Public oder Hybrid Cloud

Warum Cloud Computing unverzichtbar ist

30.01.2014 von René Büst
Geht es um den Markt für Cloud Computing, kommen Marktforscher teilweise zu völlig unterschiedlichen Einschätzungen. Doch ganz gleich, ob es um eine private oder eine Public Cloud geht: Kein Unternehmen kann heute mehr auf die Wolken-IT verzichten.

Im Jahr 2014 befinden wir uns endlich im Jahr der Cloud. Versprochen! Wie schon 2012 und 2013 wird sie auch in diesem Jahr den Durchbruch schaffen. Versprochen! Steht doch überall geschrieben. Legen wir den Sarkasmus mal ein wenig beiseite und schauen der Realität ins Auge, sieht die Wahrheit gar nicht so düster aus. Es kommt nur auf die Form der Cloud an.

IDC und Gartner sprechen von Milliarden von Dollar, die in den kommenden Jahren in den weltweiten Public-IaaS-Markt investiert werden sollen. Crisp Research hat sich für 2013 den deutschen IaaS-Markt angeschaut und kommt zu völlig gegensätzlichen Zahlen. In Public IaaS wurden in etwa 210 Millionen Euro, in Private-Cloud-Infrastrukturen hingegen mehrere Milliarden Euro investiert. Gegensätzlicher können sich zwei Märkte fast nicht verhalten. Aber das ist ok, das ist unsere deutsche Mentalität. Vorsichtig. Langsam. Erfolgreich.

