Cloud-Infrastruktur im Wandel

VMware - Virtualisierung, Private- und Public-Cloud wachsen zusammen

02.04.2015 von Thomas Drilling
Mit den zahlreichen neuen Virtualisierungs- und Cloud-Angeboten wie vSphere 6, vCloud Suite 6 oder vCloud Air nähert sich VMware seiner Vision einer einheitlichen Hybrid-Cloud. Hier ein Überblick über den aktuellen Status - Teil 1.

Laut einer IDC-Studie sollen bis Ende dieses Jahres mehr als 65 Prozent der IT-Unternehmen hybride Cloud-Architekturen einsetzen, die sowohl private Cloud-Ressourcen als auch Public-Cloud-Dienste beinhalten, die nicht der eigenen Cloud-Infrastruktur entstammen. VMware will Unternehmen, die sich IT-technisch in dieser Art Übergangsphase befinden, mit einer einheitlichen Plattform für die Hybrid Clouds unterstützen.

VMwares aktuell zu beobachtende Produktkonsolidierung offenbart nicht nur beim Virtualisierungsspezialisten die strategische Bedeutung von privaten und öffentlichen Clouds sowie von vollständig virtualisiertem Computing, Software-Defined Networking (SDN) und Software-Defined Storage. Schließt man zudem VDI und VMwares neue Version 6 von Horizon in die Betrachtung ein, verschwimmen die Grenzen von Virtualisierung und privatem Cloud Computing einerseits und Public Clouds andererseits zunehmend.

Nicht nur, dass VMs das Fundament aller IaaS-Infrastrukturen bilden, die eigentliche Hypervisor-Technologie verliert auch mehr und mehr an Bedeutung, stellt man die eigentlichen Cloud-Funktionalitäten wie das einheitliche Management mithilfe von Self-Service-Portalen, Katalogen, Funktionen zum Verwalten von Anfragen oder zur Kontingenterzwingung, VM-Platzierung, Chargeback, Kostenzuweisung und die automatisierte Bereitstellung in den Vordergrund. Beginnen wir mit VMware Public Cloud.

Neuerungen bei vCloud Air

So hat VMware Anfang des Jahres zahlreiche Neuerungen für vCloud Air angekündigt, die im Verlauf der zweiten Jahreshälfte schrittweise verfügbar sein sollen. Ganz nebenbei ist auch vCloud Air Virtual Private Cloud On Demand inzwischen offiziell verfügbar. Die neue vCloud-Air-Version bietet in erster Linie eine neue Failover-Funktion, ein verbessertes Disaster Recovery, erweiterte Netzwerkdienste und ein überarbeitetes Abonnementprogramm. Das neue vCloud Air Disaster Recovery soll sich in weniger als einer Stunde implementieren lassen. Danach repliziert vCloud Air Disaster Recovery virtuelle Maschinen und Daten in die vCloud-Air-Umgebung des Nutzers und stellt im Fehlerfall die geschützten Dienste in einem virtuellen "Warm-Stand-by"-Rechenzentrum zur Verfügung. So sind laut VMware keinerlei Änderungen an der vorhandenen virtualisierten Umgebung erforderlich.

Failback-Support

Die neue Version von vCloud Air bietet darüber hinaus native Failback-Unterstützung. So können Anwender den IT-Betrieb nach einem Failover in ihrem primären Rechenzentrum schneller wieder aufnehmen oder über das Netz Workloads von der vCloud-Air-Umgebung auf ihre primäre Umgebung replizieren. vCloud Air bietet zudem erweiterte Snapshot-Funktionen, sodass Anwender nach Schäden, Viren oder Angriffen schnell zu einem funktionierenden Stand zurückkehren können. Darüber hinaus können Nutzer nun Recovery-Playbooks definieren, wozu VMware das "vRealize Orchestrator DR"-Plug-In, das Open-Source-DR-CLI oder die erweiterte REST API unterstützt.

vCloud Advanced Networking Services

Weitere Neuerungen bietet vCloud Air mit den "vCloud Advanced Networking Services", die auf VMwares Netzwerkvirtualisierungsplattform NSX basieren und die Sicherheit der Kundenumgebung entscheidend verbessern. Anwender können beispielsweise jetzt einzelne Sicherheitsgruppen festlegen und so eine Stateful Isolation des Netzwerkdatenverkehrs realisieren, ohne dazu mehrere virtuelle Netzwerke verwenden zu müssen.

