Test: Ultra320-SCSI

06.12.2002 von Christian Vilsbeck
Im professionellen Bereich gibt SCSI den Ton an. Jetzt sind erste Festplatten und Controller mit Ultra320-SCSI-Interface verfügbar. Unser Test zeigt, wann die 320 MByte/s Sinn machen und worauf Sie achten müssen.

Totgesagte leben länger - das gilt für das seit über 20 Jahren existierende SCSI-nach wie vor. Nicht ohne Grund, denn für viele Einsatzgebiete ist günstiges IDE-Equipment nicht die adäquate Lösung.

So zählen im professionellen Umfeld neben purer Performance Tugenden wie Flexibilität, Datenintegrität und vor allem Zuverlässigkeit im Dauerbetrieb. Höhere Anschaffungskosten treten in unternehmenskritischen Anwendungsbereichen dann schnell in den Hintergrund.

Dem Wunsch nach mehr Performance kommt jetzt die Ultra320-SCSI-Schnittstelle entgegen. Mit verdoppeltem Datendurchsatz von 320 MByte/s (1000er Basis) bietet Ultra320-SCSI selbst für leistungsstarke RAIDs wieder genügend Bandbreite. Auch die Flexibilität wird gewahrt, denn die neueste SCSI-Evolution bleibt abwärtskompatibel. Kabellängen bis 25 Meter - bei einem Device - und bis zu 15 Geräte pro SCSI-Kanal kann IDE nicht bieten. Zwar drängen die preisgünstigen IDE-Festplatten immer mehr in den Profibereich, doch mit der Ausfallsicherheit der für den Desktop-Betrieb konzipierten Drives ist es nicht so weit her, wie unser Report Gefahr: IDE-Festplatten im Dauereinsatz belegt.

Aufmerksamkeit erregten die neuen Ultra320-SCSI-Produkte zunächst durch ihr verzögertes Erscheinen. Bereits Ende 2001 gab es Produktankündigungen, die folgenden langen Validierungsprozesse - auch bei ausgewählten Kunden - forderten aber ihren Tribut. Dabei wurden letzte Kompatibilitätsprobleme der Controller und Laufwerke beseitigt, um die Betriebssicherheit zu garantieren.

In unserem Artikel zeigen wir Ihnen, welche Performance die Ultra320-SCSI-Schnittstelle in der Praxis erreicht. Außerdem gilt es beim Einsatz der Controller, einige Punkte zu beachten. Darüber hinaus betrachten wir die künftige Entwicklung der SCSI-Schnittstelle.

Details zu Ultra320-SCSI

Ultra320-SCSI ist der Nachfolger der 160 MByte/s (1000er Basis) schnellen Ultra160-SCSI-Schnittstelle. Markantester Unterschied des neuen High-End-Interfaces ist die auf 320 MByte/s (1000er Basis) verdoppelte Bandbreite. Für die Datenübertragung nutzt Ultra320-SCSI wieder beide Taktflanken. Bei SCSI ist dieses Verfahren bereits mit Ultra160 eingeführt worden.

Die höheren Datentransferraten erreicht Ultra320-SCSI durch schnellere Timings. Die SCSI-Bussignale alternieren mit einer maximalen Schaltfrequenz von 80 MHz - bei Ultra160-SCSI ist diese auf 40 MHz beschränkt. Um den Befehls-Overhead zu minimieren, kommt Ultra320-SCSI erstmals auch mit Protokolländerungen. Details zur Packetized SCSI bezeichneten Technologie finden Sie auf der nächsten Seite.

Zur Reduzierung des Overheads trägt dabei auch das Streaming-Verfahren beim Lesen und Schreiben von Daten bei. Ultra160-SCSI benötigt nach jedem Datenblock eine Acknowledge-Phase, bevor der nächste Block folgt. Ultra320-SCSI kann dagegen nach einem Datenblock noch viele weitere direkt angehängt übertragen. Erst nach einem kompletten Datenpaket erfolgt die Acknowlegde-Phase - die effektive Datentransferrate steigt.

