Screenshot-Tour und alle Neuerungen

Test: Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“

20.05.2008 von Juergen Donauer
Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“ verspricht als größte Besonderheit wieder die Langzeitunterstützung (LTS). Das bedeutet für die Standard-Desktop-Version von Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“ mit GNOME Sicherheits-Updates und Fehlerbereinigung für die nächsten drei Jahre. Dieser TecChannel-Test stellt Ihnen das neue Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“ vor.

Bilder sagen oft mehr als 1000 Worte. Aus diesem Grund soll dieser Artikel eine Mischung aus Screenshot-Tour und Test sein. TecChannel will Ihnen sowohl die Neuerungen unter der Haube als auch die neue Kosmetik vorstellen.

Hardy Heron: Ubuntu 8.04 lässt sich auch als Live-System für Neugierige starten.

Um den Test etwas interessanter zu machen, installierten wir das Betriebssystem auf aktueller Hardware. Die Plattform besteht aus einem „Intel Core 2 Duo 3 GHz Wolfdale“-Prozessor (45 Nanometer-Technologie), einer Nvidia GeForce 8800 GTS, einer MSI P35 Platinum und 4 GByte Arbeitsspeicher.

Live-Einsatz oder von Festplatten

Nach einem Herunterladen des ISO-Abbilds von Ubuntu.com brennen Sie die CD und booten von ihr. Anschließend haben Sie zwei Möglichkeiten. Sie können das Betriebssystem direkt installieren oder die Live-Variante ausprobieren. Letztere lässt sich einsetzen, ohne Spuren auf Ihrem Rechner zu hinterlassen. TecChannel hat sich für eine sofortige Installation entschieden. Nach Auswahl der Sprache und des Tastatur-Layouts startet Ubuntu das Partitionsprogramm und schlägt bereits eine funktionierende Lösung vor. Ebenso könnten Sie die vollständige Festplatte für Ubuntu verwenden, was den Verlust der Windows-Instanz zur Folge hätte. Als dritte Option steht eine komplett manuelle Partitionierung zur Verfügung.

Sieben Schritte zum Erfolg: Das Installationsprogramm nimmt Anwender während des Einspielens an die Hand.
Hand in Hand: Das Partitionierungsprogramm von Ubuntu kann Partitionen automatisch verkleinern und das Linux-Betriebssystem neben Windows installieren.

Ganz neu: Windows-Installation mit Wubi

Ubuntu 8.04 bietet übrigens noch eine weitere Variante an, das Betriebssystem zu beschnuppern. Diese nennt sich Wubi und richtet sich ausschließlich an Windows-Benutzer. Hiermit können Sie das Linux-Betriebssystem wie jede andere Software unter Windows installieren. Dieser Weg beeinflusst den existierenden Bootloader nicht. Sie finden das Programm - wubi.exe - im Wurzelverzeichnis der CD. Laut Entwickler sei eine Installation auf eine separate Partition vorzuziehen. Dennoch sei ein gesunder Kompromiss, Ubuntu einfach mal auszuprobieren.

Innerhalb Windows: Mit Wubi können Sie Ubuntu installieren, ohne den Bootloader zu verändern.

Während des Einspielens verbindet sich der Installer wenn möglich ins Internet und lädt entsprechende Sprachpakete nach. Dazu gehören zum Beispiel bei einer Installation auf Deutsch die sprachlich angepassten Pakete für OpenOffice.org und GIMP. Nach einem erfolgreichen Einspielen des Betriebssystems sollte man die CD entnehmen und das System neu starten. Ubuntu richtet während der Installation automatisch den Bootloader GRUB ein und erstellt, wenn notwendig, ein Menü für Multiboot-Systeme.

Friedlich mit anderen: Hatten Anwender Windows vorher installiert, können diese nun beim Start wählen.

Nach dem Erststart und unter der Haube

Das Testsystem hat während der Installation noch keinen proprietären Treiber für die Nvidia-Karte eingespielt. Nach dem Erststart macht das Betriebssystem den Anwender jedoch aufmerksam, dass er einen solchen verwenden könnte. Der Einsatz dieses sogenannten „restricted driver“ ließ die GeForce 8800 GTS richtig aufleben. Dies schlug sich merklich in den 3D-Effekten nieder. Sobald eine geeignete Grafikkarte und ein passender Treiber vorhanden sind, können Sie Compiz-Fusion unter „System – Einstellungen – Erscheinungsbild – Visuelle Effekte“ aktivieren. Da man dort nur sehr rudimentäre Modifikationen vornehmen kann, ist die Nachinstallation einiger Verwaltungswerkzeuge für Compiz-Fusion ratsam. Zum Beispiel gibt es hier die Pakete gnome-compiz-manager oder compizconfig-backend-gconf.

