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Virtualbox vs. Vmware vs. Hyper-V - der beste virtuelle PC

31.07.2015 von Michael Rupp
Mit Virtualbox, Vmware Workstation und Player sowie Hyper-V stehen Windows-Nutzern vier Virtualisierungsplattformen zur Auswahl. Sie unterscheiden sich in Ausstattung und Bedienung.

Mit einem virtuellen PC probieren Sie Betriebssysteme und neue Software gefahrlos aus oder betreiben alte Windows-Versionen nach dem Upgrade auf eine neue Version weiter. Alles, was sich innerhalb der virtuellen Maschine abspielt, kann Ihrem Hauptrechner nichts anhaben. Falls dann etwas nicht wie gewünscht klappt oder Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, kehren Sie im virtuellen PC einfach zu einem früheren Sicherungspunkt zurück. So haben Sie im Handumdrehen wieder ein sauberes System zur Verfügung.

Vier Virtualisierer für Windows im Vergleich

Um Betriebssysteme wie Windows oder Linux innerhalb einer virtuellen Maschine auszuführen, benötigen Sie eine Virtualisierungs-Software. Windows-Nutzer, die mit virtuellen PCs arbeiten wollen, haben dabei die Wahl zwischen mehreren Virtualisierungsplattformen wie Oracle Virtualbox, Vmware Workstation, Vmware Player und Microsofts Hyper-V. Sie dienen als Laufzeitumgebung und erzeugen auf dem Haupt-PC eine oder mehrere virtuelle Maschinen, die einen vollständigen PC mit allen relevanten Hardware-Komponenten emulieren. Virtuelle PCs werden unter Windows ähnlich wie ein echter PC in einem Fenster oder als Vollbild angezeigt. Für welche Virtualisierungsplattformen Sie sich entscheiden, ist jedoch nicht nur eine Frage des individuellen Geschmacks, die PC-Virtualisierer unterscheiden sich hinsichtlich Ausrichtung, Ausstattung und Bedienung. Auf Basis der genannten Virtualisierer gibt es auch virtuelle "Fertig-PCs" auf dem Internet zum Download. Das ist vor allem was für Leute, die nicht tüfteln und schnell ihren Fertig-PC haben wollen.

Virtualbox - kann auch USB 3.0

Durch die umfangreiche Ausstattung und gute Bedienerführung ist für Privatnutzer vor allem die Open-Source-Software Virtualbox interessant. Hersteller Oracle hat die erste Version Virtualbox 5.0 freigegeben, die 32- und 64-Bit-Rechner unterstützt. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören die Unterstützung von USB 3.0, das Einbinden von USB-Festplatten als virtueller Datenspeicher und verschlüsselte Festplattenabbilder. Neu hinzugekommen sind auch Prozessorbefehlserweiterungen sowie bidirektionales Drag & Drop für Gastsysteme mit Windows, Linux und Solaris. Die Bedienerführung haben die Entwickler leicht überarbeitet – sie erlaubt eine optimierte Vorschau der Gastsysteme.

Das Einrichten neuer virtueller Computer übernimmt ein Assistent. Als Gastsysteme sind unter anderem Windows 3.1, 95/98/ME, NT 4, 2000, XP, Vista, Windows 7, 8, 10, Linux-Distributionen ab Kernel 2.4, Mac OS X und Open BSD zulässig. Die Einstellungen für virtuelle PCs werden als XML-Datei gespeichert und lassen sich leicht exportieren.

In den Virtualbox- Einstellungen für den virtuellen PC passen Sie Optionen wie Bildschirm, Laufwerke, Fenstermodus, Soundausgabe und gemeinsame Ordner an.

Virtualbox bietet eine Snapshot-Funktion, mit der sich der aktuelle Zustand einer virtuellen Maschine einfrieren lässt. So können Sie später leicht alle anschließenden Änderungen widerrufen und den virtuellen Rechner auf den jeweiligen Zustand zurücksetzen. Gut: Virtualbox erkennt dabei einen Großteil der an den echten PC angeschlossenen USB-Hardware und kann diese auf Wunsch auch dem virtuellen PC zur Verfügung stellen. Dank gemeinsam genutzter Ordner (Shared Folders) lassen sich Daten zwischen Haupt- und Gast-PC austauschen, und mittels nahtlosem Modus kann der Nutzer das Fenster eines Gastsystems frei auf der Arbeitsfläche des Hauptrechners (Hosts) platzieren.