Um das Timing bei Ultra320-SCSI zu vereinfachen, verwendet das neue Interface zudem eine Skew Compensation. Diese reguliert die von SCSI-Kabeln und Leiterbahnen verursachten Laufzeitunterschiede zwischen den Daten- und Taktsignalen.

Die finalen Spezifikationen für Ultra320-SCSI kann man beim T10 Technical Committee downloaden.

Packetized SCSI

Neu bei Ultra320-SCSI ist die Unterstützung eines paketbasierenden Protokolls. Die "Packetized SCSI" genannte Technik reduziert den Overhead, indem Befehls-, Daten- und Statusblock mit der vollen Bandbreite von 320 MByte/s in einem Paket transferiert werden. Ultra160-SCSI überträgt nur den Datenblock mit einer Geschwindigkeit von 160 MByte/s. Die Befehls- und Statusphasen übermittelt Ultra160-SCSI dagegen asynchron mit nur zehn MByte/s.

Der Overhead soll bei Ultra320-SCSI die effektive Interface-Bandbreite damit deutlich weniger belasten als bei Ultra160-SCSI. Mit zur Packetized-SCSI-Technologie zählt auch das bereits erwähnte Streaming-Verfahren beim Lesen und Schreiben von Daten.

Durch die Packetized-Technik bei Ultra320-SCSI steigt gleichzeitig die Datenintegrität. Während Ultra160-SCSI nur während der Datenübertragungsphase eine CRC-Prüfung durchführt, erfolgt sie bei Ultra320-SCSI zusätzlich bei der Befehls- und Statusphase.

Die Packetized-SCSI-Spezifikation von Ultra320-SCSI sieht eine Kompatibilität zu den Datenübertragungsverfahren des bisherigen SCSI-Standards vor.

Ultra320-SCSI-Kabel

Obwohl sich bei Ultra320-SCSI die Schaltfrequenzen gegenüber Ultra160-SCSI verdoppelt haben, blieben die Anforderungen an die Kabel unverändert. Bei Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (Controller und ein Device) erlaubt Ultra320-SCSI Kabellängen von bis zu 25 Metern. Die Strecke reduziert sich auf 12 Meter, wenn mehrere Geräte am SCSI-Bus betrieben werden.

Durch die hohen Frequenzen bei Ultra320-SCSI nehmen die Reflexionen und das Rauschen auf den Leitungen aber zu. Um dennoch integre Signale zu erhalten, gibt es bei Ultra320-SCSI die AAF-Technik. Diese "Adjustable Active Filter" reduzieren den Signal-Rausch-Abstand, indem sie hochfrequente Signaloberwellen in den Kabeln herausfiltern. Da Ultra320-SCSI maximal mit 80 MHz schnellen Signalschaltzeiten arbeitet, filtern die sich selbst kalibrierenden aktiven Filter alle Frequenzen über 80 MHz. Um saubere Signalflanken zu erhalten, wurden bei Ultra320-SCSI außerdem die Signalanstiegszeiten verringert.

Adaptec liefert seine Ultra320-SCSI-Controller trotz unveränderter Kabelanforderungen mit modifizierten Kabeln aus. Statt der normalen verdrillten Flachbandkabel verwendet Adaptec rund gebündelte SCSI-Kabel. Reflexionen, Rauschen und das Übersprechverhalten zwischen benachbarten Signalleitungen soll Adaptecs Bündeltechnik weiter reduzieren und die Datenintegrität somit erhöhen.

Adaptec

Den Markt der Ultra320-SCSI-Controller bedienen derzeit im Wesentlichen drei Hersteller: Adaptec, ICP vortex sowie LSI Logic.

