Vier-Königs-Treffen

24.02.2000
Welches Betriebssystem ist die beste Wahl für das Netzwerk? In einem großen Vergleichstest ist NetworkWorld dieser Frage nachgegangen. Vier Kandidaten, "Windows 2000 Advanced Server", "Novell Netware 5.1", "SCO Unixware 7.1.1" und "Red Hat Linux 6.1" mussten sich dieser Herausforderung stellen - die Siegerkrone vergab die Redaktion an Windows 2000.

Von: John Bass, James Robinson

Letztlich kommt es bei der Entscheidung für ein Netzwerkbetriebssystem (NOS) natürlich ganz darauf an, welche Anforderungen man stellt: Soll es schlank und flexibel sein, damit es auf jede erdenkliche Weise installiert werden kann? Oder sind vor allem die Administrations- und Managementfähigkeiten wichtig, weil mehrere hundert Server betrieben werden sollen? Vielleicht geht es aber den verantwortlichen Administratoren vorrangig um die Robustheit, weil sie gerne auf schlaflose Nächte wegen eines instabilen Betriebssystems verzichten.

Die Centennial Networking Labs (CNL) an der North Carolina State University in Raleigh, USA, haben für NetworkWorld vier der wichtigsten Netzwerkbetriebssysteme unter die Lupe genommen. Die Centennial Networking Labs konzentrierten sich auf das Testen von Leistung, Kapazität und Merkmale von Technologien und Komponenten im Netzwerk- und Serverbereich. CNL ist Mitglied der NetworkWorld Test Alliance in den USA. Bei dieser Kooperation hat sich die NetworkWorld USA mit einer Reihe von Testlabors zusammengeschlossen, die alle große Erfahrung bei Test und Einsatz von Netzwerk und Anwendungen besitzen. Zu den vier getesteten Betriebssystemen gehörten:

- "Windows 2000 Advanced Server" von Microsoft,

- "Netware 5.1" von Novell,

- "Linux 6.1" von Red Hat Software und

- "Unixware 7.1.1" von "The Santa Cruz Operation" (SCO).

Eigentlich sollte auch Solaris von Sun Microsystems an diesem Test teilnehmen. Da die Unix-Spezialisten aus Mountain View zum Testzeitpunkt aber gerade die neue Version 8 entwickelten, lehnte Sun die Teilnahme ab.

Schreiben oder Lesen: Geschwindigkeit ist Trumpf

Ganz gleich wofür ein Server im Netzwerk eingesetzt wird - beim Lesen, Schreiben und Versenden von Dateien über das Netz muss die Leistung stimmen. Für den Test wurden zwei Benchmark-Suiten entwickelt, um jedes NOS hinsichtlich dieser beiden Kriterien zu bewerten. Als Tribut an die Wirklichkeit berücksichtigten die Benchmark-Tests auch die jeweils unterschiedlichsten Server-Bedingungen (Kasten "Testparameter").

Spitzenergebnisse bei zwei Dritteln der File-Tests und hervorragende Platzierungen bei den Netzwerktests machten Netware zum unumstrittenen Sieger der Performance-Benchmarks. Red Hat Linux verbuchte das zweitbeste Gesamtergebnis bei der File-Leistung und überrundete Netware sogar bei File-Tests mit geringen Lese- und Schreiblasten. Probleme gab es jedoch bei großen Arbeitslasten, das heißt bei Tests mit über 100 Anwendern. Bei größeren Benutzerlasten unterbrach Linux des öfteren den Service für File-Abfragen und startete kurz darauf von neuem.

Windows 2000 erzielte bei allen File-Tests eine schwache Schreibleistung, die nur etwa zehn Prozent der Leseleistung betrug. Nach Rücksprache mit Microsoft und Client/Server-Solutions, dem Hersteller des verwendeten "Benchmark Factory Testtools", kamen nur zwei Ursachen für diese schwache Schreibleistung in Frage: Eine Möglichkeit war ein mögliches Performance-Problem mit dem SCSI-Treiber für die im Test eingesetzte Hardware; diese Annahme ließ sich allerdings nicht überprüfen. Weitaus bedeutsamer war jedoch eine Eigenheit der eingesetzten Test-Software. Benchmark Factory schickt in jeder Schreibabfrage ein "Write-Through Flag", das den Server gegebenenfalls zu einem Cache-Update veranlasst und dann einen Schreibvorgang auf die Festplatte erzwingt. Bei diesem Schreibvorgang wird der Schreib-Call freigegeben, damit die nächste Abfrage abgeschickt werden kann.

