VMware 2.0.3: Linux im Windows-Fenster

14.03.2000 von Mike Hartmann
Unter VMware für Windows NT/2000 laufen Windows 2000, Windows 98 und Linux zur selben Zeit auf einem Rechner. Damit können beispielsweise Programmierer ihre Anwendungen ohne Risiko testen.

Mit der Version 2.0.3 von VMware für Windows NT/2000 bietet der Hersteller VMware die zweite Release seiner erfolgreichen Software an. Gegenüber der 2.0 ist allerdings nicht viel Neues hinzugekommen. Unterstützung für Radmäuse und der SVGA-Treiber für Windows Me sind die einzigen Neuerungen. Ansonsten enthält das 2.0.3-Release nur Berichtigungen für selten auftretende Fehler bei Linux und DOS als Gast-Betriebssystem. Interessant sind hingegen die Ankündigungen des Herstellers, in Kürze zwei Serverversionen auf den Markt zu bringen.

Bei VMware handelt es sich um eine Anwendung, die andere Betriebssysteme wie Linux oder Windows 98 im Fenster des Host-Betriebssystems laufen lassen kann. Dazu erzeugt VMware eine virtuelle Maschine, die dem Gast-Betriebssystem einen kompletten Rechner vorgaukelt. Die einzelnen virtuellen Maschinen sind so voneinander abgeschottet, dass ein Betriebssystem nicht die anderen oder gar das Host-Betriebssystem zum Absturz bringen kann. Sogar Viren sind darin ungehindert zu starten und ihr Verhalten kann beobachtet werden, ohne dass negative Folgen auftreten.

Im physikalischen Rechner unterstützt VMware alle Hardware, die auch das Host-Betriebssystem per Treiber unterstützt. Die virtuellen Maschinen sehen dagegen, unabhängig von den tatsächlich im System installierten Komponenten, ein IDE-Subsystem mit Platten und CD-ROM-Laufwerk, eine Super-VGA-Grafikkarte sowie einen AMD-PCnet-PCI-II-Netzwerkadapter. Ist eine Soundkarte im System eingebaut, emuliert VMware zusätzlich eine Soundblaster Pro. Optional können auch SCSI-Platten und -CD-ROM-Laufwerke in der virtuellen Maschine bereitgestellt werden. Dazu muss im Host-Rechner nicht einmal eine SCSI-Komponenten vorhanden sein.

VMware für Windows NT/2000 unterstützt als Gast-Betriebssysteme DOS, Linux, Windows 9x und Free-BSD. Solaris und Novell Netware sollen sich laut Hersteller ebenfalls installieren lassen. Von der Installation eines Windows NT oder 2000 in einer virtuellen Maschine rät der Hersteller jedoch unverständlicherweise ab. bei unseren Tests liefen beide Betriebssysteme problemlos in den VMs.

Quickinfo

Produkt

VMware 2.03 für Windows NT/2000

Leider hat VMware seine Sonderpreise (99 Dollar) für ambitionierte Privatanwender (Hobbyists) zurückgezogen.

Hersteller

VMware

Preis

ab 299 Dollar

Download

Demoversion 6 MByte, http://www.vmware.com

Systemvoraussetzungen

Hardware

CPU ab Pentium II/233, mind. 96 MByte RAM, freie Festplattenkapazität 10 MByte für VMware sowie Platz für Gast-Betriebssystem(e)

Betriebssystem

Windows NT 4 ab SP4, Windows 2000

Sonstiges

Nutzt vom Host-Betriebssystem unterstützte Hardware für LAN, Grafik, Sound und bietet Support für SMP-Systeme

