Tipps zum Systemwechsel

Umstieg auf Windows 10 - Wer sich heute schon vorbereiten sollte

06.07.2015 von Peter Grabowski
Für Unternehmen, die sich in Richtung mobile Arbeitswelt und App-Entwicklung öffnen wollen, erscheint ein Wechsel auf Windows 10 sehr attraktiv. Doch sollten sie schon heute mit der Migration beschäftigen? Und für welche anderen gewerblichen Anwender ist Windows 10 darüber hinaus schon jetzt interessant?

Was sich mit Windows 8 optisch angedeutet hat, setzt Microsoft mit dem neuen Betriebssystem Windows 10 nun auch konsequent auf technischer Ebene um: den Schulterschluss der klassischen mit der mobilen IT durch einen einheitlichen Windows-10-Kernel.

Vor jedem neuen Microsoft-Release stellen sich Unternehmen die Frage, wann der Wechsel am geschicktesten ist. Früher galt dabei häufig die Faustregel, erst einmal das erste Service Pack abzuwarten, bei dem vermeintliche Kinderkrankheiten behoben wurden. Dieser Grundsatz gilt heute längst nicht mehr. Vielmehr müssen gewerbliche wie private Nutzer sich zukünftig auch bei Microsoft intensiver mit sogenannten Inplace-Upgrades beschäftigen, wie sie Apple für iOS und OS X seit geraumer Zeit bereitstellt. Diese Upgrades kommen der Idee von einem Service Pack nahe, beinhalten aber zumeist auch neue Funktionen, deren Technologie und Nutzen Unternehmen für sich bewerten müssen.

Speziell für Unternehmen, die derzeit noch mit Windows 7 arbeiten, ist es ratsam, sich frühzeitig mit der Migration auf Windows 10 zu beschäftigen. Denn den Mainstream-Support für den Vista-Nachfolger hat Microsoft bereits im Januar eingestellt. Lediglich Sicherheitsupdates wird es allerdings noch bis voraussichtlich 2020 geben. Den Wechsel will Microsoft möglichst einfach gestalten. Optisch und funktionell kehrt Windows 10 zudem mit einigen Elementen wie dem bekannten Startmenü zu der älteren Version zurück. Windows-7-Nutzer werden sich in dem neuen Betriebssystem daher relativ schnell zurechtfinden. Der Zwischenschritt über Windows 8 und 8.1 macht insgesamt aus heutiger Sicht wenig Sinn.

Universal Apps verspricht eine App für alle Plattformen

Unabhängig von Ort und Zeit produktiv arbeiten - diesem Wunsch wollen immer mehr Unternehmen nachkommen, indem sie ihren Mitarbeitern mobile Applikationen auf Smartphones und Tablets zur Verfügung stellen. Doch vor allem die Entwicklung geeigneter, sicherer Enterprise-Apps ist bislang ein aufwendiges und teures Unterfangen. Meist müssen Unternehmen eine Applikation für eine Vielzahl mobiler Gerätetypen und Betriebssysteme anpassen.

Dieses Problem verspricht Microsoft mit den "Windows Universal Apps" zu lösen: Die Entwicklung einer App für alle mobilen und stationären Windows-Plattformen soll dann möglich sein, was Entwicklungszeit und -kosten erheblich senken würde. Auch die Verwaltung mobiler Endgeräte wird mit Windows 10 wohl erheblich vereinfacht. Denn mit der geräteübergreifenden Vereinheitlichung des Kernels ist erstmals ein durchgängiges Gerätemanagement möglich.

Windows 10 - Neue Funktionen, neue Geräte -
Windows 10
Das Startmenü lässt sich auch als Vollbild darstellen.
Windows 10
Windows 10 läuft in Zukunft auch auf Smartphones - hier auf einem Lumia 1520.
Windows 10
Microsoft hat das Action Center deutlich überarbeitet.
Windows 10
Windows 10 erkennt künftig, wenn eine Tastatur ans Tablet angedockt wird und ändert die Oberfläche entsprechend automatisch.
Windows 10
Der Sprachassistent Cortana hält auch auf dem Desktop Einzug.
Windows 10
Der neue schlanke Browser Spartan soll es Anwender einfach machen Kommentare an Webseiten anzufügen.
Windows 10
Die Office-Apps auf dem Smartphone ähneln in der Bedienung den Desktop-Varianten
Windows 10
Beim Microsoft Surface Hub handelt es sich um ein 84-Zoll-Display, das Unternehmen unter anderem bei Besprechungen einsetzen können.
Windows 10
Mit dem Microsoft Surface Hub lässt sich eine spezielle Version von Skype for Business zur Kommunikation nutzen.
Windows 10
Microsoft Hololens soll die Nutzung von PC revolutionieren.
Windows 10
Mit Microsoft Hololens verschmelzen für den Betrachter Realität und virtuelle Objekte.

Vor diesem Hintergrund ist Windows 10 für eine Vielzahl an Unternehmen interessant. Doch vor dem geplanten Austausch des Betriebssystems gilt es, verschiedene Rahmenparameter genauer zu beleuchten: Zum einen müssen die IT-Infrastruktur entsprechend ausgelegt und die benötigten Kapazitäten für ein Migrationsprojekt vorhanden sein. Darüber hinaus sollte die Migration auf Windows 10 dringend im Kontext der Enduser-Computing-Strategie betrachtet werden.