Auf den ersten Blick schien die schwache Schreibleistung von Windows 2000 darauf hinzudeuten, dass es als einziges Betriebssystem dieses "Write-Through Flag" berücksichtigt. Deshalb wurde das Flag deaktiviert und eine zweite Serie Schreibtests durchgeführt.

Nun lag die Schreibleistung von Netware um 30 Prozent höher - ein sicherer Beweis dafür, dass Novell das "Write-Through Flag" tatsächlich berücksichtigt. Bei diesem NOS wird also bei jeder Schreibabfrage das Flag gesetzt. Ist dies nicht der Fall, gestaltet Netware das Schreiben auf die Festplatte wesentlich effizienter, indem es aufeinanderfolgende Datenblöcke auf dem Cache stapelt und sie alle gemeinsam auf die Festplatte schreibt. Auch Red Hat Linux erzielte eine um 10 bis 15 Prozent höhere Schreibleistung, wenn das "Write-Through Flag" abgestellt war. Eine Prüfung des Samba-Filesystem-Codes ergab, dass auch er das Flag berücksichtigt. Für das Schreiben auf die Festplatte sucht er sich dann einen optimalen Zeitpunkt während der Lese-/Schreibsequenz.

Diese zweite File-Test-Serie zeigte ganz klar, dass Windows 2000 die Schreibleistung nur mit Hilfe seines Filesystem-Cache optimieren kann. Die Testergebnisse bei deaktiviertem Flag fielen wesentlich besser aus - teilweise um das Zwanzigfache. Trotzdem konnte Windows 2000 auch hier nicht mit Netware und Red Hat Linux gleichziehen. Für SCOs Unixware gehört die Berücksichtigung des "Write-Through Flags" zum Standard, denn sein Journaldateisystem maximiert von Natur aus die Integrität der Daten durch das Schreiben auf Festplatte bei allen Schreibabfragen. So hatte das Aktivieren beziehungsweise Deaktivieren des Flags kaum Auswirkungen auf die Testresultate. Für den Netzwerk-Benchmark wurden zwei Tests entwickelt: Der lange TCP-Transaktionstest ermittelte, welche Bandbreite jeder Server aufrechterhalten kann, während der kurze TCP-Transaktionstest prüfte, wie sich der Server angesichts zahlreicher Netzwerk-Sessions mit kleinen Filetransaktionen verhielt. Trotz einer schwachen Vorstellung beim File-Benchmark ging Windows 2000 als Sieger aus dem langen TCP-Transaktionstest hervor. Es verfügt als einziges NOS über einen Multithreaded-IP-Stapel und kann daher für Netzwerkabfragen mehrere Prozessoren nutzen. Novell und Red Hat arbeiten nach eigenen Angaben daran, diese Fähigkeit in ihre Produkte zu integrieren. Netware und Linux verzeichneten auch bei den TCP-Tests als Zweit- und Drittplatzierte gute Ergebnisse. Netware war klarer Sieger des kurzen TCP-Transaktionstests. Das Linux-System kam auf den zweiten Rang, obwohl es den vorzeitigen Abbruch von TCP-Verbindungen nicht unterstützt. Unsere Test-Software, Chariot von Ganymede Software, nutzt bei ihren TCP-Tests den vorzeitigen Abbruch von TCP-Verbindungen. Dabei handelt es sich um eine Methode, mit deren Hilfe das Betriebssystem eine TCP-Verbindung extrem schnell beenden kann.