Trends 2014
Natürlich zählen Cloud, Mobility und Big Data zu den wesentlichen Trends 2014. Die Experton Group hat darüber hinaus sieben weitere Themen identifiziert, die IT-Organisationen im Blick behalten sollten.
Mobile Workspace und Apps
Seit Jahren ist Mobilität der treibende Faktor für Veränderungen im Arbeitsumfeld und für die IT-Organisation. Über mobile Arbeitsgeräte wie Laptops bis hin zu den Smartphones und Tablets, sind Themen wie Bring your own Device (BYOD) zu Schlagwörtern geworden. <br><br>2014 ist es notwendig, nicht mehr den Arbeitsplatz sondern die Arbeitsumgebung in den Fokus zu rücken, also vom Workplace zum Workspace. Die Mobile Apps gewinnen damit an Bedeutung. Voraussetzung für den Wandel sind eine passende Entwicklungsumgebung, die Unterstützung mehrerer Betriebssysteme, der Zugriff auf Enterprise Daten und Sicherheitsaspekte. Ohne professionellem Mobile Device Management und Service-Partnern sind diese Punkte kaum zu bewerkstelligen.
Cloud Computing
Das Hype-Thema Cloud verschwindet nicht einfach wieder, sondern stellt die neue IT-Architektur des Jahrzehntes dar. Die IT-Organisation versuchen mit hybriden Cloud-Modellen das Konzept unter Kontrolle zu bringen, andere schieben Sicherheitsbedenken vor um de Trend abzuwenden. <br><br> Doch für Anwender aus Leitungsebenen und Fachbereichen ist das Angebot genau das, was sie immer schon wollten – IT aus der Steckdose. Damit obliegt der IT-Organisation die Herausforderung, die IT-Infrastruktur - und hier insbesondere die Server- und Speichersysteme – in eine IaaS-Umgebung zu überführen, also zu „cloudifizieren“.
Dynamic Infrastructure
Von der internen Cloud-Installation führt der Weg direkt in eine Dynamic Infrastructure. Sie umfasst vorhandene Rechenzentren und beachtet zukünftigen Anforderungen, die etwa im Zug von Big-Data-Projekten sowie von intelligenten Produkten und Services entstehen können. Ziel ist es, für die nächste fünf bis 15 Jahre eine RZ-Strategie mit größtmöglicher Flexibilität zu erarbeiten, die unterschiedlichsten Anforderungen standhält. <br><br> Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob und wie viele eigene Rechenzentren noch gebraucht werden? Oft wird diese Antwort „strategisch“ entschieden, sprich emotional. Aber auch das lässt sich sehr gut mit einer zukünftigen Dynamischen-Infrastruktur-Strategie vereinbaren. Hybride Clouds und zumindest ein eigenes RZ werden bis 2020 die dominierenden Lösungen sein.
Social Business
Viele Unternehmen stehen dem ausufernden E-Mail-Verkehr hilflos und frustriert gegenüber und suchen neue Lösungen. Bei Social Business geht es nicht darum, bekannte Social-Media-Anwendungen (Facebook etc.) zu nutzen, sondern deren Prinzipien wie zum Beispiel Collaborative Writing, File Sharing, Blogs, Activity Streams, Wikis und Microblogging im Unternehmen anzuwenden. Größtes Hindernis für die Einführung ist aus Sicht der IT, dass kein Bedarf existiert. Die Fachabteilungen hingegen geben als Hauptgrund die Ablehnung durch die IT-Abteilung an.
Big Data
Big Data ist eine unweigerliche Entwicklung, weil Informations- und Kommunikationstechnologien schon jetzt fast alle Lebens- und Geschäftsbereiche durchdrungen haben. Für Datenmengen, die bei großen Unternehmen künftig leicht Terabytes und Petabytes umfassen können, sind neue Verfahren, Algorithmen und Geschäftsprozesse hinsichtlich der Verwaltung, Verarbeitung, Analyse und Verteilung erforderlich. <br><br>So lassen sich Mehrwerte aus Informationen in einer heute nicht immer vorstellbaren Art und Weise gewinnen. Big Data erweitert klassische Business-Analytics-Anwendungen. Die Zahl der an Datenquellen wird deutlich zulegen. Gleiches gilt für interne und externe Datennutzer und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Identity Management und Cybersecurity
Die Vernetzung via Internet hat den Bedarf nach bewusster Anonymität verstärkt. Der verantwortungsvolle mit der eigenen digitalen Identität gestaltet sich komplex. In Unternehmen ist daher ein Identity-Management mit Schnittstellen zum Access Management sinnvoll. Damit lassen sich Zugriffsrechte verwaltet, Single-Sign-On-Konzepte (SSO) umsetzen und Security-Policies verwalten. <br><br> Die Anforderungen an die Cybersecurity im Unternehmen sind Bestandteil eines alles umfassenden Risiko-Managements. Zu den Aufgaben zählen etwa Risiken identifizieren und bewerten, Richtlinien zu verfassen und zu kontrollieren, Berichtswege etablieren, die Risikosteuerung umzusetzen sowie die Gefahrenlage im Geschäftsbericht zu beschreiben.
ERP, CRM, SCM of the Future
Die ERP-Systeme in den meisten Unternehmen ranken sich um SAP-Lösungen. Ob eine ERP-zentrische Applikationswelt für nicht produzierende Unternehmen die richtige Architektur ist, oder vielleicht das CRM – sprich der Kunde – im Mittelpunkt stehen sollte, bleibt dahingestellt. <br><br> In der Zukunft wird es darum gehen, das vernetzte Chaos zu orchestrieren. Die Flexibilisierung der Alt-Systeme mit neuester S-BPM-Methoden (Subjektorientiertes Business Process Management), steht bei vielen Unternehmen auf der Wunschliste. Erst dadurch wird eine schnelle und individuelle Prozessänderung zu günstigen Kosten ermöglicht. <br><br> Das ist wichtig weil der Kostendruck weiter steigen wird. Bislang beliefen sich die ERP-Kosten auf durchschnittlich rund ein Prozent vom Gesamtumsatz. Künftig sollten sich die gemittelten Wert laut Experton-Empfehlung zunächst auf unter 0.8 Prozent und spätestens bis 2017 auf weniger als 0,5 Prozent reduzieren. Damit werden Finanzmittel frei, die sich in innovative Projekte investieren lassen.
Software as a Service (SaaS)
SaaS ist ein besonders beachtenswerter Trend, weil er von den Fachabteilungen vorangetrieben wird. Während sich ihr Bedarf an Computing-Power aus öffentlichen IaaS-Plattformen zumeist auf wenige, sehr spezielle Anwendungen etwa für Rendering beschränkt, ist die Nachfrage nach Applikationen aus der Cloud gewaltig.<br><br><br>SaaS erfüllt den schon immer vorhandenen Wunsch, Anwendungen schnell und frei von Beschaffungsbedenken der IT-Organisation nutzen zu können. <br><br> Aber der IT-Organisation ermöglichen SaaS-Lösungen komfortable Wege. Sie erleichtern beispielsweise einen internationale Rollout von Applikationen.
Consumerization
Spätestens mit der Einführung des iPhones hielt die IT Einzug in Massenmarkt. Den Anbietern eröffnen sich damit völlig neue Dimensionen. Statt tausende von Unternehmen als Kunden zu gewinnen, geht es nun darum, Milliarden von Nutzern weltweit zu erreichen. Über das Privatkundengeschäft dringen mobile Geräte und Anwendungen in die Unternehmen vor und verändern sowohl die interne IT, als auch das ITK-Geschäft nachhaltig. <br><br> Als Beispiel seien die häufig in Smartphones verbauten ARM-Prozessoren (Advanced RISC Machine) genannt: Sie sind heute auch schon in hoch-performanten, massiv parallelen Server-Systemen zu finden. Das Wettbewerbsumfeld verändert sich demnach, ausgelöst durch Erfolge im Privatkundengeschäft. <br><br> Im Unternehmens-internen Umfeld steigen die Ansprüche. Die privat angeschafften IT-Geräte und Anwendungen übertreffen oftmals die Unternehmens-IT in Sachen Komfort, Innovation, Mobilität und Multi-Media. Zudem sind sie auch noch günstiger. Dieser Entwicklung muss sich die IT-Organisation stellen.
Digitalization - IT als Produkt
Die Digitalisierung unseres täglichen Lebens und der Arbeitswelt schreitet unaufhörlich voran. Verbreitung und Durchdringung haben bereits nie gekannte Höhen erklommen, und das Ende ist nicht absehbar. M2M-Anwendungen (Maschine-zu-Maschine) steht in den Startlöchern. Intelligente Werkzeuge, Maschinen und Dienstleistungen schaffen eine Basis dafür, sich gegenüber Wettbewerbern zu differenzieren.

