Für Berater und Bewerber

Tipps - Die besten Karrierestrategien der Personalprofis

02.09.2011 von Alexandra Mesmer
Wie fallen Bewerber positiv auf? Welche Chancen haben SAP-Berater ohne Erfahrung? Was bringt der MBA für die Karriere? Wie funktioniert Weiterbildung im Job? Antworten geben Personalprofis in unserem Karriere-Ratgeber.

Egal ob man einen neuen Job sucht, seine Karriere im eigenen Unternehmen vorantreiben will oder eine Weiterbildung anstrebt - mit professioneller Vorbereitung steigen die Chancen. Was für Personalprofis und Jobvermittler täglich Brot ist, ist für den Betroffenen selbst harte Arbeit. Darum sollte man bei wichtigen Karrieregesprächen auf bestimmte Fragen gefasst sein und eine Antwort parat haben.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten immer wieder aufkommende Fragen von Bewerbern und Beratern und die zugehörigen Antworten von Personalexperten.

Quelle Teaserbild: Ivan Bliznetsov/Fotolia.com

1. Wie fällt ein Bewerber positiv auf?

Viele Bewerber schaffen es nicht, sich beim beruflichen Neuanfang gut zu verkaufen. Nur, wer aus seinem Lebensweg eine interessante und plausible Geschichte macht, wird andere überzeugen und gewinnen um so sein zu Ziel erreichen.

Personal- und Karriereberater Sönke Clausen, Geschäftsführer der CAS Personal- und Unternehmensberatung, gibt Tipps, wie sich im Vorstellungsgespräch präsentieren sollen: "Jedes Vorstellungsgespräch unterliegt einer Vierteilung. Die Phasen verschieben sich möglicherweise je nach Gesprächsverlauf und individuellem Stil Ihres Gesprächspartners.

  1. Vorstellung der Unternehmung und Position

  2. Vorstellung des Bewerbers

  3. Fragen an den Bewerber

  4. Fragen des Bewerbers an die Unternehmung

Im Erstgespräch sollte die chronologische Vorstellung des Bewerbers nicht länger als drei bis fünf Minuten dauern. Fahren Sie fort mit stellenrelevanten Informationen. Seien Sie vorbereitet auf präzise Fragen zu den Themen Ihrer Persönlichkeitskompetenz, der sozialen, methodischen und fachlichen Kompetenz.

Personalberater Sönke Clausen: "Lassen Sie das Vorstellungsgespräch wie ein Film vor ihrem inneren Auge ablaufen."

Je konkreter die vorliegenden Informationen für den Betrachter in Ihrem Lebenslauf aufbereitet sind, desto qualitativ hochwertiger wird das Bewerbungsgespräch. Es empfiehlt sich, die Projektlaufbahn beziehungsweise die Entwicklung in Umsatz- und Personalverantwortung mit kurzen Fallbeispielen vorzutragen.

Reagieren Sie auf Standardfragen mit hoher Aufmerksamkeit: Was wissen Sie über unser Unternehmen? Warum wollen Sie bei uns arbeiten? Ihre Antworten lassen Rückschlüsse auf Ihre Motivation und Ihr Informationsverhalten zu.

Bereiten Sie in jedem Fall eine Reihe von Fragen an den Interviewer vor. Er möchte einen Eindruck von Ihnen als Fragesteller bekommen. Schließen Sie mit einer gemeinsamen Vorgehensliste ab.

Interviewer und Bewerber sollten diese Gesprächsphasen im Dialog führen. Zur professionellen Vorbereitung auf Ihr Vorstellungsgespräch gehört die operative und mentale Vorbereitung. Visualisieren Sie das Gespräch, also bilden Sie sich Filme und Bilder ein. Das ist eine sehr gute Vorbereitung auf wichtige Gespräche im Allgemeinen. Ihre positiven Filme programmieren Sie und bestimmen Ihr Verhalten und die Körpersprache.

Lassen Sie das Vorstellungsgespräch vor Augen positiv ablaufen und sehen Sie die Anerkennung Ihrer Leistungen und Person durch die Gesprächspartner im Voraus. Spielen Sie gedanklich die Darstellung von Kernkompetenzen an Hand der Fallbeispiele durch. Gehen Sie noch einmal visuell alle Fragen durch, die man Ihnen stellen kann.

In den vergangenen Jahren haben wir beobachtet, dass intensive Interviews via Telefon und Skype geführt werden, bevor es zu persönlichen Gesprächsterminen kommt. Die gründliche Aufbereitung von Jobprofilen führt zum schnellen Abgleich von Leistungsmerkmalen der Kandidaten und den Jobanforderungen. Der Druck auf die Arbeitgeber durch veränderte Rahmenbedingungen im Wettbewerb macht sich besonders bemerkbar auf die Risikobereitschaft bei Neueinstellungen. Der Kandidat muss in der Lage sein, seine persönlich Wertschöpfung für einen potenziellen Arbeitgeber aufzuzeigen.