Management als wichtiger Faktor

Unternehmensweite Netze erfordern immer mehr Server und unterstützen immer mehr Benutzer. Folglich haben sich die NOS-Management-Tools zu kritischen Faktoren für die Netzwerkkontrolle entwickelt. Wir haben die Management-Schnittstellen aller Produkte untersucht und dabei der Serverüberwachung, der Client-Administration, dem File- und Print-Management und der Speicherverwaltung besondere Beachtung geschenkt. Im Test erwiesen sich die Management-Schnittstellen von Windows 2000 und Netware als gleichermaßen zweck-dienlich.

Die Microsoft Management Console (MMC) fungiert als Bindeglied für die meisten Managementfunktionen von Windows 2000.

Über diese konfigurierbare grafische Benutzeroberfläche kann man Applets von Microsoft und Drittherstellern "einklinken", um die Funktionalität individuell zu gestalten. Die ganz im Stil des "Windows Explorer" gehaltene Oberfläche liefert im linken Fenster eine verschachtelte Liste, im rechten die Auswahldetails. Die Konsole ist einfach zu bedienen und erlaubt die Konfiguration zahlreicher lokaler Serverelemente, so zum Beispiel Benutzer, Festplatten und Systemeinstellungen wie Datum oder Uhrzeit. Über MMC lassen sich Managementprinzipien für Benutzer- und Systemgruppen festlegen, die mit Microsofts neuem Verzeichnis-Service Active Directory arbeiten. Das in MMC eingebundene Active-Directory-Management-Tool erlaubt die Konfiguration der Benutzer sowie die Änderung der Strategien (policies).

Die Tools für die Netzwerkkonfiguration finden sich in einer separaten Applikation, die durch Anklicken des Icons "Netzwerk und DFÜ-Verbindung" auf der Arbeitsfläche geöffnet wird. Dieses Fenster listet alle Netzwerkschnittstellen auf, die auf dem Server konfiguriert wurden. Von hier können ohne Neustart Protokolle ergänzt und geändert, aber auch Schnittstellen aktiviert und deaktiviert werden.

Servermanagement

Netware liefert verschiedene Schnittstellen für die Konfiguration und das Management der Server. Die Funktionalität dieser Tools überschneidet sich. Je nachdem, von welchem Punkt aus das Servermanagement erfolgen soll, ist allerdings das eine wie das andere sinnvoll. Die System-Console bietet diverse Tools für die Server-Konfiguration. Mit am nützlichsten ist NWConfig für die Bearbeitung von Startup-Files, die Installation von Systemmodulen und die Konfiguration des Speichersubsystems. NWConfig ist einfach, intuitiv und berechenbar. Bei ConsoleOne handelt es sich um eine Java-basierte Schnittstelle mit einigen grafischen Tools zum Managen und Konfigurieren von Netware. Für das Management mehrerer Server lassen sich Administrationstools von Drittanbietern in ConsoleOne "einstöpseln". Die ConsoleOne-Schnittstelle erschien etwas unspektakulär, ist jedoch eine gute Wahl für die Anwender, die auf einen Windowsbasierten Manager angewiesen sind. Novell bietet zudem das "Netware Management Portal" an. Diese Management-Applikation mit Web-Zugriff wurde für das Remote-Management von Netware Servern via Browser entwickelt. NWAdmin32 ist ein weiteres, relativ einfaches Tool für die Administration der Novell Directory Services (NDS) von einem Windows 95-, 98- oder NT-Client aus.

LinuxConf, die allgemeine Systemmanagement-Schnittstelle von Red Hat, läuft sowohl als grafische als auch als textbasierte Applikation. Die grafische Schnittstelle ähnelt derjenigen der MMC. Sie funktioniert gut, ist aber aufgrund einiger Layoutaspekte teilweise schwierig in der Handhabung. Wenn beispielsweise eine Setup-Applikation läuft, die einen Großteil des Bildschirms einnimmt, dimensioniert das System die Applikation beim Bildschirmaufbau größer als den Arbeitsbereich. Linuxconf ermöglicht jedoch das Management praktisch aller Server-Aspekte und lässt sich lokal, re-mote über das Web oder via telnet einsetzen.