Funktionsprinzip von VMware

Für die Festplattenemulation erzeugt VMware standardmäßig eine Datei, die die virtuelle Maschine als physikalische Festplatte sieht. So ein Massenspeicher kann allerdings maximal nur 2 GByte groß sein. Dennoch ist dieses Verfahren praktisch, weil man dadurch keine gesonderten Partitionen auf der physikalischen Festplatte anlegen muss. Großer Pluspunkt von VMware: Es belegt bei der Einrichtung der virtuellen Maschine nicht gleich den ganzen Platz für die Datei, sondern verwaltet den erforderlichen Platz dynamisch. Ist also beispielsweise die Festplatte eines virtuellen Windows 98 nur mit 650 MByte gefüllt, so ist die entsprechende Datei auch nur 650 MByte groß. Beim weiteren Aufspielen von Daten passt VMware die Größe entsprechend an. Beim Löschen von Daten ist VMware allerdings nicht in der Lage diese Datei entsprechend zu verkleinern. Hierfür gibt es jedoch ein Feature namens "Shrink". Mit dieser Option verkleinert VMware den von der virtuellen Festplatte belegten Platz auf das absolute Mindestmaß, also genau den Platz, den die installierten Programme auch tatsächlich belegen. Über so genannte Plain-Disks lassen sich in VMware 2.0.3 auch Festplatten erzeugen, die größer als 2 GByte sind. Allerdings belegt VMware dann den gesamten Platz von vornherein.

Optional stellt VMware der virtuellen Maschine auch direkten Zugriff auf eine physikalische Festplatte zur Verfügung, von der dann beispielsweise ein bereits installiertes Windows 98 oder Linux gebootet werden kann. Das ist allerdings nicht ratsam, da das Windows 98 in der virtuellen Maschine andere Hardware zu sehen bekommt. Und für diese will es dann Treiber installieren, die den normalen Betrieb stören. VMware rät zudem davon ab, das Host-Betriebssystem zusätzlich in einer virtuellen Maschine zu booten.

Spezielle Festplatten

Ein weiteres nützliches Feature sind "flüchtige" Festplatten für Tests unter stets gleichen Bedingungen. Diese sind ebenfalls als Datei realisiert, allerdings mit einem Unterschied: Das auf flüchtigen Festplatten installierte Gast-Betriebssystem kann beliebig darauf schreiben, Änderungen oder aufgespielte Dateien gehen nach Herunterfahren der virtuellen Maschine jedoch verloren. Dies hat den Vorteil, dass stets gleiche Bedingungen vorliegen, wenn man die virtuelle Maschine immer in einem definierten Zustand starten will.

Unabhängig von den tatsächlich im System installierten Festplatten, kann VMware auch SCSI-Geräte emulieren. Dazu stellt es der virtuellen Maschine einen Buslogic BT-958-Controller bereit. Ebenso lässt sich eine IDE-CD-ROM für die virtuelle Maschine als SCSI-CD-ROM-Drive bereitstellen. Dann kann allerdings nicht mehr von CD gebootet werden. Andere SCSI-Geräte unterstützt auch das aktualisierte VMware-Release nicht. Das ist ein erhebliches Manko, da beispielsweise Scanner in den VMs nicht zur Verfügung stehen. Der Hersteller arbeitet jedoch an entsprechenden Features.

Den aktuellen Status einer virtuellen Maschine kann der Anwender sich auf der Festplatte zwischenspeichern und beim nächsten Start der VM genauso wieder herstellen, als wäre die VM nicht gestoppt worden. Im Prinzip funktioniert das so wie die Hibernate-Funktion von Windows 2000. VMware ist auch so konfigurieren, dass es ein APM-Mainboard emuliert. Dadurch sind die Suspend-Funktionen des Gast-Betriebssystems nutzbar.

Nicht nur für Festplatten lassen sich Images anlegen, auch Disketten können Anwender so ablegen. Dieses Feature nutzt VMware auch für die Installation der VMware-Tools: Mittels Menü können Sie temporär ein Disketten-Image einblenden, vom dem Sie die VMware-Tools in der virtuellen Maschine installieren.

Virtuelles Netzwerk

Für Netzwerkzugriffe gilt Ähnliches wie für Festplatten: Entweder arbeitet die Maschine direkt mit der Netzwerkkarte oder über ein virtuelles Device, das VMware bereitstellt. Mehrere VMs können so in einem virtuellen Netzwerk miteinander kommunizieren.

VMware ist auch in der Lage, für die virtuellen Maschinen ein komplettes LAN zu emulieren. Dafür stellt es sogar einen DHCP-Server zur Verfügung, über den es die IP-Adressen vergibt. Allerdings ist dieses rein virtuelle LAN auf 10 MBit/s beschränkt, eine eigentlich unnötige Einschränkung. Mit der entsprechenden Proxy-Software auf dem Windows-2000-System kommen die virtuellen Maschinen trotzdem ins Netz, wenn es erforderlich ist.

