Für Virtual Server, Hyper-V und VMware

Test - Virtual Machine Manager 2008

29.04.2009 von Johann Baumeister
Microsoft bietet mit dem Virtual Machine Manager 2008 (VMM) ein universelles Verwaltungswerkzeug für virtuelle Maschinen. Neben dem eigenen Hyper-V und Virtual Server 2005 soll der VMM auch den VMware ESX-Server unterstützen. Unser Test zeigt, ob dies gelingt.

Microsoft ist spät in den Markt der Virtualisierung eingestiegen, forciert das Thema aber nun umso mehr. Zur Server-Virtualisierung hat Microsoft mit dem Hyper-V und dem Virtual Server 2005 nunmehr gleich zwei Produkte im Portfolio. Der Virtual Server 2005 benötigt als Basissystem ein vollständiges Betriebssystem wie etwa den Windows Server 2003. Er begnügt sich mit einer 32-Bit-CPU und benötigt keine Virtualisierungsfunktionen in der CPU.

Der Hyper-V hingegen verlangt nach einer 64-Bit-CPU mit Virtualisierungsfunktionen wie etwa Intel-VT oder AMD-V. Dafür reicht ihm ein abgespecktes Betriebssystem ohne Grafikausgabe wie Windows Server Core 2008 als Basis. Da Virtual Server 2005 und Hyper-V für unterschiedliche Umgebungen ausgerichtet sind, will Microsoft beide Produktlinien auch weiterhin unterstützen.

Die Einrichtung des Hyper-V erfolgt als Rolle des Windows Servers. Nach der Aktivierung des Hyper-V erhält der Administrator mit dem Hyper-V Manager ein passendes Werkzeug zur Verwaltung in die Management-Tools eingeblendet. Zum Umfang des Hyper-V Manager zählen Funktionen zum Verwalten von Hosts und virtuellen Maschinen sowie deren Überwachung. Dies gelingt aber nur bei einer Installation auf der GUI-Variante des Windows Server 2008.

Da der Server Core keine grafische Benützeroberfläche enthält, ist man in diesem Fall auf eine Remote-Administration durch Microsofts Virtual Machine Manager 2008 (VMM) angewiesen. Das Management virtueller Systeme mit Microsofts VMM ist aber generell bequemer als mit dem Hyper-V-Manager, sodass sich ein genauerer Blick darauf lohnt.

In eigener Sache: Am 26. Mai 2009 findet in München der TecChannel TrainingDay “Server-Virtualisierung mit Open-Source-Tools” statt. Am Beispiel von Open-Source-Lösungen erklären wir Ihnen in diesem eintägigen Intensiv-Seminar, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Server virtualisieren wollen. Wir erklären die unterschiedlichen Virtualisierungsansätze und zeigen auf, welche Lösungen es im Bereich Open-Source gibt. Außerdem wird erklärt, worin sich diese Tools von kommerziellen Produkten unterscheiden. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Eventportal.

Das Testszenario für den Microsoft VMM

Vor allem zwei Dinge sind beim VMM erwähnenswert: Der VMM kann neben virtuellen Hyper-V-Maschinen auch die Instanzen des Microsoft Virtual Server 2005 und des VMware ESX-Servers verwalten. Ferner beherrscht VMM Automatismen und Hilfen, die die Platzierung einer virtuellen Maschine auf einem Host vereinfachen.

Interoperabilität zwischen den virtuellen Welten: Verwaltung des XenServer durch die XenConsole in einer virtuellen Maschine des Virtual Server.

Für unseren Praxistest haben wir den VMM in Verbindung mit allen drei unterstützten Virtualisierungslösungen, also dem Hyper-V, dem Virtual Server 2005 und dem ESX-Server, getestet. Das Testszenario ist dementsprechend umfangreich und besteht aus mehreren physikalischen Servern, auf denen Windows Server 2003, Windows Server 2008 und ESX-Server laufen. Bei den Windows Servern kamen sowohl deutsche als auch englischsprachige Varianten mit 32 und 64 Bit zum Einsatz. Gleich vorweg: Trotz dieser unterschiedlichen Systeme sind im Test keinerlei Inkompatibilitäten aufgetreten.

Die Architektur des VMM 2008

Die Architektur des VMM 2008 und dessen Setup unterteilen sich in

Der VMM-Server ist die eigentliche Verwaltungseinheit, der die virtuellen Maschinen verwaltet und überwacht. Zur Kommunikation mit den verteilten virtuellen Maschinen auf den Hosts dienen die lokalen Agenten. Diese lokalen Agenten sind manuell auf den jeweiligen Host-Systemen einzurichten.

Architektur: Der System Center Virtual Machine Manager 2008 im Überblick. (Quelle: Microsoft)

Zur Verwaltung des gesamten Verbunds, bestehend aus den Hosts und deren virtuellen Maschinen, wird eine Konsole benötigt. Diese Verwaltungskonsole kann auf dem gleichen System ausgeführt werden, auf dem der VMM-Server läuft. Im Normalfall dürfte sie aber auf dem lokalen Client des Administrators installiert sein.

