Mit Unternehmergesellschaft (UG) in die Selbstständigkeit

Unternehmergesellschaft: Mit einem Euro in die Selbstständigkeit

22.09.2008 von Volker Siegel
Mit der neuen Unternehmergesellschaft können sich Unternehmer ab November bereits mit einem Euro Stammkapital in einer Kapitalgesellschaft in Deutschland selbstständig machen. Hier erfahren Sie, welche Vor- und Nachteile die Unternehmergesellschaft hat und wie Sie erfolgreich den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen.

Nach einigen Jahren als Arbeitnehmer wagen gerade im IT-Umfeld viele Unternehmer den Sprung in die Selbstständigkeit. Entweder mit einer neu entwickelten Software oder im Bereich Services werden sie ihr eigener Herr. Besonders in der Gründungsphase lohnt sich ein kühler BWL-und Jura-inspirierter Kopf, um erfolgreich zu sein. Denn bereits nach fünf Jahren verschwinden die meisten Unternehmen wieder vom Markt. Hier erfahren Sie, wie sie erfolgreich den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen.

Das große Geld: Mit dem Sprung in die Selbstständigkeit erhoffen sich viele Unternehmer finanzielle Unabhängigkeit.
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GmbH und Ltd. im Vergleich

Unternehmensgründer haben meist ein relativ geringes Anfangskapital. Sie gründen daher häufig Einzelunternehmen. Das bedeutet aber auch, dass das finanzielle Risiko immer beim Unternehmen und dessen Privatvermögen liegt. Einen Ausweg sehen die Unternehmensgründer dann in Kapitalgesellschaften, zu denen beispielsweise neben den. GmbHs die neuen UGs zählen werden.

Die Ltd.

In den vergangenen Jahren wurde häufig die Ltd. als Kapitalgesellschaft gegründet. Diese kann schon mit einem britischen Pfund ins Leben gerufen werden. Bei der Ltd. wird zunächst eine Gesellschaft als Briefkastenfirma in UK gegründet. Dann errichtet der Gründer in Deutschland eine Filiale, die das eigentliche operative Geschäft übernimmt.

Was die wenigsten Gründer beachten: Die Ltd. unterliegt dem englischen Recht. In UK ist man extrem streng hinsichtlich der englischen Rechnungslegung mit den entsprechenden Abschlüssen. Wenn diese nicht pünktlich und sachlich richtig eingereicht werden, droht nicht nur die Löschung im Company Register – das entspricht dem deutschen Handelsregister –, sondern möglicherweise auch eine strafrechtliche Verfolgung.

Außerdem fällt doppelter Aufwand an: Zusätzlich zu den englischen Abschlüssen muss die deutsche Tochtergesellschaft ihren deutschen Jahresabschluss abgeben. Daneben müssen eventuelle firmenrechtliche Änderungen (z. B. wenn ein Director ausgewechselt wird) in UK erfolgen. Zwar erledigen das in Deutschland ansässige Dienstleister recht zuverlässig, jedoch dauern die jeweiligen Umschreibungen lange.

Die wenigsten Gründer einer Ltd. beachten, dass das Haftungsrecht in den UK liegt. Es reicht zwar ein Gründungskapital von einem Pfund aus, jedoch kann eine persönliche Durchgriffshaftung auf die jeweiligen Kapitaleigner erfolgen, wenn diese nicht die englischen Haftungs- und Insolvenzregelungen für Kapitaleigner beachten.

Vorteile der Ltd. gegenüber der GmbH

Überall dort, wo Unternehmen hauptsächlich mit anglo-amerikanischen Firmen zu tun haben, kann die Ltd. sinnvoll sein. Dort sollte auch eine rechtliche und steuerliche Gründungsberatung erfolgen.

Die Unternehmergesellschaft (UG)

Auch Ein-Euro-Gesellschaft oder Mini GmbH genannt

Stammkapital

Die Gründung von Ltds verdrängte in Deutschland zunehmend die beliebteste Form einer Kapitalgesellschaft: die GmbH und die GmbH & Co. KG. Die meisten Gründer wollten oder konnten nicht 25.000,00 Euro aufbringen, beim Notar einen Vertrag verhandeln und diesen dann ins Handelsregister eintragen.