Von Adaptec gibt es die 29320-Single- und 39320-Dual-Channel-Controller mit dem neuen iROC-Feature. Hinter dem Kürzel iROC verbirgt sich eine integrierte RAID-on-Chip-Funktionalität mit den RAID-Leveln 0 und 1. Spezielle Ultra320-SCSI-RAID-Controller finden sich zusätzlich in Adaptecs Produktportfolio: der 2120S mit einem Channel sowie die Dual-Channel-Lösung 2200S. Beide Varianten beherrschen die RAID-Level 0, 1 und 5 und verfügen über 64 MByte Cache. Ein optionales Batteriemodul ABM-300 soll den Cache-Inhalt bei Stromausfall für 72 Stunden sichern.

Alle Single- und Dual-Channel-Ultra320-SCSI-Controller sind mit einer 64-Bit-PCI-X-Schnittstelle mit 133 MHz Taktfrequenz ausgestattet. Den RAID-Varianten 2120S und 2200S hat Adaptec ein PCI-64-Interface mit 66 MHz Taktfrequenz spendiert. Adaptecs Dual-Channel-Version 39320D ist für zirka 450 Euro im Handel erhältlich, die RAID-Variante 2200S steht mit zirka 880 Euro in den Preislisten (Stand: 06.12.02).

LSI Logic/ICP vortex

LSI Logic kann mit einer ähnlichen Produktvielfalt aufwarten. Zum einen gibt es die Single-Channel-Variante LSI20320 und den Zweikanal-Controller LSI21320. Letzteren bietet LSI Logic auch als Version LSI22320-R mit integrierter Mirroring-Funktion (RAID 0) an. Alle Varianten verfügen über eine 64 Bit breite PCI-X-Schnittstelle mit 133 MHz Taktfrequenz.

Für RAID-Systeme bietet LSI Logic seine MegaRAID-Serie an. Die Produkte gibt es wahlweise mit einem, zwei oder vier Ultra320-SCSI-Channels. Bis auf die Single-Channel-Lösung lassen sich die Controller wie bei Adaptec mit einem optionalen Batteriemodul zum Sichern des Cache-Inhalts ausrüsten. Die Wahl bleibt auch bei der Schnittstelle der Controller: 64-Bit-PCI mit 66 MHz oder 64-Bit-PCI-X mit 133 MHz Taktfrequenz. LSI-Logic-Controller sind ab zirka 230 Euro (LSI20320) im Fachhandel erhältlich.

Die zu Intel gehörende ICP vortex bietet seit November 2002 den Single-Channel-RAID-Controller GDT8514RZ an. Als Besonderheit hat die Ultra320-SCSI-Steckkarte die Funktionalität eines Zweikanal-Controllers: Neben den 15 intern anschließbaren Devices kann der externe Port weitere 15 SCSI-Geräte ansprechen. Der GDT8514RZ unterstützt die RAID-Level 0, 1, 4, 5 sowie 10 und kann auf 128 MByte integrierten Cache zurückgreifen. Der RAID-Controller ist mit einer 64 Bit breiten PCI-Schnittstelle (66 MHz Taktfrequenz) ausgestattet. Im Handel ist der GDT8514RZ für zirka 1100 Euro zu beziehen (Stand: 06.12.02).

Ultra320-SCSI erfordert PCI-X

Die Ultra320-SCSI-Schnittstelle ist für Datentransferraten von maximal 320 MByte/s (1000er Basis) ausgelegt. Diese Datenmenge können herkömmliche 32-Bit-PCI-Schnittstellen nicht mehr bewältigen.

Um die möglichen Datentransferraten von Ultra320-SCSI an den Rechner anzubinden, setzen Ultra320-SCSI-Controller auf den PCI-X-Standard. Über die normale 32-Bit-breite PCI-Schnittstelle sind bei einer Taktfrequenz von 33 MHz maximal 127 MByte/s möglich. 64-Bit-PCI-Versionen erlauben 254 MByte/s bei gleichem Takt und kommen bereits bei Ultra160-SCSI-Controllern zum Einsatz. Die schnellste 64-Bit-PCI-Variante arbeitet mit 66 MHz und bietet eine Bandbreite von 508 MByte/s.

