TFT- und Plasma-Displays: Panels, Preise, Marktentwicklung

20.05.2006
Dank stark sinkender Preise ist der TFT-Anteil bei Monitoren in den letzten drei Jahren von 30 auf weit über 70 Prozent gestiegen. Der Markt für LCD- und Plasmafernseher hat sich 2005 mehr als verdoppelt. Aber der Preisdruck wächst.

Die LCD- und Plasma-Panel-Industrie rüstet weiter auf. Allein in diesem Jahr wollen die Hersteller in Fernost über zehn Milliarden Dollar in neue LCD-Panel-Werke stecken. Entsprechend steigen die Kapazitäten, dürften aber auch die Preise sinken, die heute bereits für kleinere Größen bis 17 Zoll ein kritisches Niveau erreicht haben.

Der Einstiegspreis für LCD-TV-Panels mit 32 Zoll Bilddiagonale kratzt bereits an der 500-Dollar-Marke und soll im zweiten Quartal 2006 noch einmal um mindestens fünf Prozent sinken. Rapide nach unten gehen auch die Panel-Preise für Plasmabildschirme. Entsprechend stark sinken auch die Endgeräte-Preise.

Volle Monitor-Lager in Europa

Noch nie wurden so viele LCD-Monitore verkauft wie im letzten Quartal 2005. Ihr Anteil am Weltmarkt lag Ende des Vorjahres bereits bei 73,3 Prozent, in Europa sogar bei 84,5 Prozent. CRT, sprich die gute alte Röhre, gerät zunehmend auf das Abstellgleis. Das geht aus einer Studie von Displaysearch hervor. Doch sinkende, statt wie erwartet steigende Preise machen der Industrie schwer zu schaffen.

Wie sehr die Monitorpreise in den Keller gerutscht sind, zeigt das Angebot eines deutschen Distributors: Seit Ende März bietet der Hersteller und Distributor ein 15-TFT-Display zusammen mit dem Kauf eines Rechners der eigenen Marke für einen Händlereinkaufspreis (HEK) von 99 Euro (für das Display) an. Im Einzelbezug geht das Gerät für einen HEK von 129 Euro in den Handel. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 kosteten die meisten 15-Flachbildschirme noch weit über 2.000 Mark oder 1.000 Euro.

Im vierten Quartal 2005 wurden laut Marktforscher Displaysearch weltweit 31,4 Millionen LCD-Desktop-Monitore verkauft. Aufs Quartal gesehen entspricht das einem Wachstum von 11 Prozent, im Vergleich zum letzten Quartal des Vorjahres von 48 Prozent. Im Gesamtjahr 2005 wurden weltweit 54 Prozent mehr TFT-Bildschirme abgesetzt. Nachdem im vierten Quartal erstmals die 10-Milliarden-Hürde erreicht wurde, stiegen die weltweiten Umsätze mit TFT-Monitoren 2005 um 18 Prozent auf über 35 Milliarden Dollar. Das macht das Jahr zum Besten aller Zeiten für die LCD-Monitor-Branche. Doch der Katzenjammer folgt auf dem Fuß.

Preisverfall als Folge

Aufgrund gewisser Materialengpässe und der Verlagerung der Kapazitäten zu LCD-TV waren Marktforscher und viele Hersteller von steigenden Monitor-Preisen ausgegangen. Das Gegenteil ist der Fall. Was gestiegen ist, sind die Überkapazitäten und nicht die Preise.

Das britische Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Meko sieht führende Anbieter in Europa im ersten Quartal 2006 mit bis zu mehreren 100.000 TFT-Displays bereits auf vollen Lagern sitzen. Insgesamt würden laut Meko-Research-Direktor Pete Gamby 800.000 bis eine Million Computerflachbildschirme in Europa vergeblich auf Käufer warten. Manche Anbieter hätten Inventarbestände, die um das Zwei- bis Dreifache über dem Normalen für ein erstes Quartal liegen. Ein weiterer Preisverfall sei daher nicht auszuschließen.

Ein signifikanter Abwärtstrend bei den Straßenpreisen in Europa war laut Meko, Stand Mitte März 2006, noch nicht zu erkennen, aber nach Auswertung der Februarzahlen rechnet das Marktforschungsunternehmen mit einem weiteren Preisrutsch. Die Preise für 19-Zoll-Einstiegsgeräte seien in jüngster Zeit schon auf 209 bis 239 Euro gesunken.

Massive Preisbewegungen sehen die meisten der auf der CeBIT befragten Herstellervertreter in naher Zukunft nicht bei LCD-Monitoren. Manche erwarten übers Jahr gesehen sogar steigende Preise. Für Andreas Klavehn, der das Monitor-Marketing für Samsung Deutschland verantwortet, sind Preisrutscher nach der CeBIT und vor dem berühmten Sommerloch normal. Später im Jahr würden sich die Preise wieder stabilisieren.

Luc Graré, IT-Direktor bei LG Electronics, gibt allerdings zu, dass die Panel-Preise für LCD-Monitore davon abhängen können, wie sich der Verkauf von LCD-Fernsehern entwickelt. Realisieren sich die Träume der Hersteller von Flachbildfernsehern zur Fußball-WM nicht, ist mit noch mehr Überkapazitäten zu rechnen, welche sich auch auf die Preise für LCD-Monitore und Notebook-Displays auswirken werden. Um dem Preisverfall bei TFTs auszuweichen, setzen die Monitorhersteller auf größere Bilddiagonalen, schnellere Reaktionszeiten, höhere Auflösungen und Kontrastwerte sowie auf hochwertigere Panels und Widescreen.

