Sinkende Preise für Geräte und Rohstoffe

Wachstumsmarkt 3D-Druck kommt aus der Nische

04.01.2014
Das Thema 3D-Druck sorgte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen. Doch die Technologie rumpelt noch und ist außerdem recht teurer. Experten schwanken zwischen euphorischen Vorhersagen und Skepsis.

Noch vor wenigen Jahren war 3D-Druck ein Werkzeug wenige Enthusiasten. Unternehmen fertigten damit Modelle ihrer Produkte an, den Normalnutzern dagegen waren 3D-Drucker praktisch unbekannt. Inzwischen sehen immer mehr Experten die Technologie auf dem Weg in den Alltag. So malt sich unter anderem Ebay-Manager Steve Yankovich aus, wie Verbraucher künftig Artikel als Datensatz zum Selberdrucken geliefert bekommen könnten. "3D-Druck wird in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen", ist er überzeugt. Wie lange es bis zum Durchbruch im Massenmarkt dauern werde, sei allerdings offen.

Ins Geschäft kommt jetzt schon Bewegung. Ein Vorreiter ist Drucker-Hersteller Makerbot, der auf relativ günstige Modelle für Verbraucher setzt. Konkurrent Stratasys kaufte die Firma im vergangenen Jahr für mehrere hundert Millionen Dollar. Es gibt überall auf der Welt immer mehr Läden, die Artikel auf Bestellung drucken. Das Start-up Zeus will eine Art 3D-Faxgerät auf den Markt bringen. Und 2013 wurde auch die erste Pistole aus ausgedruckten Teilen zusammen gebaut(sie war allerdings nach wenigen Schuss nicht mehr zu gebrauchen). Auf Messen und bei Hackertreffen ziehen die kastengroßen Maschinen neugierige Blicke auf sich.

Den Marktforschern von Gartner zufolge wurden im vergangenen Jahr etwa 56.500 der 3D-Drucker verkauft. Drei Viertel davon gingen an Verbraucher, obwohl die Geräte meist immer noch mehr als 1000 Euro kosten. Dazu kommt das Plastik, aus dem in hauchdünnen Schichten die fertigen Artikel entstehen. Ein Kilo davon kostet mehrere dutzend Euro. Der Hobbywelle zum Trotz werde im Geschäft mit Unternehmen deutlich mehr Geld gemacht, weil Profi-Modelle viel teurer seien.

Gartner rechnet mit einem rasanten Wachstum des Marktes. Für dieses Jahr erwarten die Marktforscher bereits über 98.000 verkaufte 3D-Drucker und bis 2016 mehr als 430.000 Geräte. Sie gehen davon aus, dass die Preise für Technik und den Plastik-Rohstoff deutlich sinken werden.

