Die App World von RIM

Virtueller Marktplatz für BlackBerry-Apps

30.06.2010 von Moritz Jäger
Die BlackBerry App World ist RIMs Version eines Programmmarktplatzes auf dem Smartphone. Damit können sich Nutzer kostenlose und kostenpflichtige Programme direkt auf dem Smartphone auswählen und auf das Gerät aufspielen.

BlackBerrys sind eine beliebte Plattform für Drittentwickler. Rund um die E-Mail-Smartphones von RIM gibt es eine aktive Entwicklergemeinde, die großartige, nützliche und teilweise einfach lustige Anwendungen schreiben. Bis vor einem Jahr gab es allerdings keine zentrale Anlaufstelle, Interessenten mussten sich in Foren wie CrackBerry oder Blogs wie BlackBerryCool über Zusatzprogramme informieren und konnten Programme nur über den Desktop-Manger oder direkt aus dem Internet installieren.

Eine deutlich bessere Lösung ist da ein zentraler Marktplatz für Anwendungen, wie ihn beispielsweise das Apple iPhone oder Android-Geräte mitbringt. Die Idee dahinter ist simpel: Den Nutzern der Handys soll es möglichst einfach gemacht werden, neue Programme für ihre Handys zu finden und zu installieren. Auch BlackBerrys verfügen nun über so ein Verzeichnis, die RIM-Lösung nennt sich BlackBerry App World.

Eigene Anwendung: Die App World muss zunächst auf dem BlackBerry installiert werden.

Die App World ist ein Zusatzprogramm, das auf den BlackBerrys installiert werden muss. Anschließend erhält der Nutzer Zugriff auf die Datenbank, in der bereits eine beachtliche Anzahl von Programmen hinterlegt ist.

Installation und Voraussetzungen

Wie bereits erwähnt, erfordert die App World einen Client auf dem Endgerät. Dieser lässt sich per Over-the-air-Installation von der Website BlackBerry.com/AppWorld laden und installieren. Anschließend ist der Client einsatzbereit und kann aus dem Untermenü "Downloads" aufgerufen werden. Beim ersten Start benötigt die App World eine Verbindung über die 2G- oder 3G-Verbindung des BlackBerrys, danach kann man auch über WLAN in den virtuellen Shop.

Ein Großteil der Anwendungen ist kostenfrei. Dennoch können Entwickler auch die Vergütungen festlegen. Die RIM-Preisskale sieht demnach 2,75 Euro als Mindestpreis vor. Die Bezahlung läuft dabei über die eBay-Tochter PayPal. Das ist ein cleverer Schachzug, da sich RIM so den Aufbau einer eigenen Infrastuktur für E-Commerce spart.

BlackBerry App World in der Praxis

Die Bedienung der App World ist einfach. Startet man die Anwendung, baut sie eine Verbindung zum zentralen Server auf und lädt die Daten nach. Begrüßt wird der User von den "Featured Items". Das sind ausgewählte Anwendungen, die das Team hinter der App World für besonders empfehlenswert hält.

Ausgewählt: Die empfohlenen Anwendungen werden regelmäßig aktualisiert.

Unter den Empfehlungen finden sich die vier Menüpunkte Categories, Top Downloads, Search und MyWorld. Vor allem der Bereich Categories hat es in sich. Dahinter verbergen sich zum Testzeitpunkt 13 Unterkategorien, in denen alle verfügbaren Applikationen hinterlegt sind.

Vollzugriff: Wer in allen Applikationen stöbern will, findet die Anwendungen in den Catagories.

Teilweise überschneiden sich diese, die Sortierung ist nicht immer klar. Das könnte Anwender möglicherweise verwirren, sodass sie in der falschen Kategorie suchen. Praktischerweise lässt sich jede Unterkategorie direkt nach Schlüsselwörtern durchsuchen, was bei der Orientierung hilft. Wenn der Softwarebestand in Zukunft aber wächst, kann die Einteilung schnell unübersichtlich werden. Hier sollte RIM in jedem Fall noch nacharbeiten und die Kategorien vereinfachen.

Kategorisch: eine Auswahl der Kategorien.

Experimentierfreudige Anwender werden die Rubrik Top Downloads mögen. Dort sammeln sich die beliebtesten Downloads der gesamtem App World. Zum Testzeitpunkt waren dort vor allem kostenlose Anwendungen und die Messenger vertreten.

Hitliste: Die Top-Downloads beheimaten die beliebtesten BlackBerry-Anwendungen.

