Coaching für Chefs

Umstrukturierung als Chance für Führungskräfte

19.08.2014 von Alexandra Mesmer
Erst soll man die Mitarbeiter entlassen und dann selbst gehen. In einer Umstrukturierung brauchen auch Führungskräfte oft Rat, ein Karriere-Coach kann neue Wege aufzeigen, wie zwei Fälle zeigen.

Ein IT-Unternehmen steht vor einer Umstrukturierung, die Umsätze sind gesunken, Bereichsleiter Kurt H. muss den Personalabbau vorbereiten, Mitarbeiter auf Listen auswählen und priorisieren, 40 Prozent der Mitarbeiter sollen gehen. Geschäftsführer und Aufsichtsrat erwarten vom Bereichsleiter Lösungen und "to-do"-Listen, die Mitarbeiter kann er nicht einweihen und sein Privatleben will er nicht belasten. Daher führt ihn sein Weg zu einem Coach. "Wir stoßen Lösungen von außen an, entwickeln alternative Ideen und begleiten den Manager bei der Umsetzung", erklärt Wolfgang Wagner vom Frankfurter Beratungsunternehmen Bewerber Consult.

Wolfgang Wagner, Bewerber Consult: "Wir stoßen Lösungen von außen an, entwickeln alternative Ideen und begleiten den Manager bei der Umsetzung."
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Mit Kurt H. hat Coach Wagner nach Alternativen zur Kündigung gesucht: "Wir haben mögliche Zusammenlegungen von Abteilungen, komplett neue Denkmuster außerhalb des bisherigen Organigramms besprochen und die Versetzung von Leistungsträgern geplant. Gleichzeitig hat der Bereichsleiter sein eigenes Netzwerk aktiviert, um für die gefährdeten Mitarbeiter eine Perspektive außerhalb zu finden. Mit einem Juristen besprach er so genannte Expander-Lösungen, das heißt den Mitarbeiter solange im Betrieb zu halten, bis er eine externe Lösung gefunden hat."

So kann ein Coach helfen

Bei den regelmäßigen Treffen mit seinem Coach realisierte Kurt H. auch, wie formal die Geschäftsleitung agierte, wie wenig der Mensch zählte. Er entschloss sich daher, seine eigene Karriere-Planung selbst in die Hand zu nehmen. Nach einigen Terminen stand für ihn fest: die Umstrukturierung war auch für ihn eine Chance, sich beruflich neu zu orientieren. Hier half der Coach mit unterstützender Recherche, Potenzialanalysen und offenem Feedback zu den Zukunftsplänen. Wagner ermunterte seinen Kunden auch, kreative Ideen beim Geschäftsführer an zu sprechen und früh die Grenzen des Machbaren auszutesten.

Viele von Wagners Kunden müssen sich um ihre eigene Situation Gedanken machen, denn meist ändert sich im Zuge einer Umstrukturierung auch ihre Führungsposition oder sie müssen das Unternehmen verlassen. So erging es Thorsten H.: "Ich musste erst meine Mitarbeiter abwickeln, dann durfte ich selbst gehen und den Schlüssel zu meinem Büro von außen umdrehen". Ein Karriere-Coaching hatte ihm sein Unternehmen nicht angeboten, er wurde nach einer Auszeit selbst aktiv.

Schon Hermann Hesse wußte: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..." Das gilt auch für Neustarts nach Umstrukturierungen!
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Nach wenigen Terminen mit seinem Coach war Thorsten H. klar, dass er selbst nicht mehr angestellt arbeiten wollte. Seine Stärke war seine hohe emotionale Intelligenz, seine Überzeugungsfähigkeit und seine persönliche Geradlinigkeit. Umstrukturierungen, regelmäßige Entlassungen, gar juristische Auseinandersetzungen wollte er künftig auf jeden Fall vermeiden. "Mein persönlicher Anspruch ist ein anderer, ich bin kein karriereorientierter Technokrat".

Selbständigkeit als Alternative?

Noch in den ersten beiden Gesprächen konnte er sich eine Selbständigkeit nicht vorstellen, bei näherer Betrachtung des Marktes und seiner individuellen Kompetenzen wuchs der Mut, Neues zu wagen und einige Optionen parallel auszuprobieren. Das Szenario reichte von intensiver Ansprache mehrerer Headhunter, die Suche im verdeckten Stellenmarkt, persönliche Treffen mit Top-Entscheidern bis hin zur Selbstständigkeit.

Letztlich entschied sich Thorsten H. für eine Selbständigkeit. Die ersten Kunden entstammten alle seinem umfangreichen persönlichen Netzwerk. Motiviert durch die ersten Erfolge kamen noch neue Kunden durch klassische Akquise hinzu. Als das zweite Standbein Interimsmanagement auch relativ schnell erste Früchte trug, war die neue Existenzgrundlage gesichert.