Das Self-Service-Portal schließlich ist eine Konsole für Anwender. Es erlaubt seinen Benutzern, selbstständig virtuelle Maschinen, die durch die zentrale IT vorbereitet wurden, zu verwalten.

Der Setup und die Inbetriebnahme des VMM gestalten sich einfach. Eine konzeptionelle Planung und die restliche Infrastruktur vorausgesetzt, ist der VMM schnell betriebsbereit. Grundlange ist stets ein Windows Server 2008. Dieser kann als separates physikalisches System oder in einer virtuellen Maschine laufen. Im Normalfall sollte bei größeren Installationen aber ein separater Verwaltungs-Server zum Einsatz kommen.

Setup und Inbetriebnahme des VMM 2008

Die Installation des VMM 2008 erfolgte im Test von einer vorher erzeugten DVD. Die VMM-Setup-Logik liefert zu Beginn ein erstes Auswahlmenü mit den Optionen zur Vorbereitung der Installation, dem eigentlichen Setup und weiteren Informationen. Unter diesen Vorbereitungen finden sich Hilfen zum Systemüberblick, zu den Release Notes und den allgemeinen Systemanforderungen.

Installation: Der Setup-Prozess des VMM wird durch Assistenten begleitet.

Im Test wandten wir uns zuerst der Einrichtung des VMM-Servers zu. Hierzu hat Microsoft einen Assistenten hinterlegt, der durch die Installation führt. In einem Prerequiste Check prüft der Installationsprozess alle Basisvoraussetzungen ab. Diese Prüfung ist aber eher als minimale Anforderung zu sehen und bietet noch keine Gewähr, dass später auch wirklich keine Fehler wegen fehlender Komponenten auftreten.

Für die Ablage der Konfigurationsdaten und Informationen über die virtuellen Maschinen und deren Hosts verwendet der VMM eine SQL-Datenbank. Diese ist in den weiteren Abläufen mit einzurichten oder zu bestimmen.

Ein weiterer Konfigurationspunkt betrifft den Speicherort für die Bibliothek, in der der VMM Softwaremodule und virtuelle Images ablegt. Der letzte Parameter schließlich bestimmt die Kommunikations-Ports zwischen der Verwaltungskonsole, dem VMM-Server und den lokalen Agenten auf den Hosts.

Die Verwaltungskonsole des Virtual Machine Manager nach dem Setup: Hosts, Bibliotheken und virtuelle Maschinen sind in den folgenden Schritten zu integrieren

Im Test war der Setup nach weniger als eine halben Stunde durchgeführt. Anschließend haben wir die VMM-Verwaltungskonsole von der DVD installiert. Daraufhin kann man mit dem Einrichten der VMM-Agenten auf den Host fortfahren. Dies kann remote durch die VMM-Verwaltungskonsole geschehen oder vom Administrator lokal vorgenommen werden.

Verwaltung von virtuellen Maschinen und Hosts in einer Konsole

Die Verwaltungskonsole orientiert sich an der Microsoft Management Console 3.0, sie ist aber als .NET-Anwendung realisiert. Die Arbeitsfläche ist geteilt in die zentralen Verwaltungsobjekte links und in der Mitte. Am rechten Rand sind Hinweise und passende Aktionen samt Hilfen eingeblendet. Die Obergruppe im linken Fenster unterscheidet unter anderem Hosts, virtuelle Maschinen, Library und Jobs. In einem Überblicksbildschirm, dem Dashboard, liefert das Tool eine schnelle grafische Darstellung zum Status der bestehenden Hosts, der virtuellen Maschinen, der letzten ausgeführten Veränderungen (der Jobs) und der Bibliothek.

Schnellüberblick: Das Dashboard bietet einen Überblick zu den Hosts, den virtuellen Maschinen, den Bibliotheken und Jobs.

Der Virtual Machine Manager enthält alle Funktionen, die zum Erzeugen, Starten, Stoppen oder Löschen von virtuellen Maschinen notwendig sind. Dies schließt auch die Verwaltung des physikalischen Host-Systems mit ein. Ferner liefert Microsoft auch Tools zur Migration von physikalischen Systemen in die virtuelle Umgebung und zwischen virtuellen Systemen mit. Wie bei allen aktuellen Microsoft-Tools sind die Aufgaben durch mehrstufige Assistenten gesteuert. Der Umgang mit dem Tool wird damit sehr einfach, dennoch muss der Benutzer natürlich die dahinterliegenden Konzepte kennen und verstehen.

Management: Die virtuellen Maschinen erhalten Ressourcen zur Ausführung zugewiesen.

Integriert im VMM ist ferner eine Bibliotheksverwaltung. Diese erlaubt die Erstellung von Vorlagen (Templates) für virtuelle Maschinen. Abgerundet wird das Funktionsspektrum durch diverse Hilfen zur Überwachung und Analyse der virtuellen Maschinen. Zum Monitoring der virtuellen Maschinen hat Microsoft diverse Auswertungen und Listenübersichten dazugepackt.