Bekannter Würfel: Der Compiz-Würfel hat vor nicht allzu langer Zeit Aufsehen erregt und darf als Symbol der 3D-Effekte unter Linux betrachtet werden.

Ansonsten wurde die Hardware ohne Probleme erkannt. Eine Überprüfung der voreingestellten Repositories zeigte, dass per Standard die Quellen Universe, Multiverse und Restricted mit aktiviert sind. Dieser Umstand ermöglicht den sofortigen Zugriff auf Tausende von Zusatzpaketen. Verbesserte Geschwindigkeit gegenüber älteren Ubuntu-Versionen soll Linux Kernel 2.6.24 bringen. Ebenso ist KVM nun eine voll unterstützte Option für Virtualisierung. libvirt und virt-manager integrierten die Entwickler ebenfalls in Ubuntu. Es soll eine einfache Erschaffung von Gastsystemen und rudimentäres Management von virtuellen Maschinen unterstützen. virt-manager können Anwender nutzen, um Gastsysteme auf entfernten Servern zu administrieren. Das in den Kernel eingepflegte virtio soll die E/A-Performance von Gastsystemen verbessern.

Volle Power: Die unfreien Treiber von Nvidia rücken die GeForce 8800 GTS in das richtige Rampenlicht.

Für die grafische Oberfläche dient Xorg 7.3. Diese Version legt das Gewicht auf eine bessere Autokonfiguration mit einer minimierten Konfigurationsdatei. Ebenso ist ein Werkzeug an Bord, mit dem Anwender die Auflösung dynamisch verändern können. Dies gilt auch für die Wiederholungsrate eines zweiten Monitors.

Einstellungssache: Mit den „Monitor Resolution Settings“ können Sie die Bildschirmauflösung und Wiederholungsrate konfigurieren, ohne das X-System neu zu starten.

Likewise Open für Active Directory, Speicherschutz und relatime

Für die problemlose Integration von Ubuntu in eine Active-Directory-Umgebung soll Likewise Open dienen. Ein Anwender kann sich damit interaktiv an Ubuntu mittels Active-Directory-Kärtchen anmelden und jeglichen, mit Kerberos angebotenen Dienst auch von Nicht-Windows-Rechnern nutzen. Likewise Open gibt es übrigens nicht nur für Ubuntu. Es unterstützt über 110 Unix-, Linux- und Mac-Plattformen. Sie finden das Paket im Universe Repository.

Ein neuartiger Speicherschutz soll besser gegen Rootkits und anderen schädlichen Code schützen. Die Geräte /dev/mem und /dev/kmem lassen sich nur für den Zugriff von Gerätespeicher nutzen. Die unteren 64 KByte des Systemspeichers können per Standard nicht mehr adressiert werden. Somit will man verhindern, dass sich Fehler im Kernel zu Sicherheitslücken umwandeln lassen. PIE-Applikationen (Position Independent Executables) platziert das Betriebssystem nun in unvorhersagbare Stellen. Dies soll das Ausnutzen von Sicherheitslücken erschweren.

Einen merkbaren Unterschied soll das Einbinden von Dateisystemen mittels relatime statt atime aufweisen. Mehr als zehn Prozent soll dieser Umstand in einigen Fällen ausmachen. Relative atime (relatime) erneuert die atime nur dann, wenn die vorhergehende atime älter ist als die mtime oder ctime. Es verhält sich fast wie noatime, aber ist nützlich, wenn eine Applikation wissen muss, wann eine Datei n ach einer letzten Modifikation gelesen wurde. Ingo Molnar sagte über atime: „Dies ist wahrscheinlich die dümmste Unix-Design-Idee aller Zeiten. Unix ist gut, aber denken Sie mal über Folgendes nach: Jedes Mal, wenn eine Datei von einem Massenspeicher gelesen wird, lässt uns das einen Schreibzugriff auf die Disk vornehmen. Und für jede Datei, die bereits im Cache liegt und daraus gelesen wird, schreiben wir ebenfalls etwas auf die Platte.“

Bessere Soundverwaltung mit PulseAudio

Ubuntu 8.04 verwendet per Standard den PulseAudio Sound Server. Damit ist es möglich, Musik von verschiedenen Applikationen gemixt abzuspielen. Ebenso könnten Sie bestimmten Anwendungen spezifischen Soundkarten, wenn mehr als eine vorhanden, zuweisen. Des Weiteren könnte für jedes Programm die Lautstärke separat eingestellt werden.

