Bios-Nachfolger

Uefi-Tricks: Volle Power für Ihren PC

25.08.2015 von Michael Schmelzle
Der Bios-Nachfolger Uefi bietet ungeahnte Möglichkeiten in puncto Funktionsumfang, Komfort und Sicherheit. Wir gehen mit Ihnen ins Uefi-Setup und zeigen Ihnen die besten Tricks.

Schalten Sie Ihren Rechner ein, startet als Erstes über eine spezielle Software die Hardware-Erkennung. Diese Software initialisiert den Prozessor, den Arbeitsspeicher sowie ein grafisches Ausgabesystem, damit es anschließend den Start des Betriebssystems einleiten kann. Das Spezialprogramm befindet sich hierbei in einem eigenen Chip auf der Hauptplatine und verfügt über eine autonome Stromversorgung, die diese Startinformationen – etwa den Arbeitstakt und die Versorgungsspannung von CPU und Speicher – über Jahre bereithalten kann. In älteren Rechnern übernimmt diesen Job das Bios (Basic Input/Output System). In neueren PCs und Notebooks bieten die Hersteller seit 2009 zusätzlich den Bios-Nachfolger Uefi an (Unified Extensible Firmware Interface). Neben der intuitiveren Navigation mittels Maus bietet Uefi zahlreiche nützliche Neuheiten, die die Arbeit mit der Schnittstelle erleichtern, Limitierungen aus der IT-Vergangenheit beheben, die Einstellmöglichkeiten etwa fürs Übertakten mächtig erweitern, das System sicherer machen und die Fehleranalyse deutlich verbessern. Für mehr Sicherheit sorgt die Funktion „Secure Boot“. Der ab Werk aktivierte Mechanismus gestattet nur die Ausführung von signierten Bootloadern und schützt so vor widerspenstigen Bootviren.


Uefi: Das kann der Bios-Nachfolger alles besser

Dank Uefi können Sie aber auch einfach und bequem Updates für die Bios-/Uefi-Software sowie Mainboard-Tools einspielen, ohne das Betriebssystem laden zu müssen oder – noch komplizierter – dafür erst extra einen bootbaren Datenträger zu erstellen. Denn moderne Uefi-Versionen können eine Verbindung zum Support-Bereich des Hauptplatinenherstel-lers aufbauen und sich Updates direkt herunterladen. Der bereits im Uefi-Modus ansteuerbare Netzwerk-Controller erlaubt auf diese Weise auch gleich eine Fernwartung.

Uefi löst auch den Master Boot Record (MBR) ab, der Festplatten lediglich bis zu einer Kapazität von rund 2,1 Terabyte adressieren konnte, und ersetzt ihn durch den GUID Partition Table (GPT), der knapp eine Milliarde Terabyte verwalten kann. Voraussetzung für eine fehlerfrei arbeitende GPT ist jedoch ein 64-Bit-Betriebssystem für die Systempartition. Große Festplatten, die nur als Datenspeicher dienen, teilen Sie unter 32 Bit einfach in passend kleine MBR-Partitionen auf.

Viele Hersteller nutzen inzwischen auch die Möglichkeit, Diagnose-, Overclocking-, Steuerungs-, Überwachungs-und Wartungs-Tools in das Uefi-Setup einzubetten. So können Sie schon im Bios auf einen Blick die Spannungs-, Taktfrequenz-und Temperaturwerte zentraler Komponenten wie etwa CPU, RAM und Grafik in Echtzeit analysieren. Oder Sie starten ein automatisches Übertaktungs-Tool, das sich schrittweise an das maximal mögliche Tempo herantastet, ohne dass Sie auch nur einmal ins Betriebssystem booten müssen.

Eins der häufigsten Rechner-Upgrades ist das Nachrüsten einer schnelleren CPU. Die Kompatibilitätslisten der Mainboard-Hersteller verraten dabei, welche Uefi-Version für welches CPU-Modell notwendig ist.

Zudem lassen sich in vielen Uefi-Setups Drehzahl-Temperatur-Profile für jeden einzelnen Lüfter definieren. Dank Uefi können Sie auch Temperatur-Schwellenwerte sowie dazu passende Gegenmaßnahmen festlegen – zum Beispiel das automatische Heruntertakten der betroffenen Komponente. Mittlerweile ist es in einigen Uefi-Setups sogar möglich, auf angeschlossenen Solid State Drives ein Secure Erase durchzuführen. Sie sehen, Uefi bietet ungeahnte Möglichkeiten. Wir möchten Ihnen die spannendsten und wichtigsten Funktionen nun im Detail näherbringen.