Die besten Tipps & Tricks für die Virtualbox

Vmware Player - kostenlos für Privatanwender

Der Vmware Player ist die für Privatanwender kostenlose Variante der Virtualisierungs-Software von Vmware. Mit dem Vmware Player lassen sich fertig eingerichtete virtuelle Maschinen öffnen („abspielen“, daher der Name „Player“) und neue virtuelle PCs erstellen. Die Software unterstützt nahezu alle Windows-Versionen und viele Linux-Varianten, beschränkt sich jedoch auf wenige Einstellungen für neue virtuelle PCs. Auch die Verwaltungs- und Fernsteuerungsfunktionen für virtuelle Rechner über das Netzwerk aus Vmware Workstation fehlen dem Player. Die im Vergleich zu Virtualbox größte Einschränkung ist aber der Verzicht auf Snapshots, mit denen sich der derzeitige Zustand eines virtuellen PCs speichern lässt, um später wieder darauf zurückzugreifen.

Der Vmware Player benutzt eine Schnellinstallationsmethode, mit der sich virtuelle Maschinen aktueller Windows- und Linux-Betriebssysteme mit wenigen Klicks erstellen lassen. Klicken Sie im Player-Fenster auf „Create a New Virtual Machine“. Danach haben Sie mehrere Optionen zur Auswahl: Der Befehl „Installer disc“ benötigt eine Installations-DVD. Geben Sie dem Player das DVD-Laufwerk an, um die virtuelle Maschine direkt von einer Setup-DVD zu erstellen. Bei „Installer disc image (iso)“ legen Sie eine ISO-Abbilddatei für die Installation des Gastrechners fest. Der Vmware Player erkennt das verwendete Betriebssystem dabei meist automatisch. Die Option „I will install the operating system later“ überspringt den Installationsassistenten und richtet lediglich eine leere virtuelle Maschine ein, in der Sie dann das Gastbetriebssystem installieren.

Ein neuer virtueller PC kann im Vmware Player auf Basis einer Setup- CD/DVD oder über eine ISO-Abbilddatei eingerichtet werden.

Tipp: Meldet die Setup-Routine von Vmware Player, dass eine Installation auf Ihrem PC nicht möglich ist, haben Sie unter Umständen Microsoft Hyper-V aktiviert. Zur Nutzung von Vmware Player müssen Sie Hyper-V zunächst deaktivieren und danach das Installationsprogramm des Vmware Players erneut ausführen.

Vmware Workstation - Profi-Tool für Anspruchsvolle

Vmware Workstation ist der große Bruder des kostenlosen Vmware Players. Die rund 200 Euro teure Software übertrifft die Gratis-Player-Variante hinsichtlich Ausstattung, Einstellmöglichkeiten, Hardware-Unterstützung, dem Zwischenspeichern von Schnappschüssen und dem Kopieren und Klonen virtueller Maschinen. Die Workstation-Version von Vmware lässt sich ebenfalls nicht installieren, wenn auf Ihrem Rechner bereits Hyper-V aktiviert ist.

Wie der Vmware Player schafft auch Vmware Workstation eine virtuelle Plattform, in der weitere Betriebssysteme als Gastsysteme eingerichtet und im Fenster oder bildschirmfüllend ausgeführt werden. Im gut gemachten Snapshot-Manager kann man Zwischenstände eines virtuellen Rechners einfrieren und später wieder zum gewünschten Schnappschuss zurückkehren.

Im Snapshot-Manager von Vmware Workstation speichern Sie Zwischenstände des virtuellen PCs und bringen den Rechner wieder auf einen früheren Zustand zurück.

So lassen sich verschiedene Anwendungsszenarien auf Basis eines Systems auf Knopfdruck wiederherstellen – das ist praktisch für das Experimentieren mit Software.

Tipps für Vmware Player und Workstation

Virtuelle Festplatten können in Vmware Workstation mittels AES-Kryptoalgorithmus mit 256 Bit verschlüsselt werden. Darüber hinaus lassen sich auch virtuelle Maschinen bei Bedarf chiffrieren. Das Ändern von PC-Einstellungen kann mithilfe eines Kennworts geschützt werden. Die Workstation-Version unterstützt den Austausch von Abbilddateien zwischen verschiedenen PCs und im Netzwerk. In Vmware Workstation ist – anders als im Player – ein Fernzugriff auf virtuelle Systeme möglich. Die Software erlaubt es Mitgliedern eines Teams, virtuelle Maschinen zu teilen und gemeinsam zu nutzen. Ebenfalls nur der Workstation-Version vorbehalten ist der Zugriff auf die Verwaltungsumgebung Vsphere, in der sich virtuelle PCs zentral ablegen und aufrufen lassen.

