Veeam Backup & Replication für Server-Virtualisierung

Veeam Backup & Replication 7 R2 im Test

26.03.2014 von Andrej Radonic
Für das Sichern und Rücksichern virtueller Maschinen gelten andere Gesetze als für physisch betriebene Server. Spezielle Backup-Lösungen wie Veeam Veeam Backup & Replication 7 adressieren das Thema ganzheitlich und integrieren auch Disaster-Recovery-Lösungen mit effizienter WAN-Replikation.

Der Siegeszug der Servervirtualisierung in Rechenzentren führt generell zu höherer Verfügbarkeit, kann aber aufgrund der Konsolidierung vieler Server und Applikationen auf einige wenige physische Hosts durch einen einzigen Katastrophenfall zum Ausfall vieler Anwendungen führen. Herkömmliche Backup-Lösungen, die für nicht-virtualisierte Serverumgebungen entwickelt wurden, greifen für die Absicherung solcher Umgebungen zu kurz: Das Management für eine große Anzahl virtueller Maschinen (VMs) ist zu unflexibel, agentenbasierte Backups belasten die Hosts zu stark, und Backup-Jobs dauern zu lange, um die heutigen Anforderungen an sehr kurze Ausfall- und Recovery-Zeiten zu erfüllen.


Die Veeam-Software kann Backups von VMware- und Hyper-V-VMs erstellen und unterstützt dabei alle Betriebssysteme, die auch von den Hypervisoren supportet werden.

Im Virtual Lab kann der Administrator in einem abgeschotteten Netzwerksegment seine Backups automatisiert prüfen sowie VMs für Test- und Schulungszwecke aus Backups heraus starten.

Für das Testing von VMs kennt die Veeam-Software diverse Server-Rollen wie Domain Controller oder DNS-Server, die mit spezifischen Prüfpunkten getestet werden.

SureBackup Jobs prüfen automatisiert gesicherte VMs, indem diese aus dem Backup-Repository gestartet und verschiedenen Tests unterzogen werden.

Veeam kann Backups automatisch an Disaster-Recovery-Orte übertragen und dort für Failover- und Recovery-Zwecke verfügbar machen.

Die Veeam-Software bietet für verschiedene Applikationen Tools zur Wiederherstellung einzelner Objekte, darunter Mails aus Exchange oder Dokumente aus SharePoint.

Spezielle Lösungen für virtualisierte Infrastrukturen

Speziell für virtualisierte Serverumgebungen konzipierte Backup-Lösungen wie Veeam Backup & Replication verfolgen das Ziel, Backup-Zeiten zu minimieren und Administratoren zu entlasten. Dabei sollen sie sparsam mit dem Speicherplatz umgehen und ganz allgemein die Vorteile virtueller Systeme auch für Disaster-Recovery-Szenarien nutzen.

Veeam wurde als Backup-Lösung ausschließlich für die Datensicherung virtualisierter VMware-vSphere- und Microsoft-Hyper-V-Umgebungen entwickelt. Mit dem neuen R2 Release der Version 7 unterstützt Veeam laut eigenen Angaben als erster Hersteller auch deren neueste Versionen vSphere 5.5 sowie Hyper-V beziehungsweise Windows Server 2012 R2.

Veeam verfolgt ein 2-in-1-Konzept: Neben Backups umfasst das Programm auch Replikationsmechanismen, um Backups automatisch an andere Standorte zu spiegeln und - wenn nötig - für Disaster Recovery einen automatischen Failover dorthin durchzuführen.

Hypervisor vereinfacht inkrementelles Backup

Den auf virtualisierte Server spezialisierten Backup-Produkten ist gemeinsam, dass sie über den Hypervisor quasi von außen auf die VMs zugreifen. Auf diese Weise können sie komplette Images über die Erstellung von Snapshots sichern und kommen ohne Agents in den einzelnen VMs aus. Dabei kommt ihnen zugute, dass die Virtualisierungsschicht viel über das Innenleben einer VM weiß und diese Informationen über APIs weitergibt. So führt der Hypervisor Buch über alle Blöcke der VM, die sich verändert haben.

Die VMware-konformen Backup-Programme nutzen dieses Change Block Tracking (CBT), um die inkrementelle und differenzielle Datensicherung zu beschleunigen und die zu speichernde Datenmenge zu reduzieren. In der Vergangenheit mussten die Tools Images aufwendig vergleichen, um Veränderungen zu finden, was die Backup-Dauer extrem verlängert.

Die dank CBT einfach abrufbaren Informationen über Änderungen in VMs vereinfachen nicht nur das Backup und beschleunigen das Sichern deutlich, sondern eröffnen zudem neue Möglichkeiten. So nutzt Veeam dieses Feature, um Veränderungen in kurzen Intervallen zu sichern. Der Hersteller nennt dieses Konzept "Near Continous Data Protection", das deutlich günstiger ausfällt als die Systeme zur Sicherung in Echtzeit.

Backup aus SAN-Snapshots

Veeam Veeam Backup & Replication 7 verfügt zudem über die Möglichkeit, alternativ SAN-Snapshots (SAN = Storage Area Network) für die Erstellung von VMware-Backups zu nutzen. Diese Technik spart Speicherplatz und kann Backup- und Restore-Zeiten nochmals deutlich verkürzen helfen.