Bildergalerie:
gedruckte Kleidung
Das Kleid, das Dita von Teese trägt, kommt aus dem 3D-Drucker. Es besteht aus 17 Teilen, die dem Model auf den Leib konstruiert wurden. Der Entwurf stammt von Michael Schmidt und Francis Bitoni, gedruckt wurde es in Zusammenarbeit mit Shapeways.
gedruckte Kleidung
Als Material für das Kleid aus dem 3D-Drucker kommt Nylon zum Einsatz. Es ist voll beweglich und mit 13.000 Swarovski-Kristallen besetzt
Sportartikel
Die Sohle des Football-Schuhs Nike Vapor Laser Talon kommt aus einem 3D-Drucker. Damit soll der Sportschuh besonders leicht sein und eine optimale Durchzugskraft auf dem Football-Spielfeld entfalten.
Sportartikel
Der Schuh für American Football von Nike soll tatsächlich mittels 3D-Druck in Produktion gehen. Geplant ist ein Druck mit Nylon - ein Material, das besonders leicht ist, dabei aber widerstandsfähig bleibt.
Möbel
Druckbeispiel: Stuhl - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Spielzeug
Druckbeispiel: Roboter - gedruckt auf einem Ultimaker 3D Printer
Kleidung
Designermode aus dem 3D-Drucker: Die Kleidung wird in einzelnen Teilen und mit unterschiedlichen Materialien gedruckt.
Kleidung
Aus Haute Couture wird Tech Couture: Die Kleidungsstücke aus dem 3D-Drucker bestehen aus mehreren Teilen und unterschiedlichen Materialien.
Handdrucker
3D-Druck aus dem Handgelenk: Der 3Doodler arbeitet wie ein Stift - nur mit Kunststoff. Er soll den 3D-Druck für alle erschwinglich machen. Ab Februar 2014 soll er erhältlich sein - Kostenpunkt: 99 Dollar plus Versand und Steuer.
Bau
Mondstation aus dem 3D-Drucker: Die europäische Weltraumagentur plant das ehrgeizige Projekt in Zusammenarbeit mit der Industrie. Der 3D-Drucker soll auf dem Mond eingesetzt werden.
Bau
Der 3D-Drucker, der den Bau der Monstation übernehmen soll, ist der D-Shape der britischen Firma Monolite. Er wird für den Gebäudebau eingesetzt.
Haushalt
Formen und Stempel fürs Backen aus dem 3D-Drucker: Ein Einfall, der bei Garage Lab entstand. Der gemeinütziger Verein versammelt in Düsseldorf Kreative und Interessierte am 3D-Druck (www.garage-lab.de).
Haushalt
Alles individuell: Der personalisierte Teelichthalter ist nur ein Beispiel von ScopeforDesign. Der Anbieter ist auf individuelle Gegenstände aus dem 3D-Drucker spezialisiert. Farbe, Text, Material lassen sich
Haushalt
Meine Lampe: Bei ScopeforDesign lassen sich die Lampenschirme inklusive Text, Farbe und Material individualisieren. Sie kommen dann aus dem 3D-Drucker.
Schmuck
Schmuck nach Wunsch: Bei ScopeforDesign lassen sich Schmuckstücke individualisieren. Hier kommen neben Kunststoffen auch Metalle wie Silber aus dem 3D-Drucker.
Gegenstände
Vom Hasen bis zur Skulptur: Alle Objekte stammen aus dem 3D-Drucker - hier: Beispiele von Makerbot, dem Unternehmen, das den Replicator 2 verbreibt. Zu sehen auf der Make Munich im April 2013.
Gegenstände
Frosch aus Kunststoff - ein Beispiel, was 3D-Drucker wie die Modelle von Makerbot leisten.
Kleidung
Hut gefällig: Auf Objekte aus dem 3D-Drucker in vielen Materialien ist i.materialise spezialisiert (i.materialise.com)
Kleidung
Schuhe mal anders: Die Studie wurde von i.materialise auf der Make Munich im April in München gezeigt.
Modelle
Modellbau mit 3D-Druck - hier ein Beispiel, das von i.materialise auf der Messe Make Munich im April in München zu sehen war.
Material
Kunststoffe mit Holzanteil: Dieses Objekt in Holzoptik zeigte 2PrintBeta auf Make Munich im April 2013 in München. Die unterschiedlichen Schattierungen gelingen, indem die Drucktemperatur geändert wird.
Material
Auch im 3D-Druck kommt Papier zum Einsatz. Es wird Blatt für Blatt aufeinandergelegt, verklebt und geschnitten. Am Ende wird das Objekt aus dem Papierblock herausgebrochen. Die Maschine stammt von Mcor Technologies, die Skulptur im Bild von Supermodell, München (www.supermodell.co)
Papier
Skulpturen aus Papier lassen sich in zwei Teilen drucken und dann zusammensetzen. Dank des Papiers sieht man nach dem Kleben keinen Übergang . Info: www.supermodell.co
Instrument
Eine gedruckte Gitarre aus dem Cube von 3D Systems
Instrument
Voll funktionsfähig: Die Gitarre mit eigenem Design aus dem 3D-Drucker Cube.
Waffe
Waffenteil aus dem 3D-Drucker: Die bedenkliche Seite der Do-it-Yourself-Bewegung

Einer, der vor all zu viel Euphorie warnt, ist ausgerechnet Carl Bass. Er ist Chef der Firma Autodesk, einem führenden Hersteller von Software für 3D-Entwürfe. "3D-Druck ist heute immer noch keine ausgereifte Technologie - wie etwa der Personal Computer in seiner Anfangszeit", betont er.

Zudem gebe es eine mathematische Grundregel, die das Verfahren immer bremsen werde: "Wenn man einen Artikel doppelt so groß machen will, braucht man acht Mal so viel Material und es dauert auch auch Mal länger." Auch wenn das Material mit der Zeit günstiger werde oder das Tempo erhöht wird, weil beispielsweise mehrere Druckerköpfe gleichzeitig eingesetzt werden: Den Möglichkeiten des 3D-Drucks seien grundsätzliche Grenzen gesetzt.

Dennoch setzt Autodesk neben dem Kerngeschäft für professionelle Anwender verstärkt auf einfache und kostenlose Programme für Verbraucher. Darunter ist eine App, die 3D-Modelle mit Hilfe einer Kamera erstellen kann. "In der Zukunft wird es so einfach wie nie zuvor sein, Gegenstände zu kopieren", betont Bass. Damit werde auch unweigerlich das Urheberrecht überdacht werden müssen. "Ich habe keine Lösung dafür - ich weiß nur, dass man sich diesen Fragen nicht entziehen werden wird", sagt Bass. (dpa/mje)