Microsoft Hyper-V - an Bord von Windows 8.1

Die Virtualisierungsplattform Hyper-V stammt von Microsoft und ist Bestandteil von Windows 8.1 Standard, Professional und Enterprise, jedoch nur in der 64-Bit-Version. Hyper-V ist auf Windows als Gastsystem optimiert und muss als Zusatzfunktion in der Systemsteuerung unter „Programme“ und „Windows-Features aktivieren oder deaktivieren“ nachträglich installiert werden. Ein neuerer 64-Bit-Prozessor ab Intel Core-I oder AMD Phenom/Athlon II ist Voraussetzung. Auch in der finalen Version von Windows 10dürfte Hyper-V enthalten sein.

Vmware Workstation glänzt mit einer umfassenden Hardware-Unterstützung und vielfältigen Einstellmöglichkeiten für virtuelle Maschinen.

Hyper-V ist mit einer minimalistischen Bedienungsoberfläche namens Hyper-V-Manager ausgestattet, auf technische Raffinessen wurde zugunsten einer schnörkellosen, aber gewöhnungsbedürftigen Handhabung verzichtet. Die Palette möglicher Betriebssysteme hat Microsoft dabei auf Windows ab XP eingeschränkt. An Linux-Distributionen unterstützt Hyper-V offiziell nur Suse Linux Enterprise Server, Red Hat Enterprise Linux und CentOS, einige weitere Distributionen lassen sich aber dennoch als virtuelles Gastsystem einrichten.

Pluspunkt von Hyper-V gegenüber den Virtualisierungsplattformen von Oracle und Vmware ist die dynamische Arbeitsspeicherverwaltung. Beim Starten einer virtuellen Maschine wird der zugewiesene Arbeitspeicher nicht sofort in einem Stück belegt, sondern es wird nur so viel vom echten RAM beansprucht, wie der virtuelle PC tatsächlich benötigt. So können mehrere virtuelle PCs parallel laufen, ohne dass es zu spürbaren Leistungseinbrüchen kommt.

Virtualbox DVD und Vmware Workstation / Player sind auf Desktop-PCs zugeschnittene Virtualisierungsplattformen, während die Technik von Hyper-V aus dem Serverbereich von Microsoft stammt.

Dementsprechend fehlen einige praktische Funktionen, die man aus Virtualbox und Vmware Workstation kennt, etwa die Unterstützung für Sound und der Zugriff auf USB-Geräte. Auch auf einen Austausch von Dateien zwischen dem Desktop des Hauptrechners und einem virtuellen PC muss man verzichten, ebenso auf eine gemeinsame Zwischenablage zur Übergabe von Daten.

Manche älteren Betriebssysteme kommen mit der von Hyper-V emulierten Hardware nicht zurecht, da entsprechende Treiber fehlen. Windows ab Vista sowie neuere Linux-Pakete bringen die passenden System- und Grafikkartentreiber für die Hyper-V-Umgebung mit. Bei betagten Linux-Distributionen empfiehlt es sich, gegebenenfalls nach einer neueren Distributionsversion Ausschau zu halten.

Hardware-Emulation sorgt für Kompatibilität

Hyper-V stammt von Microsoft und ist Bestandteil von Windows 8.1, muss jedoch als Windows-Zusatzfunktion in der Systemsteuerung nachträglich installiert werden.

Die von den Virtualisierungsprogrammen Virtualbox, Vmware oder Hyper-V emulierten Rechner entsprechen weitgehend einem typischen Standard-PC. Dem Gastbetriebssystem stehen hierdurch auf dem virtuellen Rechner Prozessor, Grafik- und Soundchips, Laufwerks-Controller, Schnittstellen, Tastatur, Maus sowie weitere Komponenten eines echten PCs zur Verfügung. Die von den Virtualisierern nachgebildeten Module sind jedoch nicht sonderlich aktuell. Damit soll die Kompatibilität von virtueller Hardware und Gastbetriebssystem sichergestellt werden. Auf diese Weise kommen viele Betriebssysteme ohne große Anpassungen mit der emulierten Hardware zurecht, denn passende Gerätetreiber finden sich meistens in der Grundausstattung des Betriebssystems. Mithilfe kostenloser Erweiterungen (Additions) für die Virtualisierungsprogramme von Oracle und Vmware lässt sich das Gastbetriebssystem auf die bereitgestellte Hardware und die Zusammenarbeit mit dem Hauptbetriebssystem optimieren. Die Installation der mitgelieferten Erweiterungen ist Voraussetzung für den flüssigen Wechsel des Mauszeigers zwischen Hauptbetriebssystem und virtueller Maschine.