Breite Programmbasis

Als Nächstes hat sich TecChannel die vorinstallierten Applikationen angesehen. Zunächst einmal bringt Hardy Heron als Fenstermanager GNOME 2.22.1 mit sich. Dieser hat eine Vielzahl neuer Funktionen und Verbesserungen unter der Haube. Dazu gehört zum Beispiel eine neue Variante des Dateimanagers Nautilus. Er nutzt ein schnelleres und stabileres GVFS-Backend und zeigt eine Liste möglicher Aktionen nach dem Einbinden von tragbaren Geräten an. Ebenso können Sie festlegen, was beim Einbinden von portablen Datenträgern geschehen soll. Nautilus kann jedes Mal nachfragen oder eine vordefinierte Aktion ausführen.

Was tun?: Den Dateimanager Nautilus kann ein Anwender fast nach Herzenswunsch einstellen.

Ebenso ist das neue PolicyKit einen genaueren Blick wert. Es erlaubt eine recht feine Kontrolle von Benutzerrechten, verbessert die Nutzbarkeit und die Sicherheit. Dies wird durch eine dynamische Vergabe von erweiterten Rechten bei Bedarf erreicht. Die Applikation muss dabei nicht als Superuser root laufen. Das PolicyKit in Ubuntu 8.04 wurde in die Werkzeuge „Netzwerk“, „Benutzer und Gruppen“, „Dienste“ sowie „Zeit und Datum“ im Menü für Systemverwaltung integriert. Die entsprechenden Privilegien lassen sich wiederum mittels der Anwendung „Authorizations“ in der Systemverwaltung einstellen.

Mehr Rechte: Das PolicyKit erweit ert die Rechte einzelner Anwender auf Anfrage, um diverse Systemverwaltungsaufgaben zu erledigen

Browsen und Mailen

Als Internetbrowser haben sich die Entwickler für Firefox 3 Beta 5 entschieden. Diese späte Beta-Variante läuft bereits relativ stabil und bringt zahlreiche Verbesserungen mit sich. Das Open-Source-Programm basiert auf der Render-Plattform Gecko 1.9. Dank einer verbesserten JavaScript-Engine und anderen Optimierungen soll Firefox 3 wesentlich schneller sein als sein Vorgänger. Der oft kritisierte Speicherhunger von Firefox 2 soll mit der neuen Version ebenfalls wesentlich besser sein. Die finale Version von Firefox 3 wird für Juni 2008 erwartet.

Evolution: Der Groupware-Client hat sich stattlich gemausert und ist mehr als ein simples Mailprogramm.

Als Mailprogramm bringt Ubuntu 8.04 per Standard den Groupware-Client Evolution 2.22.1 mit sich. Diese Version enthält unter anderem Verbesserungen bei der Filterung von Spam, Unterstützung für Google-Kalender, erweitertes MIME-Parsing und optimiertes Speichermanagement. Beim Erstaufruf nimmt den Anwender ein sogenannter Wizard an die Hand und ist bei der Einrichtung eines Mailkontos behilflich.

Das Programm bringt bereits die Möglichkeit einer Anbindung an Microsoft Exchange (OWA) oder Novell Groupwise mit sich. Wer Evolution nicht mag, der kann aus den Repositories alternative Mail-Clients installieren. Hier finden sich zum Beispiel Mozilla Thunderbird oder Sylpheed Claws wieder.

Weitere Software für Netzwerk, Kommunikation und Internet

Ubuntu 8.04 bringt außer Mailprogramm und Browser noch andere nützliche Software mit sich. Zum Beispiel dient Vinagre als VNC-Client. Die Software ist sehr einfach zu bedienen, und Anwender können sich Lesezeichen für häufig benutzte Verbindungen setzen. Der „Terminal Server Client“ unterstützt die Microsoft-Protokolle RDP und RDPv5. Somit können sich Ubuntu-Nutzer per Fernwartung auf Windows-Rechner mit aktivem RDP zugreifen. Für die Internet-Telefonie ist der SIP-fähige Client Ekiga Softphone vorhanden. Das Programm unterstützt auch Videotelefonie über Webcams. Des Weiteren haben Anwender die Möglichkeit, sich ein kostenloses SIP-Konto auf ekiga.net anzulegen.

Klug gewählt: Die Auswahl der getroffenen Programme sollte den Bedarf der meisten Anwender decken.

Als Instant Messenger dient das bekannte Programm Pidgin 2.4 .1 – früher Gaim. Pidgin unterstützt zahlreiche Protokolle. Dazu gehören AIM, MSN, Yahoo!, ICQ, IRC, Novell Groupwise, Lotus Sametime, Bonjour, Gadu-Gadu, Zephyr, QQ, Simple, Google Talk und XMPP. Neu in Hardy Heron ist der einfache und schnelle BitTorrent-Client Transmission 1.06. Dieser ersetzt Gnome BitTorrent Downloader.