Die emulierten Parallelports arbeiten bidirektional, so dass auch Meldungen vom Gerät am Parallelport zur VM gesendet werden können. Damit funktionieren theoretisch auch Scanner oder Dongles in der VM. Allerdings ist die Unterstützung für bidirektionale Parallelports auch in der Version 2.0.3 nur als sporadisch zu bezeichnen. Beispielsweise werden Interrupts, die das Gerät am Parallelport auslöst, nicht an die VM weitergereicht. Auch der Datenaustausch per Direct Memory Access ist derzeit nicht möglich.

Die Frage nach Symmetrischem Multiprocessing beantwortet VMware mit "Jein". VMware selbst kann mit mehreren Prozessoren umgehen und die Last der einzelnen virtuellen Maschinen darauf verteilen. In einer virtuellen Maschine steht jedoch immer nur ein Prozessor zur Verfügung.

Update: Installation

Der Hersteller bietet eine Demoversion von VMware für Windows NT/2000 an. Diese entspricht der derzeit aktuellen Version 2.0.3. Sie lässt sich direkt von der Webseite des Herstellers herunterladen. Das Paket ist knapp 6 MByte groß und enthält die VMware-Tools für Linux und Windows. Diese Tools beinhalten unter anderem einen verbesserten Grafiktreiber gegenüber der Standardinstallation für das Gast-Betriebssystem. Um die Demoversion zu starten, benötigen Sie zusätzlich einen Key, den Sie nur über die Webseite erhalten. Dieser Key ist 30 Tage gültig und schaltet die Software für diesen Zeitraum komplett frei.

Die Installation von VMware geht flott und problemlos vonstatten. Ist das CD-ROM-Laufwerk auf Autoplay eingestellt, weist VMware auf mögliche Probleme hin und bietet auch gleich die automatische Abschaltung der Autoplay-Funktion an. Danach geht es an die Einrichtung der einzelnen virtuellen Maschinen.

Über einen Wizard erledigen sich die Grundschritte fast wie von selbst: Einfach das gewünschte Gast-Betriebssystem auswählen und VMware stellt die meisten Optionen für dieses Betriebssystem automatisch ein. Mit diesen Einstellungen lässt sich die virtuelle Maschine auch schon starten. Passend dazu stellt VMware einen Power-on-Knopf zur Verfügung.

Neu: Hardware aus der Sicht der VM

Drückt man den Power-on-Knopf erscheint als Erstes eine Bootsequenz mit Phoenix-BIOS 4.0 im Fenster. Die nächste Meldung lautet "Operating system not found". Logisch, immerhin ist die virtuelle Festplatte noch nicht eingerichtet. Also den "Rechner" per Knopfdruck neu starten und das BIOS-Setup aufrufen, um beispielsweise für die Installation von Windows 98 das Bootgerät auf CD-ROM umzuschalten. Danach bootet VMware anstandslos die eingelegte Windows-98-CD, wohlgemerkt in einem Fenster unter Windows 2000. Windows 98 wähnt sich auf einem realen Rechner und beginnt nach der Einrichtung der Festplatte per Fdisk und Format mit der normalen Installation.

System aus Sicht der Virtuellen Maschine

Prozessor

wie Host-Prozessor

RAM

bis zu 512 MByte

Festplatte

bis zu vier IDE-Laufwerke, bis zu 7 SCSI-Laufwerke

Grafikkarte

VGA oder SVGA

Maus

seriell oder PS/2, auch mit Mausrad

LAN

bis zu drei virtuelle Ethernet-Adapter AMD PCnet-PCI II

Sound

Soundblaster-Pro- und 16-kompatibel

Zunächst erkennt Windows 98 nur den von VMware bereitgestellten Standard-VGA-Adapter. Nach erfolgreichem Abschluss der Windows-Installation lassen sich auch die VMware-Tools einrichten, die zusätzlich einen SuperVGA-Treiber für Windows enthalten. Damit sind immerhin Auflösungen von bis zu 1024x768 Pixeln bei 256 Farben möglich. Bei 640x480 erlaubt der Treiber auch HiColor mit 16 Bit Farbtiefe.

