Universelle Webplattform

07.02.2003
Laut Dell kombiniert der Poweredge 2600 Leistung, Verfügbarkeit und Flexibilität in der Konfiguration - keine leeren Versprechungen, wie sich im Test gezeigt hat.

Von: Jürgen Volles, Michael Linke, Dr. Klaus Plessner

Dell präsentiert den Rechner als Plattform für verschiedene Arten von Front-End-Serveranwendungen, zum Beispiel für Messaging- und Druckdienste, Datenbanken oder Warenwirtschaftssysteme. Die Leistung des Rechners sollen unter anderem zwei Xeon-Prozessoren von Intel garantieren, die bei der von uns getesteten Ausführung mit 2,4 GHz getaktet sind und über einen 400-MHz-Front-Side-Bus mit dem Hauptspeicher kommunizieren. Dieser besteht beim Testkandidaten aus zwei DDR-Dimm-Modulen mit je 1 GByte Kapazität.

Für die Verfügbarkeit sorgt eine redundante Ausstattung der Stromversorgung und der Lüftung. Zwei Netzteile lassen sich jeweils bei einer Störung im laufenden Betrieb austauschen. Auch die fünf Ventilatoren für die Prozessorkühlung, von denen je zwei einander als Reserve dienen, sind Hot-Plug-fähig. Ein Zweikanal-Raid-Controller steuert bis zu sechs U320-SCSI-Festplatten und erlaubt die Raid-Arten 0, 1, 5 und 10. In der Laborvariante arbeitet der Raid-Controller mit vier 33-GHz-Festplatten, die sämtlich an einem Kanal hängen. Die Disks sind auf Trägern befestigt, die der Anwender während des Serverbetriebs tauschen kann. Dabei muss er wie üblich den Regeln des Raid-Systems folgen und den Datenträger vorher deaktivieren.

Alle Hot-Plug-Komponenten lassen sich mit wenigen Handgriffen entfernen und wieder installieren, insbesondere die Netzteile und Festplatten, die man auf der Stirnseite des Rechners einschiebt. Dell hat sich bei der Konstruktion des Servers strikt an das Motto "der Administrator braucht keinen Schraubenzieher" gehalten. Denn selbst die Teile, die nur bei gezogenem Netzstecker gewechselt werden dürfen, der Prozessor oder die PCI-Karten, lassen sich per Hand montieren. Allerdings sind nicht alle Patentverschlüsse gelungen. Die Spezialklips, welche die PCI-Karten halten, verrutschen schon mal, wenn man von der Geräterückseite aus einen SCSI-Stecker einschiebt und dabei Druck ausübt. Auch die Halterung der Prozessorkammerabdeckung sperrt sich hin und wieder, wenn man sie schließen will.

Ausstattung nach Maß

Was die Flexibilität der Konfiguration anbelangt, lässt der Server tatsächlich großen Spielraum. Statt des 2.4-GHz-Prozessors erhält der Kunde auch CPUs mit anderen Taktraten. Der Hauptspeicher lässt sich mit eins bis sechs Modulen der Kapazitäten 128 MByte, 256 MByte, 512 MByte und 1024 MByte zusammensetzen. Zudem bietet der Rechner sechs PCI-X-Steckplätze und einen 32-Bit-PCI-Slot. Beim Testgerät ist ein PCI-X-Platz mit einem U160-SCSI-Controller von Adaptec belegt.

Auf Wunsch liefert Dell den Server auch ohne Raid, mit einem Zweikanal-PCI-Raid-Controller oder mit einem Vierkanal-PCI-Raid-Controller. Platz für zwei weitere Laufwerke, zum Beispiel Festplatten, ein DVD-ROM- oder ein Bandlaufwerk, bietet ein Einschubgehäuse hinter der Frontplatte.

Wer einen externen Massenspeicher anschließen will, hat mehrere Möglichkeiten. Dell stellt den Kunden verschiedene Powervault-Produkte zur Wahl, zum Beispiel SCSI- oder Fibre-Channel-Geräte. Zudem bietet die Powervault-Reihe Bandlaufwerke für den externen und internen Betrieb.