Derzeit unterstützt dieses Feature nur Storage-Systeme von Hewlett-Packard, nämlich StoreVirtual VSA, HP Store Virtual (LeftHand, P4000) und HP StoreServ (3PAR). Veeam plant, das Backup von SAN-Snapshots auf Systeme anderer Hersteller auszudehnen.

Instant Recovery

Unabhängig davon, mit welcher Technik das Backup erstellt wurde, kann jede VM in Minutenschnelle wiederhergestellt werden. Dazu wird die VM aus dem komprimierten und deduplizierten Backup heraus gemountet. Während der Hypervisor die VM wieder ausführen kann, kann im Hintergrund der eigentliche Restore durch eine Migration des Backup Images durchgeführt werden.

Der Administrator kann zudem über einen Datei-Browser unmittelbar auf alle Verzeichnisse und Dateien der gesicherten VM zugreifen, ohne dass er diese booten müsste. So lassen sich einzelne Dateien mit wenigen Klicks zurücksichern.

Für Microsoft SQL Server, SharePoint sowie Exchange stellt Veeam darüber hinaus spezialisierte Tools für den Object-Level Restore zur Verfügung. Diese sind direkt in die Veeam-Konsole integriert und bieten Datei-Browser sowie Volltextsuche, um selektiv beliebige Objekte aus der Applikation wiederherzustellen.

Integrierte Replikation von Backups

Die Replikationskomponente ist Bestandteil der Backup-Copy-Jobs, mit deren Hilfe Backup-Dateien regelbasiert als automatisch erstellte Kopie in ein anderes Repository oder an einen anderen Standort übertragen werden können.

Replikate sind dabei nicht nur als Kopien angesehen, sondern können als High-Availability (HA)-Mechanismus eingesetzt werden: Fällt eine VM aus, kann Veeam einen automatischen Failover auf deren Backup-Replik veranlassen, sodass der Betrieb nahtlos fortgesetzt werden kann. Hierzu müssen entsprechende Server in der Disaster-Recovery-Site vorhanden sein, auf denen Veeam die Replikate so präpariert, dass sie jederzeit sofort und direkt aus dem Backup gestartet werden können.

Damit der Administrator nicht allein gelassen wird, wenn es nach der Wiederherstellung der originalen VM daran geht, deren Daten wieder auf den inzwischen geänderten Stand zurückzubringen, automatisiert der integrierte sogenannte "Failback"-Mechanismus diesen komplexen und potenziell fehlerträchtigen Vorgang.

Replikation über WAN

Für maximalen Schutz der Daten im Sinne eines Disaster-Recovery (DR)-Szenarios sind Offsite-Backups unerlässlich. Spezielle, zumeist recht komplexe DR-Lösungen unterstützen Administratoren bei deren Realisierung. Die Besonderheit von Veeam Backup & Replication 7 ist der für diese Zwecke bereits integrierte WAN-taugliche Replikationsmechanismus.

In Backup & Replication 7 baut der Hersteller sein Konzept der Data Protection weiter aus, indem er in der Enterprise Plus Edition die Replikation um eine WAN-Optimierung ergänzt. Sie verbessert das Übertragen von Backup-Dateien zu einer Remote-Site als reine Softwarelösung durch den Einsatz von Deduplikations- und Kompressionsalgorithmen. Der Hersteller spricht von einer 50-fachen Geschwindigkeit gegenüber herkömmlicher Datenübertragung. In Verbindung mit der inkrementellen Backup-Technik lassen sich WAN-Replikate über gewöhnliche Verbindungen zuverlässig und effektiv realisieren.

Technische Voraussetzung ist ein Proxy-Server je Standort mit der Veeam-Software. Dedizierte Hardware oder spezielle Appliances sind dafür nicht erforderlich, da die Proxies auch in VMs betrieben werden können.

Backups automatisiert testen

Mit Virtual Lab bezeichnet Veeam eine abgegrenzte Umgebung, innerhalb derer der Administrator verschiedene Werkzeuge vorfindet, um Backups zu überprüfen, einzelne Dateien oder Objekte aus Backups zurückzusichern oder Test-Umgebungen auf Basis von Backup-Kopien zu generieren.

So kann mit der SureBackup-Komponente in einem Virtual Lab die Integrität von Backups automatisch geprüft werden: Ausgewählte VMs werden in einem isolierten Netzwerk direkt aus dem Backup gebootet, sodann werden automatisierte Tests wie Heartbeat, Applikationsstatus und Verfügbarkeit von Ports darauf ausgeführt, um die Integrität zweifelsfrei zu ermitteln. Anschließend werden die Test-VMs wieder abgeschaltet, und es wird ein Report generiert.

Das Virtual Lab for Replicas ist ein Tool, das dazu dient, Replikate von VMware-VMs zu testen. Der Vorgang ist vergleichbar mit dem SureBackup-Prozess. Der Administrator kann in beiden Varianten eigene Prüfscripts in den Vorgang einklinken, um die Verifikation der von ihm vorgegebenen Prüfpunkte durchführen zu lassen.

