Gehaltsstudie 2009

Trotz Krise - IT-Gehälter wachsen weiter

30.10.2009 von Hans Koeniges
Die Gehälter in der IT-Branche steigen weiter gut. Trotz Krise streichen IT-Manager im Jahr 2009 durchschnittlich 4,5 Prozent und IT-Fachkräfte zwei Prozent mehr Gehalt ein, wie eine aktuelle Vergütungsstudie zeigt.

In Zeiten eingefrorener Gehälter und vielerorts reduzierter Personalstärke überrascht das Ergebnis der Vergütungsstudie für das Jahr 2009. Noch im Vorjahr – als die Krise noch nicht so präsent war – stiegen die Gehälter von IT-Managern nur um zwei Prozent, die Fachkräfte konnten durchschnittlich ein Prozent mehr Gehalt für sich verbuchen. Die von der Vergütungsberatung Personalmarkt analysierten 14.000 aktuellen Datensätze ergeben im Krisenjahr 2009 jedoch durchschnittlich 4,5 Prozent mehr Gehalt für Führungskräfte, die IT-Indianer streichen rund zwei Prozent mehr Bruttogehalt ein.

IT-Gehälter 2009
IT-Gehälter hängen von vielen Faktoren ab.
Ausbildung und Berufserfahrung spielen eine wichtige Rolle ebenso wie Region und Branche, in der die Firma tätig ist. Wir haben aus der diesjährigen Gehaltsstudie fünf Beispieldatensätze herausgenommen, um zu zeigen, was einzelne IT-Fach- und Führungskräfte verdienen.
IT-Leiter
1. Matthias Berg 43 Jahre, Diplom Uni Informatik, <br/><br/>IT-Leiter Pharmakonzern im Raum Frankfurt, <br/><br/>172.000 € davon 22.000 € Prämie <br/><br/>
IT-Abteilungsleiter
2. Bodo Neumann, 39 Jahre, IT-Systemkaufmann/ Fachwirt, <br/><br/>IT-Abteilungsleiter Infrastruktur, IT-Systemhaus in Dresden, <br/><br/>84.000 € davon 9.000 Prämie <br/><br/>
Projektleiter
3. Claudia Polenzoni, 41 Jahre, Diplom Uni BWL, <br/><br/>Projektleitung SAP-Einführung Handelsunternehmung in Hessen, <br/><br/>104.000 € davon 11.000 € Prämie <br/><br/>
SAP-Berater
4. Mladen Ivanschitz, 36 Jahre, Diplom FH Ingenieurwissenschaften, <br/><br/>SAP-Berater für ein Systemhaus in München, <br/><br/>82.000 € davon 6.000 € Prämie <br/><br/>
Softwareentwickler
5. Sebastian Reck, 52 Jahre, Diplom Uni Ingenieurwissenschaften, <br/><br/>Softwareentwickler im Bereich Materialwirtschaft für eine Baumarktkette in Niedersachen, <br/><br/>61.000 € keine Prämie. <br/><br/>

Der aktuellen Vergütungsstudie zufolge erhalten IT-Manager durchschnittlich ein Jahresgehalt von 87.700 Euro. Die Fachkräfte in der IT-Branche freuen sich am Jahresende über gesamtes Bruttogehalt von 49.200 Euro. "IT-Beschäftigte, insbesondere die Führungskräfte, konnten entgegen dem allgemeinen Markttrend deutlich zulegen", wie der Projektleiter der Vergütungsstudie 2009 und Personalmarkt-Geschäftsführer Tim Böger angibt. Als Ursache identifiziert Böger den weiterhin anhaltenden Mangel an Fachkräften in Verbindung mit der demografischen Entwicklung. Dieser Trend werde sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.

Eine ähnliche Einschätzung gibt es auch von Martin Hofferbert, Manager European Database, von dem Management-Beratungsunternehmen Towers Perrin. Laut einer aktuellen Umfrage von Towers Perrin planen europäische Hightech-Unternehmen für 2010 ein um 2,6 Prozent gesteigertes Vergütungsbudget.