Doch so viel vorab: Vor allem kleinere Widescreen-Panels bis 19 Zoll sind bereits um einige Dollar günstiger als solche mit gleich großer Bilddiagonale und im Standardformat 4:3. Entsprechend gering ist der Preisvorteil. Doch auch bei Größen ab 20 Zoll gerät Widescreen zunehmend unter Druck.

Panel-Preise unter den Produktionskosten

Wie angesprochen, gehen die LCD-Panel-Preise, anders als Ende 2005 erwartet, nicht nach oben. Vielmehr befinden sie sich immer weiter im freien Fall. Die Preise für 17-Zoll-Monitor-Panels haben für Hersteller der zweiten Liga im Billiglohnland China sogar bereits ein Niveau erreicht, das unter den Produktionskosten liegt. Ein 17-Zöller mit SXGA-Auflösung kostet laut Taiwans Panel-Industriebeobachter in der Produktion rund 140 bis 145 Dollar. Die durchschnittlichen Quotierungen lagen in der zweiten Märzhälfte 2006 bei 133 Dollar. Das sind 2,9 Prozent weniger als Anfang des Monats.

Auch die Preise für Fernseh- und Notebook-Panels nähern sich einem immer kritischeren Punkt. Für 37-Zoll-Panels rechnet Witsview im zweiten Quartal 2006 mit einem regelrechten Preiskampf. Dem Channel kann das aber nur recht sein, denn mit sinkenden Preisen wird erwartet, dass das Segment kurz vor der Fußball-WM noch einmal richtig abhebt.

Von einem schnelleren Preisverfall als erwartet spricht auch LG Philips, seit Mitte 2006 vor Samsung größter Panel-Hersteller weltweit. Das koreanisch-niederländische Joint Venture rechnet für das erste Quartal 2006 mit einem Preisverfall im einstelligen Bereich. Nach Inbetriebnahme eines Panelwerks der Generation 7,5 (7.5G) konnte LG Philips seit Jahresanfang aber an der Kostenfront gewinnen, weshalb das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sich trotz des Preisverfalls deutlich verbessern konnte, teilte das Unternehmen aus Seoul mit. Samsung hat ebenfalls Anfang des Jahres das zweite 7G-Werk in Betrieb genommen, andere Hersteller in Taiwan wollen dem Beispiel der beiden Riesen folgen.

Chi Mei (CMO) zum Beispiel, nach LG Philips zweitgrößter LCD-TV-Panel-Hersteller, hat vor der Fertigstellung des ersten 7.5G-Werkes, das 2007 die Produktion aufnehmen soll, schon ein zweites 7.5-Werk und sein erstes 8G-Werk angekündigt. Sharp aus Japan will im vierten Quartal 2006 bereits mit einer 8G-Anlage in Produktion gehen. Je höher der Generationsschritt, desto größer die Muttergläser oder Glassubstrate, je höher die Ausbeute für bestimmte Panel-Typen. LG Philips setzt in seinem 7.5G-Werk zum Beispiel auf 42-Zoll-Panels, Samsung und Sony mit ihrem gemeinsam Anfang 2005 in Betrieb genommenen Werk eher auf 40-Zöller. Sharp will aus über fünf Quadratmeter großen Muttergläsern (2,16 m × 2,40 m) acht 40-Zoll-Panels oder sechs 50-Zoll-Panels herausschneiden.

Der Weltmarkt für Plasma- und LCD-TV

Das größte Umsatzwachstum wurde von Displaysearch mit 40 Prozent in Europa registriert, in Nordamerika lag es nur bei 15 Prozent. Den höchsten Flachbildanteil bei den verkauften Geräten nach Umsätzen hatte Japan mit 94 Prozent, gefolgt von Europa mit 77 Prozent und Nordamerika mit 52 Prozent. Mit 38 zu 31 Prozent wurde im letzten Quartal 2005 bereits mehr mit LCD- als mit Röhrenfernsehern umgesetzt oder 58 Prozent mehr als im vierten Quartal 2004.

Displaysearch-Präsident Ross Young zufolge sei es mit den massiven Investitionen der TFT-LCD-Panel-Hersteller - über zehn Milliarden Dollar allein in diesem Jahr - nur eine Frage der Zeit, dass LCD auch nach Stückzahlen auf die Überholspur wechselten. 2005 sind die Preise für 40-Zoll-LCD-Panels um 36 Prozent gesunken, die von entsprechend großen Plasma-Panels nur um 31 Prozent. Displaysearch geht allerdings davon aus, dass die Preise sowohl für 40-Zoll-LCD- als auch für 40-Zoll-Plasma-Panels in diesem Jahr um etwa 25 Prozent sinken werden.

Wenn erst die Chinesen loslegen...

Mit den in Korea, Taiwan und Japan geplanten und bestehenden Werken der neuesten Generationen (G6 bis G8) sind Überkapazitäten und ein weiterer Preisverfall auf lange Sicht vorprogrammiert. Da Taiwan den dort ansässigen Panel-Herstellern zu teuer wird, haben einige von ihnen bereits Milliardeninvestitionen in China angekündigt.

Fünf chinesische Bildschirmhersteller, darunter die Konka Group, der Monitorriese TCL und Boe Technology sind auch schon in Verhandlungen über ein gemeinsames Panelwerk mit einem geplanten anfänglichen Jahresausstoß von 90.000 Panel, die meisten davon für Monitore und Notebooks. Sollte die Fabrik aber erstmal die Produktion aufnehmen, dürfte das Preisgefälle noch steiler werden. (mec)

Dieser Beitrag stammt von unserer Schwesterzeitschrift ComputerPartner, der Fachzeitschrift für den ITK-Handel.