Ein Dual-Channel-Controller mit Ultra160-SCSI benötigt bei 2x 160 MByte/s theoretisch bereits eine PCI-Busbandbreite von 320 MByte/s (1000er Basis). PCI-64 mit 66 MHz Taktfrequenz stellt hier inklusive Overhead noch genügend Bandbreite zur Verfügung. Für einen Ultra320-SCSI-Controller mit einem Channel ist der 64-Bit-PCI-Bus mit 66 MHz ebenfalls ausreichend. Anders bei einem Dual-Channel-Controller mit Ultra320-SCSI: Für 2x 320 MByte/s muss der PCI-Bus bereits 640 MByte/s (1000er Basis) Bandbreite liefern können.

Die Lösung heißt PCI-X: Der 64 Bit breite Bus arbeitet mit einer Taktfrequenz von bis zu 133 MHz. Damit verfügt PCI-X über eine Bandbreite von 1017 MByte/s (1000er Basis) und bietet selbst Dual-Ultra320-SCSI genügend Reserven. Vorteil von PCI-X ist die Abwärtskompatibilität zur bisherigen PCI-Spezifikation Revision 2.2. 32- und 64-Bit-PCI-Karten für den 33/66-MHz-Betrieb laufen somit auch in einem PCI-X-Slot. Außerdem arbeiten PCI-X-Karten in 32 und 64 Bit breiten PCI-Slots. Ausführliche Details über alle PCI-Varianten können Sie hier nachlesen.

Die Hersteller der Ultra320-SCSI-Controller bieten ihre Produkte ausschließlich als 133-MHz-PCI-X-Varianten oder als PCI-64-Karten mit 66 MHz Bustakt an.

Testplattform: CPI DatabaseServer

Als Testplattform für die Tests mit Ultra320-SCSI diente uns der DatabaseServer 742SR der Firma CPI. Der Server ist mit einem Intel Xeon-Prozessor mit 2,20 GHz Taktfrequenz sowie 1 GByte DDR266-SDRAM ausgestattet. Beim Mainboard setzt CPI auf ein SuperMicro P4DL6 mit ServerWorks GC-LE-Chipsatz. Die Platine besitzt sechs PCI-X-Steckplätze.

Ein integriertes SCA-Backplane mit sieben Einschüben erlaubt einen schnellen Wechsel der SCSI-Festplatten mit SCA-Anschluss. Unser DatabaseServer war mit sieben Allegro-8-MAP-Ultra320-SCSI-Festplatten von Fujitsu bestückt. Ihren Anschluss fanden die Laufwerke an dem Ultra320-SCSI-Controller LSI21320 von LSI Logic. Die PCI-X-Steckkarte arbeitete mit dem maximalen PCI-X-Bustakt von 133 MHz.

Zusätzlich verwendeten wir für die Ultra320-SCSI-Tests von Adaptec den 39320D Dual-Channel- sowie den RAID-Controller 2200S. Neben den sieben Fujitsu-Festplatten konnten wir noch auf fünf Maxtor Atlas 10KIII sowie eine Seagate Cheetah 15K.3 - alle mit Ultra320-Interface - zurückgreifen.

Um die Ultra320-SCSI-Festplatten im Ultra160-Modus zu betreiben, genügte eine Begrenzung der SCSI-Bandbreite im BIOS der Ultra320-SCSI-Controller. Zusätzlich überprüften wir die Performance der Laufwerke mit dem Ultra160-SCSI-Controller Adaptec 29160.

Als Betriebssystem setzten wir Windows XP Professional sowie zur Verifikation der Ergebnisse eine Beta-Version von Windows.NET Server ein. Für die Benchmarks verwendeten wir unsere tecCHANNEL Benchmark Suite Pro sowie Intels Iometer.

