Turbo fürs WAN

06.06.2003
Die Komprimierungs-Appliance "SR-50" von Peribit Networks soll aus WAN-Verbindungen mehr Bandbreite herauskitzeln. Darüber hinaus bietet sie Funktionen für Datenpriorisierung und Bandbreitenmanagement.

Von: Christoph Lange

Die Optimierung von Weitverkehrsübertragungen hat sich Peribit Networks auf die Fahnen geschrieben. Das Startup-Unternehmen besitzt eine zum Patent angemeldete Technologie, die eine deutlich bessere Datenkompression ermöglichen soll als bisher übliche Verfahren.

Die von Peribit eingesetzte "Molecular Sequence Reduction" (MSR) basiert auf Technologien aus der DNA-Sequenzanalyse. MSR kann sich wiederholende Datenmuster beliebiger Größe an jeder Stelle im Datenfluss auffinden und durch einen kleinen Platzhalter ersetzen. Die MSR-Appliance auf der anderen Seite der Weitverkehrsverbindung (WAN) rekonstruiert aus dem Platzhalter wieder die ursprünglichen Daten. Hierfür gleichen die beteiligten Appliances ihre Platzhalter-Datenbanken miteinander ab. MSR arbeitet vollständig transparent und lässt sich für den gesamten IP-basierten Datenverkehr innerhalb eines Netzwerks einsetzen.

Ob sich die WAN-Komprimierungslösung für ein Unternehmen finanziell lohnt, hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen ab. Sind zum Beispiel die WAN-Verbindungen zwischen den Standorten eines Unternehmens regelmäßig voll ausgelastet oder gar überlastet, lässt sich mit einer derartigen Appliance ein Wechsel auf teurere Fernverbindungen mit einer höheren Bandbreite vermeiden.

Peribit bietet die "Sequence-Reducer"-Appliances (SR) in drei Größen an. Das kleinste Modell "SR-20" unterstützt Bandbreiten von 128 KBit/s bis 2 MBit/s. Die "SR-50" wurde für Bandbreiten von 256 KBit/s bis zu 45 MBit/s (E3/T3) konzipiert. Der Preis richtet sich dabei nach der vom Unternehmen benötigten maximalen Bandbreite. Die Geräte lassen sich per Software-Upgrade auf höhere Bandbreiten aufrüsten. Den gleichen Leistungsbereich wie die SR-50 deckt auch die "SR-55" ab, die aber anstelle der zwei 10/100-Fast-Ethernet-Ports mit zwei Gigabit-Ethernet-Schnittstellen (10/100/1000) bestückt ist.

Die SR-Geräte werden auf der LAN-Seite des Routers installiert. Sie arbeiten bidirektional, das heißt, jede Appliance kann die Daten in beide Richtungen sowohl reduzieren als auch wieder rekonstruieren. Dabei werden nur die IP-Pakete behandelt, die für die WAN-Verbindung bestimmt sind. Neben Punkt-zu-Punkt-Links unterstützen die SR-Systeme auch Punkt-zu-Multipunkt sowie voll vermaschte Topologien.

Um abzuschätzen, welche Einsparungen ein Einsatz von SR-Appliances bringen würde, lassen sich die Geräte im so genannten Profile-Modus betreiben. Dabei wird der Datenverkehr des gewünschten WAN-Interfaces auf die Appliance gespiegelt und von ihr so verarbeitet, als ob das Gerät im produktiven Einsatz wäre.

Profile-Modus und Performance-Test

Nachdem wir die SR-50-Appliance im Netzwerk installiert hatten, spiegelten wir auf einen Port den Datenverkehr der Weitverkehrsverbindung zwischen unseren Standorten München und Hamburg. Damit waren wir in der Lage, über die Browser-gestützte Managmentoberfläche die wichtigsten Funktionen des Systems zu beurteilen. Mithilfe der QoS-Schaltfläche in der Browser-Oberfläche lassen sich für einzelne Anwendungen Quality-of-Service-Funktionen festlegen. Die SR-Systeme unterstützen bis zu acht Queues für die Priorisierung anhand von Type-of-Service-Field (TOS) und Differentiated Services (Diffserv). Wertvoll sind auch die Funktionen für das Bandbreitenmanagement. Der Administrator kann hierüber den Anwendungen eine minimale und maximale Bandbreite zuweisen. Insgesamt sind bis zu 16 Bandbreitenklassen möglich.

In größeren Netzen ist es sinnvoll, über die Schaltfläche "Policies" die automatische Suchfunktion der SR-Systeme zu beschränken. Denn sobald eine SR-Appliance installiert wurde, sucht sie nach anderen SR-Systemen und beginnt automatisch mit der Datenreduktion.

Über die Policies legt der Administrator auch die Netztopologie für die SR-Appliances fest. Der Menüpunkt Source- und Destination-Filter erlaubt es, nur bestimmte Datenströme zu komprimieren. Zudem kann der Anwender auswählen, welche Anwendungen komprimiert und per Monitoring erfasst werden sollen. Das Policies-Menü definiert auch die Parameter für Routing, Load Balancing und Tunneling.

Die SR-50-Systeme bieten umfassende Monitoring- und Reporting-Funktionen. Der Anwender kann sich für einzelne Applikationen unter anderem den Grad der Reduktion, die belegte Bandbreite sowie Informationen zu den transportierten IP-Paketen anzeigen lassen. Die Appliance stellt die entsprechenden Grafiken oder Tabellen in der Browser-Oberfläche übersichtlich dar. Die erfassten Statistikdaten lassen sich auch im CSV-Format ausgeben. Für die zentrale Verwaltung mehrerer SR-Appliances bietet Peribit als Option die Software "Centralised Management System" an, die bis zu 500 SR-Geräte administrieren kann. Auch SNMP wird unterstützt.

In einem von NetworkWorld USA durchgeführten Performance-Test erreichte die SR-50 im Durchschnitt eine Erhöhung der nutzbaren Bandbreite um das 4,6-fache. Dies entspricht einer Datenreduktion von knapp 80 Prozent. Das Spektrum der Verbesserung reichte je nach Anwendungsmix vom 2,7- bis zum 9,4-fachen der ursprünglichen Bandbreite. Auch die Bypass-Funktion arbeitete wie vorgesehen: Als wir die SR-50 ausschalteten, wechselte sie automatisch in den Bypass-Modus, sodass die Daten ohne Unterbrechung weitertransportiert wurden.

Fazit

Die SR-50-Appliance von Peribit ist mithilfe ihrer MSR-Technologie in der Lage, aus WAN-Verbindungen eine deutlich höhere Bandbreite herauszuholen. Der Profile-Modus bietet eine gute Möglichkeit, vor der Kaufentscheidung zu testen, wie hoch das jeweilige Einsparpotenzial ist.

Peribit SR-50

Hersteller:

Peribit Networks

Tel. 0 89/45 36 10 55

Fax 0 89/45 36 10 56

www.peribit.com

Preis: 6000 Euro für WAN-Verbindungen mit maximal 256 KBit/s

15 000 Euro für WAN-Verbindungen mit maximal 2 MBit/s

Technische Daten

Appliance, die den Datenverkehr über WAN-Verbindungen komprimiert und dabei Quality-of-Service-Funktionen sowie Bandbreitenmanagement unterstützt.

Testergebnis

+ Leistungsfähige Reduktion der Daten erhöht die vorhandene WAN-Bandbreite um ein Vielfaches

+ Einfach zu installieren und zu bedienen

+ Zentrale Verwaltung mehrerer Systeme möglich

+ Ausfallsicher durch Bypass-Modus

- Relativ hoher Preis