Lünendonk-Studie: Top Ten der Freiberufler-Vermittler -
Gute Aussichten für IT-Freelancer
Wer als einer von derzeit etwa 87.500 IT-Freien auf dem deutschen Markt agiert, hat gut Lachen. Das zeigen zwei Studien von Lünendonk: "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten in Deutschland" und "Führende Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsunternehmen in Deutschland".
Gefragte Informatiker
Ein Blick in Lünendonks Studie über führende Zeitarbeitsfirmen und Personaldienstleister 2014 bestätigt den hohen Bedarf an Informatikern. Gerade die Top-Ten-Personaldienstleister suchen IT-Fachkräfte.
Führende Vermittler von IT-Freien: Platz 22 bis 11
Insgesamt hat Lünendonk 22 Firmen untersucht, die Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freien in Deutschland anbieten. Die Zahlen in der Liste sind teilweise geschätzt.
Platz 10: emagine
Die GFT-Tochter emagine, im Bild emagine Geschäftsführer Stefan Frohnhoff, machte 2013 mit der Freiberuflervermittlung einen Umsatz von 43 Millionen Euro (Vorjahr: 61,1 Mio), der Gesamtumsatz von emagine betrug 93,4 Millionen Euro (Vorjahr 113,8 Mio).
Platz 9. Quest
erwirtschaftete 2013 44 Mio. Euro Umsatz mit Freiberuflervermittlung (Vorjahr:49 Mio). Der Dienstleister beschäftigte 2013 46 Mitarbeiter, zwei mehr als 2012.
Platz 8: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 45 Millionen Euro Umsatz und damit sieben Millionen mehr als in 2012 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 39 im Jahr 2012 auf 51 im Jahr 2013.
Platz 7. 1st Solution
Mit 46,6 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahrt 2013 hat 1st Solution fast den Wert des Vorjahres erreicht (46,8 Mio). Der Gesamtumsatz ging in dem Zeitraum um drei Millionen auf 59 Millionen zurück. 1st solution beschäftigte 2013 68 Mitarbeiter.
Platz 6: Westhouse Consulting
..ist unter anderem spezialisiert auf die Vermittlung von SAP-Freiberufler. 2013 liefen die Geschäfte bestens: Der Umsatz der Freiberuflervermittlung stieg um 23 Millionen auf 62,1 Millionen Euro an, der Gesamtumsatz stieg von 47 auf 71 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl von 65 auf 87 Euro.
Platz 5. SThree
... und ihre IT-Personalvermittlung Computer Futures haben 2013 mit IT-Staffing 62,7 Millionen Euro umgesetzt, 2,9 Millionen Euro mehr als 2012. Auch der Gesamtumsatz stieg von 137 Millionen auf 141 Millionen Euro. SThree beschäftigt 505 Mitarbeiter.
Platz 4. Solcom
Die Solcom-Geschäftsführer (von links) Martin Schäfer, Ansgar Nagel, Thomas Müller und Andreas Müller können zufrieden sein: Die IT-Freiberuflervermittlung brachte 2013 einen Umsatz von 67 Millionen Euro ( Vorjahr: 57,8 Millionen) ein. Die Mitarbeiterzahl wuchs um 23 auf 110.
Platz 3. Allgeier
Mit einem Gesamtumsatz von 239,4 Millionen Euro in 2013 hebt sich Allgeier auf Platz 3 deutlich von den Wettbewerbern ab. 161,2 Millionen Euro ( Vorjahr: 172,1 Mio. Euro) entfielen davon auf die IT-Freiberuflervermittlung. Die Mitarbeiterzahl stieg von 411 auf 437 an.
Platz 2. Gulp
... macht mit IT-Freiberuflervermittlung gut 100 Millionen mehr Umsatz als Allgeier Experts und liegt unangefochten auf Platz 2 des Rankings. Von 2012 auf 2013 erhöhte sich der Gesamtumsatz um mehr als 32 Millionen Euro auf 278,4 Millionen Euro, davon 268,3 Millionen Euro Umsatz durch IT-Freiberuflervermittlung (2012: 236,1 Mio. Euro). Gulp ist schlank aufgestellt und beschäftigt 180 Mitarbeiter ( 2012: 165 Mitarbeiter).
Platz 1. Hays
... und Vorstandschef Klaus Breitschopf sind die unangefochtenen Platzhirsche in der IT-Freiberuflervermittlung: Von 2012 auf 2013 stieg der Umsatz im IT-Staffing um 223 Millionen auf 759 Millionen Euro. Damit ist allein das Umsatzplus von Hays größer als der Freiberufler-Umsatz des Drittplatzierten Allgeier Experts. Hays erwirtschaftete mit 1380 Mitarbeiter 2013 einen Gesamtumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 819 Millionen Euro mit 1100 Mitarbeitern.
Auftraggeber in den Unternehmen
Nicht immer geht der Wunsch nach der Zusammenarbeit mit IT-Freelancern von der IT-Abteilung innerhalb der Unternehmen aus. Dies ist in 42 Prozent der Fälle so. Fast ebenso oft werden sie von der Einkaufsabteilung angefordert. Ein weiteres Ergebnis der Studie: in neun von zehn Fällen kommt der Freelancer zum Kunden.
Honorarerwartung nach Kenntnissen
Die Vermittler erwarten, dass insbesondere die Honorare für SAP-Spezialisten steigen. Denn diese sind besonders gesucht.

Karrierecoach Wagner ergänzt: Idealerweise kommt der Kunde so früh wie möglich, er kann sich das Coaching natürlich auch im Rahmen seiner eigenen Verhandlungen vom Arbeitgeber bezahlen lassen, aber die meisten Kunden schätzen die Unabhängigkeit vom Arbeitgeber. "Wo ich hingehe und was ich mit meinem Coach besprechen möchte, lege ich fest und bin frei in meiner Entscheidung und Vorgehensweise, das macht einen Großteil des Erfolges aus. Außerdem habe ich durch das Feedback des unbeteiligten Dritten Lösungsideen und Anregungen erhalten, die wohl nur durch den Helikopterblick möglich sind", formulierte es ein Kunde treffend.

Die Kosten sind kalkulierbar und überschaubar. Manche Manager nehmen fünf Termine von jeweils ein bis zwei Stunden wahr, manche vereinbaren Einzelberatungstermine ohne Mindeststunden oder festgelegte Vertragsdauer.