Die On-Demand-Sandbox macht sich gleichfalls das isolierte Netzwerk zunutze: Der Administrator kann hier Backups oder Repliken - auch an entfernten (DR-)Standorten - gezielt starten, um sie für Test- oder Schulungszwecke verfügbar zu machen. Ein interessanter Ansatz ist dabei, hierfür die Remote-Disaster-Recovery-Site zu nutzen, um deren zumeist brachliegende Kapazitäten für solche Zwecke nutzbar zu machen, solange diese auf den Einsatz im Katastrophenfall "wartet".

Das kürzlich erschienene R2 Release bringt das SureBackup-System ebenfalls für Hyper-V, sodass auch für den Microsoft-Hypervisor die Rücksicherung einzelner Objekte (U-AIR) sowie die On-Demand Sandbox verfügbar ist.

Backups zur Test-Umgebung machen

Administratoren können beliebig viele Virtual Labs einrichten. Das Veeam-System erzeugt dabei je Lab eine VM, die als Proxy zwischen der Lab- und der Produktiv-Umgebung fungiert. Über spezielle Routen kann der Netzwerkverkehr vom Veeam-Server in das Lab laufen, jedoch nicht aus diesem heraus, sodass die Lab-Umgebung komplett abgeschottet wird. Der Veeam-Administrator kann zudem eine eigene Netzwerktopologie in der Lab-Umgebung einrichten, um komplexe Netzwerk-Setups zu simulieren.

Für die On-Demand-Sandbox wird zudem ein eigener Speicherort eingerichtet, an dem alle Daten gespeichert werden, die in den Sandbox-VMs geschrieben werden. Die Backups selbst bleiben dabei im Read-Only-Modus, sodass keine Veränderungen an den Originalsicherungen vorgenommen werden. Alle Änderungen werden als Schattenkopie in den dafür vorgesehenen Redologs gespeichert.

Tests spezifischer Serverrollen

Veeam sieht für verschiedene Serverrollen wie Active Directory Server, DNS Server, SQL Server oder Webserver vordefinierte Prüfszenarien vor. Gemeinsam zu testende Server oder Rollen werden vom Administrator zu sinnvollen Application Groups zusammengefasst. Im Rahmen eines SureBack-Jobs werden diese dann in einem Virtual Lab in einer vom Administrator vorgegebenen Reihenfolge direkt aus dem Backup gebootet und den definierten Tests unterzogen. So können auch Abhängigkeiten zwischen einzelnen Applikationen oder Services in der Testumgebung abgebildet werden, etwa ein Domain Controller mit DNS Server und DHCP-Dienst.

Sicherung auf Band

Eine verbreitete Anforderung an die Datensicherung besteht darin, Backups außerhalb des Rechenzentrums auf dauerhaften Datenträgern aufzubewahren. Veeam ergänzte dementsprechend seine Software in der Version 7 um Tape-Support. Als Ziel kommen sowohl Virtual Tape Libraries (VTLs) als auch Tape Libraries sowie Standalone-Laufwerke infrage. Die Archivierung lässt sich unter anderem so konfigurieren, dass Backup-Dateien immer automatisch auf Band geschrieben werden, sobald sie durch einen Sicherungs-Job geändert werden.

Support für vSphere 5.5

Weitere Neuerungen von Veeam Backup & Replication 7 verbessern die Unterstützung für VMware. Es ist nun in der Lage, VMs zu sichern und wiederherzustellen, die von vCloud Director 5.5 verwaltet werden. Mit dem R2 Release unterstützt Veeam nun auch die bis zu 62 TB großen VMDK-Dateien von vSphere 5.5. Die Backups umfassen die Metadaten und Attribute, die den vApps und VMs zugeordnet sind. Die Veeam-Software unterstützt die Wiederherstellung von vApps und VMs direkt in den vCD und kann dabei auch Fast Provisioning nutzen.

Preise und Verfügbarkeit

Veeam Veeam Backup & Replication 7 R2 ist ab sofort verfügbar. Der Listenpreis beträgt pro Sockel für die Standard Edition 620 Euro, für die Enterprise Edition 1000 Euro und für die Enterprise Plus Edition 1600 Euro.

Fazit

Veeam Veeam Backup & Replication 7 R2 überzeugt im Test. Das liegt nicht nur am schieren Produktumfang und an der Tatsache, dass aufgrund der weitreichenden Replikationsmechanismen hier wesentlich mehr als "nur" eine Backup-Software geboten wird. Das Produkt ist auf die spezifischen Bedürfnisse virtueller Infrastrukturen ausgerichtet und hilft Administratoren, Backups bei weitestgehender Automatisierung schneller durchzuführen und deren Integrität von der Software kontinuierlich überwachen zu lassen. Dabei ist auch die Bedienung gelungen, sodass keine langen Einarbeitungszeiten zu befürchten sind.
Der einzige Abstrich, den man eventuell machen muss: Die Veeam-Software kann keine Backups von physischen Servern erstellen. Für solche Systeme bedarf es einer separaten Backup-Software. (wh)