Benchmark: Burst-Modus

Bei SCSI existiert kein Bustakt. Die Signalzeiten werden als Minimal- oder Maximalzeit definiert. Die Angaben über die Datentransferleistung in MByte/s sind daher nur Hinweise, was theoretisch möglich ist, wenn Übertragungsbreite (8/16 Bit), Übertragungsart (asynchron/synchron), variable Zeitparameter (Fast SCSI, unmittelbare Reaktion), Kabellängen und Treiberart optimal aufeinander abgestimmt sind. Ultra320-SCSI könnte demnach maximal 320 MByte/s oder bei korrekter Rechnung mit der Basis 1024 noch 305 MByte/s liefern.

Welche maximale Bandbreite die Ultra160- und Ultra320-SCSI-Schnittstelle in der Praxis erlaubt, ermitteln wir durch Burst-Messungen mit unserer tecCHANNEL Benchmark Suite Pro. Die Benchmarks haben wir mit dem Ultra320-SCSI-Gespann aus Seagates Cheetah 15K.3 und dem LSI21320-Controller von LSI Logic durchgeführt. Mit dem Adaptec 39320D und den Ultra320-SCSI-Drives von Fujitsu und Maxtor erzielten wir ähnliche Ergebnisse.

Im Ultra320-Betrieb erzielten wir eine maximale Burst-Datentransferrate von 240 MByte/s. Vom theoretischen Maximum mit 305 MByte/s belegt der Overhead für Befehle und Status nach unseren Messungen zirka 20 Prozent der Bandbreite. Bei Ultra160-SCSI ermittelte unser Benchmark eine Burstrate von 138 MByte/s.

Anders die Standard-PCI-Steckplätze, in denen sich die PCI-X-Karten ebenfalls betreiben lassen. Hier sind maximal 127 MByte/s über den Bus möglich. Im Burst-Modus messen wir hier mit der Seagate-Festplatte nur noch 100 MByte/s, die restliche Busbandbreite belegt der Protokoll-Overhead. Bei sequenziellen Datentransferraten von 75 MByte/s wird die Cheetah 15K.3 immerhin noch nicht ausgebremst.

Benchmark: Transferraten

Um den Bus der Ultra320-SCSI-Controller voll zu belasten, haben wir sieben Fujitsu Allegro 8 MAP angeschlossen. Jede Festplatte liefert eine maximale sequenzielle Datentransferrate von 69,5 MByte/s und zählt mit zu den schnellsten lieferbaren SCSI-Festplatten. Mit Intels Iometer-Benchmark lassen sich gezielt einzelne, mehrere oder alle am SCSI-Bus angeschlossenen Laufwerke belasten. Die Benchmark-Settings waren für alle Festplatten auf sequenzielles Lesen eingestellt. Damit belastet jedes Laufwerk den SCSI-Bus mit der maximalen sequenziellen Datentransferrate von 69,5 MByte/s.

In den beiden Diagrammen sehen Sie, welche Datenmenge der SCSI-Bus im Ultra160- und Ultra320-Modus mit steigender Belastung noch übertragen kann:

Benchmark: Ergebnis-Analyse

In der Tabelle haben wir die Ergebnisse der Belastungstests nochmals übersichtlich zusammengefasst. In der rechten Tabellenspalte sehen Sie die addierten Datentransferraten der einzelnen Festplatten. Beispiel: Sieben Allegro 8 könnten im Maximalfall 7 x 69,5 MByte/s = 486,5 MByte/s an Daten auf den SCSI-Bus geben. In der Praxis werden selten alle am SCSI-Bus angeschlossenen Laufwerke gleichzeitig mit der maximalen sequenziellen Datentransferrate arbeiten. Bei den hier durchgeführten Benchmarks handelt es sich also um den Extremfall. Dies erlaubt aber Rückschlüsse, ab welcher Konfiguration Ultra320-SCSI Sinn macht.