Erzeugen von virtuellen Maschinen

Um eine neue virtuelle Maschine zu erzeugen, startet man den zugehörigen Assistent. Dieser fragt in einem mehrstufigen Dialog alle wichtigen Parameter ab. Dazu gehören beispielsweise die Angaben zum Arbeitsspeicher, zur Anzahl der zugewiesenen CPUs, zum Plattenplatz und zur Netzwerkanbindung.

Commandline: Für alle Aktionen des Virtual Machine Managers sind die zugehörigen PowerShell-Scripte einsehbar.

Nach dem Durchlauf der Assistenten erzeugt der VMM PowerShell-Skripte für die gewählten Aktionen. Anschließend werden diese Skripte ausgeführt. Sie sind unter den Jobs des VMM zu verfolgen. Der Administrator kann sich diese Skripte aber auch zu eigen machen und sie selbst nach Bedarf anpassen und zur späteren Verwendung speichern. Auf diese Weise ist es möglich, sich im Laufe der Zeit eine Sammlung an Skripten für die Aktionen des VMM zuzulegen.

Neuzugang: die Integration eines Hyper-V-Host in den Virtual Machine Manager.

Im unteren Bereich des VMM wird eine verkleinerte Darstellung der gerade gewählten virtuellen Maschine eingeblendet. Daneben stehen weitere Anzeigemodi wie etwa ein Vollbild zur Verfügung.

Eine weitere Besonderheit des VMM ist das Benutzerportal. Dieses erlaubt privilegierten Anwendern die Verwaltung von virtuellen Maschinen. Das ist hilfreich in Test- und Entwicklungsumgebungen oder wenn Anwender temporär eine virtuelle Maschine benötigen.

Microsoft liefert auch Funktionen, die benötigt werden, um Snapshots von VMs zu erzeugen. Ferner hat man Hilfen zur Platzierung der VMs integriert. Dabei sucht der VMM beim Start der VM den am besten geeigneten Host aus.

Alle unter einem Hut

Microsoft rühmt sich, mit dem VMM die virtuellen Maschinen mehrerer Virtualisierer parallel verwalten zu können. Neben Hyper-V liefert man auch für Microsoft Virtual Server 2005 und die VMware Infrastructure 3 passende Assistenten mit.

Für den Test integrierten wir eine bestehende Virtual-Server-2005-Umgebung, die in der Vergangenheit oft als Grundlage für Evaluierungen diente, in die Verwaltung des VMM. Davon waren mehr als 70 virtuelle Maschinen mit unterschiedlichen Testsystemen betroffen. Die Integration in der VMM 2008 funktionierte auf Anhieb anstandslos. Nach wenigen Sekunden begann der VMM, die Eigenschaften der VMs anzuzeigen.

Im nächsten Schritt wollten wir einen ESX-Server von VMware in die Verwaltung des VMM einbinden. Dabei wird genau genommen nicht der ESX-Server selbst eingebunden, vielmehr erfolgt die Kommunikation über die Verwaltungsschicht der Virtual Infrastructure von VMware, das Virtual Center.

Hierbei erhielten wir im ersten Anlauf allerdings eine Fehlermeldung. Nach Rückfrage bei VMware klärte sich das Problem: Es lag an der Konfiguration des Virtual Center. Auf einem Rechner, der das Virtual Center in der Standardinstallation ausführt, darf der Port 80 nicht durch den IIS belegt sein, was im Testszenario der Fall war. Nach dem Umlenken des Ports klappte es auch mit der VMM-Integration des Virtual Center und der virtuellen Maschinen des ESX-Servers.

Fazit

Der Leistungsumfang des VMM 2008 wurde gegenüber der Vorgängerversion erheblich erweitert. Der VMM ist nun in der Lage, neben den virtuellen Maschinen des eigenen Hyper-V auch jene des Virtual Server 2005 und der VMware Infrastructure zu verwalten. Damit erhält der Anwender eine gemeinsame Verwaltungskonsole für die meistverbreiteten Server-Virtualisierungs-Lösungen.

Dennoch geht der VMM in seinen Funktionen noch nicht so weit, wie das die VMware Infrastructure tut, die beispielsweise die Live-Migration von virtuellen Maschinen unterstützt. Diese und weitere Neuerungen will Microsoft in kommenden Releases implementieren. (ala)

In eigner Sache: Am 26. Mai 2009 findet in München der TecChannel TrainingDay “Server-Virtualisierung mit Open-Source-Tools” statt. Am Beispiel von Open-Source-Lösungen erklären wir Ihnen in diesem eintägigen Intensiv-Seminar, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Server virtualisieren wollen. Wir erklären die unterschiedlichen Virtualisierungsansätze und zeigen auf, welche Lösungen es im Bereich Open-Source gibt. Außerdem wird erklärt, worin sich diese Tools von kommerziellen Produkten unterscheiden. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Eventportal.