Man kann Systemparameter wie Netzwerkadressen, Dateisystemeinstellungen oder Benutzerkonten konfigurieren, aber auch Zusatzservices wie zum Beispiel FTP- und Web- oder Samba-Server einrichten. Zudem bedingen Änderungen keinen Systemneustart. Insgesamt sind die Red-Hat-Schnittstelle zweckmäßig und die zugrundeliegenden Tools leistungsfähig und flexibel. Trotzdem präsentiert sich Linuxconf weniger ansprechend als die Tools der übrigen Anbieter. In der deutschen Version von Red Hat 6.1 hat das Werkzeug zudem noch Stabilitätsprobleme und stürzt von Zeit zu Zeit reproduzierbar mit einem Core-Dump (Speicherauszug des Hauptspeichers) ab.

SCO Admin ist ein GUI-basiertes Frontend für etwa 50 SCO Unixware Konfigurations- und Managementtools in einem einzigen Fenster. Das Anklicken eines Tools öffnet ein separates Fenster für das Management der betreffenden Komponente.

Die SCO-Tools sind teils GUI-basiert, teils textbasiert. Die Ausführung zahlreicher Änderungen machen ein Neustarten des Servers erforderlich. Allerdings ermöglicht SCO-Admin das Management mehrerer Unixware-Server. SCO stellt mit dem so genannten Webtop zudem ein sinnvolles Java- basiertes Tool für die Remote-Administration zur Verfügung, das sich über den Web-Browser bedienen lässt.

Server und Clients im Blick

Die Überwachung des Servers selbst gehört zu den zentralen Administrationsaufgaben. Microsoft zeigt mit der Systemkonsole, wie gut der Administrator das "Innenleben" des Servers im Blick haben kann. Der Windows-2000-System-Monitor veranschaulicht Systemaktivitäten wie zum Beispiel die CPU- und Netzwerkauslastung oder die Nutzung von Hauptspeicher und Festplatten in Form eines fortlaufenden Echtzeitgraphen. Diese Tools halfen den Testern, die Auswirkungen der Benchmark-Tests auf das Betriebssystem zu evaluieren. Der Analyzer eines weiteren Tools namens Netzwerkmonitor zeigt, welche Pakettypen beim Server ankommen. Alle diese Hilfsprogramme zusammen ermöglichen den Vergleich von Leistung und Kapazität mehrerer Windows-2000- Server.

Das Monitor-Hilfsprogramm von Netware zeigt die Prozessorauslastung, die Hauptspeichernutzung und die Pufferbelegung auf einem lokalen Server. Wer weiß, wonach er sucht, kann mit Hilfe dieses leistungsstarken Tools Systemengpässe identifizieren. Allerdings ist es eine gewisse Herausforderung, die Bedeutung der einzelnen Überwachungsparameter zu verstehen. Performance-Statistiken mehrerer Server liefert Novells Web Management Portal.

Red Hat bietet die Standard-Befehlszeilentools von Linux (beispielsweise die Kommandos ostat und vmsta, aber keine grafischen Tools für die Serverüberwachung. Wie auch bei allen anderen Unix-Betriebssystemen lassen sich diese Tools für Linux-Server über eigens geschriebene Scripts automatisieren. Da diese jedoch in der Regel kryptisch sind, können sie nur mit relativ großem Vorwissen effizient eingesetzt werden. Das Linux NOS von Red Hat würde durch grafische Tools enorm gewinnen.

Zu den Überwachungs-Tools von Unixware gehört der "System Monitor", eine einfache, aber begrenzte grafische Oberfläche für die Kontrolle der Prozessor- und Hauptspeichernutzung. Die sa- und rtpm-Befehlszeilen-Tools listen die Nutzung von Puffer, CPUs und Festplatten in Echtzeit auf und vermitteln eine gute Gesamtdarstellung der Serverauslastung.

Anwender "im Griff": Die Client-Administration

Nicht nur der Server, sondern auch die Anwender müssen verwaltet werden. Es überraschte wenig, dass die beiden Netzwerkbetriebssysteme, die über einen integrierten Directory-Service verfügen, auch bei den Tools für die Client-Administration das Feld anführten.

