Flexible Arbeitsmodelle

Umfrage: Lieber Mehrarbeit als Pendeln

28.10.2012 von Andrea König
Fast ein Drittel der deutschen Berufstätigen wäre bereit, mehr zu arbeiten, wenn sie dadurch ihre Pendelwege reduzieren könnten. Oftmals wird der Weg zur Arbeit ohnehin bereits fürs Lesen von E-Mails oder zur Vorbereitung genutzt. Das ergab eine Regus-Umfrage.

Wie eine Studie des Büroraumanbieters Regus zeigt, bieten immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern flexible Arbeitsmodelle an. Fast die Hälfte (45 Prozent) der befragten deutschen Büroangestellten, so das Umfrageergebnis, praktiziert bereits flexible Arbeitsmodelle: Sie können die Hälfte der Woche und mehr an anderen Orten als ihrem festen Schreibtisch im Firmenbüro arbeiten. Regus ließ für die Studie 16.000 Personen aus über 80 Nationen befragen.

Vorteil einer solchen flexibleren Arbeitsgestaltung sind die verkürzten Pendelzeiten. Denn wer auf diese Weise Staus entgehen oder einen Teil seiner Arbeit im Home-Office erledigen kann, spart sich die teils langen Wege zur Arbeit. Eine Regus-Studie aus dem Jahr 2011 zeigte: Für ein Drittel der Befragten besteht der Arbeitsalltag aus mindestens 40 Minuten Pendeln am Tag. 27 Prozent verbringen sogar mehr als eine Stunde damit, von der Wohnung an den Arbeitsplatz zu gelangen.

Beschäftigung: Beim Pendeln in öffentlichen Verkehrsmitteln lesen und beantworten Angestellte am häufigsten E-Mails.
Foto: Regus

Diese Zeit nutzen viele Angestellte aus Deutschland effektiv und erledigen zum Teil bereits erste Arbeitsaufgaben. Die aktuelle Regus-Studie ermittelte, wie Beschäftigte den Weg zur Arbeit verbringen, wenn sie ihn in öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer liest und beantwortet in dieser Zeit E-Mails (53,3 Prozent), 46 Prozent der Angestellten telefonieren während sie pendeln. Ob dies allerdings berufliche oder private Nachrichten und Telefongespräche sind, klärt die Umfrage nicht. 42 Prozent der Pendler planen ihre Aktivitäten für den Arbeitstag, etwa jeder Vierte liest Zeitung.

Auf dem Weg zur Arbeit Meetings vorbereiten

Gut 28 Prozent der Angestellten hören auf dem Arbeitsweg Musik, knapp ein Fünftel liest ein Buch und rund 14 Prozent schlafen oder dösen in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehrs als jeder Zehnte bereitet bereits Meetings vor (13,4 Prozent) oder plauscht mit Freunden und Kollegen (12,8 Prozent). Die am seltensten genannten Pendelaktivitäten waren Frühstücken (6,8 Prozent) und Computerspiele (5,4 Prozent).

Mehr arbeiten, wenn der Arbeitsweg kürzer würde

Fast ein Drittel (29 Prozent) der deutschen Berufstätigen wäre bereit, mehr zu arbeiten, wenn sie durch mehr Flexibilität in der Wahl ihres Arbeitsortes ihre Pendelwege reduzieren könnten. Im internationalen Vergleich von 14 Nationen liegt Deutschland auf dem letzten Platz. Über 60 Prozent der Arbeitnehmer aus Frankreich, China und Indien würden mehr arbeiten, wenn sie so ihre Pendelzeiten verkürzen könnten. In weiteren sechs Nationen liegt dieser Anteil bei mindestens der Hälfte der Befragten (Belgien, USA, Mexiko, Kanada, Großbritannien, Japan).

Die gewonnene zusätzliche Zeit würden viele Befragte in die Menschen und Beschäftigungen investieren, die bei langen Arbeitszeiten und -wegen häufig zu kurz kommen. Zwei Drittel der Angestellten würden dann mehr Zeit mit dem Partner oder der Familie verbringen. 61 Prozent geben an, dass sie die Extra-Zeit für mehr Sport und die eigene Fitness nutzen möchten. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) möchte während der zusätzlichen Freizeit Freunde treffen.

Der im August veröffentlichte Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigt das gesundheitliche Risiko von übermäßigem Pendeln auf. Dies bezieht die AOK auf sogenannte mobile Angestellte, dazu gehören Wochenendpendler und Personen, die täglich mindestens eine Stunde zur Arbeit fahren oder ihren Wohnort aufgrund beruflicher Anforderungen gewechselt haben. Die Befragung belegt, dass bei einer Belastung durch übermäßiges Pendeln psychische Beschwerden wie Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit zunehmen. Fazit der AOK: Wer seinen Angestellten flexibles Arbeiten oder Home Office-Tage ermöglicht und so die Pendelzeiten reduziert, kann als Arbeitgeber gegensteuern. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.de.