Datentransferraten auf dem SCSI-Bus

Last

Ultra160-SCSI

Ultra320-SCSI

Theoretische Maximallast

1x Allegro 8

68,9 MByte/s

68,9 MByte/s

69,5 MByte/s

2x Allegro 8

129,6 MByte/s

129,8 MByte/s

139 MByte/s

3x Allegro 8

137,2 MByte/s

194,5 MByte/s

208,5 MByte/s

4x Allegro 8

137,2 MByte/s

233,9 MByte/s

278 MByte/s

5x Allegro 8

137,2 MByte/s

235,0 MByte/s

347,5 MByte/s

7x Allegro 8

137,2 MByte/s

235,7 MByte/s

486,5 MByte/s

Im Ultra160-Betrieb ist die Bandbreite des SCSI-Busses bereits bei zwei Festplatten ausgereizt. Ab drei Laufwerken kann Ultra160-SCSI die Datenmenge nicht mehr bewältigen, wie Sie in der Tabelle sehen. Ultra320-SCSI stellt für drei Allegro-8-Festplatten dagegen noch genügend Bandbreite bereit. Schon vier Laufwerke zwingen den Ultra320-SCSI-Bus leicht in die Knie: Der Iometer-Benchmark von Intel ermittelt hier eine Datentransfermenge von 233,9 MByte/s auf dem SCSI-Bus. Vier Allegro 8 können aber bereits 278 MByte/s an Daten liefern, wie die rechte Tabellenspalte zeigt. Selbst bei fünf und sieben angeschlossenen Festplatten steigt die Datentransferrate bei Ultra320-SCSI kaum mehr an. Die Erklärung ist einfach: Bei unseren Burst-Messungen ermittelten wir für Ultra320-SCSI eine maximale Datentransferrate von 240 MByte/s.

Ab vier Festplatten unter voller Last lohnt somit bereits der Einsatz eines Dual-Channel-Ultra320-SCSI-Controllers. Pro Kanal sind die von uns gemessenen 240 MByte/s möglich. Der Controller kann die Datenmengen der beiden Channels dann gebündelt auf den PCI-X-Bus weitergeben. Dieser stellt mit 1017 MByte/s (bei 133 MHz Taktfrequenz) genügend Bandbreite zur Verfügung. Mit 66 MHz getaktete PCI-64-Steckplätze sind mit ihrer Bandbreite von 508 MByte/s bei Dual-Channel-Ultra320-SCSI-Controllern bereits wieder an der Grenze, besonders wenn der PCI-Bus von verschiedenen Geräten belastet wird.

SCSI-Roadmap

Laut Douglas M. Richardson, Global Product Marketing Manager bei Adaptec, wird Ultra320-SCSI die letzte parallele SCSI-Version von Adaptec sein. Ultra640-SCSI sieht Richardson nicht mehr auf der Roadmap. Der ursprünglich für das Jahr 2004 vorgesehene Nachfolger von Ultra320-SCSI steht vor allem wegen technischer Schwierigkeiten in Frage. Bei Ultra640-SCSI sind die Reflexionen bereits so stark wie die Signale selbst. Der elektrische Aufwand zur Realisierung wäre immens. Die parallelen Kabel sind darüber hinaus anfälliger für Beschädigung durch Knicken oder Dehnen.

Das parallele SCSI soll deshalb 2004 von einer seriellen Variante abgelöst werden. Mit der seriellen Technik seien die zu erwartenden höheren Übertragungsraten mit weitaus geringerem Aufwand zu realisieren. Compaq, IBM, Maxtor und Seagate haben im November 2001 hierzu die Serial Attached SCSI Working Group gegründet. Serial Attached SCSI (SAS) folgt damit dem von Serial-ATA eingeschlagenen Weg, Bussysteme von parallel auf seriell umzustellen.