Darüber hinaus verhindert das "Zero Trust"-Sicherheitsmodell, dass Nutzer oder Eindringlinge bei einer nicht gesicherten VM oder App vollen Netzwerkzugang erhalten. Wahlweise lässt sich Zero-Trust aber auch als verteilte Firewall verwenden. Zudem hat der Virtualisierungshersteller die Netzwerkkonfiguration in vClour Air insgesamt vereinfacht.

VMware vCloud Air unterstützt nun zum Beispiel das Border Gateway Protocol (BGP) und auf Open Shortest Path First (OSPF) beruhendes dynamisches Routing. Letzteres vereinfacht die Netzwerkintegration zwischen Cloud-basierten und on-premise-betriebenen Umgebungen und gewährleistet damit Kontinuität in der Applikationsbereitstellung. Schließlich bietet vCloud Air einen verbesserten VPN-Support für Point-to-Site-Verbindungen und erweitertes Load Balancing mit HTTPS-Support und erweitert die Netzwerkskalierbarkeit auf bis zu 200 Endpunkte.

Private und öffentliche Cloud vereint

Durch die skizzierte Verbindung von "NSX" und "vCloud Air", also das Zusammenführen der öffentlichen und privaten Cloud-Umgebungen von VMware als rein softwaredefinierte Plattform sind Nutzer künftig in der Lage, nach Belieben eine konsistente Umgebung aufzubauen, in der sich sowohl native als auch Cloud-Anwendungen betreiben und verwalten sowie schützen lassen. Durch die Verbindung von NSX und vCloud Air bringt sich VMware mit einer einzigen Plattform für private (vCloud Suite) und öffentliche Clouds (vCloud Air) sowie für virtualisiertes Computing und sofwaredefiniertes Netzwerk und Storage strategisch in eine gute Position.

VMware NSX ist VMwares Netzwerkvirtualisierungsplattform. NSX virtualisiert den gesamte OSI-Netzwerk- und Sicherheits-Layer von den Schichten 2 bis 7 und stellt unter anderem die Netzwerkbasis von VMware vCloud Air dar. Im Detail unterstützt NSX:

Logisches Switching - Reproduzieren der kompletten vollständigen L2- und L3-Switching-Funktionalität in einer virtuellen Umgebung, unabhängig von der zugrunde liegenden Hardware

NSX-Gateway - L2-Gateway für die nahtlose Verbindung mit physischen Workloads und älteren VLANs

Logisches Routing - Routing zwischen logischen Switches, was dynamisches Routing zwischen verschiedenen virtuellen Netzwerken ermöglicht

Logische Firewall - verteilte Firewall, kernelaktivierte optimierte Performance, virtualisierungs- und identitätsorientiert, mit Überwachung der Aktivität

Logischer Lastausgleich - Lastausgleich mit vollständiger Funktionalität und SSL-Beendigung

Logisches VPN - Standort-zu-Standort-VPN und Remote-Zugriff-VPN als Software

Ferner steht für das Cloud-Management mit NSX-API ein RESTful API für die Integration in jede Plattform zur Verfügung.

NSX ist VMware NSXs-Plattform für Netzwerkvirtualisierung und grundlegend für vCloud Air.
Foto: VMware

vCloud Air Hybrid Networking Services

Die Integration von NSX und vCloud Air hatte VMware schon Anfang 2015 in Form der vCloud Air Hybrid Networking Services angekündigt und durch Kooperationen für das erforderliche Ökosystem an Anbietern, den VMware vCloud Air Network Service Providers, gesorgt. So können Nutzer vCloud Air Public Cloud Services und Private Clouds auf Basis der neuen VMwares vCloud Suite 6 miteinander verbinden und eine einzige, sichere Netzwerk-Domain als Gateway Appliance realisieren. Auch VMwares neue vCloud Air Hybrid Networking Services sollen nach und nach im ersten Halbjahr dieses Jahres verfügbar gemacht werden. Kunden können so laut VMware problemlos Hunderte von virtuellen Netzwerken aufbauen, die vCloud Air und Private Cloud über eine einzige WAN-Verbindung zusammenführen.

Das neue vCloud-Abonnement-Programm

Mit dem neuen Abonnementprogramm für vCloud Air können Anwender zudem die Kosten ihres Abonnements jetzt besser im Voraus abschätzen, weil nur noch tatsächlich genutzte Cloud-Ressourcen abgerechnet werden. Abonnenten haben mit dem "Subscription Purchasing Programm" (SPP) die freie Wahl der zu nutzenden Cloud-Services. Das Programm unterstützt alle vCloud-Air-Services, einschließlich vCloud Air On Demand und Horizon Air. Ab dem zweiten Halbjahr 2015 soll es sogar möglich sein, in Form eines SPP-Fonds per Vorauszahlung am Stück oder in regelmäßigen monatlichen Raten zu bezahlen, wobei VMware in Abhängigkeit vom Bestellwert Mengenrabatte gewährt. VMware vCloud Air unterstützt alle relevanten Betriebssysteme und Anwendungen. Die neuen Funktionen, wie etwa vCloud Air Disaster Recovery, sollen laut VMware noch in diesem Quartal verfügbar sein, die erweiterten Netzwerkdienste in der zweiten Jahreshälfte 2015. VMware vCloud Virtual Private Cloud Air On Demand ist dagegen ab sofort verfügbar. Die Preise beginnen bei 0,17 Dollar pro Stunde für eine VM mit 8 GB RAM und zwei vCPUs.

