Neuerungen, Upgrade, Download

Test: Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot

13.10.2011 von Jürgen Donauer
Thunderbird als E-Mail-Client, ein verbessertes Software Center, die reduzierte Variante Ubuntu Core - mit dem neuen Ubuntu 11.10 gehen zahlreiche Neuerungen einher. An der Oberfläche Unity hält Canonical allerdings fest.

Das mit Ubuntu 11.04 "Natty Narwhal" eingeführte Unity ist nicht überall auf Gegenliebe gestoßen. Gründe dafür waren nicht nur die komplett neue Oberfläche, sondern auch die nicht ausgebügelten Fehler. Vielerorts wurde geschimpft, man komme sich wie ein Beta-Tester bei einer angeblich stabilen Version vor. So umfangreiche Änderungen der grafischen Oberfläche, wie das bei Unity der Fall war, funktionieren eben nicht immer reibungslos. Es erinnert ein bisschen an die Einführung von KDE 4.

Canonical hält bei Ubuntu 11.10 "Oneiric Ocelot" an Unity fest und gelobt gleichzeitig Besserung. Schneller, stabiler und ausgereifter soll die Desktop-Umgebung geworden sein. So besitzt Unity beispielsweise einen erneuerten Umschalter "Alt + Tab". Places wurde zu Lenses umbenannt. Diese integrieren mehrere Quellen und bieten fortgeschrittene Filter wie Bewertung und Kategorien an. Eine neue Musik-Lense, die mit Banshee verknüpft ist, wird per Standard installiert.

Bildergalerie: A100
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot
Ubuntu 11.10 Oneiric Ocelot

Die Portierung auf GTK 3 zahlt sich laut Canonical für die Starter- und die Systemleisten aus - diese sind nun performanter. Unity 2D ist näher an Unity herangerückt und schließt die Lücke in Sachen Funktionalität und Bedienung durch eine größere gemeinsame Code-Basis.

TecChannel hat die Beta 2 von Oneiric unter die Lupe genommen und stellt vor, was von Ubuntu 11.10 zu erwarten ist. Außer dem besseren Unity gibt es noch einige andere nennenswerte Änderungen.

Oneiric Ocelot: Änderungen und Neuigkeiten

Dem Ubuntu-Kenner dürfte sehr schnell auffallen, dass Evolution als E-Mail-Client nicht mehr dabei ist. Die Entwickler haben sich entschlossen, Mozilla Thunderbird den Vorzug zu geben. Als Standard-Datensicherungswerkzeug befindet sich Déjà Dup an Bord. Damit lassen sich Backups auf einfache Weise zum Cloud-Dienst Canonicals, Ubuntu One, hochladen. Die neue Version des Microblogging-Clients Gwibber bietet eine höhere Geschwindigkeit. Ebenso benutzt das Tool aktuelle GNOME-Technologien.

In Ubuntu 11.10 Beta 2 ist GNOME 3.1.92 enthalten. Es handelt sich hierbei um den Release-Kandidaten des kürzlich erschienenen GNOME 3.2. Der Ausgabekandidat entspricht allerdings der finalen Version, und somit wird sich hier nichts mehr ändern.

Synaptic und Pitivi wurden aus den ISO-Abbildern genommen. Diese Anwendungen sind somit nicht mehr per Standard installiert. Wer auf die beiden Softwarepakete nicht verzichten möchte, findet sie in den entsprechenden Softwarelagern und kann die Programme bequem über das Ubuntu Software Center nachinstallieren.

Ubuntu 11.10 "Oneiric Ocelot" Beta 2 bringt den Linux-Kernel 3.0.0-11.18 mit sich. Dieser basiert auf der Vanilla-Version 3.0.4. Unter anderem gibt es nun Unterstützung für die Tastatur des Macbook Air.