Set-up mit kleinen Hürden

Den Netzwerkkontakt stellt bei der Basisausstattung ein integrierter Gigabit-Ethernet-Adapter von Intel her. Zusätzlich kann der Anwender Intel-Karten für Fast- oder Gigabit-Ethernet einbauen, die als Fail-over-Schnittstellen dienen und die Verbindung übernehmen, wenn das erste Interface gestört ist.

Dell hat den Poweredge 2600 für die Betriebssysteme Windows 2000 Server, Windows 2000 Advanced Server, Microsoft Small Business Server, Red Hat Linux 7.3 und Novell Net-ware 6.0 zertifiziert. Auf Bestellung liefert der Anbieter den Server mit einem vorinstallierten Windows-2000-Betriebssystem oder mit Red Hat Linux aus. Wir prüften die Advanced-Server-Variante, wobei wir die Installation selbst durchführten.

Mithilfe der mitgelieferten Setup-CD "Server Assistant" war die Arbeit schnell erledigt. Diese enthält ein Konfigurations-Tool, mit dem der Benutzer eine Unattended-Setup-Routine in Gang setzen kann. Die Windows-Installation lief völlig glatt und dauerte rund 20 Minuten. Danach benötigte die Setup-Routine die CD-ROM mit der Managementsoftware von Dell , um die Administrationsprogramme aufzuspielen.

Standardmäßig würde der Server Assistant auf dem Rechner die Tools "Server Administrator", "Array Manager" und Treiber für die Remote-Management-Karte einrichten. Im Labor funktionierte die Installation jedoch nicht wie vom Hersteller vorgesehen. Der Array Manager wurde im ersten Durchgang nicht aufgespielt, weil die Software das Windows-Service-Pack 1 voraussetzt, das die Server-Assistant-CD nicht enthielt. Dell gab an, dass die Kunden auf Wunsch und ohne Aufpreis angepasste Installations-CDs erhalten, die mit dem passenden Service-Pack ausgestattet sind.

Wir mussten daher schrittweise vorgehen und den Array Manager nachinstallieren. Das ließ sich jedoch nicht so leicht bewerkstelligen. Denn kaum war der Array Manager aufgespielt, fehlte die Anwendung des Server Administrator. Die Setup-Routine hatte das Programm offenbar entfernt. Ein erneutes Installieren der einzelnen Komponenten war nicht mehr möglich. Daraufhin machten wir kurzen Prozess, deinstallierten alle Tools und spielten sie erneut auf. Jetzt lief alles glatt. Vermutlich lassen die Programme nur eine bestimmte Installationsreihenfolge zu. Die Online-Hilfe und das Handbuch gaben dazu keine Hinweise.

Neben der Installation übernimmt der Server Assistant noch weitere Aufgaben. Der Benutzer kann die Hardware analysieren, die Festplatte löschen, eine Boot-Diskette erstellen, eine Utility-Partition einrichten, von der Utility-Partition booten und den Array-Manager starten. Die Utility-Partition enthält ein DOS-Betriebssystem und Tools zur System- und Speicherdiagnose sowie ein Werkzeug zum Einstellen der Raid-Konfiguration. Einen Start von der Utility-Partition aus initiiert der Anwender nach einem Reboot mit einer der Funktionstasten.