Innerhalb weniger Jahre drohte die GmbH zum Auslaufmodell zu werden. Die Bundesregierung reagierte und wird zum 1. November 2008 eine Kapitalgesellschaft aus der Taufe heben, die eine Vielzahl der komplizierten Regelungen der GmbH nicht mehr braucht und lediglich ein Startkapital von 1,00 Euro benötigt.

Unterschiede zur Ltd.

Zunächst entfällt der jeweils doppelte Aufwand in Deutschland und UK. Auch ist die Unternehmergesellschaft als eine Art „Durchlauferhitzer“ für die GmbH geplant. Rücklagen müssen gebildet werden. Diese betragen 25 Prozent des Jahresüberschusses (abzüglich eventueller Verlustvorträge aus dem Vorjahr), können aber recht flexibel gehandhabt werden.

Vor allem dann, wenn die UG das Stammkapital auf 25.000,00 Euro erhöht, entfällt die Pflicht zur Rücklagenbildung. Dann ist aber auch das Ziel erreicht, und aus der UG kann eine vollwertige GmbH werden. Diese hat auch das Mindestkapital von 25.000,00 Euro erreicht. Pläne der Regierung, dieses Stammkapital bei GmbHs auf 10.000,00 Euro abzusenken, sind übrigens entfallen.

Satzung der Unternehmensgesellschaft

Für die Satzung der UG wird der Gesetzgeber zwei Muster zur Verfügung stellen, je nachdem, ob ein oder mehrere Partner die Gesellschaft gründen. Diese müssen nicht angewendet werden. Die Mustersatzung für mehrere Partner gilt nur für bis zu drei Partner und höchstens einen Geschäftsführer.

Vor- und Nachteile der Nutzung der Mustersatzungen

Bei Nutzung dieser ist der Vorteil, dass die Notargebühren niedriger ausfallen dürften. Der Nachteil besteht darin, dass der Unternehmer keine individuellen Lösungen anstreben kann. Sobald er die Mustersatzung auch nur in einem Punkt ändert, ist die Mustersatzung nicht mehr anwendbar und es entsteht der gleiche Aufwand wie bei der Ausarbeitung einer individuell ausgehandelten Satzung.

Die Erfahrung zeigt, dass bei der Einmanngesellschaft der Änderungsbedarf nicht sehr hoch sein dürfte. Allerdings ist bei der Gründung eines Unternehmens mit mehreren Partnern Vorsicht geboten: Überall da, wo mehrere Partner zusammenarbeiten, entstehen Konflikte. Diese führen zunehmend zur Trennung, beispielsweise durch Kündigung.

Bei der Gründung einer Gesellschaft mit mehreren Partnern sollte daher eine rechtliche und steuerliche Beratung auch hinsichtlich der Anwendung der Mustersatzung durchgeführt werden. Wenn diese aus Zeit- oder Kostengründen entfällt, sollten sich die Partner auf jeden Fall gegenseitig verpflichten, dies zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt nachzuholen. Ein guter Anlass wäre zum Beispiel das Jahresende nach der Gründung.

Haftungsfragen und Fazit

Haftungsfragen

Kapitalgesellschaften wie die UG werden meistens zu dem Zweck gegründet, das Haftungsrisiko zu minimieren. Bei Personengesellschaften haften die Eigentümer mit ihrem gesamten Privatvermögen. Allerdings wird dies gerade bei Existenzgründern häufig von den Banken bei der Kreditvergabe ausgehebelt. Diese argumentieren folgendermaßen: „Wenn Sie von Ihrem Geschäftserfolg überzeugt sind, dann können Sie uns doch problemlos auch eine selbstschuldnerische Bürgschaft geben.“

Die meisten Insolvenzen ereignen sich in den ersten beiden Jahren nach der Gründung – oder im verflixten fünften Jahr. Deshalb ist die Bank damit – egal, welcher Unternehmenstyp gewählt wurde, – in jedem Fall für die erste Zeit des Unternehmens abgesichert.

Fazit

Die Unternehmergesellschaft ist ein flexibles Instrument für Existenzgründer. Sie dient gerade bei der Gründung dem anpassungsfähigen und einfachen Aufbau einer Kapitalgesellschaft. Damit sollten Existenzgründer diese auch ganz genau auf ihr eigenes Geschäftsmodell hin untersuchen. Fallstricke ergeben sich wie überall bei Gründungen mit mehreren Partnern.