Benutzerberechtigungen wurden über Microsofts Active Directory und das MMC-Directory-Administrations-Tool konfiguriert. Man kann Benutzer und Systeme zu organisatorischen Einheiten gruppieren und auf sie bestimmte Prinzipien anwenden. Für das Management von Novells NDS- und Netware-Clients stehen Console-One, NWAdmin oder das Netware Management Portal zur Verfügung. Sie alle können Benutzer einrichten, Dateikapazität verwalten sowie Rechte und Berechtigungen aufstellen. Der Lieferumfang von Netware umfasst zudem Novells ZENworks-Tool in einer Version für fünf Anwender. Es liefert Desktop-Administrationsdienste wie Hardware- und Software- Inventarisierung, Software-Verteilung und Hilfsprogramme für die Remote-Überwachung. Red Hat Linux unterstützt hingegen kaum die Client-Administration. Lokale Anwender werden über die Unix-Mechanismen für die Berechtigungskonfiguration kontrolliert und können auch über - inuxconf verwaltet werden.

Unixware bietet als Unix-System ähnliche Möglichkeiten der Client-Administration wie Red Hat Linux. Allerdings liefert SCO auf dem Server einige Windows-Programme mit, mit deren Hilfe sich Datei- und Verzeichnisberechtigungen "remote" von einem Windows-Client aus einrichten lassen. Diese Möglichkeit besteht auch für Einrichtung und Verwaltung der Benutzer auf dem Unix-System. SCO und Red Hat unterstützen den Unix-basierten Network Information Service (NIS). NIS fungiert dabei als Speicher für Netzwerkinformationen wie Anmeldenamen, Passwörter und Home-Verzeichnisse. Diese Integration vereinfacht die Client-Administration.

Ein NOS steht und fällt mit der Fähigkeit des File- und Print-Sharings. In diesen "klassischen" Bereichen zogen Novell und Microsoft der Konkurrenz deutlich davon. Bei Windows 2000 vereinfacht der "Wizard" für die Druckverwaltung das Hinzufügen und den Betrieb von Druckern im Netz. Über die Active- Directory-Management-Tools lassen sich "File-Shares" hinzufügen. Mit Hilfe der "Distributed File Services" ist es auch möglich, Dateien zu einem einzigen Share zusammen zu führen, die von mehreren Servern stammen.

Verwaltung derDateien und Drucker

Novell Distributed Print Services (NDPS) vereinfacht ebenfalls die Integration von Druckern in das Netzwerk. Sobald NDPS einen neuen Drucker im Netz entdeckt, definiert es einen Printer Agent, der auf dem Drucker läuft und mit NDPS kommuniziert. Über NDPS erfolgt dann auch die Definition der Strategien für den neuen Drucker. Zur Definition von File-Services unter Netware ist das Einrichten und Mounten eines Festplatten-"Volumes" erforderlich.

Red Hat nutzt das mitgelieferte Linux "Print-Tool"-Hilfsprogramm um Drucker zu konfigurieren, die entweder netzwerkbasiert oder direkt an einen Server angeschlossen sind. Über diese grafische Schnittstelle lassen sich ebenfalls Printcap-Einträge für die Definition des Druckerzugriffs einrichten.

Die Befehlszeile von Linux bietet verschiedene Filesystem-Konfigurations-Tools für das Mounten und Unmounten von Partitionen. Das mitgelieferte Samba leistet eine gewisse Integration für Windows-Clients. Der Samba-Server lässt sich bis zu einem gewissen Maß über Linuxconf generieren, viele wichtige Merkmale müssen aber nach wie vor über ein kryptisches ASCII-Konfigurationsfile konfiguriert werden, was sicher einen schwerwiegenden Nachteil darstellt.

Unixware verfügt mit dem Printer-Setup-Manager über ein flexibles, GUI-basiertes Tool für das Drucker-Setup. Für das File- und Datenträger-Management bietet SCO ein Tool namens VisionFS an, die die Interoperabilität mit Windows-Clients sicherstellt. Im Test wurde VisionFS für den Zugriff der NT-Clients auf den Unixware-Server genutzt. Dieser Service ließ sich problemlos konfigurieren und benutzen.