VMware im Betrieb

Für weitere Tests installieren wir Office 2000 und arbeiten mit verschiedenen Tools unter Windows 98. Alles funktioniert wunschgemäß und mit ansprechender Geschwindigkeit. Offensichtlich verbraucht VMware nur wenig Rechenzeit für sich selbst. Lediglich die von Windows 2000 beanspruchte Prozessorzeit bringt unser Windows 98 gelegentlich ins Stocken. VMware bietet hier allerdings ein nützliches Feature, über das sich die Priorität für die virtuelle Maschine anpassen lässt. Mit der höheren Priorität arbeitet Windows 98 dann zufrieden stellend.

Um die Maschine zu aktivieren, reicht ein Klick ins Fenster der VM. Solange sie aktiv ist, bleibt die Maus im Fenster gefangen und Tastatureingaben erreichen nur die Maschine. Um wieder zurück ins Windows 2000 zu gelangen, ist eine Tastenkombination zu drücken (Alt-Strg-Esc). Störend ist dabei, dass sich VMware die Mausposition für die Maschine merkt: Klickt man also in das Fenster der Maschine, etwa um eine Dialogbox zu bestätigen, ist die Maus nicht dort, wo man gerade geklickt hat, sondern ganz woanders. Virtuelle Maschinen lassen sich auch im Vollbildmodus betreiben. Damit muss man nicht im Fenster scrollen, um den Rest des Bildschirms zu sehen.

Als Netzwerkkarte erkennt Windows 98 die bereitgestellte virtuelle AMD PCnet PCI II. Dabei lässt sich auch gut ablesen, wie weit das Konzept der virtuellen Rechner geht: Stellt man die Karte auf dieselbe IP-Adresse ein wie Windows 2000, beschwert sich letzteres plötzlich über einen anderen Rechner, der "seine" IP-Adresse verwendet.

VMware im Stress

Um das System stärker zu belasten, richten wir eine zusätzliche virtuelle Maschine für den Betrieb unter Linux ein. Beim ersten Startversuch der Maschine zeigt sich ein weiteres Problem: VMware kann den Zugriff auf das Diskettenlaufwerk nicht teilen. Es gibt eine Fehlermeldung und diese Maschine hat kein Diskettenlaufwerk. In unserem Fall nicht weiter schlimm, da die zum Test herangezogene SuSE-Distribution auch von CD bootet. Andernfalls hätten wir zunächst die Windows-Maschine herunterfahren müssen. Den Zugriff auf das CD-ROM dagegen kann VMware teilen. Es ist allerdings nicht ratsam, in zwei virtuellen Maschinen gleichzeitig von CD etwas installieren zu wollen.

Auch die SuSE-Installation funktionierte problemlos und nach Einrichten der VMware-Tools für Linux hatten wir einen lauffähigen X-Server mit KDE-Oberfläche. Jetzt müssen sich effektiv drei Betriebssysteme den Prozessor teilen, jedes mit eigenem Multitasking und Prozessmanager. Das macht sich deutlich in den Antwortzeiten bemerkbar, sobald rechenintensive Tasks wie Bildbearbeitung laufen.

Im normalen Betrieb ist das hingegen kein größeres Problem. Wir können sogar von Windows 98 per Telnet oder Webserver auf den Linux-Rechner zugreifen.

Mit der Samba-Suite von Linux ist sogar ein noch komfortablerer Zugriff zwischen den beiden Betriebssystemen möglich. Der Datenaustausch mit dem Host-Betriebssystem erfolgt im Fall von Windows 98 über das Windows-Netzwerk und im Fall von Linux über die Samba-Suite.

Problemlos funktioniert auch das Sharing der Soundkarte unter den verschiedenen virtuellen Maschinen. VMware mischt die in den VMs erzeugten Klänge.

Neu: Wer braucht VMware

Das Konzept von VMware ist beinahe genial und die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Entwickler werden das Tool zu schätzen wissen. Immerhin erlaubt es Entwicklung und Tests von Client-Server-Applikationen auf einem einzigen Rechner. Allerdings verhält sich das System für den Client und den Server genau so, als ob es tatsächlich in einem Netzwerk arbeiten würde.