Unterstützt Windows 10 diese tatsächlich besser als das bisherige Betriebssystem? Hierfür muss die IT-Abteilung vorab klären, wie gut der Bedarf der einzelnen Fachbereiche bereits erfüllt ist und welche Verbesserungen mit dem Wechsel erzielt werden. Welche Arbeitsstile gibt es im Betrieb und welche Anforderungen stellen die Mitarbeiter an ihr Arbeitsplatzsystem? Welche Mitarbeitergruppen arbeiten mobil - und welche spezifischen Ansprüche entstehen dadurch? Wie werden Mobilgeräte unternehmensweit verwaltet und wie werden mobile Applikationen aktualisiert?

Unternehmen, die bereits Windows 8 oder 8.1 verwenden und deren Mitarbeiter mit dem eingesetzten Betriebssystem effizient und produktiv arbeiten können, müssen den Schritt zu Windows 10 beispielsweise nicht überstürzen.

Gut vorbereitet ist halb migriert

Der Migrationsprozess selbst steht und fällt mir einer gründlichen strategischen und zeitlichen Planung. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die eigenen Mitarbeiter nicht mit dem Betriebssystem, sondern mit ihren Anwendungen und Daten arbeiten. Daher liegt die bedeutendste strategische Weichenstellung im Vorfeld der Migration in der Entkopplung der Daten und Applikationen vom Betriebssystem - beispielsweise mithilfe eines Cloud-Dienstes oder durch Virtualisierungstechnologien.

In letzterem Fall stellt die IT-Abteilung den Mitarbeitern Applikationen in einer gesicherten und gekapselten Betriebsumgebung - einem sogenannten Container - zur Verfügung. Unternehmen sind dadurch äußerst flexibel und können jedem Angestellten je nach Aufgabenfeld einen individuellen Baukasten mit den benötigten Software-Anwendungen sehr schnell bereitstellen. Dies bietet nicht nur Vorteile bei der Nutzung, sondern auch bei der Migration.

Applikationsvirtualisierung als Migrationsbeschleuniger

Wenn Unternehmen Daten und Applikationen vom Betriebssystem entkoppeln, muss auf den Endgeräten während der Rollout-Phase tatsächlich nur das Betriebssystem neu installiert werden. Einstellungen und Benutzerprofile, die vorher beispielsweise in einem zentralen Cloud-Dienst gespeichert wurden, können automatisiert wieder aufgespielt werden. Sind die Daten jedoch alle lokal gespeichert, müssen sie vor der Migration erst zentralisiert und gesichert werden, was den Migrationsprozess unnötig in die Länge zieht und die Kosten nach oben treibt.

Windows 10 Preparation Tool for Windows 7 / Windows 8.1 -
Update auf Windows 10
Das „Windows 10 Preparation Tool for Windows 7 / Windows 8.1“ kann Anwender über die Verfügbarkeit neuer Windows-Versionen benachrichtigen
Update auf Windows 10
Das Tool erstellt einen neuen Registry-Wert.
Update auf Windows 10
Über das Windows-Insider-Programm können Sie Windows 7/8.1-Rechner für Windows 10 vorbereiten.
Update auf Windows 10
Nach der Vorbereitung von Windows 7/8.1 können Sie direkt zu Windows 10 Technical Preview aktualisieren.
Update auf Windows 10
Windows 10 Technical Preview kann auch direkt über Windows 7/8 aktualisiert werden.

Generell gilt: Je höher der Automatisierungsgrad solcher Prozesse ist, desto einfacher, sicherer und kostengünstiger können Migrationsprojekte umgesetzt werden. Bei einem Unternehmen mit rund 5000 Mitarbeitern lassen sich die Kosten dadurch von einem einstelligen Millionenbetrag unter Umständen auf mehrere hunderttausend Euro reduzieren. Für die einzelnen Mitarbeiter hat die Virtualisierung den Vorteil, dass sie sich an jedem beliebigen Endgerät anmelden und auf Geschäftsanwendungen und ihren aktuellen Arbeitsstand zugreifen können.

Ebenso wichtig wie die strategischen und technischen Vorbereitungen ist eine realistische zeitliche Planung. Gibt es feste Termine im Geschäftsjahr des Unternehmens, die berücksichtigt werden müssen? Oder andere IT-Projekte, die den Rollout stören könnten? Um intern nicht zu viele Ressourcen zu binden, empfiehlt es sich, bei der Planung und Umsetzung gegebenenfalls einen externen Partner mit ins Boot zu holen.

Ratsam: Ein mehrstufiger Migrationsprozess

Sind alle vorbereitenden Maßnahmen getroffen, kann der eigentliche Migrationsprozess beginnen. Hierbei ist es ratsam, dass zunächst das IT-Fachpersonal vorab das neue Betriebssystem testet, um Auswirkungen auf die Infrastruktur sowie eventuelle Kompatibilitätsprobleme mit genutzten Anwendungen beobachten zu können. Microsoft verspricht im Zuge der Windows-10-Installation zwar ein reibungsloses Upgrade, doch grundsätzlich sollte man dieser Annahme nicht blind vertrauen. Unternehmen setzen auf eine Vielzahl von Eigenentwicklungen, deren Kompatibilität mit Windows 10 möglichst frühzeitig überprüft werden sollte.

Im zweiten Schritt ist der Rollout in einer Pilotgruppe sinnvoll. Eine solche Gruppe ist in der Regel dann repräsentativ, wenn ihr rund zehn Prozent der mit EDV-Systemen arbeitenden Belegschaft angehören. Damit etwaige Probleme im Pilotbetrieb nicht einen kompletten Fachbereich lahmlegen, sollten zudem verschiedene Abteilungen beteiligt sein. Verläuft der Pilotbetrieb reibungslos, kann das Betriebssystem anschließend in größeren Stückzahlen sukzessive im gesamten Unternehmen ausgerollt werden. (mje)