2. Chancen für SAP-BI-Berater ohne Berufserfahrung?

Erfahrene SAP-Berater mit Schwerpunkt Business Intelligence (BI) werden gesucht. Was ist aber mit Einsteigern, die zwar ein Zertifikat als SAP-BI-Berater vorweisen können, aber noch keine praktische Berufserfahrung in diesem Umfeld?

Michael Rittinghaus, Chefentwickler vom IT-Dienstleister Adesso, antwortet: " Die Arbeitsfelder in der BI-Praxis sind sehr breit gefächert. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Mitarbeiter. Ein Junior, der im SAP-BI-Umfeld arbeiten möchte, sollte die gesamte BI-Wertschöpfungskette verstanden haben. Andernfalls können Fehler bei der Bearbeitung und Verwendung der Datenbasis auftreten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind Kenntnisse erforderlich in den Bereichen

Im Rahmen eines mehrmonatigen Zertifizierungskurses wird hierfür ein wichtiger Grundstein gelegt. In der Unternehmenspraxis erfolgt eine Spezialisierung eines Mitarbeiters je nach Fachabteilung (Operatives Geschäft, IT-Administration, Controlling), der er oder sie angehört. Eine SAP-BI-Zertifizierung, die durch den Nachweis von Praxiserfahrungen in einem weiterem Bereich ergänzt werden kann, qualifiziert bereits für den praktischen Einsatz im Unternehmen.

Michael Rittinghaus: "Ein direkter Einstieg von der SAP-Zertifizierung in die BI-Beratung ist schwierig."
Foto: Michael Rittinghaus, Adesso

Von einem BI-Berater wird allerdings ein sicherer Umgang vorzugsweise in allen der genannten Anwendungen erwartet. In einem Projekt besteht die wesentliche Aufgabe des Beraters darin, durch seine übergreifenden Fachkompetenzen den gesamten BI-Datenfluss zu meistern und zwischen den Experten der jeweiligen Fachabteilungen des Kunden zu moderieren - eine Moderation, die auf Augenhöhe mit den Kunden erfolgen sollte. Dies spiegelt sich natürlich in dem Ausbildungsportfolio eines Juniorberaters wieder.

Bei Adesso und unserer Tochterfirma evu-it sind wir uns bewusst, dass das gesamte Anforderungsprofil nur ganz selten von Bewerbern, die im SAP-BI-Consulting arbeiten wollen, erfüllt werden kann. Deswegen bieten wir Diplomarbeiten oder Traineestellen in dem Bereich BI (etwa SAP BW oder SAP BO) an. Interesse und überzeugende Darstellung der persönlichen Potenziale seitens des Bewerbers sind dabei entscheidend für die Auswahl. Der Wissensaufbau kann bis zu zwölf Monate erfordern. Allerdings werden unsere "Junioren" von den Kunden bereits nach weniger als sechs Monaten als Seniorberater akzeptiert. Wir arbeiten also sehr erfolgreich mit diesem Modell.

Ein direkter Einstieg von der SAP-Zertifizierung in die BI-Beratung ist generell schwierig. Darum sind weitere Zwischenschritte zu gehen, die einen Aufbau der notwendigen BI-Kompetenz unter Praxisbedingungen erlauben. Die Möglichkeiten sind aber ebenso vielfältig wie die Anforderungen. "

3. Softwaretester: Motivation für den undankbarsten Job der Welt

Ein Computerwoche-Leser hat die Erfahrung gemacht, dass Softwareentwickler angesehen sind, Softwaretester nicht. Warum sollte man trotzdem diesen Weg einschlagen?

Angelika Ghidini, Senior Beraterin bei Conargus Executive Search, antwortet: "Leider ist es auch heute noch in einigen Unternehmen so, wie Sie es beschrieben haben, dass der Test ein ´unangenehmer Nachgedanke´ zur ´glamourösen´ Softwareentwicklung ist. Es gibt aber dennoch immer mehr Unternehmen, die einen separaten Test- und/oder Qualitäts-Management-Bereich haben, in denen der Karriereweg die gleichen Möglichkeiten bietet wie in der Softwareentwicklung. Vom Tester bis zum Test-Manager, der dem Softwarearchitekten auf einer Ebene zur Seite steht. Denn der Testbereich hat sich längst von einem Kosten- zu einem Sparfaktor entwickelt und somit zu einem Wettbewerbsvorteil.

Angelika Ghidini, Conargus: "Viele Softwaretester werden mehr als Partner denn als Nörgler gesehen."