Bürosoftware, Grafik und Zubehör

Als Office-Suite ist wenig überraschend OpenOffice.org an Bord. Die Entwickler von Ubuntu setzen hier auf Version 2.4. Allerdings ist nicht das komplette Paket vorhanden. Die Macher waren anscheinend der Meinung, dass die Textverarbeitung, die Tabellenkalkulation und das Präsentationsprogramm genug als Standard sind. Die Datenbank Base ist nicht vorinstalliert. Diese lässt sich allerdings bei Bedarf problemlos nachinstallieren. Für die Bearbeitung von Bildern ist GIMP 2.4.5 vorhanden. Die Verwaltung von digitalen Bildern soll dem Anwender F-Spot 0.4.2 erleichtern. Sobald ein vom System unterstützter Scanner angeschlossen wird, können Sie diesen mittels XSane benutzen.

Common UNIX Printing System: Das von Apple entwickelte und gepflegte Programm CUPS ist der Quasi-Standard für viele Unix-basierte Betriebssysteme.

Im Zubehör finden sich nützliche Programme wieder. Dazu gehören ein Screenshot-Werkzeug, ein Programm zur Verwaltung von Druckaufträgen und ein Analyse-Tool zur Festplattenbelegung. Ebenso vorhanden sind das Suchprogramm Tracker und die Tomboy-Notizen. Die Druckverwaltung übernimmt CUPS 1.3.7. Sie könnten die Software auch via Browser administrieren; rufen Sie einfach die Adresse http://localhost:631 auf.

Platzfresser: Mit dem Analysewerkzeug zur Festplattenbelegung lassen sich recht schnell Speicherfresser finden.

Unterhaltungsmedien

Der Standard-Video-Player in Hardy Heron ist Totem 2.22.1. Ärgerlich ist, dass der Player aus hinreichend bekannten Gründen keine kopiergeschützten DVDs abspielen kann. Abhilfe würde die Bibliothek libdvdcss2 schaffen. Diese umgeht allerdings den Kopierschutz und ist daher illegal. Sie finden die Bibliothek auch nicht in den per Standard bereitgestellten Repositories. Genauere Details zur Installation darf TecChannel aus rechtlichen Gründen nicht preisgeben.

Was nicht passt, wird passend gemacht: Fehlen benötigte Codecs, versucht Hardy diese selbst zu finden.

Dennoch ist Ubuntu 8.04 sehr clever, wenn es um mediale Daten geht. Stecken Sie zum Beispiel einen Media-Player ein, prüft das Betriebssystem sofort, ob die entsprechenden Codecs installiert sind. Ist dies nicht der Fall, können Sie Ubuntu danach suchen und diese bei Bedarf installieren lassen. Dieses Verhalten ist sehr angenehm und greift unerfahrenen Benutzern unter die Arme.

CDs und DVDs beschreiben Sie mit Brasero. Das Werkzeug ist unkompliziert zu bedienen, aber nicht ganz so mächtig wie das KDE-Äquivalent K3b. Derselbe Umstand gilt für Rythmbox. Das KDE-Programm Amarok kann wesentlich mehr.

Systemverwaltung und persönliche Einstellungen

Die Administration des Systems teilen die Entwickler in zwei Bereiche auf. In den „Einstellungen“ legt der Anwender im Prinzip das Look & Feel seines Kontos fest. Dazu gehören bevorzugte Anwendungen, Bildschirmauflösung, Standarddrucker, Bluetooth, Bildschirmschoner, Erscheinungsbild und so weiter. Diese Modifikationen sind alle ohne Eingabe des Administratorpassworts möglich.

Einer ist gleicher: Nur wer mit entsprechenden Rechten ausgestattet ist, darf hier etwas modifizieren.

Unter „Systemverwaltung“ konfigurieren Sie in der Regel Dinge, die systemweite Auswirkungen haben. Deswegen dürfen Sie hier nur mit erweiterten Rechten und Eingabe des Passworts hantieren. Sie können zum Beispiel das Netzwerk konfigurieren, neue Benutzer einrichten, Dienste bereitstellen und neue Pakete hinzufügen. Letzteres funktioniert mit Synaptic, einer grafischen Oberfläche für apt-get.