IT-Projektleiter sind die Spitzenverdiener

Guido Happe, Vorstand der Personalberatung Steinbach & Partner, kann sich die gesunden Zuwächse erklären. Der Kampf um die wenigen guten Fachkräfte, die gerade in diesen schwierigen Zeiten wenig Bereitschaft zeigen, den Arbeitgeber zu wechseln, werde immer schärfer ausgetragen - "auch über das Gehalt". Dadurch ist für einige Profis Krise ein Fremdwort. Zum Beispiel Sicherheitsexperten könnten auch beim Wechsel pokern. Für sie gelte nach wie vor die stille Vereinbarung, dass der neue Arbeitgeber zehn bis 20 Prozent mehr zahlen muss als der alte.

Gut lachen haben auch dieses Jahr wieder IT-Projektleiter. Sie gehören zu den Spitzenverdienern unter den IT-Fachkräften und können in Ausnahmefällen bis 200.000 Euro jährlich verdienen. "Derart hohe Gehälter werden in der Regel nur bei sehr komplexen Projekten mit entsprechender Team- und Budgetverantwortung gezahlt", ermittelte Böger. Das durchschnittliche Jahresgehalt eines IT-Projektleiters liegt gegenwärtig bei rund 67.000 Euro.

Nullrunden und Kurzarbeit

Praktiker warnen aber vor überzogenen Erwartungen. Jens Trompeter zum Beispiel, Personalvorstand beim Softwarehaus Itemis, hat kein leichtes Jahr hinter sich. Die Entwickler von modellbasierender Software aus Lünen mussten aufgrund der schwierigen Situation ihrer Kunden zum Teil kurzarbeiten. Trompeter hat mit seinen Mitarbeitern eine Nullrunde hinter sich. In den Jahresendgesprächen zeigten die Beschäftigten viel Verständnis für die Situation ihres Arbeitgebers. Aufgrund der Kurzarbeit konnten Entlassungen vermieden werden, sogar die Mitarbeiter in der Probezeit hat Itemis alle übernommen. Trompeter ist froh, dass sich im Herbst die Auftragslage verbessert hat und immer mehr Beschäftigte wieder regulär arbeiten. Sollte sich der positive Trend so fortsetzen, hat er seinen Mitarbeitern für Mitte 2010 Gehaltsgespräche zugesagt. Als Vertreter eines mittelständischen Arbeitgebers ist Trompeter klar, dass er gute Bewerber nicht allein mit dem Gehalt überzeugen kann. So arbeitet der Personaler intensiv an den weichen Faktoren, zum Beispiel, dass Mitarbeiter - ähnlich wie bei Google - einen Tag pro Woche für ihre Weiterbildung nutzen können.

Vor allem diese weichen Faktoren sind es, die für Mitarbeiter bedeutender werden. "Das Gehalt ist wichtig, aber nicht entscheidend", sagt etwa der 49-jährige Projekt-Manager Volker Reinke. Obwohl gut qualifiziert und mit viel Erfahrung ausgestattet, war er mit einer kleinen Gehaltseinbuße einverstanden. Reinke wechselte in diesem Sommer vom IT-Dienstleister eines Handelshauses zum SAP-Partner Itelligence nach Bielefeld. Der Projekt-Manager legt Wert darauf, dass der Arbeitgeber "zukunftsfähig" sein müsse, dass die Unternehmenskultur stimmen und dass die Arbeit abwechslungsreich sein sollte - alles Kriterien, die er bei Itelligence erfüllt sieht. "Die Firma muss eine Story erzählen können", rundet Personalberater Happe das Profil eines attraktiven Betriebs ab.

Webdesigner sind die Verlierer

Die jährliche Gehaltsauswertung zeigt aber auch, dass nicht für alles Berufsgruppen der Himmel voller Geigen hängt. Am unteren Ende der Gehaltsskala liegen die Web-Designer und Web-Entwickler. Erstere verdienen 34.140 Euro jährlich im Schnitt, Letztere kommen auf rund 38.660 Euro. Dies mag daran liegen, dass Internet-Agenturen, in denen die Web-Profis stark vertreten sind, nicht so gut zahlen wie klassische IT-Beratungs- und Softwarehäuser. Vergütungsexperte Böger hat dennoch eine gute Nachricht für diese Klientel: "Diese Stellen profitieren vom steigenden Nachwuchsmangel, die Einkommen sind dort im Vergleich zum vorigen Jahr um rund 2,5 Prozent gestiegen."