Viele unserer Kandidaten haben eine regelrechte Leidenschaft für den Testbereich entwickelt und es auch geschafft, in ihren Unternehmen nicht mehr als der unangenehme Nörgler gesehen zu werden. Stattdessen wurden sie als der Partner anerkannt, der die Software auf ein höheres Niveau bringt. In diesen Unternehmen hat die Freigabe des Qualitäts-Managements auch ein wirkliches Gewicht und wird von allen Mitarbeitern respektiert. Wenn das Thema Qualitätssicherung und Test von Anfang an in einem Projekt bedacht wird, werden auch die Überraschungen kurz vor dem Live-Gang verringert und somit der Erfolg des gesamten Teams inklusive der Entwickler gesteigert.

Andere interessante Karrieremöglichkeiten bestehen auch im Consulting. Dort gibt es Beratungshäuser, die sich auf Test und strategische Testberatung im fachlichen wie im technischen Test spezialisiert haben. Insgesamt unterscheiden sich die Gehälter im Testbereich nicht von diesen in der Softwareentwicklung."

4. Welcher MBA beschleunigt die Karriere?

Ein Wirtschaftsinformatiker will in die IT-Beratung einsteigen, plant aber, später berufsbegleitend einen MBA (Master of Business Administration) zu machen. Doch welche Business Schools haben den besten Ruf? Kann man sich auf Rankings von MBA-Schulen verlassen?

Henrich Götz, Head of Human Resources bei Q_PERIOR (vormals Esprit Consulting), antwortet: Die eigene Bildungsvitae nach zwei bis vier Jahren Berufserfahrung durch einen MBA zu ergänzen, ist mit Sicherheit ein hilfreicher Schritt, gerade auch für Wirtschaftsinformatiker. Allerdings ist hier ein Blick auf die Reputation der Business School extrem hilfreich, da Personalabteilungen aufgrund der "Flut" an MBA-Abschlüssen sensibilisiert dafür sind, einen MBA-Abschluss einer renommierten Business School anders zu bewerten als von einer durchschnittlich bis unterdurchschnittlichen. Soll heißen: MBA ist nicht gleich MBA.

Henrich Götz, Esprit Consulting: "MBA ist nicht gleich MBA."

Welcher MBA-Markt ist für mich als Interessent entscheidend: der deutsche, europäische oder globale? Für die Beantwortung dieser Frage sind einerseits Karriereziele entscheidend, andererseits aber natürlich auch monetäre Zwänge. Will ich den MBA in Vollzeit oder berufsbegleitend erwerben?

Eines der renommiertesten Rankings auf internationaler Ebene ist sicher das Ranking der Business Week: (interessant ist hierbei, dass im Non-US-Teil der Studie keine einzige deutsche Business School auftaucht). Für Deutschland sind aus meiner Erfahrung die relevantesten Rankings die der Wirtschaftswoche und FAZ.

Business Schools, die es in den deutschen Rankings regelmäßig auf die Top-Plätze schaffen sind meines Erachtens die EBS in Oestrich-Winkel, die ESB Reutlingen oder auch die Handelshochschule Leipzig, um nur einige zu nennen. Bei allem Gesagten gilt jedoch auch: die Detaillierung der Rankings ist auf keinen Fall zu ernst zu nehmen, da sich die Methodiken zum Teil erheblich unterscheiden und die Güte der Rankings häufig nicht ganz klar ist. Die Platzierung in einem Ranking aber spricht sicherlich für eine gute Reputation der entsprechenden Business School.

5. Weiterbildung im Joballtag, wie klappt das?

Das Software- und-Beratungshaus Itemis aus Lünen ist für sein Weiterbildungsmodell "4+1" mehrfach ausgezeichnet worden. Es erlaubt den Mitarbeitern, sich einen Tag in der Woche weiterzubilden. Ein CW-Leser will nun wissen, wie dieses Modell in der Praxis funktioniert?

Itemis-Personalvorstand Jens Trompeter antwortet: "Wir denken, dass es gerade jetzt wichtig ist, für unsere IT-Berater qualifizierte Aufgaben zu finden. Das klappt natürlich nur, wenn die Mitarbeiter die Chance haben, technologisch immer auf dem neuesten Stand zu sein. Daher haben wir auch mit Beginn der schwierigen Zeiten innerhalb weniger Tage unsere Trainings-Series an den Start gebracht: ein Programm zum internen Wissensaustausch.

Jens Tompeter, Itemis: "Dringende Projekte gehen vor Weiterbildung."
Foto: itemis

Die Mitarbeiter besuchen generell nicht `irgendwelche Kurse`. Der +1 Tag wird zum Beispiel in unseren Study Groups umgesetzt, wo sich Mitarbeiter eigeninitiativ zusammenfinden, um neue Technologien oder Methoden kennen zu lernen, sich einzuarbeiten und zu evaluieren, ob sie für uns und unsere Kunden interessant wären. Andere Kollegen nutzen den +1 Tag, um Fachartikel oder Fachbücher zu schreiben.