Auch bei Hyper-V führt ein Assistent durch die Erstellung einer virtuellen Maschine, die anschließende Bedienung im Hyper-V-Manager ist aber gewöhnungsbedürftig.

Ein virtueller PC verfügt wie ein echter Rechner über ein eigenes Bios, das für das Gastbetriebssystem die initiale Kommunikation mit der Hardware übernimmt. Beim Starten einer Maschine meldet sich das Bios des virtuellen PCs und über die F12-Taste (Virtualbox) beziehungsweise die Taste F2 (Vmware) kommen Sie wie bei einem echten PC in das Bios. Bei Vmware finden sich dort einige Einstelloptionen, etwa zur Bootreihenfolge, bei Virtualbox ist das Bios auf die Auswahl der Bootreihenfolge beschränkt. Die Reihenfolge ist wichtig, denn ein virtueller Rechner verwendet bei Bedarf auch das DVD-Laufwerk des Hauptcomputers oder bindet eine ISO-Datei als virtuelles Laufwerk ein. Wenn sich im Laufwerk eine bootfähige CD/DVD befindet oder ein startfähiges Image eingebunden ist, etwa die Setup-DVD von Windows, bootet der virtuelle Rechner damit, wenn Sie ihn hochfahren – genauso, wie es auf einem realen PC funktioniert.

Gast-PCs anpassen

Um bei Vmware ins Bios zu gelangen, starten Sie den virtuellen PC und drücken die F2-Taste, sobald das Vmware-Logo am Monitor erscheint.

Virtuelle Maschinen lassen sich in Virtualbox, Vmware und Microsoft Hyper-V jederzeit umkonfigurieren, etwa um den bereitgestellten Hauptspeicher zu vergrößern oder zu verkleinern und Schnittstellen oder weitere Laufwerke hinzuzufügen. So erzeugen Sie maßgeschneiderte Anwendungsumgebungen. Die Festplatten der virtuellen Rechner speichern Virtualbox, Vmware und Hyper-V in Containerdateien auf der echten Festplatte. Dabei geben Sie die maximale Größe der virtuellen Platte vor, die dann dynamisch anwächst. Die Datei belegt also nur ungefähr so viel Platz, wie das Gastsystem samt installierter Anwendungen, Daten und Temporärdateien gerade groß ist.

Fazit - Für wen eignet sich welcher virtuelle PC

Das kostenlose Virtualbox ist die derzeit beste Allround-Virtualisierungsplattform mit guter Ausstattung und eingängiger Bedienung für Privatanwender. In der Version 5.0 hat das Tool nochmals gewonnen. Der Vmware Player empfiehlt sich vor allem dann, wenn Sie fertige virtuelle PCs im Vmware-Format nutzen möchten. Ideal ist der Player auch in Verbindung mit dem Converter von Vmware. Das rund 200 Euro teure Vmware Workstation glänzt bei der Hardware-Unterstützung, umfassenden Einstellungen, Gruppenfunktionen und vielen Extras, die vor allem für Unternehmensnutzer interessant sind. Wer Abstriche beim Bedienkomfort akzeptiert und ausschließlich virtuelle PCs mit Windows einrichten möchte, der sollte Hyper-V ausprobieren. Tipp: Virtuelle Rechner eignen sich übrigens nicht nur gut zum Testen von Software, sondern auch, um alte PCs weiterleben zu lassen.

Virtuelle Festplatten werden auf dem Hauptrechner in Form einer Containerdatei bereitgestellt. Zusätzlich gibt es eine oder mehrere Konfigurationsdateien sowie eventuell Sicherungsdateien für Schnappschüsse. Normalerweise liegen all diese Dateien in einem Ordner. Dadurch ist es einfach, einen virtuellen PC auf ein anderes Laufwerk zu verschieben oder auf einen anderen echten Rechner umzuziehen. Es genügt, den Ordner mit sämtlichen Dateien auf das Ziellaufwerk zu verschieben. Für einen Umzug der virtuellen Maschine kopieren Sie den Ordner beispielsweise auf eine externe Festplatte und dann am Ziel-PC wieder auf die Festplatte oder SSD. Starten Sie auf dem Ziel-PC die von Ihnen genutzte Virtualisierungs-Software und öffnen Sie die Konfigurationsdatei des virtuellen PCs über den entsprechenden Menübefehl – „File -> Open“ bei Vmware Workstation und „Player -> File -> Open“ bei Vmware Player. In Virtualbox hilft ein Assistent: Wählen Sie „Datei -> Appliance exportieren“ auf dem Ausgangs-PC und „Datei -> Appliance importieren“ auf dem Ziel-PC.