Große Firmen zahlen besser

Wohl dem, der in einem großen Unternehmen arbeitet, denn dort werden auch dieses Jahr wieder höhere Gehälter gezahlt: IT-Fachkräfte können in Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern mit rund 20 Prozent mehr Gehalt rechnen als im Durchschnitt aller Firmen. Dagegen zahlen Firmen mit bis zu 100 Mitarbeitern um rund 16 Prozent unter dem Mittelwert.

Nach wie vor spielt auch die Region eine Rolle. Allerdings fallen die regionalen Gehaltsunterschiede bei IT-Experten im Vergleich zu anderen Branchen nicht ganz so groß aus. Vorne liegt mittlerweile München, wo Arbeitgeber laut Untersuchung 14,8 Prozent über dem Durchschnitt zahlen. Es folgt die Finanzmetropole Frankfurt am Main mit 14,5 Prozent, Düsseldorf mit zehn Prozent und Stuttgart mit neun Prozent. "Grund dafür ist einerseits die größere Konkurrenz von Unternehmen im Vergleich zu ländlichen Gebieten, andererseits natürlich die höheren Lebenshaltungskosten", erläutert Böger.

Wie variabel darf es sein?

"Prämienregelungen nach amerikanischem Vorbild erfreuen sich auch in der IT-Wirtschaft großer Beliebtheit", beobachtet Böger. Immer mehr IT-Unternehmen zahlten ihren Mitarbeitern - auch ohne Führungs- und Vertriebsaufgaben - variable Gehaltsbestandteile. Längst seien es nicht mehr nur große Unternehmen, die variabel entlohnen. Headhunter Happe beobachtet indes auch einen gegenläufigen Trend: "Firmen gehen dazu über, wieder ein höheres Fixgehalt zu zahlen." Praktiker Trompeter von Itemis bestätigt diese Entwicklung: "Selbst unsere Vertriebler haben nur einen kleinen variablen Anteil." Es entspreche nicht der Firmenphilosophie, die Vergütung in den Vordergrund zu stellen. Trompeter weiter: "Wenn ich im Bewerbungsgespräch merke, dass einem Kandidaten das Gehalt sehr wichtig ist und er mit einem zweistelligen Plus gegenüber seiner früheren Tätigkeit rechnet, ist er bei uns nicht richtig."

Immerhin, so die Personalmarkt-Auswertung, erhalten rund 38 Prozent aller IT-Fachkräfte Prämienzahlungen. Für den Einzelnen macht das statistisch etwa sieben Prozent des Grundgehalts aus und beläuft sich auf rund 4300 Euro jährlich. Acht Prozent aller IT-Fachkräfte, deren Daten ausgewertet wurden, haben eine Überstundenregelung, die einen monetären Ausgleich der geleisteten Überstunden vorsieht. Wer eine solche Regelung hat, steigert sein Gehalt dadurch im Schnitt noch einmal um rund 2300 Euro im Jahr.

Einstiegsgehälter stagnieren

Die Einkommen der jungen IT-Spezialisten sind unter Druck, wie Towers-Perrin-Mann Hofferberth und auch Itemis-Personaler Trompeter feststellen. Mit einer Gehaltsbandbreite von 38 000 bis 42 000 Euro Jahresgehalt für Einstieger liege Itemis im Mittelfeld, und damit könne man gut leben.

Insgesamt haben 68 Prozent aller Studienteilnehmer einen Hochschulabschluss - Tendenz steigend. Und das macht sich auch im Portemonnaie bemerkbar. So erhalten IT-Fachkräfte mit Universitätsabschluss im Schnitt 61.400 Euro, mit Master-Abschluss allerdings nur 54.000 Euro, genauso viel wie Experten mit einem Fachhochschuldiplom. Der Bachelor-Abschluss wird mit 47.000 Euro entlohnt. Absolventen von Berufsakademien oder Fachschulen mit staatlich anerkanntem Abschluss kommen auf knapp 49.400 Euro. Wer eine klassische Ausbildung absolviert hat, verdient 41.300 Euro.

Die Studie

Die Vergütungsstudie "Führungskräfte und Spezialisten in der IT-Wirtschaft 2009/2010" kann zum Preis von 539 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) per E-Mail an bestellung@personalmarkt.de, telefonisch unter 040/41 34 54 30 oder online über die Personalmarkt-Website bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.

Wer hat mitgemacht:

Zur Methode:

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrat unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)