Neu in VMwares Public Cloud Service vCloud Air ist die verbesserte Desaster-Recovery-Funktion.
Foto: VMware

Hybride Cloud-Umgebungen mit OpenStack

VMwares einheitliches Managementkonzept für hybride Cloud-Umgebung beinhaltet in jeder Beziehung die freie Wahl der gewünschten Architektur und umfasst daher auch VMwares OpenStack-Distribution VMware Integrated OpenStack, die Kunden den Aufbau privater Clouds auf Basis offener Standards erleichtern soll, wobei VMware vSphere 6 mit seinen rund 650 neuen Funktionen die Grundlage bildet. Mit VMware Integrated OpenStack können VMware-Admins schnell und elegant eine OpenStack-Umgebung für Produktionsumgebungen auf ihrer vorhandenen VMware-Infrastruktur bereitstellen und verwalten, denn VMware Integrated OpenStack ermöglicht das Management von OpenStack-Umgebungen mit VMwares klassischen Management-Tools.

VMware Integrated OpenStack erlaubt das komfortable Ausrollen einer OpenStack-Cloud-Umgebung in vSphere sowie das Verwalten von OpenStack mit vRealize Operations.
Foto: VMware

VMware vRealize Suite

Auch VMware Integrated OpenStack wurde bereits auf der VMworld 2014 erstmals angekündigt und ist seit März für Neu- und Bestandskunden mit vSphere Enterprise Plus-, vSphere with Operations Manager Enterprise Plus- oder vCloud Suite-Lizenz ohne Zusatzkosten verfügbar. VMware Integrated OpenStack ist auch der Grund, warum VMware auf der VMworld 2014 ein Rebranding seiner Management-Tools angekündigt und in diesem Zusammenhang die VMware vRealize Suite vorgestellt hatte.

Diese stellt Administratoren ab sofort eine umfangreiche ManagemenpPlattform zum Verwalten heterogener, hybrider IT-Infrastrukturen zur Verfügung. Sie erweitert VMwares Private-Cloud-Lösung vCloud Suite zum Verwalten VMware-basierter Private Clouds um die Möglichkeit zum Verwalten von Cloud-Infrastrukturen, die auf OpenStack, Amazon Web Services, Microsoft Hyper-V oder auch KVM basieren.

VMwares-Management-Plattform vRealize Suite dient zur Verwaltung heterogener, hybrider IT-Infrastrukturen.
Foto: VMware

Überzeugend an VMware Integrated OpenStack ist, dass VMware seine OpenStack-Distribution als virtuelle Appliance im OVA-Dateiformat bereitstellt. Sie ist damit über den Web-Client sehr einfach importierbar. Durch das Importieren werden alle für eine OpenStack-Umgebung benötigten Komponenten für Compute (Nova) oder Netzwerkmanagement (Neutron) automatisiert ausgerollt.

Mit dieser im Vergleich mit anderen OpenStack-Distributionen vergleichsweise einfachen Provisionierung einer kompletten OpenStack-Infrastruktur einschließlich der integrierte Administration mit bestehenden VMware-Werkzeugen will VMware nach eigener Aussage der sich im Cloud-Management-Bereich abzeichnenden Silo-Bildung den Kampf ansagen.

Aufbrechen von OpenStack-Silos

Für Matthias Schorer, Head of Strategy Consulting CEMEA bei VMware, verfestigen sich bestehende IT-Silos auf Basis von Windows, Unix oder Linux zurzeit auch in Cloud-Umfeld. Die äußert sich im teilweise erheblich unterschiedlichen Zugriff auf vCloud Air, Amazon Web Services oder selbst aufgebauten OpenStack-Umgebungen. VMware Integrated OpenStack dagegen erlaubt das Verwalten der OpenStack-Umgebung mit den VMware-Tools vRealize Operations, Log Insight, vRealize Automation und vRealize Business und kann laut VMware damit ein weiteres Silo im Management von Hybrid Clouds aufbrechen. (hal)