Es ist schon so, dass nicht jeder Mitarbeiter das Modell nutzt. Manchmal kann das auch durchaus mit dem Projektdruck zusammenhängen. Ganz klar gilt: Kundenprojekte gehen vor. Deshalb funktioniert die Umsetzung auch nicht immer als ein Tag pro Woche sondern vielmehr als Quote: Unseren Mitarbeitern sind 20 Prozent ihrer Arbeitszeit in ihren Arbeitsverträgen für die persönliche Weiterentwicklung verbrieft. Oft ist es auch so, dass Kollegen nach einem Kundenprojekt eine gewisse Zeit "am Stück" für ihre persönliche Entwicklung bekommen. Außerdem haben wir immer mehrere Forschungsprojekte im Angebot. Hier mitzuarbeiten ist natürlich auch eine besondere Herausforderung und bietet gute Rahmenbedingungen für die eigene Weiterbildung."

6. Was verbirgt sich hinter dem Beruf des IT-Beraters?

Ein junger Wirtschaftsinformatiker interessiert sich für den Einstieg als IT-Berater. Allerdings ist es für ihn noch nicht greifbar, welche Anforderungen Bewerber erfüllen müssen und welche Aufgaben ein IT-Berater hat.

Michael May, Personalvorstand bei der Syngenio AG antwortet: " Wir haben die wichtigsten Anforderungen an unsere Berater in den vier Identitäten beschrieben: Verantwortung, Innovation, Begeisterung und Exzellenz. Wir als Unternehmen und jeder unserer Berater übernimmt Verantwortung für seine tägliche Arbeit beim Kunden. Diese gilt fachlich in Hinsicht auf die Qualität der geleisteten Arbeit und auch persönlich, denn jeder Berater ist Repräsentant unseres Unternehmens. Ständig offen zu sein für Innovationen und die Dynamik des Marktes und der Branche mitzuerleben und zu gestalten ist eine weitere Anforderung. Gerade in der IT kann die Technologie von heute morgen schon Schnee von gestern sein. Daher ist es Aufgabe jedes IT-Beraters, sich neben seiner Arbeit kontinuierlich und konsequent mit Innovationen, neuen Technologien und Trends zu beschäftigen. Eine ganz essentielle Anforderung an einen IT-Berater ist Begeisterung an der Arbeit mit und bei Kunden, diese muss spürbar sein. Nur wer für sein Unternehmen und die Arbeit für und bei dem Kunden brennt, kann diese Begeisterung weiter tragen.

Michael May, Syngenio: "IT-Berater müssen aktiv zuhören können."

Als IT-Berater muss man die Bedarfe des Kunden genau verstehen und erfassen, um diesen optimal beraten zu können. Das aktive Zuhören spielt hier eine wesentliche Rolle. Man muss zudem verstehen, dass jeder Kunde anders ist und gegenbenenfalls eine individuelle Lösung seiner IT-Aufgaben verlangt. Die fachliche und technische Exzellenz erreicht ein IT Berater durch Kompetenz.

Am besten informieren Sie sich über die Aufgaben von IT-Beratern über ausgeschriebene Stellenausschreibungen sowie in Artikeln und Erfahrungsberichten in Fachzeitschriften. Selbstverständlich spielt auch der persönliche Austausch eine entscheidende Rolle. Nutzen Sie hierfür Messen und Fachkongresse, bei welchen Sie direkt auf die Ansprechpartner zugehen können. Zeigen Sie hier keine Scheu, proaktives Vorgehen wird durchaus positiv gewertet und denken Sie daran, es gibt keine dummen Fragen. Gleiches gilt auch für das direkte Nachhaken, wenn Sie Stellenanzeigen sehen, zu denen Sie offene Fragen haben.

Auf ein Bewerbungsgespräch bereiten Sie sich am besten vor, indem Sie sich zunächst über ihre Ziele im Klaren sind. Informieren Sie sich über das Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben und zeigen Sie, dass Sie interessiert sind. Aber Achtung, Sie sind kein Bittsteller. Wir sehen ein Bewerbergespräch als gegenseitiges Verkaufsgespräch, denn auch das Unternehmen muss Sie als attraktiver Arbeitgeber überzeugen. Seien Sie sich über Ihre Stärken (fachlich und persönlich), aber auch über Ihre Schwächen bewusst und seien Sie ehrlich. Ihr Gegenüber findet immer heraus, wenn Sie etwa Grundkenntnisse in einer Programmiersprache als gute Kenntnisse verkaufen wollen."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche. (cvi)