Uefi-Setup: So kommen Sie immer rein

Um Einstellungen im Uefi vorzunehmen, müssen Sie das Setup-Programm aufrufen. Dazu drücken Sie kurz nach dem Einschalten des Rechners oder Notebooks die Taste Entf, Esc oder F2. Ansonsten sollte der Startbildschirm die entsprechende Taste anzeigen oder Sie schauen gleich im Hauptplatinenhandbuch nach. Neue Windows-8.1-PCs können manchmal allerdings so schnell starten, dass Sie den passenden Zeitpunkt für den Tastendruck nur sehr schwer oder gar nicht finden. Um dieses Problem zu lösen, gibt es einen einfachen Trick: Gehen Sie unter Windows mit der Maus in das rechte obere Eck, um die Seitenleiste aufzurufen. Dort wählen Sie jeweils ganz unten „Einstellungen > PC-Einstellungen > Update/Wiederherstellung > Wiederherstellung“. Klicken Sie jetzt auf „PC neu starten“ und wählen Sie im folgenden Menü „Problembehandlung > Erweiterte Optionen > UEFI-Firmwareeinstellung“. Wenn Sie nun noch den geforderten Neustart ausführen, sollten Sie automatisch im Uefi-Konfigurationsmenü landen. Leider klappt das nicht bei jedem PC. In diesem Fall schauen Sie im Hauptplatinenhandbuch nach, mit welchem Tastendruck Sie bei einem weiteren Neustart ins Uefi-Setup kommen. Klappt das auch nicht, arbeitet Ihr Rechner vielleicht gar nicht im echten Uefi-Modus. Dann lesen Sie im Kasten „Uefi-Modus aktiv? So prüfen Sie den Uefi-Status“ auf dieser Seite weiter.

Wenn Sie dagegen im Uefi-Setup gelandet sind, können Sie nun bequem mit der Maus durch die Menüs navigieren. Nicht selten trifft es zu, dass per USB angeschlossene Mäuse zunächst nicht ansprechbar sind. Dieses Problem lösen Sie, indem Sie im Firmware-Setup bei der USB-Konfiguration nach einem Eintrag wie „Legacy USB Support“ oder ähnlich suchen und diese Funktion aktivieren („Enabled“). In seltenen Fällen – etwa bei optischen Gaming-Mäusen, die mit hohen Abtastraten arbeiten – kommt es zudem vor, dass sich die Mausbewegungen nur sehr stark verzögert auf dem Bildschirm widerspiegeln. Schließen Sie dann eine kabelgebundene Maus an. Ist dies nicht möglich, müssen Sie auf die klassische Art mithilfe der Pfeiltasten durch das Uefi-Setup manövrieren, via Enter-Taste Eingaben bestätigen und Änderungen per Esc-oder F10-Taste speichern und den Rechner neu starten.

Uefi-Modus aktiv? So prüfen Sie den Uefi-Status

So überprüfen Sie, ob der Uefi-Modus überhaupt angeschaltet ist.

Gerade bei Komplettrechnern mit vorinstalliertem Windows ist nicht immer automatisch der Uefi-Modus aktiv. Wenn die Bios-Emulation CSM (Compatibility Support Module) aktiviert ist, erfolgt die Betriebssysteminstallation standardmäßig im herkömmlichen Bios-Modus. Um Windows im Uefi-Modus zu installieren, muss der PC-Hersteller die Installations-DVD aus dem Uefi-Bootmenü heraus aufrufen. Um zu prüfen, ob der Uefi-Modus aktiv ist, tippen Sie bei laufendem Windows in die Eingabeaufforderung den Befehl msinfo32 ein. Das Microsoft-Betriebssystem zeigt jetzt die „Systeminformation von Windows“ an. Suchen Sie dort nach einer Zeile, die mit „BIOS-Modus“ beginnt, sollte dahinter „UEFI-Modus“ stehen. Lautet die Angabe „Legacy“ oder fehlt die Zeile „BIOS-Modus“ komplett, dann haben Sie Pech und Uefi ist nicht aktiviert. Wollen Sie in diesem Fall Uefi nutzen, müssen Sie Windows neu installieren. Sie müssen dann den Installationsdatenträger einlegen und beim Rechnerstart die F8-, F10-oder Esc-Taste drücken. Im Bootmenü sollte vor dem Eintrag des DVD-Laufwerks „UEFI:“ stehen. Wählen Sie diesen Eintrag aus. Drücken Sie daraufhin eine beliebige Taste, um das Installationsprogramm zu starten. Führen Sie die Installation im Anschluss daran wie gewohnt durch.

Uefi per Update-Tool auf den aktuellen Stand bringen

AdMit Tools wie hier dem Uefi Update Utility von Biostar und einem USB-Stick können Sie einfach und bequem Bios und Uefi mit einem Software-Update auf den aktuellen Stand bringen.