Doch nicht nur für Programmierer ist VMware interessant. Webentwickler können beispielsweise ihre Webseiten auf verschiedenen Betriebssystemen und Browsern testen, ohne ständig den Rechner neu booten zu müssen oder an eine andere Arbeitsstation zu wechseln. Das virtuelle Netzwerk verhindert zudem, dass irregeleitete Pakete das Produktionsnetz stören.

Positiv fallen auch die vielen "Kleinigkeiten" auf, wie etwa die dynamische Verwaltung der virtuellen Festplatten oder das Bootpasswort für das BIOS. Wichtigster Punkt für Entwickler: Die Plattform ist sehr stabil. Uns ist kein einziger Absturz vorgekommen.

Dennoch hat auch dieses Produkt einige kleine Schwächen, die der Anwendbarkeit von VMware jedoch keinen Abbruch tun. So ist beispielsweise die Größenbeschränkung der virtuellen Festplatten auf 2 GByte ist nicht mehr zeitgemäß. Wünschenswert ist auch Unterstützung für USB und Wechselmedien wie etwa ZIP-Laufwerke.

Neu: VMware für Linux

Die Linux-Variante von VMware benötigt mindestens einen Kernel ab 2.0.32. Soll SMP unterstützt werden, rät der Hersteller zur Kernel-Release ab 2.2. Die Hardwareanforderungen sind identisch mit denen der Windows-Variante.

Linux-Enthusiasten, die hauptsächlich Linux booten und Windows nur für E-Mail oder den Internet Explorer verwenden, können auch auf das neue VMware Express zurückgreifen. Diese Light-Variante kann lediglich Windows 9x im Linux-Fenster starten und unterstützt manche Features nicht, so beispielsweise die "undoable disks". Dafür kostet das Paket aber auch nur 79 Dollar. Eine Demoversion von VMware Express ist nicht verfügbar.

Neu: Die Zukunft von VMware

Der Hersteller hat nicht nur das Hobbyist-Lizenzmodell gestrichen, auch die neuen Produkte zeigen eine deutlich stärkere Ausrichtung auf den Highend-Markt. Nachdem man mit Hilfe der Linux-Gemeinde und genau jenen "Hobbyisten" bewiesen hat, dass das Produkt leistungsfähig und flexibel ist, soll nun mit den GSX- und ESX-Varianten von VMware Geld verdient werden. Die beiden Systeme sind für den Servereinsatz vorgesehen. Anstatt verschiedene Hardwareplattformen für diverse Serverdienste aufzusetzen und zu warten, soll der Administrator mit VMware nur noch einen leistungsstarken Rechner einsetzen, auf dem alle benötigten Betriebssysteme in virtuellen Maschinen laufen.

Die Anwendungsgebiete sind auch hier vielfältig: So könnten Webhosting-Anbieter ihren Kunden jeweils das Wunschbetriebssystem liefern, ohne immer neue Rechner aufsetzen zu müssen. Aber auch Netzwerkadministratoren, die in ihrer Infrastruktur mit "gewachsenen" Strukturen zu kämpfen haben - etwa einer bunten Mischung aus Netware, Windows 2000/NT und Linux - können über den VMware Server die Netzwerkdienste schrittweise konsolidieren. Beispielsweise indem sie zunächst alle Betriebssysteme wie vorhanden auf dem VMware-Server einrichten und dann schrittweise die Server ersetzen. Da die virtuellen Maschinen nicht verloren gehen, solange die dazugehörigen Dateien nicht gelöscht werden, lässt sich jeder Schritt problemlos wieder rückgängig machen.

Neu: VMware GSX-Server

Zunächst ist der GSX-Server geplant, der sich zur Zeit im Betastadium befindet. GSX ist ein erweitertes VMware für Linux - vorgesehen ist jedoch auch eine Windows-Variante, die auf Windows 2000 als Host-Betriebssystem aufsetzt. Neben den bereits von den Workstation-Varianten bekannten VMware-Features bietet der GSX-Server eine webbasierte Managementkonsole inklusive Perl-API zur angepassten Erweiterung der Verwaltungsfunktionen. Damit der Administrator nicht auf jedem Betriebssystem eine eigene Remote-Console-Software und dann verschiedene Clients auf seinem Arbeitsrechner installieren muss, bietet GSX eine eingebaute Fernwartungssoftware. Damit lässt sich dann auch der Bootvorgang bis hin zum BIOS-Setup einer virtuellen Maschine komplett überwachen.

