Vermittler im Printernetz

06.09.2002
Eine der wichtigsten Säulen der Druckerinstallation ist der Printserver. Er leitet die Druckdaten mehrerer Clients an ein Ausgabegerät weiter. Als Standardausrüstung moderner Netzwerkdrucker gerät er jedoch immer mehr in den Hintergrund.

Von: Dr. Klaus Plessner

Jeder Drucker im Netz benötigt einen Printserver. Er braucht eine Software, die die auszugebenden Dokumente Bit für Bit aus dem LAN empfängt und an ihn weitergibt. Somit fungiert er als Vermittler zwischen den Clients, die ihre Druckaufträge übers Netz vergeben, und der Hardware des Ausgabegeräts.

Der Printserver muss mit dem Drucker direkt verbunden sein. Das heißt aber nicht, dass er notwendigerweise auf dem Printer installiert ist. Dort residiert er bei allen Netzwerkdruckern, die mit einer Ethernet-Schnittstelle ausgestattet sind und über das Internetprotokoll (IP) angesprochen werden.

Kaum Printer ohne Netzanschluss

Immer mehr Drucker sind standardmäßig auf den Betrieb im LAN ausgelegt. Die größeren Geräte der "Laserjet"-Serie von Hewlett-Packard, zum Beispiel die Multifunktionsprinter der Reihe "9000 mfp", enthalten einen Printserver als Einschubkarte für den EIO-Slot. Kleinere Drucker steuern HP-Kunden mit einer Appliance aus der Reihe "Jetdirect x" an, die auch eine Wireless-LAN-Ausführung für den drahtlosen Empfang von Druckdokumenten bietet. Die meisten Drucker von Xerox enthalten bereits einen internen Printserver. Stand-alone-Geräte kleiner Arbeitsgruppen bindet Xerox mit einem Adapter für die parallele Schnittstelle ein. Auch Software für PC-gestützte Printserver hat der Hersteller im Programm.

Canon hat in alle Laserprinter von "LBP 1760" an aufwärts einen Ethernet-Port eingebaut. Die Offline-Produkte kann der Anwender mit Appliances von Axis Communications aufrüsten. Bei IBM sind alle Workgroup-Laserprinter auf den Netzbetrieb eingestellt. Schon der kleinste Vertreter der "Infoprint"-Suite hat eine Schnittstelle für Fast-Ethernet. Die Liste lässt sich fortführen mit Geräten von Minolta QMS, Epson, Toshiba, Lexmark und anderen.

Wer Stand-alone-Printer ans LAN anschließen will, muss sie direkt mit einem Printserver verbinden, das heißt über ein paralleles Kabel oder einen USB-Anschluss. Zwei Möglichkeiten stehen ihm dabei offen. Entweder verwendet er eine Appliance, die vom Druckerhersteller oder von einem Drittanbieter wie Axis, CSP, D-Link, Lantronix, SEH, Sercomm und Troy stammt. Oder er installiert den Vermittler als Software auf einem PC. In Windows-Netzen kommt oft eine Open-Source-Kombination aus Linux und "Samba" zum Einsatz, die ausrangierte PC-Hardware zu billigen Print-Gehilfen macht. Greifen viele Clients auf die Zentrale zu, fungiert sie als dedizierter Printserver. Hat sie relativ wenig zu tun, übernimmt sie nebenbei Dateidienste und andere Aufgaben eines Workgroup-Servers. Samba ist als Plattform für SMB-Dienste (Server Message Protocol) ohnehin auf Datei- und Druckdienste gleichzeitig spezialisiert.

Je nach den Clients, deren Druckaufträge sie weitergeben, unterstützten Printserver Protokolle für verschiedene Plattformen, darunter Unix, Windows, Netware und SNA. Dabei hat sich die aus der Unix-Welt stammende Übertragungstechnik des "Direct Sockets Printing" oder "Reverse Telnet" unter Windows-Systemen als Standard durchgesetzt. Nur die älteren Windows-Versionen 95 und 98 verstehen die Sprache noch nicht. Sie lassen sich aber durch ein Software-Interface aufrüsten. Der Unix-Jargon "Line Printer Daemon" (LPD) ist bei den Entwicklern aus Redmond als auch bei Novell auf Interesse gestoßen; Windows 2000 und Netware arbeiten damit. Mainframes verstehen sowohl Direct Sockets Printing als auch LPD.

Zentrales Spooling entlastet LAN

Die zweite Säule, auf der eine netzorientierte Printing-Lösung ruht, ist der Spooler. Er sammelt Druckaufträge und gibt sie erst dann an den Printer weiter, wenn dieser bereit ist. Spooler benötigen einen großen Speicher, weil Print-Jobs zum Teil mehrere Megabytes an Daten enthalten. Die eingehenden Aufträge landen in einer Warteschlange oder "Print Queue", die sie je nach der Priorität des Jobs oder des Auftraggebers früher oder später verlassen. Im Netz installierte Spooler haben gegenüber lokalen Warteschlangen den Vorteil, dass sie sich aus der Ferne kontrollieren und administrieren lassen. So kann der Administrator bei Bedarf die Reihenfolge einer Queue ändern oder einzelne Jobs löschen. In Abteilungen, die wenige oder nur einen Printer verwenden, genügt es allerdings, wenn der Spooler an Ort und Stelle installiert ist. Dazu sind neuere Netzwerkdrucker wie das Multifunktionsgerät "Docucolor 2240" von Xerox mit einer 10 GByte großen Festplatte ausgestattet.

Zentrale Spooler-Lösungen können Firmen mit Bordmitteln von Windows und Unix einrichten. Mit den Open-Source-Tools "Common Unix Printing System" (Cups) und "Samba" lässt sich beispielsweise ein IPP-Spooler (Internet Printing Protocol) installieren, den auch Windows-Clients ansprechen können. Speziell auf das Management von Printqueues sind die Software-Spooler verschiedener Hersteller ausgerichtet. "Prisma Office" von Océ, ein Programm für Windows NT oder 2000, managt Druckjobs aller Netzwerkprinter, die von einem Windows-Client angesprochen werden. "Print Queue Manager" von Whitehat dient zum Verwalten von Jobwarteschlangen und ordnet die Aufträge nach Prioritäten.

Ähnliche Aufgaben erledigen Spooler-Geräte. Die "Print Server Appliance 4200" von Hewlett-Packard fungiert mit einer 10 GByte großen Festplatte als Spooling-Zentrale für LPD-fähige Netzwerkdrucker, die nach dem "Point-and-Print"-Verfahren von Microsoft die Druckertreiber der Windows-Clients speichert. "ISD 200" von SEH managt Druckaufträge sowohl für Netzwerkprinter als auch für Geräte, die über einen der beiden USB-Ports oder den parallelen Ausgang in der Rückwand der Appliance angeschlossen sind. Im Netz spricht ISD die drei gängigen Druckersprachen aus der TCP-Welt: Socket Printing, LPD und IPP.

Spooling-Server entlasten den Firmenserver, der sonst neben seinen Hauptaufgaben das Jobmanagement mit übernehmen müsste. Außerdem verringern Jobmanagement-Zentralen den Andrang im Netz, weil sie den Austausch von Printdaten auf einzelne LAN-Segmente von Abteilungen beschränken. Das macht sich in Etagen bezahlt, wo viele Mitarbeiter beschäftigt sind, die täglich riesige Datenmengen zum Druck geben.