Management auf drei Arten

Die Grundlage des Server-Managements bildet einerseits der ESM-Chip (Embedded System Management) des Rechners, der die Komponenten des Mainboards überwacht. Andererseits liefern mehr als 80 Sonden ihren Input, die, an verschiedenen Stellen des Rechners angebracht, Temperaturen, Spannungen und andere Parameter messen. Das Prinzip der Sonden: Sie vergleichen den aktuellen Messwert mit zwei Fehlerschwellenwerten und zwei Warnschwellenwerten. Liegt das Ergebnis im Fehlerintervall, meldet das Managementprogramm eine Störung der von der Sonde überwachten Komponente. Liegt die gemessene Größe nur im Warnintervall, weist es auf einen kritischen Zustand der Komponente hin. Der Benutzer kann die Warnschwellenwerte selbst definieren. Die Fehlerschwellenwerte liegen fest. Standardmäßig reagiert der Server im Fall einer Störung, indem er diese in der Managementoberfläche anzeigt. Falls gewünscht, öffnet er zusätzlich auf der Konsole ein Pop-up, schickt eine E-Mail an den Administrator oder führt ein vorgegebenes Programm aus. Die Maßnahmen lassen sich zu jeder Sonde extra auswählen.

Zur Anzeige der Messwerte dient erstens die Software "Open Manage Server Admi-nistrator". Weil die Benutzeroberfläche des Programms auf Java basiert und im Browser startet, funktioniert der Server Administrator sowohl auf dem Server als auch auf einem PC im Netz.

Eine zweite Möglichkeit der Web-gestützten Sondenkontrolle bietet die Management-Schnittstelle "Dell Remote Administration Controller III" (DRAC III), eine Onboard-PCI-Netzwerkkarte, die mit einem integrierten Webserver die Webapplikation "Remote-Zugriff-Controller" zur Verfügung stellt. Auch sie funktioniert auf dem Server und auf allen Clients. Die DRAC-Schnittstelle dient dem Offline-Management des Servers und ermöglicht auch dann einen Fernzugriff, wenn die LAN-Verbindung unterbrochen ist. Durch eine eigene Batterie funktioniert sie selbst dann, wenn der Rechner ausgeschaltet ist. Dass einige der Sondenwerte über DRAC nicht angezeigt werden, hat der Hersteller bestätigt und der Entwicklerabteilung mitgeteilt. Eine praktische Zusatzfunktion der DRAC-Schnittstelle: Sie lässt eine Fernsteuerung des Servers zu.

Das dritte Kontroll-Tool heißt "IT Assistant". Das ist eine zentrale Management-Oberfläche für alle Server und Switches von Dell, die ausschließlich mit SNMP arbeitet. IT-Assistant erfordert somit, dass auf dem Management-Client der SNMP-Dienst von Windows installiert ist. Außerdem benötigt die Software eine SQL-Datenbank von Microsoft, wobei die abgespeckte MSDE-Version genügt. Schließlich lässt sich das Management des Servers vermöge SNMP auch in die Kontrollkonsole eines anderen Herstellers integrieren.

Für das Management des Raid-Controllers hat Dell den Server mit dem Programm "Array Manager" ausgestattet, einer abgespeckten Version des "Volume Manager" von Veritas.

Performance im grünen Bereich

Zunächst stellten wir die Ausfallsicherheit des Servers auf die Probe und tauschten alle Hot-Swap-Komponenten im laufenden Betrieb aus. Der Server meldete die Störungen pflichtgemäß durch blinkende Leuchtdioden. Nahmen wir einen der Lüfter aus seiner Halterung, warnte die Serverstatusleuchte auf der Stirnseite des Rechners. Ein zweites Lämpchen im Innern des Servers zeigte an, welcher Lüfter ausgefallen war. In gleicher Weise wies der Server auf entfernte Netzteile oder Laufwerke hin.

Ein paar Sekunden nach dem Ausbau der Komponenten reagierte auch der Server-Administrator auf die entsprechenden Störmeldungen der Sonden und markierte die betroffene Komponente auf der grafischen Oberfläche mit einem Warnsymbol. Auf Wunsch versandte er auch eine E-Mail oder startete ein Pop-up.