Windows 2000 verfügt über die besten Tools für das Speichermanagement. Das grafische Festplattenverwaltungs-Tool für die lokale Konfiguration von Festplatten umfasst auch das Management von Software-RAID. Die Datenträger lassen sich ohne Systemneustart um zusätzliche Festplatten erweitern. Auch erhält jede Festplatte eines Arrays eine Signatur, sodass sie zu einem anderen Windows-2000-Server transferiert werden kann, dort aber nicht neu konfiguriert werden muss. Der neue Server erkennt es als Bestandteil eines RAID-Satzes und fügt es dem Dateisystem dynamisch zu.

Speichermanagement

Das Netware-Tool NWConfig für das Datenträger-Management ist einfach zu benutzen. Das Einrichten eines RAID-Datenträgers kann sich allerdings als etwas umständlich erweisen. Als wir wussten, was zu tun war, gab es keine Probleme mit der Formatierung der Laufwerke und dem Einrichten eines RAID-Datenträgers. Das Tool wirkt ein wenig primitiv, bekam aber gute Noten für seine Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit.

Red Hat Linux bietet keine grafischen RAID-Konfigurations-Tools. Die RAID-Konfiguration lässt sich jedoch problemlos über die Befehlszeilen-Tools realisieren. Für die Festplatten-Konfiguration auf dem Unixware-Server benutzten wir das grafische Veritas-Volume-Manager- Tool für die Festplatten- und Datenträger-Administration, das mit Unixware geliefert wird. Anfangs war es nur mit Mühe dazu zu bringen, die Laufwerke so zu organisieren, dass sie sich formatieren ließen. Wir umgingen dieses Problem über verschiedene Befehlszeilen-Tools, und danach leistete Volume Manager gute Arbeit.

Die Netzwerkbetriebssysteme wurden nicht auf Herz und Nieren untersucht, um Sicherheitsmängel an den Tag zu bringen. Im Rahmen des Tests wurden lediglich die jeweils angebotenen Sicherheitsmerkmale näher betrachtet. Microsoft setzt mit der Windows-2000Sicherheit neue Maßstäbe. Das Betriebssystem unterstützt als primären Authentifizierungs-Mechanismus innerhalb einer Domain die Kerberos-Public-Key-Zertifikate und ermöglicht eine zusätzliche Authentifizierung über Smart Cards. Das mit MMC integrierte Security- Configuration-Tool von Microsoft vereinfacht das Management von Sicherheitsobjekten im Active Directory Services System. Ein neues Encrypting-File-System (EFS) ermöglicht es Datenträger zu bestimmen, auf denen die Dateien automatisch mittels Verschlüsselung gespeichert werden.

Die Sicherheit der Betriebssysteme

Auch Novells Netware 5 unterstützt jetzt eine Public-Key-Infrastruktur (PKI). Ein von RSA Security entwickeltes öffentliches Zertifizierungsschema ermöglicht die Generierung von Zertifikaten über den Zugriff auf NDS. Red Hat bietet eine Basisform des Kerberos Authentifizierungs-Mechanismus. Bei Red Hat Linux und den meisten anderen Unix-Betriebssystemen sorgt die individuelle Kontrolle der Netzwerk-Services für ein Plus an Sicherheit. Die "Pluggable Authentication Modules" von Red Hat ermöglichen das Einrichten von Authentifizierungsstrategien für die auf dem Server laufenden Programme. Die Passwörter werden über das so genannte Shadow-File geschützt. Auch Firewall- und VPN-Services gehören bei diesem System zum Lieferumfang. Bei Unixware kann man über ein Paket mit Sicherheits-Tools (dem "Security Manager") einen abgestuften Zugriffsschutz für die Netzwerk-Services einrichten. Dabei reicht die Bandbreite von "keine Beschränkung" bis zu "Abschalten aller Netzwerk-Services". Der "Security Manager" ist erheblich zeitsparend, auch wenn man über die manuelle Bearbeitung der Services ein identisches Ergebnis erzielen könnte.