Hier können Sie die finale Version von Ubuntu 11.10 herunterladen:

Download Ubuntu für Desktop

Download Ubuntu für Server

Alternative Downloads

Bessere 32-Bit-Kompatibilität auf 64-Bit-Systemen

Ubuntu 11.10 bringt "Multiarch"-Unterstützung für die Installation von 32-Bit-Bibliotheken auf 64-Bit-Systemen mit sich. Damit können Anwender dieselben 32-Bit-Pakete unter 64-Bit-Systemen installieren, die auch für die i386-Ausgabe vorhanden sind. Dazu gehören ebenfalls Skype und Adobe Flash.

Anwender, die vor dem 16. August bereits auf Oneiric umgestiegen sind oder eine Version vor Alpha 3 benutzen, müssen die "Multiarch"-Unterstützung manuell aktivieren. Dies geschieht ganz einfach mit dem Kommandozeilen-Befehl: echo foreign-architecture i386 | sudo tee /etc/dpkg/dpkg.cfg.d/multiarch

Wenn Sie dann ein apt-get update ausführen, haben Sie Zugriff auf die komplette Auswahl an i386-Paketen, zusätzlich zu den 64-Bit.

Das hat allerdings Auswirkungen auf Skype. Die Website des Herstellers leitet automatisch auf eine 64-Bit-Version um, die aber derzeit mit Ubuntu 11.10 nicht kompatibel ist. Anwender sollten daher die Version benutzen, die sich im Partner-Archiv von Canonical befindet. Alternativ kann man die i386-Ausgabe via Kommandozeile installieren: sudo apt-get install skype:i386

Verbessertes Ubuntu Software Center

Das Ubuntu Software Center wurde nicht nur kosmetisch aufgemöbelt. Auf der Haupt- und allen Unterseiten gibt es nun eine Unterkategorie "Am besten bewertet". Ebenso können Sie Ihre eigenen Bewertungen und Kritiken bearbeiten und löschen. Des Weiteren ist der Paketmanager laut Aussage der Entwickler bei der Installation einzelner deb-Dateien (gdebi-Funktionalität) deutlich schneller.

Letzteres war auch bitter nötig, denn bisher war ein Doppelklick auf eine deb-Datei mit einer langen Wartezeit bis zum Abschluss der Installation verbunden. Manchmal konnte man sogar meinen, das Ubuntu Software Center sei abgestürzt. Viele Anwender haben mit Sicherheit statt des Doppelklicks der Konsole und dpkg -i den Vorzug gegeben.

Ubuntu Core und Lubuntu

Wer sich sein Ubuntu selbst zusammenbasteln möchte, wird sich über Ubuntu Core freuen, eine Version mit minimaler Softwareausstattung. Diese können Anwender als Basis für den Eigenbau benutzen und müssen nicht wie früher eine bestehende Version von nicht benutzten Paketen befreien.

Ein weiteres neues Mitglied der Ubuntu-Familie ist Lubuntu. Dieser Abkömmling bringt LXDE als Desktop-Umgebung mit sich. Verfügbar ist Lubuntu schon länger und wird von der Community entwickelt und gewartet. Aber nun ist dieses Betriebssystem auch offiziell unterstützt.

Unterstützung für ARM

Ab dieser Ausgabe wird es zwei neue Abbilder für die ARM-Subarchitekturen armel+ac100 für das Toshiba-Netbook ac100 und armel+mx5 für das Freescale i.MX53 geben. Diese Abbilder werden von einer Community gepflegt. Die Images eignen sich laut eigener Aussage für Entwickler und Hobbyanwender. Vor einer Benutzung sollte man einen Blick auf derzeit bekannte Fehler werfen.

Ubuntu Server

Orchestra wurde in die Serverausgabe von Oneiric aufgenommen, eine Ansammlung von freien Softwarediensten, die dem Zweck dienen, Rechenzentren zu verwalten. Eine Kernkomponente von Orchestra ist Cobbler. Derzeit befindet es sich noch im Universe-Softwarelager, wird jedoch als wichtiger Teil des Ubuntu Server gesehen.

