BI und Data Management als SaaS

Viele Vorteile - viele Missverständnisse

07.12.2009 von Holger Eriksdotter
Der Markt für "...as a Service"-Nutzungsmodelle boomt. Zusammengefasst unter der Bezeichnung "ITaaS" (IT as a Service) reicht die Palette vom Software-as-a-Service-Vorreiter (SaaS) CRM über Mietmodelle für Speicher- und CPU-Nutzung bis hin zur kompletten IT-Infrastruktur. Von dieser Erfolgswelle könnten auch SaaS-Angebote für Business Intelligence (BI) und Data Management profitieren. In einem Report für das Beye-Network haben die BI-Spezialisten Claudia Imhoff und Colin White Bedingungen und Marktchancen von BI-Mietlösungen untersucht.

Es ist kein Zufall, dass der SaaS-Gedanke gerade in Zeiten knapper Kassen seine bisher größten Erfolge feiert. Schmalere Budgets zwingen die Unternehmen, sich nach Einsparmöglichkeiten umzusehen. So rücken auch im Bereich BI und Data Management neue Lösungen und Liefermodelle als Alternative zur Inhouse-IT ins Blickfeld. Schon seit einiger Zeit, so die Studienautoren Imhoff und White, erfreuen sich SaaS-Modelle nicht mehr nur bei kleinen und mittelständischen Unternehmen zunehmender Beliebtheit.

Die Vorteile für KMUs liegen auf der Hand, weil sie meist weder über die erforderliche Kompetenz noch über die personellen Ressourcen für die Implementierung und das Management komplexer Data-Warehouse- und BI-Strukturen verfügen, und sich für sie der Aufbau entsprechenden Know-hows in der Regel auch nicht rechnet.

SaaS: Wie für CRM, so für BI?

Und warum sollte für BI nicht gelten, was Salesforce.com zum ersten kommerziell erfolgreichen Anbieter von CRM als SaaS gemacht hat? Die Idee: Wenn die komplette Lösung als Mietsoftware bezogen werden kann, erhalten auch kleine Unternehmen Zugriff auf Applikationen und Funktionen, die sonst nur Großunternehmen zur Verfügung stehen. Mit eigenen Mitteln könnten KMUs solche Systeme weder finanziell noch in einem vergleichbaren Zeitrahmen implementieren. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die CRM im SaaS-Modell unterschiedlicher Ausprägungen erfolgreich vertreiben.

Ein Fünftel der Befragten nutzt BI bereits als Software as a Service (SaaS). Quelle: Beye-Network

Eine ähnliche Entwicklung könnte auch dem BI-Markt bevorstehen, glauben die Studienautoren: Nach einer Umfrage unter 294 Nutzern des BI-Portals Beye-Network nutzt bereits jeder fünfte der Interviewten BI-SaaS, weitere gut 30 Prozent sind gerade bei der Implementierung oder planen sie für die Zukunft. Deutlich weniger als die Hälfte der Befragten (43 Prozent) schließt BI-SaaS als Alternative zu herkömmlichen BI-Systemen vollständig aus.

Was für Miet-BI spricht

Doch auch große Unternehmen denken um, und von den Global 2000 werden BI-Mietmodelle immer häufiger genutzt. Die Studienautoren führen dies vor allem auf die veränderten Angeboten der Anbieter zurück: So seien mittlerweile von analytischen BI-Anwendungen und -Entwicklungsplattformen bis hin zu kompletten BI- und Data-Management-Suiten nahezu alle BI-Applikationen auch als Service erhältlich. Das wichtigste Motiv bei der Entscheidung für ein Mietmodell - im Vergleich zur Inhouse-Lösung - sind laut Untersuchung geringere Kosten und kürzere Implementierungszeiten. Weitere Gründe sind einfachere Wartung, dynamische Kapazitäten sowie geringere Abhängigkeit von der Inhouse-IT oder gar mangelnde Unterstützung der IT-Abteilung im eigenen Haus.

Geringere Kosten, kürzere Implementierungszeiten,einfachere Wartung, dynamische Kapazitäten sowie geringere Abhängigkeit von der Inhouse-IT sind nur einige Aspekte, die aus Sicht der Anwender für BI-SaaS sprechen.

Trotz aller Vorteile - auch BI-Mietsoftware birgt Probleme. Zu den größten Herausforderungen gehört laut Studie, die BI-Mietlösung in die Applikationslandschaft des Unternehmens zu integrieren. Hinzu komme, dass alle Fragen im Hinblick auf Skalierbarkeit und Datensicherheit des Systems befriedigend gelöst werden müssen, so die Autoren. "Die meisten BI-SaaS-Lösungen werden direkt von den Fachabteilungen an der hauseigenen IT vorbei gekauft. Aber die meisten Unternehmen haben bereits von der eigenen IT-Abteilung entwickelte Data-Warehouse-Systeme im Einsatz", heißt es in dem Report. Ein Vorgehen, das zu beträchtlichen Integrationsproblemen führen kann. Die SaaS-Anbieter seien deshalb gefordert, den Beweis zu erbringen, dass sich ihre Systeme vollständig in die vorhandene BI-Infrastruktur integrieren lassen. "Die Anwender müssen die eigene IT-Abteilung mit ins Boot holen und schon in der Selektionsphase einbinden - zumindest als Ratgeber", empfehlen die Autoren. Obwohl die Diskussion mit der unternehmenseigenen IT wohl nicht in jedem Falle konfliktfrei verlaufen dürfte, lägen aus Management-Sicht die Vorteile auf der Hand: Statt sich mit Hardware, Software-Installation, Support und Daten-Management zu belasten, werden in der IT-Abteilung Ressourcen frei, die für strategische Aufgaben oder spezielle BI-Projekte eingesetzt werden könnten.

SaaS: Mehr als nur eine Applikation

SaaS-Angebote sind häufig nicht nur Applikation, sondern ein Bündel an Funktionen, Zusatzmodulen, Geschäftsprozessen und Managed Services.
Foto: sxc.hu/keb

Der Studie zufolge haben die SaaS-Angebote den selbst entwickelten und implementierten BI-Systemen in vieler Hinsicht sogar etwas voraus: "Die SaaS-Anbieter kommen oft aus dem Beratungs- und Service-Umfeld, haben hier viel Know-how gesammelt und ihre Erfahrungen und Best-Practices in die Systeme implementiert", so Imhoff und White. In vielen Fällen lieferten sie daher weit mehr als eine einfache Applikation. Oft handele es sich eher um ein Bündel von Funktionen, Zusatzmodulen, Geschäftsprozessen und Managed Services.

Angesichts des allgemeinen unübersehbaren Trends in Richtung IT as a Service und Cloud-Computing sind die Studienautoren überzeugt, dass sich auch BI und Data-Management mit einem SaaS-Modell erfolgreich vertreiben lassen. Darüber hinaus profitierten die SaaS-Anbieter auch davon profitieren, dass große Technologieunternehmen wie Amazon, Google oder IBM sich hier engagieren und mit verlässlichen, stabilen und skalierbaren Infrastruktur-Plattformen den Weg für IT-Mietmodelle bereiten. Interessierten empfehlen die Experten jedoch, sich vor der Entscheidung für ein SaaS-Modell gründlich mit der Materie beschäftigen: "Man muss den SaaS-Ansatz wirklich verstanden haben und sich über die Auswirkungen im Klaren sein", schreiben die Studienautoren. Das ist offenbar längst nicht überall der Fall: "Wir sind im Rahmen der Untersuchung auf viele Missverständnisse gestoßen."