Microsoft will der Konkurrenz mit dem neuen Windows Mobile weiter Markenanteile abnehmen. Dabei treten die Neuerungen eher in den Hintergrund; Microsoft hat viele Verbesserungen im Detail vorgenommen, die vor allem im täglichen Gebrauch auffallen.
Dieser Test beschäftigt sich in erster Linie mit den Neuerungen des Windows-Mobile-6-Betriebssystems. Das eigentliche Smartphone Q9 von Motorola rückt ein wenig in den Hintergrund, vor allem, da die von uns getestete Version noch nicht final ist. Dennoch sprechen wir auch beim Q9 Stärken und Schwächen an, die uns im Test aufgefallen sind.
Windows Mobile 6
Als Betriebssystem werkelt im Motorola Q9 Windows Mobile 6 in der Standardversion. Diese ist reinen Smartphones ohne Touchscreen vorbehalten. Daneben gibt es noch Windows Mobile 6 Classic und Professional. Classic wird auf Pocket PCs ohne Telefonfunktion zum Einsatz kommen, Professional bei High-End-Geräten mit Touch-Screen und Telefonfunktion.
Wie gesagt: Großartige Neuerungen darf der Nutzer nicht erwarten, die meisten Änderungen beziehen sich auf Details. Nach dem Start fällt als Erstes der überarbeitete Home-Screen auf. Hier werden nun neben den noch zu lesenden Mails auch die zuletzt aufgerufenen Programme angezeigt.
Dokumente werden mit der Programmsammlung „Documents to Go“ verarbeitet. Die Software stellt für Word, Excel und Powerpoint einen Editor bereit, zudem können PDF-Dateien angesehen und ZIP-Archive ge- und entpackt werden.
Messaging und Software
Eins der interessantesten Features ist sicher die Integration in Windows Live. So hat Microsoft unter anderem angekündigt, dass mit Windows Mobile 6 sämtliche Hotmail-E-Mail-Accounts Push-Fähigkeiten erhalten. Im Test konnten wir das mit mehreren Accounts aber nicht bestätigen, im Mail-Setup ließ sich der Dienst zumindest nicht einrichten.
Allerdings kann das auch noch mit fehlender Software zusammenhängen; normalerweise sollte ein spezielles Konfigurationstool für Live beiliegen, das dem von uns getesteten Q9 aber noch fehlt. Laut Motorola wird es in der finalen Version enthalten sein und kompletten Zugriff auf die Live-Dienste bieten.
Einwandfrei funktionierte dagegen der webbasierte Zugriff auf die Live-Funktionen. Blackberry-Nutzer haben es einfach. Auf Wunsch lädt das Q9 die passende Blackberry-Connect-Software beim Einrichten eines E-Mail-Kontos herunter. Push-Mail für Exchange-Umgebungen wird ebenfalls mit unterstützt.
Für den mobilen Zugriff aufs Internet stattet Motorola interessanterweise sämtliche Q9-Geräte mit Opera Mobile als Standardbrowser aus. Zwar ist der Internet Explorer in Windows Mobile 6 verbessert worden, jedoch ist Opera immer noch die deutlich bessere Wahl. Was wir allerdings vermissen, ist ein separater RSS-Reader.
Bei den Multimediafähigkeiten verlässt sich Motorola komplett auf die mit dem Windows Media Player integrierten Features. Das klappt so weit auch problemlos, selbst via Bluetooth-Headset wird der Klang sauber übertragen.
Das Motorola Q9
Mit dem Q9 will auch Motorola künftig eine größere Rolle im Business- und Smartphone-Markt spielen. Ansonsten eher für Handys bekannt, deren Typbezeichnungen ohne Vokale auskommen, präsentiert Motorola ein Smartphone mit klarem Display, vollwertiger Tastatur und Push-Funktionen.
Im Gegensatz zur Konkurrenz von RIM oder Nokia verzichtet Motorola größtenteils auf Metallapplikationen am Gehäuse, dennoch macht das Q9 einen stabilen und wertigen Eindruck. Lediglich die samtartige Oberfläche der Tasten ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Hat man sich aber daran gewöhnt, kommt man mit der Tastatur gut zurecht. Die Druckpunkte sind deutlich, jede Taste ist auch mit großen Fingern gut zu erreichen. Manko ist allerdings, dass die Rücktaste seitlich am Gehäuse angebracht ist, bei Korrekturen muss man öfter umgreifen.
Das Vier-Wege-Steuerkreuz zwischen Tastatur und Display hinterlässt ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Der Daumen ruht normalerweise auf der etwas erhabenen mittleren Taste, aus dieser Position lässt sich leicht navigieren. Neben dem Steuerkreuz finden sich insgesamt acht weitere Tasten, zwei davon sind als Softkeys für Windows Mobile belegt. Die anderen starten den Browser beziehungsweise die Messaging-Applikation. Die restlichen vier Tasten verteilen sich auf die Befehle „Annehmen“, „Home-Screen“, „Ein Menüpunkt zurück“ und „Ablehnen/Abbrechen“.