Der Xen Hypervisor ist wieder Teil des Ubuntu Server und somit als Option verfügbar. Die Qualitätssicherung hat einige Probleme im Zusammenhang mit der Beta 2 identifiziert. Die Entwickler sind eigenen Angaben zufolge guter Dinge, dass es eine ordentliche Unterstützung für Xen in der finalen Oneiric-Version geben wird.

Die Cloud-Abbilder wurden offiziell umbenannt und heißen nun "Ubuntu Cloud Images" oder "cloudimg" in der Kurzform. Sie finden diese Abbilder unter der Adresse https://cloud-images.ubuntu.com/. Alle Referenzen in UEC wurden auf "Ubuntu Cloud" geändert. Wer den Ausdruck UEC künftig entdeckt, sollte dies bitte als Fehler melden.

Frühere UEC-Komponenten, zum Beispiel Eucalyptus, sind nicht länger Teil des CD-Abbilds - diese wurden in Universe verlegt. Einen Upgrade-Pfad von Natty gibt es aber laut den Entwicklern.

Upgrade-Tipps

Ubuntu 11.10 wird statt /var/run, /var/lock und /dev/shm die Pfade /run, /run/lock und /run/shm benutzen. Die AppArmor-Pakete von Ubuntu wurden angepasst. In einigen Fällen und bei selbst angelegten Regeln könnte es zu Inkompatibilitäten kommen. Wer sich in einem Migrationsprozess befindet, möchte vielleicht vorerst beide Pfade benutzen. Dies können Sie mittels Befehl sed -i -e 's#/var/run#/{,var/}run#' -e 's#/var/lock#/{run,var}/lock#' -e 's#/dev/shm/#/{dev,run}/shm/#' <profile> erreichen.

Fazit

Tatsächlich wirkt Unity selbst in der Beta 2 von Oneiric Ocelot wesentlich schneller und reaktionsfreudiger als in Ubuntu 11.04. Anstatt jeder Menge neuer Funktionen setzen die Entwickler hauptsächlich auf das Verbessern der vorhandenen Struktur. Das ist auch notwendig. Ob man Unity nun mag oder nicht, ist in erster Linie Geschmackssache. Auf jeden Fall ist es besser geworden.

Seit Ubuntu 11.10 Beta 1 gibt es eine überarbeitete DVD-Version. Diese ist eine Erweiterung zu den CD-Ausgaben und besitzt eine Größe von ungefähr 1,5 GByte. In der Softwareauswahl wurden Wünsche der Community berücksichtigt. Die DVD enthält zum Beispiel nützliche Applikationen wie Inkscape, GIMP oder Pitivi und eine komplettere Ausgabe von LibreOffice.

In Sachen Kubuntu ist noch erwähnenswert, dass KDE SC 4.7 inklusive der neuen KDEPIM-Sammlung an Bord ist. In Sachen Software bedeutet das KMail 2. Ebenso ist Amarok 2.4.3 enthalten. (cvi/mec)

Update: Downloads

Der direkte Download via Deeplinks von einem Canonical-Server ist am Release-Tag infolge Überlastung meistens nicht möglich. Canonical bietet aber eine offizielle Download-Seite an, die den Download an einen Mirror-Server weiterleitet. Hier werden Sie also auf jeden Fall die finale Version von Ubuntu 11.10 erhalten:

Download Ubuntu für Desktop

Download Ubuntu für Server

Alternative Downloads

Nachfolgend finden Sie Deeplinks auf die Beta 2, die teilweise auch auf die finalen Versionen weiterleiten. Einige davon sind jedoch wegen Überlastung nicht erreichbar oder bieten immer noch die Beta 2 an:

Ubuntu und Ubuntu Server

Ubuntu DVD, vorinstallierte ARM-Abbilder, Quellen

Ubuntu Cloud Images

Ubuntu Netboot

Kubuntu

Kubuntu DVD

Xubuntu

Edubuntu

Ubuntu Studio

Mythbuntu

Lubuntu