeder zehnte der Älteren verlassen abends das Unternehmen mit Arbeit unterm Arm.

Die Zahlen scheinen dem gängigen Bild der Generation Y, die besessen ist von Work-Life-Balance, zu widersprechen. Die Jungen stehen im Ruf, hohe Ansprüche an das Arbeitsumfeld zu stellen und häufiger die Sinnfrage zu stellen als andere. Vor allem legen sie Wert darauf, dass sich Beruf und Freizeit vereinbaren lassen, wie eine Studie der Personalberatung Odgers Berndtson ergeben hat. Das widerspricht eindeutig diesen Umfrageergebnissen - oder? Nicht ganz.

Der wahre Grund für wenig Pausen

Zwar verzichten sehr viele Arbeitnehmer aus der Generation Y auf Pausen, wenn viel im Büro zu tun ist. Aber ein Teil der Jüngeren macht generell keine Pausen, auch wenn wenig Arbeit auf dem Schreibtisch liegt: Sie wollen schlicht nicht länger Zeit im Büro verbringen als nötig. Laut der Umfrage lässt jeder Vierte der 18- bis 29-Jährigen die Pausen ausfallen, um früher Feierabend machen zu können.

Wie die Generation Y arbeiten möchte -
Bizarre Arbeitswelt
"Was ich bisher von der Arbeitswelt kennengelernt habe, was da vor sich geht, das finde ich teilweise ganz schön bizarr", schreibt der 1994 geborene Philipp Riederle in seinem Buch "Wer wir sind und was wir wollen".
Oft sinnloser Trott
"Für viele von Euch Älteren bedeutet Arbeit offenbar, die Zähne zusammenzubeißen, morgens aufzustehen und irgendwann erschöpft oder sogar burnt-out zu sein", heißt es weiter.
Zwangsjacke feste Arbeitszeiten
Riederles Wunsch: Angestellte sollen ihre Arbeitszeit selbst bestimmen.
Neue Freiheit
Für Arbeitgeber bedeutet das, loszulassen und ihren Mitarbeitern mehr Freiheiten zu geben.
Freie Zeiteinteilung
Mitarbeiter teilen sich ihre Zeit frei ein, zum Beispiel, um nachmittags mit ihren Kindern zu spielen und dann erst abends wieder zu arbeiten.
Freie Ortswahl
Und wenn sie lieber draußen statt im Büro arbeiten möchten, tun sie das.
Der ideale Chef
Riederle schwebt eine Führungskraft vor, die ihre Mitarbeiter nicht mehr direkt anweist, sondern die richtigen Rahmenbedingungen schafft.
Mehr vom idealen Chef
Der Digital Native wünscht sich einen Chef, der nicht seine Autorität ausspielt, sondern motiviert, der die Richtung weist, Feedback gibt und seinen Mitarbeitern Optimierungsvorschläge macht.
Der Chef als Trainer
Das Wunsch-Arbeitsverhältnis vergleicht er mit dem Mannschaftssport: Seine Kollegen sind die Teammitglieder, die Führungskraft übernimmt als Trainer eine Mentorenrolle.
Die Zukunft der Arbeitswelt
Riederle glaubt selbstbewusst daran, dass das so in Erfüllung geht: „Da die Unternehmen derzeit aber händeringend nach Nachwuchstalenten suchen, gibt es wohl keine andere Möglichkeit, als auf die Bedürfnisse meiner Generation einzugehen.“

Das passt zu den Ergebnissen einer anderen Studie, für die 1.000 18- bis 32-Jährige befragt wurden. Die Untersuchung der Unternehmensberatung Consulting Cum Laude hat ergeben: Für 62 Prozent der Generation Y ist das Privatleben das Wichtigste in ihrem Leben, nicht der Beruf. Umgekehrt war nur jeder zehnte der "Ypsiloner" der Meinung, dass der Beruf das Wichtigste im Leben sei. Und mehr als die Hälfte der Jüngeren ist der Ansicht, dass es für sie das Wichtigste sei, Beruf und Privatleben zu verbinden.

Konsequenzen für den Chef

Beide Studien machen deutlich: Wenn Führungskräfte Mitarbeiter der Generation Y unter sich haben, müssen sie sich wohl umgewöhnen. Auch an Chefs stellen die Jüngeren deutlich andere Anforderungen als etwa die Generation X. Ein kontrollierender Führungsstil war gestern, stattdessen wollen sie individuelle Förderung sowie Respekt und Lob für ihre Leistungen.

Sind ihre Bedingungen erfüllt, arbeitet die Generation Y gern und viel.
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Die Generation Y setzt auf gegenseitige Fairness im Arbeitsklima, auf persönliche Wertschätzung und auf ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis. Herumkommandiert zu werden, das passt den Jüngeren gar nicht. Auf Druck reagieren einige der in der Studie Befragten geradezu allergisch, stattdessen setzen sie eher darauf, dass ihr Vorgesetzter sie anspornt und sie an der Lösung von Problemen beteiligt. Wenn das alles erfüllt ist, dann verzichtet die Generation Y auch mal auf Pausen in Stresszeiten und nimmt Arbeit mit nach Hause.