Der Ausbau aller fünf Lüfter verursachte beim ersten Versuch einen Rechnerstillstand, der sich nur durch einen Kaltstart beheben ließ. Später tauchte das Problem jedoch nicht mehr auf. Der Rechner lief stabil und ließ sich von den Eingriffen nicht aus der Ruhe bringen. Selbst dann nicht, als wir ein Laufwerk aus dem Schacht zogen, ohne es vorher mit dem Array Manager zu deaktivieren. Der RaidController fing die Störung ab und startete den Rebuild-Vorgang, sobald die Festplatte wieder im Einschub steckte. Der Wiederaufbau dauerte rund 90 Minuten, was bei der Festplattengröße von 33 GHz einer Schreibgeschwindigkeit von zirka 7 MHz/s entspricht.

Schließlich ließen wir den Server durch das Analyse-Tool "Sandra" von Sisoft auf Herz und Nieren prüfen. Das Werkzeug checkte sowohl die Konfiguration als auch die Performance des Servers. Das Ergebnis ist in allen Punkten positiv. Sämtliche Komponenten sind gut aufeinander abgestimmt, was für eine perfekte Serverkonfiguration spricht. Die von Sandra bestimmten Benchmark-Werte für die CPUs, die Laufwerke und den Hauptspeicher entsprechen den Werten vergleichbarer Komponenten und geben keinen Grund zur Beanstandung.

Zur Person

Jürgen Volles

ist CEO der Firma Tesnet TSQ (www.tesnettsq.de), einem Beratungshaus für Testlösungen.

Michael Linke

hat sich bei Tesnet als Test-Engineer auf die Qualitätskontrolle von Netzwerksoftware und Servern spezialisiert.

Technische Daten

Poweredge 2600 von Dell

Hersteller:

Dell Computer GmbH

Tel. 08 00/9 19 33 55

Fax 01 80/5 22 44 01

www.dell.de

Preis: Die getestete Version kostet rund 6700 Dollar, eine Einstiegausführung mit einem 2.0-GHz-Prozessor ist für 2700 Dollar zu haben.

Technische Daten:

- Intel-Server mit bis zu zwei Xeon-Prozessoren der Taktraten 1,8 GHz, 2,0 GHz, 2,2 GHz, 2,4 GHz, 2,6 GHz und 2,8 GHz. (im Test: zwei Mal 2,4 GHz);

- 400 MHz Front-Side-Bus, 512 KByte Level-2-Cache;

- Intel E7500 Chipsatz;

- sechs DDR-SDRAM-Simm-Sockel bieten Platz für 6 GByte Hauptspeicher (im Test zwei Module mit je 1028 MByte);

- 7 PCI-Steckplätze: 2 x 64-Bit/133MHz PCI-X, 4 x 64-Bit/100MHz PCI-X und 1 x 32-Bit/33MHz PCI;

- Raid-Controller: PERC4/Di Zweikanal U320 SCSI Onboard, PERC3/DC Zweikanal-PCI, PERC3/QC Vierkanal-PCI (im Test PERC 4/Di);

- Festplatten: maximal sechs Hot-Plug-SCSI-Platten plus zwei fest eingebaute. Teilbare Hot-Plug-Backplane (im Test: vier Hot-Plug-Festplatten mit 33 GByte, im Raid-5-Betrieb installiert);

- Diskettenlaufwerk und 24x-CD-ROM-Laufwerk

- Netzwerkkarte: Intel 82544GC Gigabit-Ethernet-Adapter

- Remote-Management über zweite Ethernet-Karte mit Management-Firmware (ESM III);

- Stromversorgung: zwei redundante Netzteile;

- Chassis: Tower oder 5 U hoher Rack-Einsatz (im Test war die Tower-Version);

- Betriebssysteme: Windows 2000 und Red Hat Linux vorinstalliert, Unterstützung für Windows NT, Windows Small Business Server und Novell Netware (im Test ohne vorinstalliertes Betriebssystem);

- Software: Management-Tools für den Setup und die Fernwartung des Servers.

Testergebnis

+ Flexibel erweiterbare Ausstattung

+ redundante Komponenten leicht tauschbar

+ mehrere Administrationsschnittstellen inklusive SNMP

- Kleine Mängel beim Setup-Tool