Besonders praktisch ist der Menüpunkt Search. Hier kann man die App World nach Begriffen und Produktnamen durchsuchen. Die Suche ist dabei überraschend schnell. Angezeigt werden alle Anwendungen, die zum Begriff passen. Das klappte im Test bereits gut, allerdings zeigt sich, dass beliebte Anwendungen wie beispielsweise TwitterBerry noch nicht im Katalog stehen. Das kann unter anderem damit zusammenhängen, dass RIM eine Gebühr von 200 Dollar für das Einstellen der Programme verlangt. Es bleibt abzuwarten, ob es eine Art Stipendium oder Sponsoring für Freeware-Entwickler geben wird.

Fundstücke: Die Suche findet passende Anwendungen.

Bleibt noch der Punkt MyWorld. Darin kann man einsehen, welche Anwendungen bereits auf dem BlackBerry installiert wurden. Zusätzlich kann man Rezensionen zur jeweiligen Anwendung schreiben oder sie jemand anderem empfehlen.

Verzeichnis: Unter MyWorld finden sich alle installierten Anwendungen.

Kauf, Download, Installation

Der eigentliche Installationsvorgang ist simpel. Sobald man eine passende Anwendung gefunden hat, kann man sie direkt herunterladen und installieren. Sollte sie nicht kostenlos sein, wird man aufgefordert, seine Zugangsdaten zu PayPal anzugeben. Die App World erkennt auch, wenn ein Sicherheits-Token von Verisign verwendet wird. In diesem Fall muss das Passwort um den sechsstelligen Schlüssel ergänzt werden.

Bezahldienst: der Login zu PayPal.
Token: Wer ein Sicherheits-Token einsetzt, muss den Zahlencode an sein Passwort anhängen.

Praktisch ist, dass einige Hersteller für ihre Anwendungen kostenlose Trial-Versionen anbieten. Damit lassen sich die Anwendungen vor dem Kauf testen. Hier sollte RIM die Entwickler dazu anhalten, für deutlich mehr Anwendungen Testversionen in den Markt zu stellen.

Nach der Installation finden sich die Anwendungen teilweise gleich in den passenden Ordnern. So wurde der ICQ-Client etwa direkt im Untermenü Instant Messaging abgelegt. Andere Anwendungen landen im Download-Ordner und müssen separat verschoben werden.

Ablage: Einige Anwendungen kann die App World gleich passend ablegen, hier zwei Instant Messenger.

Eine Grenze gibt es aber in der App World: Anwendungen, egal ob gekauft oder kostenlos, lassen sich nur auf dem internen Speicher des Smartphones ablegen. Die Applikationen können nicht auf Speicherkarten gesichert oder von diesen gestartet werden.

Informationen für Entwickler

Seit dem 31. Juli 2009 ist die BlackBerry App World für deutlich mehr europäische Nutzer geöffnet, auch Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören dazu. Zeitgleich stellt RIM ein neues Portal für Entwickler zur Verfügung. Größte Neuerung ist, dass sich einzelne Anwendungen nun in mehreren Sprachen und für unterschiedliche Geräte optimiert einreichen lassen.

Wer nun seine eigenen Anwendungen für die App World entwickeln oder portieren will, sollte zunächst das Developer Portal anlaufen. Darin wird unter anderem erklärt, welche Zusatzinformationen zu einer Applikation gereicht werden müssen (unter anderem ein Bild, eine Kategorie, die Sprache, Screenshots oder die unterstützten OS-Versionen.). Die FAQs erklären außerdem, wie das Preismodell bei Anwendungen aussieht. Nützlich ist auch der Menüpunkt "Resources", dort finden sich unter anderem Anleitungen, SDKs, die Developer Labs und die Knowledge Base.

Fazit: Gute Anlaufstelle für Anwendungen

RIM hat die App World inzwischen zu einem gut gefüllten Software-Lager, aus dem sich Blackberry-Nutzer bedienen können. Sie ist eine praktische Erweiterung für alle, die ihre BlackBerrys nicht nur als reine E-Mail-Maschinen verwenden. Hierin liegt übrigens auch ein mögliches Problem. Denn vergnügungssüchtige Nutzer können den verbrauchten Traffic des Smartphones durch verschiedenste Anwendungen deutlich in die Höhe schnellen lassen. Als Gegenmaßnahme können Administratoren die App World oder einzelne Anwendungen mittels eine IT Policy im BES deaktivieren.

Alles in allem macht die App World einen guten Eindruck. Klar, sie ist weder neu noch übermäßig innovativ, aber man findet Zusatzanwendungen damit deutlich einfacher, als wenn man sie im Internet zusammensuchen müsste.

Es schadet allerdings nicht, wenn Administratoren und IT-Verantwortliche passende Richtlinien erlassen. So kann man verhindern, dass Nutzer sich mit zu vielen Zusatzapplikationen das Gerät verstopft oder dass sich die Smartphone-Besitzer unerwünschte Apps installieren. (mja)

Zeitkiller: Schon jetzt ist die App World mit vielen Programmen gefüllt, die zur Zeitverschwendung einladen.