Von Sun Microsystems wurde die neue Teleportationsfähigkeit von VirtualBox groß angekündigt. Damit ließen sich Ausfallzeiten bei Wartungsarbeiten auf ein Minimum reduzieren, sagte Jim McHugh. Wie das Teleportieren von VirtualBox-Instanzen funktioniert, erfahren Sie in folgendem Beitrag. Darüber hinaus erläutern wir die wichtigsten Neuerungen von VirtualBox 3.1. Die Software unterstützt als Host-Systeme Windows, Mac OS X, Linux, Solaris und OpenSolaris. Im Download-Bereich der Projektseite finden Sie entsprechende Links zum Herunterladen von VirtualBox 3.1.
Teleportieren von virtuellen Instanzen
Durch diese Neuerung lässt sich eine laufende VM von einem Host-System (Quelle) zu einem anderen (Ziel) übertragen. Nach erfolgreichem Transfer startet der Vorgang das Ziel und schließt die Quelle. Somit läuft das System weiter, und die Ausfallzeit ist minimiert. Welches Betriebssystem der Host aufweist, ist dabei egal, solange sich das derzeit aktuelle VirtualBox darauf befindet.
Nicht jede Plattform eignet sich gleichermaßen für die Virtualisierung – Grund genug sich vorab einige Gedanken zu machen, siehe auch Virtualisierung: Anforderungen an x86-Hardware. Dazu passend hilft vielleicht auch ein Blick auf Die schnellsten Server für Virtualisierung.
Voraussetzungen
Leider funktioniert das Teleportieren von virtuellen Instanzen nicht per Knopfdruck. Diesen Eindruck konnte man allerdings bekommen, wenn man sich die diversen Ankündigungen durchgelesen hat. Um den Vorgang erfolgreich abzuschließen, sind einige Voraussetzungen und der Griff zur Kommandozeile nötig. Nachfolgend finden Sie eine entsprechende Schritt-für-Schritt-Beschreibung.
Hardwareeinstellungen
Laut Sun ist es essentiell, dass sowohl Quell- als auch Ziel-VM die gleichen Hardwareeinstellungen besitzen. Das gilt vor allem für die Menge des Arbeitsspeichers. Ebenso müssen Quelle und Ziel Zugriff auf dieselben Massenspeicher haben. Beim Teleportieren werden also nicht die virtuellen Festplatten kopiert, sondern lediglich der Status der virtuellen Maschine.
Es ist zum Beispiel denkbar, dass die virtuellen Massenspeicher auf gleichen iSCSI-Zielen liegen. Ebenso ist ein Zugriff via NFS oder SMB/CIFS möglich. Das neue Host-System sollte zudem ähnliche Prozessoren aufweisen. VirtualBox könne zwar CPU-Funktionen bis zu einem gewissen Grad simulieren, allerdings funktioniere dies nicht immer. Teleportieren zwischen Intel- und AMD-CPUs wird laut eigener Aussage wahrscheinlich in einer Fehlermeldung enden.
Vorbereiten des Ziels
Wollen Sie einen Teleportations-Vorgang einleiten, müssen Sie zunächst das Ziel vorbereiten. Dazu ist ein Griff auf die Konsole notwendig.
Damit das Ziel auf eine Teleportation wartet, verwenden Sie den Befehl VBoxManage modifyvm und geben einen TCP-Port an: VBoxManage modifyvm <VM-Name des Ziels> --teleporter on --teleporterport <TCP-Port>
Der angegebene Port wird sowohl auf dem Quell- als auch auf dem Zielsystem verwendet. Stellen Sie sicher, dass dieser nicht anderweitig Verwendung findet und die Firewall Zugriff auf diesen gewährt. Unter Ubuntu 9.04 und später geht dies zum Beispiel mit sudo ufw allow <Port>/tcp. Danach starten Sie die virtuelle Maschine des Ziels. Diese fährt sich allerdings nun nicht hoch, sondern stellt sich in einen Wartestatus.
Teleportationsvorgang einleiten
Dann begeben Sie sich auf das Quellsystem und starten die Übertragung mittels VBoxManage controlvm: VBoxManage controlvm <VM-Namer der Quelle> teleport --host <Name oder IP-Adresse des Ziels> --port <TCP-Port>
Zeit zum Kaffeeholen hat der Administrator nun nicht wirklich. Der komplette Teleportationsvorgang hat im Testszenario nur zirka fünf Sekunden gedauert, und das System war wieder online und benutzbar. Im VirtualBox-Manager wird die Quelle nun als „teleportiert“ angezeigt.