Über "suspend to disk" kann der Administrator jede einzelne VM in einem definierten Status ablegen und gegebenenfalls als Backup nahezu ohne Zeitverlust wieder hochfahren. Mit der "undoable disk" lassen sich Konfigurationsänderungen austesten und im Fall der Fälle ohne Verlust wieder rückgängig machen - etwa wenn die Installation eines neuen Softwarepakets oder Dienstes gründlich fehlgeschlagen ist. Damit bleiben gerade bei Windows keine Treiberleichen oder störende Registry-Fragmente zurück. GSX soll rund 2000 Dollar kosten und wird bei Verfügbarkeit von uns ausgiebig getestet.

Die ESX-Variante benötigt kein Host-Betriebssystem mehr. Sie basiert auf einem eigenen VMkernel, der speziell an die Aufgaben von VMware angepasst ist. Damit steht den einzelnen virtuellen Maschinen mehr Leistung und dem Administrator eine feinere Kontrolle über den Ressourcen-Verbrauch der VMs zur Verfügung. Allerdings sind dann auch wieder eigene Treiber notwendig. Und wie es mit der Treibervielfalt aussieht, wird sich erst bei Verfügbarkeit von VMware ESX zeigen. Bei einem angepeilten Preis von 20.000 Dollar ist diese Variante allerdings ohnehin nur für große Firmen interessant.

Update: Fazit

VMware für Windows NT/2000 hilft bei der Entwicklung von Client-Server-Applikationen oder Netzwerkdiensten wie Webservern oder E-Mail-Servern.

Das virtuelle Netzwerk erlaubt die Entwicklung auch auf Einzelplatzrechnern oder verhindert, dass irregeleitete Pakete das Produktionsnetz stören. Die Emulation der virtuellen Maschinen ist gelungen: Im Testbetrieb bleibt die Maschine stabil und die Performance leidet auch nicht übermäßig.

Seit dem Test der Version 2.0 hat sich bei VMware nicht viel getan: einige Bugfixes für selten auftretende Probleme und zwei neue Features. Fans der Radmaus werden sich über den eingebauten Support freuen. Unterstützung für weitere SCSI-Geräte wie Scanner oder besserer Support für bidirektionale Parallelschnittstellen oder gar USB fehlen nach wie vor.

Ein weiterer Wermutstropfen ist der hohe Preis von 300 Dollar. Damit ist das Produkt für ambitionierte Privatanwender nicht mehr sonderlich interessant. Schade eigentlich, denn immerhin hat genau diese Gruppe - insbesondere die Open-Source-Gemeinde - VMware erst zu seinem Erfolg verholfen.

Die zukünftigen Versionen von VMware zielen noch stärker auf den Highend-Markt. Mit dem GSX-Server bringen Administratoren und Entwickler verschiedene Betriebssysteme auf einen einzigen Rechner. Damit müssen nicht mehr verschiedene Hardwareplattformen gewartet werden und in GSX integrierte Features wie Remote Console vereinfachen auch die Wartung der einzelnen Betriebssysteme. (mha)

Testkonfiguration VMware 2.0

Wir testen VMware auf einem Rechner mit Celeron 400 Prozessor, 192 MByte RAM, und einer 10-GByte-Festplatte. Als Host-Betriebssystem dient die Release-Version von Windows 2000.

Komponente

Daten

Mainboard

Microstar MS-6119

Firmware

2.4

Sonstiges

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Prozessor

Intel Celeron 400MHz

Firmware

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Sonstiges

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RAM

128 MByte PC100

Firmware

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Sonstiges

1 x 128 MByte Modul

Festplatte

WDC AC310200R

Firmware

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Sonstiges

10 GByte

Grafikkarte

Diamond V770

Firmware

201C4A00

Sonstiges

TNT2, 32 MByte

Netzwerkkarte

3Com 3C905B-TX

Firmware

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Sonstiges

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DVD

Toshiba SD-M1202

Firmware

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Sonstiges

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Betriebssystem

Windows 2000

Firmware

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Sonstiges

Deutsche Release