Das Bereitstellungsmodell der IT hat sich verändert

Im Kern geht es bei einer Cloud um die Art und Weise, wie IT-Ressourcen bereitgestellt werden. Das erfolgt on-Demand über einen Self-Service und nach einem Verrechnungsmodell, das die Kosten nach dem tatsächlichen Verbrauch bestimmt.

Die oben genannten IT-Ressourcen, in Form von Applikationen (SaaS), Plattformen (Entwicklungsumgebungen; PaaS) und Infrastrukturen (virtuelle Server, Speicherplatz; IaaS), werden als Services bereitgestellt, die sich ein Nutzer bestellen kann. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass bei einer gewöhnlichen Virtualisierung nicht aufgehört werden darf. Virtualisierung ist nur ein Mittel zum Zweck. Schließlich muss der Nutzer auch irgendwie an die Ressourcen gelangen. Zum Telefonhörer greifen, die IT-Abteilung anrufen und warten ist kein Zeichen davon, dass eine Cloud-Infrastruktur vorhanden ist. Ganz im Gegenteil.

Über welche Art von Cloud die Ressourcen nun bereitgestellt werden, ist abhängig vom Use Case. Es gibt nicht die “Über-Cloud”, die alle Probleme auf einmal löst. Für eine Public Cloud existieren genügend Anwendungsfälle. Sogar für Themen oder Industrien, die im ersten Moment weit weg erscheinen. Unterm Strich handelt es sich in vielen Fällen um eine Frage der Daten. Und genau diese gilt es zu klassifizieren. Dann kann es zur Entscheidung kommen, dass nur eine Private Cloud in Frage kommt. In diesem Fall wird man als Unternehmen dann selbst zum Cloud-Anbieter (mit allen Höhen und Tiefen, die ein Public Cloud Anbieter zu bewältigen hat), baut eine eigene Cloud-Infrastruktur auf und versorgt direkt seine internen Kunden. Oder man geht zu einem der Managed-Cloud-Anbieter, die innerhalb einer dedizierten Umgebung eine Private Cloud exklusiv nur für einen Kunden betreiben und zudem Professional Services im Portfolio haben, die Public-Cloud-Anbieter in der Regel nur über ein Partnernetzwerk bieten.

Es ist einzig und alleine entscheidend, dass Unternehmen sich einem Cloud-Modell zuwenden, denn …

Mitarbeiter fordern Services on Demand

Mitarbeiter wollen Service(s) und sie wollen diese(n) jetzt und nicht in zwei Wochen oder drei Monaten. Und wenn sie nicht bekommen, was sie benötigen, dann finden sie einen Weg, es zu bekommen. Seit geraumer Zeit gibt es viele attraktive Alternativen auf dem IT-Markt, die nur ein paar Mausklicks und eine Kreditkartennummer entfernt sind, um die Bedürfnisse zu befriedigen. Dass speziell im IaaS-Bereich dann noch sehr viel Arbeit wartet, ist den meisten Kollegen, die nicht aus der IT kommen, erst einmal nicht bewusst. Aber Sie haben augenscheinlich das bekommen, was sie brauchten, und wenn es nur der Wunsch nach Aufmerksamkeit war. Der Cloud-Anbieter hat schließlich sofort reagiert. Das Wunder des Self-Service!