Tipps zu Ubuntu 8.04

Wie bei der Vorgängerversion ist es mit Ubuntu 8.04 relativ einfach, eine VPN-Verbindung zu einem Windows-Server via pptp einzurichten. Installieren Sie hierzu die Pakete network-manager-pptp und pptp-linux. Danach haben Sie einen neuen Eintrag im Netzwerksymbol der Taskleiste – VPN-Verbindungen. Wenn Sie nun auf „VPN konfigurieren“ klicken und eine neue Verbindung hinzufügen, bringt Sie ein Wizard in nur zwei Schritten zum gewünschten Ziel. Konfigurierte Verbindungen können Sie ebenfalls über das Netzwerksymbol anwählen.

Einwahl via Tunnel: Gewusst wie ist die Einrichtung eines PPTP-Tunnels ohne Übertreibung ein Kinderspiel.

Das Arbeiten im heterogenen Netzwerk ist mit Ubuntu 8.04 auch kein Hexenwerk mehr. Unter „Orte“ können Sie das Windows-Netzwerk direkt durchsuchen und sich bei ausreichenden Rechten mit der entsprechenden Dateifreigabe verbinden. Die Schaltfläche „Verbindung zu Server“ bietet sogar noch mehr. Damit können Sie sich sehr schnell mit FTP-, SSH-Servern, Windows-Freigaben und WebDAV verbinden.

Verbindungssache: Mit diesem Helferlein stellen Sie unkompliziert eine Verbindung mit entfernten Rechnern her.

Ubuntu 8.04 bringt ufw mit sich. Dies steht für „Uncomplicated Firewall“ und lässt sich via Konsole einrichten. Das Gute daran ist, dass die Entwickler eine menschenfreundlichere Syntax entwickelt haben. Sie lässt sich abstrakt gesagt zum Beispiel mittels ufw default allow|deny konfigurieren. Wer dies nutzen möchte, soll einfach auf der Kommandozeile via man ufwdie Dokumentation aufrufen. Dort findet sich nicht nur die genaue Syntax wieder, sondern auch Anwendungsbeispiele.

Wenn Sie genug – mehr als 1 GByte – Arbeitsspeicher besitzen, können Sie Ihr System mittels des Readahead-Daemons Preload noch effizienter machen. Das Programm läuft im Hintergrund und nutzt nicht verbrauchte Ressourcen. Damit starten einige Programme aus dem RAM anstatt von der Festplatte. Dieser Umstand kann Zeit sparen und ein System hat in einem Test zwischen 17 und 27 Prozent zugelegt. Genaue Informationen zu Preload finden Sie im TecChannel-Artikel „Linux: Mit Preload Programme schneller laden“. Zeitgleich mit Ubuntu 8.04 sind auch zahlreiche Ableger entstanden. Hierzu zählen zum Beispiel Kubuntu, Xubunt u, Edubuntu, Mythbuntu und Ubuntu Studio. Mehr Informationen zu diesen Versionen finden Sie in „Kunterbuntu – Ubuntu und seine Derivate“.

Fazit

Ubuntu 8.04 „Hardy Heron“ ist wohl das bisher beste Ubuntu auf dem Markt. Fairerweise muss man sagen, dass dies ohne einen tollen Kernel 2.6.24, ohne GNOME 2.22.1, ohne Firefox 3, ohne OpenOffice 2.4 und so weiter nicht möglich wäre. Unzählige Entwickler haben ein Lob für das Endprodukt verdient. Dennoch gelang es den Ubuntu-Programmierern, die Einzelstücke zu einer vollendeten Kreation zu vereinen. Das System ist schnell, stabil und bringt eine durchdachte Auswahl an Standardanwendungen mit sich. Wem das nicht reicht, der hat via Internet Zugriff auf Abertausende von Zusatzpaketen.

Hier und da zeigten sich kleinere Problemchen. Aber die gibt es wohl mit jeder Erstausgabe von etwas Brandneuem. Es darf zu erwarten sein, dass die Entwickler mit kommenden Updates diese lästigen Bugs in den Griff bekommen. Die allgemeine Geschwindigkeit fühlt sich sehr gut an. Zum Beispiel öffnete sich auf dem schnellen Testsystem die Textverarbeitung von OpenOffice.org in zirka 1,5 Sekunden. Das ganze System wirkt in sich sehr stimmig, und es sollten sich auch unerfahrene Anwender schnell damit zurechtfinden. Ein ganz klarer Pluspunkt ist wie bereits erwähnt die Langzeitunterstützung. Drei Jahre lang werden die Entwickler der Desktop-Version von Hardy Heron Updates spendieren. Wer kein Hardcore-Gamer ist, findet mit Ubuntu 8.04 ein Betriebssystem, das alles für den täglichen Bedarf bietet. (mja)