Die beliebtesten Arbeitgeber der IT-Studenten 2014 -
Die Traumarbeitgeber der angehenden Informatiker...
...sind IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzerne oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.100 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2014.
Softwarehersteller Adobe...
.., hier das Büro in Hamburg, landete ebenfalls auf dem 29. Platz.
Platz 28: Max-Planck-Gesellschaft
Forschungsinstitutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft stehen seit jeher hoch im Kurs unter Informatikstudenten.
Platz 26: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete vor zwei Jahren noch auf Platz 22.
Ebenfalls auf Platz 26: Das Deutsche Zentrum für Künstliche Intelligenz (DKFI)
..in Saarbrücken behauptet sich seit Jahren in den Top 30 der beliebtesten IT-Arbeitgeber. Forschungseinrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)...
....sucht "große Lösungen für große gesellschaftliche Probleme der Zukunft", sagt CIO Hans-Joachim Popp. Dazu zählen neue Energiespeicher, das Weltklima oder die Verkehrsforschung und die Raumfahrt.
Platz 24: Nvidia..
..einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen ist erneut unter den Top 30 gelandet.
Platz 23: Lufthansa Systems..
...gehört zu den großen IT-Dienstleistern in Deutschland. Das Unternehmen will aber seine Rechenzentren verkaufen.
Platz 22: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Im Vorjahr landete das BSI noch auf Platz 17.
Platz 21: Die Deutsche Telekom...
ist einer der Hauptsponsoren des FC Bayern, für die Informatiker gehört er schon lange nicht mehr zu den zehn attraktivsten Arbeitgebern.
Platz 19: Intel
Der Prozessorhersteller hat in Deutschland seinen Hauptsitz in Feldkirchen bei München.
Platz 18: Electronic Arts
Der Hersteller von Fifa und anderen Computerspielen verbesserte sich im Vergleich zu 2013 um einen Rang.
Platz 17: Bundesnachrichtendienst (BND)
Der BND gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten.
Platz 16: Daimler
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Davon profitiert auch der Daimler-Konzern.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat sich um einen Rang verschlechtert.
Platz 13: Porsche
VW-Tochter Porsche gehört dagegen zu den Aufsteigern im IT-Absolventenbarometer. Sie machte drei Ränge im Vergleich zu 2013 gut.
Platz 13: Amazon
Der Skandal um die Ausbeutung der Leiharbeiter beim Online-Händler hat dem Ruf von Amazon als Arbeitgeber bei den Informatikstudenten kaum geschadet. Im vergangenen Jahr landete Amazon auf Platz 9.
Platz 11: Volkswagen
...ist der dritte deutsche Autohersteller unter den Top 20 der beliebtesten Arbeitgeber.
Platz 11: Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung halten.
Platz 10: Fraunhofer-Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Ten. Im Bild: Die Materialentwicklung für elektrische Energiespeicher.
Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor 9 Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten.
Platz 7: IBM..
IBM-Deutschland-Chefin Martina Koederitz, im Bild mit Kanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im dritten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2.
Platz 7: Blizzard Entertainment...
...hat in Deutschland gar keine Niederlassung, dennoch verbesserte sich der Spielehersteller um drei Plätze im Vergleich zu 2013.
Platz 6: Apple
Coole Produkte, cooler Arbeitgeber? Diesen Schluss ziehen anscheinend viele Informatikstudenten bei Apple. Im Bild einer der Apple-Stores in New York.
Platz 5: Audi
Die Ingolstädter werden nicht nur bei den Informatikstudenten, sondern auch bei anderen Fachrichtungen als Arbeitgeber immer beliebter.
Platz 4: Microsoft..
.. verliert nur einen Platz gegenüber 2013. Im Bild: Die Digital Eatery von Microsoft in Berlin.
Platz 3: BMW..
..ist der am höchsten platzierte Autobauer im IT-Absolventenbarometer. Im Vorjahr noch auf Platz 4. Hier im Bild der BMW i8.
Platz 2: SAP
Der Walldorfer Softwarekonzern behauptete seinen zweiten Platz. Der Abstand zum Sieger wird allerdings größer. Während zehn Prozent der Befragten gerne bei SAP arbeiten möchten,...
..wollen 26,3 Prozent zu Google.
Damit rangiert der Internet-Konzern im siebten Jahr in Folge auf Platz 1.
Google-Gründer Sergej Brin...
...kann sich freuen. Die Auswahl an Bewerbern ist riesengroß, in München hat Google aktuell 10 IT-Stellen zu besetzen.