Das Uefi ist nie ganz einwandfrei und viele Funktionen kommen erst später hinzu. Deshalb pflegen die Hauptplatinenhersteller die Firmware vieler Mainboard-Modelle oft jahrelang. Häufig beheben Sie hierbei Hardware-Kompatibilitätsprobleme, fixen fehlerhafte oder nicht vollständig laufende Funktionen und erweitern die Unterstützung von neuen Prozessormodellen, die zum Kaufzeitpunkt des Motherboards noch gar nicht auf dem Markt waren. Es lohnt sich also fast immer, ein Update des Uefi durchzuführen. Als es nur das klassische Bios gab, mussten Sie dazu umständlich die genaue Modellbezeichnung Ihrer Hauptplatine herausfinden, das Update herunterladen, auf einem bootfähigen Medium speichern und mittels einer Spezial-Software dann abschließend die Aktualisierung vornehmen. Mit einem Uefi-fähigen Motherboard erledigen Sie das schnell und unkompliziert mit wenigen Mausklicks, da hier die Update-Funktion schon im Uefi selbst integriert ist. Asrock etwa nennt die Update-Routine „Instant Flash“, Biostar „BIO-Flasher“, Asus „EZ-Flash“, Gigabyte „Q-Flash“ und MSI „M-Flash“. Für eine Aktualisierung schließen Sie einen USB-Stick, der mit FAT16 oder FAT32 formatiert ist, an eine USB-Buchse des Rechners an. Entpacken und speichern Sie dann dort das Update-Image, gehen Sie ins Uefi und starten Sie von dort aus die Update-Routine. Gehen Sie vor dem Update auf Nummer sicher und nutzen Sie die Backup-Funktion, die sämtliche Update-Routinen bieten. Damit sichern Sie vorher die alte Uefi-Version und können im Falle eines Falles mit der ebenfalls immer in der Update-Routine integrierten Restore-Funktion die ursprüngliche Uefi-Version zurückschreiben, wenn das Update wider Erwarten fehlschlagen sollte. Einige Mainboard-Hersteller empfehlen zudem, über den Menüpunkt „Load Defaults“ das System auf den Werksstandard zurückzusetzen, bevor Sie das Update ausführen.

Bootvorgang unter Uefi massiv beschleunigen

Um schneller zu booten, können Sie im Uefi Bremsen lösen, etwa das „Full Screen Logo“ ausschalten, die „POST Delay Time“ auf 0 stellen und in der Bootpriorität das Laufwerk mit dem Betriebssystem an die erste Stelle setzen.

Damit Ihr Rechner ohne unnötige Wartezeiten schnell das Betriebssystem lädt, können Sie diverse Funktionen deaktivieren, die den Boot-vorgang ausbremsen. Einige Automatismen wie die Diagnose des Speichers oder das Boot-logo des Hauptplatinenherstellers können Sie getrost mit nur einer einzigen Einstellung ausschalten. Im Bootmenü des Uefi müssen Sie dazu die Option „Quick Boot“ oder „Fast Boot“ einschalten. Und wenn Sie schon im Bootmenü sind, stellen Sie auch gleich die „Boot Priority“ um – also die Reihenfolge, in der das Uefi bootfähige Festplatten und Laufwerke ansteuert: Setzen Sie den Datenträger mit dem Betriebssystem an die erste Stelle. Außerdem sollten Sie alle unbenutzten Anschlüsse beziehungsweise Controller des Mainboards einfach abschalten. Das Uefi-System muss diese Bauteile dann beim Rechnerstart erst gar nicht ansteuern und initialisieren, das spart Ihnen weitere Sekunden beim Bootvorgang. Das Abschalten von unnötigen Geräten bringt zusätzliche kostbare Sekunden. Die immer größer werdende Zahl von Komponenten auf dem Mainboard sorgt für längere Startzeiten des Systems. Abfragen nach einem zweiten Laufwerks-Controller oder einer Onboard-Soundkarte wirken als Bremse. Schalten Sie aus diesem Grund nicht benötigte Geräte und Controller ab, beispielsweise einen zusätzlichen SATA-Controller, wenn daran keine Festplatte hängt. Die zugehörigen Einstellungen finden Sie unter einem Menüpunkt wie „Advanced“, „Integrated Peripherals“ oder schlicht „Peripherals“.

Festplatten im Uefi sicher und schnell konfigurieren

UEFI SMART SATA imported

Bevor Sie das Betriebssystem installieren, sollten Sie – gleichfalls in den Uefi-Menüs „Advanced“ oder „(Integrated) Peripherals“ – eine Funktion suchen, welche die Bezeichnung „S.M.A.R.T“ trägt oder enthält. Schalten Sie die Sicherheitsfunktion „Self Monitoring and Reporting Technology (SMART)“ ein, können Sie unter Windows mit Festplatten-Tools den Gesundheitszustand der Festplatte oder des Solid State Drive in Echtzeit überwachen und dadurch drohenden Defekten, Datenverlusten oder dem Komplettausfall des Laufwerks vorbeugen. Zudem sollten Sie hier auch gleich für alle angeschlossenen Festplatten, egal ob HDD oder SSD, den schnellen „AHCI“-Modus (Advanced Host Controller Interface) aktivieren.