Technische Features
Das Innenleben des Q9 entspricht dem eines aktuellen High-End-Geräts. Unterstützt wird neben EDGE auch das deutlich schnellere HSDPA. Wer also unterwegs im Internet surft oder größere Anhänge per Mail herunterlädt, der kommt völlig auf seine Kosten. Ansonsten arbeitet im Q9 noch ein Bluetooth-Modul, auf WLAN hat Motorola verzichtet.
Das helle Display stellt Inhalte auf einer Größe von 320 x 240 Pixel dar. Angetrieben wird das Q9 von einem ARM1136-Prozessor. Der interne Speicher beläuft sich auf 256 MByte-Flash-Speicher, der mit einer microSD-Karte erweitert werden kann. Zusätzlich stehen 96 MByte RAM zur Verfügung. Außerdem verfügt das Q9 über eine Zwei-Megapixel-Kamera.
Ein Manko ist der Anschluss für Ladegerät und USB-Kabel. Motorola ignoriert den Mini-USB-Standard und setzt dagegen auf ein eigenes Stecker-Format, das aber beinahe die gleichen Maße aufweist. Laut Hersteller benötigen die Stecker weniger Fläche und seien zudem gegen Verwackeln besser geschützt. Der Kunde wäre mit einem Standardformat dennoch glücklicher gewesen.
Motorola Q9 Lauf- und Ladezeit
Unser Q9 ist zwar ein Vorseriengerät, dennoch haben wir es unserem Laufzeittest unterzogen. Das Ergebnis kann beeindrucken: Mit einem 1170-mAh-Lithium-Ionen-Akku hält das Gerät in der Dauerbelastung 359 Minuten, also beinahe sechs Stunden durch. Die Stand-by-Zeit gibt Motorola mit 420 Stunden an, in der Praxis liegt der Wert etwa zwischen vier und sechs Tagen.
Der große Akku macht sich aber bei der Ladezeit negativ bemerkbar. Ganze 158 Minuten hat es gedauert, bis das Gerät wieder komplett gefüllt war. Dennoch, wer vor allem auf die Betriebszeit und Unabhängigkeit von der Steckdose achtet, der sollte sich das Q9 genauer ansehen. Denn geschlagen wird es derzeit nur vom Samsung SGH-i600, das erreicht die besseren Werte allerdings nur dank Zweitakku.
Tabelle - Motorola Q9 im Detail
Prozessor |
ARM1136 |
Speicher |
256 MByte Flash, 96 MByte RAM |
Erweiterungs-Slot |
microSD |
Display |
2,4 Zoll TFT, Auflösung: 240 x 320 Bildpunkte |
Größe |
118 x 67 x 11,8 mm |
Gewicht |
134 Gramm |
Akku |
1170 mAh |
Mobilfunk |
GPRS/GSM/EDGE UMTS/HSDPA |
WLAN |
nein |
Bluetooth |
ja, 2.0 Profile: u.A. A2DP, DUN, HFP |
Schnittstelle |
USB 2.0 mittels proprietärem Anschluss |
Synchronisation |
ActiveSync |
Antenne |
nein |
Hersteller |
|
Preis (voraussichtlich) mit Vertrag |
noch nicht genannt (T-Mobile) noch nicht genannt (Vodafone) noch nicht genannt (O2) noch nicht genannt (E-Plus) |
Preis (UVP) ohne Vertrag |
noch nicht genannt |
Fazit
Bereits im Vorabtest hinterlässt das Q9 mit Windows Mobile 6 einen extrem guten Eindruck. Klar gibt es noch einige Ecken und Kanten, an denen die Software verbessert werden muss, aber im Großen und Ganzen kann das Q9 mit anderen Geräten der Business-Klasse mithalten. Schade ist nur, dass Motorola auf die Office-Funktionen verzichtet und nur einen zweitklassigen Reader mitliefert. Gerade in Kombination mit Push-Mail und der vollwertigen Tastatur hätte das Q9 seine Office-Fähigkeiten voll ausspielen können.
Auch Windows Mobile 6 kann überzeugen. Die Neuerungen sind im Detail, vereinfachen aber den täglichen Gebrauch. Die neuen Suchfunktionen sowie die deutlich verbesserten E-Mail-Fähigkeiten machen es den Konkurrenten aus Finnland, Kanada und Schweden/Japan nicht gerade einfach und setzten einen hohen Maßstab. Vor allem mit der Push-Integration von Hotmail hat Microsoft einen Vorteil, der den Konkurrenten einfach fehlt. Dazu müssen die Live-Services aber auch in den Handys integriert sein. (mja)