UNICORE-Grid-Software als Open Source

24.07.2002 von UWE HARMS 
Im Jahr 2000 startete das Projekt UNICORE Plus zur Kopplung von Supercomputern zu einem Grid. Jetzt wurde eine Open-Source-Lizenz der UNICORE-Grid-Software für Forschungszwecke freigegeben.

Die deutschen Supercomputerzentren initiierten und entwickelten UNICORE (Uniform Interfaces to Computing Resources) als komfortables und sicheres Grid-System mit Fördermitteln des BMBF. Damit schufen sie eine Grid-Infrastruktur für die enge Kopplung dieser Zentren. Die zugehörige Software bietet Wissenschaftlern einen komfortablen, einfachen und sicheren Zugang zu von ihrem Arbeitsplatz weit entfernten Höchstleistungsrechnern. Einige Rechenzentren setzen die Software bereits produktiv ein.

Inzwischen kommt UNICORE auch bei europäischen Projekten wie EUROGRID zum Einsatz. Zudem stellen die Partner im neuen GRIP-Projekt die Interoperabilität mit dem US-basierten Grid-System Globus und die Kompatibilität mit dem neuen Grid-Standard OGSA (Open Grid Services-Architektur) sicher. Diese Spezifikationen und Standards kombinieren die Vorteile von Grid-Computing mit denen von Webservices.

Das UNICORE-Forum

Anfang 2000 gründeten die UNICORE-Nutzer und -Entwickler das UNICORE-Forum als eingetragenen Verein. Es handelt sich dabei um eine eigenständige, offene und nicht profitorientierte Organisation. Sie treibt die Entwicklung, Verbreitung und den Einsatz von UNICORE voran und unterstützt das Projekt. Das UNICORE-Forum kontrolliert auch die Spezifikation des UNICORE-Systems und garantiert damit die notwendige Unabhängigkeit. Alle Interessenten wie Grid-Anwender und -Entwickler, Rechenzentren sowie Soft- und Hardware-Hersteller können Mitglied werden. Unter den derzeit 26 Mitgliedern finden sich nahezu alle namhaften Unternehmen, die sich mit Grid-Technologie befassen. Auch Rechenzentren von Hochschulen und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland sind im Verein beteiligt. Die folgende Auflistung zeigt die wichtigsten Einrichtungen im Überblick:

Auf der letzten Sitzung beschloss das UNICORE-Forum, allen interessierten Partnern die UNICORE-Software für Forschungszwecke unter einer "Community Licence" als Open Source bereitzustellen. Die erste einsatzfähige UNICORE-Version 3.5 ist nun verfügbar. Ein Download ist unter www.unicore.org möglich. Für den produktiven Einsatz im industriellen Umfeld bietet die Pallas GmbH, Brühl, zudem eine kommerzielle UNICORE-Version an. Sie ist beispielsweise als Intranet-Lösung oder als Technologie für ein ASP-Modell (Application Service Provider) geeignet.

Einsatzgebiete

UNICORE 3.5 wurde gegenüber der bisherigen Entwicklerversion um zahlreiche neue Features erweitert und für den täglichen, produktiven Einsatz optimiert. Die Serverkomponenten laufen derzeit auf Cray-T3E-, Fujitsu-VPP-, IBM-SP-, Hitachi- SR8000- und NEC-SX-Systemen. Intel-Linux-Cluster und Sun-Sparc-Server unterstützen eine große Anzahl von Batch-Systemen. Der UNICORE-Client läuft auf Unix-Workstations und Windows-PCs, die das Java Runtime Environment 1.3 unterstützen.

Professor Gerd-Rüdiger Hoffmann, Leiter der Abteilung Systeme und Betrieb beim Deutschen Wetterdienst (DWD) und Vorsitzender des UNICORE Forums e.V., führt jetzt in seinem Aufgabenbereich UNICORE ein: "In Zukunft regeln wir den Zugang auf unsere Rechner mit UNICORE. In der Vernetzung der Rechnerkapazitäten sehen wir ein erhebliches Einsparungspotenzial und Effizienzsteigerungen für alle beteiligten Partner."

Auch Rechnerhersteller wie Compaq, Fujitsu Siemens Computers, Hitachi, HP, IBM, SGI und Sun unterstützen UNICORE. "UNICORE leistet bereits seit 1997, also lange bevor es den Begriff Grid-Computing überhaupt gab, einen wichtigen Beitrag zum Thema vernetztes Computing" meint Dr. Ulla Thiel, Direktorin Scientific and Technical Computing IBM EMEA.

UNICORE-Test-Grid

Für Interessenten, die nicht am Projekt beteiligt sind, bieten die Verantwortlichen zudem ein Test-Grid. Es ist am Forschungszentrum Jülich im Zentralinstitut für Angewandte Mathematik aufgebaut und enthält den nötigen Client sowie einige Zielrechner, auf die der Anwender seine Jobs schicken kann. Die Installation und die Initialisierung sowie die 30-Tage-Beschränkung sind auf der Webseite beschrieben. Das Test-Grid simuliert drei UNICORE-Rechner mit bis zu zwei Zielsystemen. Ein Zugriff auf die Jülicher Supercomputer ist nicht möglich. Interessierte Anwender können jedoch die Schnittstelle und die Funktionalität testen.

Weitere Hintergründe zum Thema Super- und Grid-Computing sowie eine Liste der schnellsten Rechner der Welt liefert unser Supercomputer-Beitrag. (fkh)