Weitere Neuerungen
VirtualBox 3.1 bringt aber nicht nur die Teleportationseigenschaft mit sich, auch wenn diese wohl das Highlight ist Es gibt noch weitere Annehmlichkeiten, mit der die neueste Ausgabe der kostenlosen Virtualisierungssoftware punkten kann. Einige dieser Verbesserungen stellt TecChannel im Folgenden ebenfalls vor.
Neue Schnappschuss-Eigenschaften
Bisher konnte die Software nur den jeweils letzten Schnappschuss wiederherstellen. Mit Ausgabe 3.1 hat sich dieses Verhalten nun geändert: Ab dieser Version können Anwender jeden beliebigen Schnappschuss wieder zum Leben erwecken. Darüber hinaus lassen sich auch Unter-Schnappschüsse von vorher gespeicherten Abbildern erzeugen. Sun nennt dieses Verfahren „branched snapshots“.
Paravirtualisiertes Netzwerk
Ab dieser Version bringt VirtualBox auch Unterstützung für den paravirtualisierten Netzwerktreiber VirtIO. Damit emuliert die Virtualisierungssoftware keine herkömmliche Netzwerkhardware, sondern erwartet eine spezielle Softwareschnittstelle, die vom Gastsystem bereitzustellen ist.
VirtIO ist ein Industriestandard, den das Open-Source-Projekt KVM entwickelt. Für Linux funktioniert die Schnittstelle ab Kernel-Version 2.6.25. Windows-Anwender finden Treiber für Windows 2000, XP und Vista auf der KVM-Seite. Darüber hinaus können Sie die Art ändern, wie die virtualisierte Netzwerkkarte an das Netzwerk angebunden ist. Früher musste man die VM herunterfahren, um zum Beispiel von NAT nach Bridged zu wechseln. Dies funktioniert nun im laufenden Betrieb.
2D-Beschleunigung für Windows-Gäste
Ab sofort gibt es auch experimentelle Unterstützung für 2D-Beschleunigung für Windows. Diese ist per Standard aber deaktiviert, und Anwender müssen sie händisch einschalten. Voraussetzung ist die Installation der VirtualBox Guest Additions und mindestens Windows XP. Verwendet eine Applikation nun 2D-Video-Overlays, versucht VirtualBox, die Video-Hardware-Beschleunigung des Host-Systems zu verwenden.
Verbessertes Storage-Management und EFI-Unterstützung
Ab sofort lassen sich CD- und DVD-Abbilder flexibler in VirtualBox verwenden. Sie können diese zu beliebigen Controllern hinzufügen. Außerdem können Anwender mehr als ein CD- oder DVD-Laufwerk konfigurieren.
Als weitere Neuerung darf man die experimentelle Unterstützung für EFI (Extensible Firmware Interface) hervorheben, das auf einigen Systemen das herkömmliche BIOS bereits ergänzt respektive ablöst.
In diversen Hackintosh-Foren jubelt man bereits leise, weil somit Mac OS X bald in VirtualBox laufen könnte. Offiziell unterstützt Sun dies aber nicht, und es befindet sich auch kein Apple-Betriebssystem in der Auswahlliste zum Anlegen neuer virtueller Betriebssysteme. Auch Windows ab Vista und neuere Linux-Versionen lassen sich mit dem Einsatz von EFI starten.
Fazit
Die neueste Version von VirtualBox ist durchaus gelungen. Das groß angekündigte Teleportieren von virtuellen Maschinen funktioniert, und das noch extrem schnell. Auch die weiteren Neuerungen und Änderungen lassen die kostenlose Software wieder näher an die große Konkurrenz VMware rücken.
Die Software unterstützt als Host-Systeme Windows, Mac OS X, Linux, Solaris und OpenSolaris. Im Download-Bereich der Projektseite finden Sie entsprechende Links zum Herunterladen von VirtualBox 3.1. Ebenfalls zu empfehlen ist ein Blick in das englischsprachige, gut dokumentierte Anwender-Handbuch (PDF). (mje)