Universell: Serial Attached SCSI

Serial Attached SCSI unterscheidet sich von Serial-ATA durch Erweiterungen wie Dual-Porting, Full-Duplex und die Adressierung von bis zu 128 Geräten sowie höhere Performance und Zuverlässigkeit. Das Dual-Porting erlaubt beispielsweise den Anschluss einer SAS-Festplatte an zwei unterschiedliche Systeme. Serial Attached SCSI unterstützt zudem Kabellängen von bis zu 25 Meter - statt 1 Meter wie bei Serial-ATA. Wichtig für den Schutz vorhandener Investitionen ist die weiterhin bestehende Kompatibilität zu den bisherigen SCSI-Standards.

SAS nutzt wie Serial-ATA Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Allerdings verwendet SAS so genannte Expander, um die Geräteanzahl zu erhöhen. In einem System mit Serial Attached SCSI sollen sich wahlweise SAS- oder Serial-ATA-Laufwerke einsetzen lassen. Beide Typen besitzen den gleichen physikalischen Stecker. Rechner mit Serial Attached SCSI können somit auch kostengünstige Serial-ATA-Devices in einer SAS-Umgebung einbinden. PCs mit Serial-ATA-Controller unterstützen dagegen SAS-Laufwerke nicht - der Einbau eines entsprechenden Controllers wäre dann notwendig.

Erste Produkte mit Serial Attached SCSI soll es im Jahr 2004 mit einer Datenübertragungsrate von 300 MByte/s geben. Im Jahr 2004 geht man bei SCSI-Festplatten von sequenziellen Datentransferraten von 127 MByte/s aus. 2006 sollen es bereits 238 MByte/s sein. Damit wäre ein SAS300-Kanal inklusive Overhead bereits ausgereizt. Für das Jahr 2007 ist deshalb die nächste SAS-Variante mit einer Bandbreite von 600 MByte/s geplant. Serial SCSI 1200 soll 2010 an den Start gehen. Die Bandbreite von 1200 MByte/s wäre dann auch nötig, denn eine Festplatte liefert nach Ansicht der SCSI Trade Association zu diesem Zeitpunkt bereits 830 MByte/s sequenzielle Datentransferrate.

Fazit

SCSI-Festplatten der aktuellen Ultra320-Garde erreichen bis zu 75 MByte/s sequenzielle Datentransferrate. Damit können bereits zwei Drives in einem Festplattenverbund einen Ultra160-SCSI-Controller im Extremfall überfordern.

Ultra320-SCSI löst diese Bremse. Eine Bandbreite von 320 MByte/s (1000er Basis) schafft wieder genügend Luft für leistungsstarke RAID-Systeme. In der Praxis erlaubt der Ultra320-SCSI-Bus immerhin noch zirka 240 MByte/s Datenübertragungsrate. Wer noch höhere Bandbreiten benötigt, kann auf einen Dual-Channel-Ultra320-SCSI-Controller ausweichen. Diese Lösungen können zwei Mal die Ultra320-Bandbreite an den Rechner übertragen.

Allerdings sollten Sie leistungsstarke Ultra320-SCSI-RAIDs nur in Systemen mit PCI-X-Steckplätzen einsetzen. Die Hersteller von Ultra320-SCSI-Controllern liefern ihre Produkte fast ausschließlich mit dem schnellen PCI-X-Interface aus. Mit einer Bandbreite von 1017 MByte/s ist PCI-X die ideale Lösung für die Ultra320-SCSI-Controller.

Ultra320-SCSI ist für anspruchsvolle und datenintensive Server- und Workstation-Umgebungen momentan die beste Lösung. Daran wird auch Serial-ATA in naher Zukunft nichts ändern. Die Flexibilität und Performance von Ultra320-SCSI ist der Desktop-Schnittstelle noch immer weit überlegen. Noch mehr Flexibilität wird der Nachfolger von Ultra320-SCSI ermöglichen: Serial Attached SCSI soll ab dem Jahr 2004 sowohl mit SCSI- als auch IDE-Festplatten arbeiten können. (cvi)