IT-as-a-Service ist nicht nur irgendein Buzzword. Es ist die Realität. IT-Abteilungen müssen heute wie eine eigene Business Einheit geführt werden und selbst Produkte und Services für das eigene Unternehmen entwickeln oder zumindest bedarfsgerecht bereitstellen. Sie müssen daher proaktiv reagieren. Und damit ist nicht das Anlegen von Handschellen gemeint, indem etwa die Ports der Firewall geschlossen werden. Es geht darum, sich selbst zu hinterfragen.


Dass dies funktioniert, hat die Deutsche Bahn Tochter DB-Systel eindrucksvoll bewiesen, indem sie den Bereitstellungsprozess mit einer eigenen Private Cloud von 5 Tagen auf 5 Minuten(!) pro virtuellem Server reduziert hat.

Hybrid Cloud im Auge behalten

Bei den ständigen Diskussionen, ob nun eine Public oder Private Cloud in Frage kommt, sollten Unternehmen immer die Option einer Hybrid Cloud im Hinterkopf behalten.

Eine Hybrid Cloud ermöglicht einen eindeutigen Use Case für den Einsatz einer Public Cloud. Dabei können bestimmte Bereiche der IT-Infrastruktur (Rechenleistung und Speicherplatz) in einer Public-Cloud-Umgebung abgebildet werden. Der Rest und unternehmenskritische Bereiche bleiben innerhalb der selbstverwalteten on-Premise IT-Infrastruktur oder Private Cloud.

Darüber hinaus liefert das Hybrid-Cloud-Modell einen wertvollen Ansatz für das Architektur-Design, indem Teile der lokalen Infrastruktur, die hohe Kosten verursachen, aber gleichermaßen schwierig zu skalieren sind, mit Infrastrukturen kombiniert werden, die massiv skalierbar und bei Bedarf provisioniert werden können. Die Anwendungen und Daten werden auf der für den Einzelfall besten Plattform ausgerollt und die Verarbeitung zwischen beiden integriert.

Der Einsatz hybrider Szenarien bestätigt die Einschätzung, dass nicht alle IT-Ressourcen in Public-Cloud-Umgebungen abgebildet werden sollten; für einige Bereiche sollten sie sogar niemals in Frage kommen. Betrachtet man Themen wie Compliance, Geschwindigkeitsanforderungen und Sicherheitsbeschränkungen, ist eine lokale Infrastruktur weiterhin notwendig. Die Erfahrungen aus dem hybriden Modell helfen aber dabei zu verstehen, welche Daten lokal bleiben sollten und welche innerhalb einer Public Cloud Umgebung verarbeitet werden können.

Dieser Beitrag basiert auf einem Blog-Posting von René Büst auf http://clouduser.de

Definition einer unternehmensweiten Cloud-Strategie
Wer auf eine Cloud-Infrastruktur umsteigen möchte, sollte zunächst eine entsprechende Strategie definieren.
Kritische Auswahl der Cloud-fähigen Systeme und Anwendungen
Unternehmen sollten genau prüfen, welche Systeme sich für die Cloud eignen.
Auswahl eines geeigneten Beratungspartners
Ein geeigneter Beratungspartner sollte umfangreiche Erfahrungen mit unternehmensinternen Cloud-Strukturen aufweisen und Expertise im Mittelstand mitbringen.
Umfassende Konsolidierung und Standardisierung der bestehenden IT-Landschaft
Grundvoraussetzung für eine flexible Verteilung und Nutzung von Ressourcen in der Cloud ist eine weitgehende Virtualisierung der IT-Systeme.
Virtualisierung mit Hilfe spezieller Werkzeuge
Bei der Virtualisierung der Systeme können Unternehmen inzwischen auf zahlreiche unterstützende Tools zurückgreifen.
Ausbau von Hardware und Netzkapazität
Update: Beim Cloud-Umstieg nicht zu unterschätzen: die Themen Netzanbindung und Internetanschluss.
Weiterentwicklung zur Hybrid Cloud
Hybride Cloud: Viele Unternehmen kombinieren lokale und fremdbezogene Cloud-Dienste.