Ein NOS kann noch so viele Funktionen haben - es ist nur bedingt zweckmäßig, wenn es nicht in der Lage ist, den Server-Betrieb kontinuierlich sicherzustellen. Windows 2000 liefert Fehlertoleranz für Onboard-Plattenlaufwerke über Konfigurationen mit Software-RAID 0, 1 und 5. Die eingebaute Verteilung der Netzwerklast ermöglicht es, eine Gruppe von Servern wie ein einziger Server aussehen zu lassen, wobei alle Rechner denselben Netzwerknamen und die gleiche IP-Adresse verwenden. Die Gruppe entscheidet, welcher Server die einzelne Abfrage bedient. Dies verteilt die Netzwerklast auf mehrere Server und sorgt zudem beim Ausfall eines Servers für Fehlertoleranz. Im kleineren Rahmen liefert auch Microsofts Failover Clustering grundlegende Failover-Services zwischen zwei Servern. Genau wie unter NT 4.0 stellt Windows 2000 Speicherschutz dadurch zur Verfügung, dass jeder Prozess in seinem eigenen Segment läuft. Das Betriebssystem verfügt auch über einige Werkzeuge für die Sicherung und Wiederherstellung, die standardmäßig mitgeliefert werden.

Novell hält mit Novell Cluster Services ein Ergänzungsprodukt für Netware bereit. Es unterstützt Cluster mit bis zu acht Servern. Das Management aller dieser Server erfolgt von einem einzigen Punkt aus über ConsoleOne, Netware Management Portal oder NWAdmin32. Novell bietet derzeit jedoch kein Cluster-Produkt für die Lastverteilung zwischen Applikationen oder File-Services. Das Speicherschutzschema von Netware trennt den für den Kernel benutzten Speicher von demjenigen für die Applikationen. Ein flexibles Storage-Management- Services-Modul besorgt die Sicherung und Wiederherstellung. Sicherungen können komplett erfolgen, einen Datenträger nur teilweise abdecken oder einen differenziellen Snapshot speichern.

Red Hat liefert mit seinem Linux ein Load-Balancing-Produkt namens Piranha aus. Dieses Programm bietet eine TCP-Load-Balancing zwischen den Servern eines Clusters an. Die Anzahl der in einem Cluster konfigurierbaren Server ist dabei nicht strikt begrenzt. Red Hat Linux unterstützt über Befehlszeilen-Tools ebenfalls Software-RAID, besitzt wie alle Unix-Systeme selbstverständlich einen vollen Speicherschutz und eine rudimentäre Sicherungsfunktionalität.

Die Non-Stop-Clustering-Option von SCO ermöglicht das Clustering mehrerer Server in einer Umgebung mit Lastverteilung und damit eine weitgehende Fehlertoleranz. Derzeit unterstützt "Non-Stop Clustering" sechs Server pro Cluster. Die Software-RAID-Unterstützung von Unixware wird über SCOs On-Line- Data-Manager-Komponente gesteuert. Es werden alle zum Standard gehörenden RAID-Stufen unterstützt. Das mitgelieferte "ArcServeIT 6.6" von Computer Associates liefert Fähigkeiten für die Sicherung und Wiederherstellung. Auch bei Unixware gehört der Speicherschutz zum Standard eines Unix-Betriebssystems.

Hilfe zum Nachlesen: Die Dokumentation

Unsere Tests fanden vor dem allgemeinen Auslieferungsbeginn von Windows 2000 statt. Aus diesem Grund konnten wir die zugehörige Hardcopy-Dokumentation nicht in Augenschein nehmen. Die Online-Dokumentation auf CD ist umfassend, hilfreich und gut strukturiert. Trotzdem wäre die Web-Schnittstelle wesentlich einfacher zu verwenden, wenn sie für ein bestimmtes Hilfe-Thema mehr als jeweils nur einige Sätze liefern würde.

Netware 5 wird mit zwei Handbüchern ausgeliefert: einem detaillierten für die Installation und Konfiguration des NOS mit guten Erläuterungen der Konzepte und Merkmale sowie einem Überblick zur Konfigurationsweise, und einem Büchlein mit Quick-Start-Karten. Novells Online-Dokumentation erwies sich als sehr hilfreich.

Zu Red Hat Linux gehören drei Handbücher: ein Installationsführer, ein Startführer und ein Referenzhandbuch. Alle drei sind sehr gut verständlich.