Mehr Leistung mit speziellen Uefi-Tools herauskitzeln

Moderne Uefis bieten eine Fülle von Einstellungsmöglichkeiten, um die Leistung von Prozessor und Arbeitsspeicher zu steigern. Dabei können Sie heutzutage nicht nur Hand an die CPU-und RAM-Taktraten legen, sondern auch bis auf drei Stellen nach dem Komma die Versorgungsspannung für diverse Steckplätze individuell einstellen. Selbst der PCI-Express-Bus lässt sich mittlerweile übertakten. All diese Einstellungsoptionen bündeln die Haupt-platinenhersteller in ihren Overclocking-Menüs. Asrock nennt es „OC Tweaker“, Asus „Ai Tweaker“, Biostar „Performance“ „und MSI „OC (Genie)“. Und das Schöne daran ist, selbst wenn Sie überhaupt keine Ahnung vom Übertakten haben, können Sie selbst Hand anlegen. Denn die Hersteller liefern immer auch eine automatische Übertaktungsfunktion mit. Meistens stellen Sie hier den gewünschten Leistungsschub in Prozent ein, alles Weitere übernimmt eine Automatik. Diese stellt diverse Parameter wie beispielsweise Taktfrequenz, Spannungsversorgung sowie Lüftergeschwindigkeit ein. Anschließend startet der Rechner neu und die Overclocking-Automatik prüft daraufhin mit leistungsfressenden Benchmarks, ob der Computer oder das Notebook mit den gewählten Einstellungen stabil läuft und die Komponenten nicht zu heiß werden. Wenn alles gut geht, erhöht die Automatik die Werte und startet einen weiteren Belastungstest. Das geht so lange, bis das gewählte Leistungsplus erreicht ist oder der Rechner anfängt, aufgrund von zu großer Hitzeentwicklung instabil zu arbeiten. Zusätzlich zum automatischen Übertaktungsknopf im Uefi unterstützen viele Speichermodule heute automatische Übertaktungsprofile, sogenannte AMP (AMD Memory Profile) oder Intel XMP (Extreme Memory Profile). Mithilfe von AMP und XMP lässt sich der Arbeitsspeicher im Uefi über definierte Profile einfach und bequem übertakten.

Betriebs-und Bootmodi: CSM, Legacy und Uefi

Windows 7 und 8 in der 64-Bit-Version lassen sich problemlos im Uefi-Modus installieren. Das gilt auch für diverse Linux-Distributionen. Allerdings besitzen nicht alle Distributionen einen digital signierten Bootloader, dessen Schlüssel Uefi als vertrauenswürdig einstuft, wie etwa Fedora ab Version 18 oder Ubuntu ab Version 12.10. Entscheidend ist hier, ob die Distributoren ihr Produkt für „Secure Boot“ lizenziert haben oder nicht. Aus Kostengründen sparen sich einige Anbieter das. In diesem Fall müssen Sie dann die Option „Secure Boot“ im Uefi deaktivieren.

In den Systeminformationen können Sie nachprüfen, welchen Bios-Modus Windows verwendet.

Die 32-Bit-Versionen von Windows und auch viele Live-respektive Rettungsdatenträger verweigern ebenfalls den Start im Uefi-Modus. Für diese Fälle geben die Hauptplatinenhersteller dem Uefi einen Kompatibilitätsmodus mit auf den Weg – das „Compatibility Support Module“ (CSM). Das CS-Modul emuliert das klassische „Legacy“-Bios. CSM können Sie jederzeit im Uefi aktivieren. Zusätzlich müssen Sie natürlich auch noch den Bootmodus entsprechend anpassen. Wählen Sie hier die Einstellung „Legacy“ aus. Beide Einstellungen können Sie in der Regel im Bootmenü des Uefi vornehmen. Falls nicht, ziehen Sie das Mainboard-Handbuch zu Rate.

Leider verwenden die Hauptplatinenhersteller für den Aufruf des Uefi-Setups beziehungsweise der Bootauswahl keine einheitliche Taste. Erschwerend kommt hinzu, dass der Rechner meistens so schnell bootet, dass Sie keinen entsprechenden Hinweis sehen, wie Sie das Bios beziehungsweise das Uefi aufrufen können. Also entweder probieren Sie die Tasten Entf, Esc sowie F1 bis F12 einfach aus oder Sie machen sich gleich im Mainboard-Handbuch schlau, welche Taste Ihr Herstel-ler dafür vorgesehen hat.

(PC-Welt/ad)