Unixware ist schwieriger zu installieren als alle übrigen Produkte, liefert aber auch die beste Dokumentation in Form von zwei Handbüchern: einem Systemhandbuch und einem Startführer. Das Systemhandbuch präsentiert sich als Nachschlagewerk für die Durchführung der Betriebssysteminstallation. Es leistet angesichts dieser widrigen Aufgabe sehr gute Arbeit. Der gut geschriebene und strukturierte Startführer deckt die meisten der für die Konfiguration und Benutzung des Betriebssystems erforderlichen Tools ab. Die Online-Dokumentation von SCO ist optisch ansprechend und leicht nachzuvollziehen.

Die Summe der Ergebnisse

Alle diese Netzwerkbetriebssysteme bieten eine Vielzahl an Eigenschaften und lassen dem Unternehmenskunden vielfältige Wahlmöglichkeiten für den Einsatz im jeweiligen Unternehmensnetz. In unserer Gesamtbewertung haben die Management-Schnittstelle, die Tools für die Serverüberwachung, die Speichermanagement-Fähigkeiten und die Sicherheitskriterien Windows 2000 die Spitzenposition beschert. Aus diesem Grund verleiht die Redaktion Windows 2000 den "NetworkWorld-Tipp 4/2000". Für die Anwender, für die jedoch Leistung über alles zählt, ist Novells Netware 5.1 die bessere Wahl. Dieses NOS hatte bei den umfassendenFile-Service- und Netzwerk-Benchmarks mit Abstand die Nase vorn. Die "turboschnelle" Engine und Novells Directory-basierte Administration machen Netware zu einer hervorragenden Grundlage für Unternehmensnetze.

Die neueste Release von Red Hats kommerziellem Linux-Paket kristallisierte sich in puncto Flexibilität als Sieger heraus. Dieses Betriebssystem lässt sich durch seinen modularen Aufbau genau für die jeweilige Task dimensionieren. Aus mehreren Linux-Befehlen zusammengefügte Scripts leisten die Automatisierung von Tasks in einer verteilten Umgebung. SCOs Unixware schien zunächst bei der File-Service-Leistung und den NOS-basierten Administrationsmerkmalen weit abgeschlagen, ist aber wegen seiner Skalierfähigkeitsmerkmale ein überzeugender Kandidat für den Betrieb unternehmensweiter Applikationen.

Wer ein gutes Allzweck-NOS sucht, das unternehmensweite Services mit allem erdenklichen Drum und Dran liefert, sollte nach Ansicht unserer Tester primär zu Windows 2000 greifen. In puncto Hochleistung und unternehmensweite File/Print-Services hat jedoch Novell die Nase vorn. Wer allerdings bereit ist, für Skalierfähigkeit und Zuverlässigkeit mehr auszugeben, ist mit SCOs Unixware auf der sicheren Seite. Auf der Suche nach einer preisgünstigen Alternative, die etwas abgespeckte Netzwerk-Services mit annehmbarer Leistung bietet, kommt man nicht an Red Hat Linux vorbei.

Dieser Test und die folgende Verleihung des "Blue-Ribbon-Awards" durch NetworkWorld USA hat in den Vereinigten Staaten bereits für einigen Wirbel gesorgt. Auf der Website unserer Kollegen und in den daran angeschlossenen News-Groups zu diesem Thema (unter www.nwfusion.com) findet man sehr viele Diskussionsbeiträge, die der Einstufung von Windows 2000 als bestes NOS vehement widersprechen. Es wird dabei herausgestellt, dass Windows 2000 in dieser Form noch nicht auf dem Markt ist. Ein NOS solle sich in der Praxis bewähren, ehe die Entscheidung für den Einsatz im Unternehmen falle. Betriebssysteme wie Netware oder auch Unixware können hier auf eine lange Reihe von Installationen zurückschauen. Auch die Hervorhebung des Speicherschutzes bei Windows 2000 scheint eher überflüssig, schließlich findet man dieses Prinzip schon seit 30 Jahren bei allen Unix-Derivaten vor. Allerdings sollte man es auch nicht versäumen einen Blick auf die Benchmarks und die Ergebnistabelle zu werfen - entscheiden muss man sich dann sowieso selbst. (fms)