Test: Toshiba Portege G500 – Smartphone mit dem Fingerabdrucksensor

08.10.2007 von Moritz Jäger
Das Business-Handy Toshiba Portege G500 tritt gegen Nokia und RIM an und buhlt mit Windows Mobile um die Gunst der Business-Nutzer. Dabei steckt unter der unspektakulären Hülle ein innovatives Sicherheits-Feature.

Beinahe unbemerkt hat Toshiba seine Smartphone-Serie um zwei Neuheiten ergänzt. Eine davon ist das Portege G500, ein auf Windows Mobile 5 basierendes Slider-Handy. Äußerlich kommt das Gerät schlicht daher. Die große Innovation ist ein Fingerabdruck-Scanner auf der Rückseite.

Geöffnet: Das Slider-Handy im offenen Zustand.

Auch die sonstigen Funktionen klingen vielversprechend. Das G500 kann Daten per EDGE und über das schnelle HSDPA-Netz mobil senden und empfangen. Zudem beherrscht es WiFi mit 54 MBit/s, Bluetooth und einen vorinstallierten SIP-Client für VoIP-Gespräche.

Erster Eindruck

Wer das Portege aus seiner Verpackung holt, fühlt sich um Jahre zurückversetzt –designtechnisch. Denn das G500 sieht mit seinem klobigen Gehäuse aus Plastik sehr altbacken aus. Größe und Gewicht ähneln dem Sony Ericsson S700i, das 2004 auf den Markt kam. Man fühlt dem Portege G500 einfach an, dass es aus Kunststoff ist. Schade, hier verschenkt Toshiba Chancen, denn Metall oder ein besserer Lack würde dem G500 sehr gut stehen. Positiv fällt dagegen der sehr gut verarbeitete Slide-Mechanismuns auf, die beiden Hälften haben kaum seitlichen Spielraum.

Klotz: Das Portege G500 ist knapp 23 mm dick.

Als Betriebssystem kommt Windows Mobile 5 zum Einsatz, das bereits das Messaging- und Security-Update hat. Das G500 ist also fit für Push-Mail und die rudimentäre Fernwartung über Exchange. Dennoch verwundert es, dass Toshiba nicht auf das aktuelle Windows Mobile 6 setzt. Eine Anfrage, ob für die Käufer eine Update-Möglichkeit besteht, wurde noch nicht beantwortet.

Innovativ: Fingerprint-Sensoren besitzen noch nicht viele Smartphones.

Die größte Innovation findet sich unter dem oberen Gehäuse. Wird das G500 auseinandergeschoben, hat der Nutzer Zugriff auf den Fingerprint-Scanner. Damit lässt sich das Gerät per Fingerabdruck entsperren, zudem ist es möglich, festgelegte Anwendungen zu starten. Mehr dazu später.

Praxis

Das Gehäuse mag zwar schmucklos wirken, im Inneren aber steckt Technik vom Feinsten. Das G500 kann sich nicht nur per EDGE und HSDPA schnell in mobile Netze einwählen, es verfügt auch über WiFi und Bluetooth.

Die äußeren Anschlüsse entsprechen dem Industriestandard: Synchronisation und Stromzufuhr laufen über den Mini-USB-Anschluss am unteren Ende, Headset oder Kopfhörer stecken in einer 2,5-Zoll-Klinkenbuchse. Lobenswert: Im Paket liegt auch ein Adapter für die weit verbreiteten 3,5-Zoll-Stecker.

Löblich: Toshiba setzt konsequent auf Standardanschlüsse.

Der interne Speicherplatz von 50 MByte lässt sich per MiniSD-Karte um maximal zwei GByte erweitern. Hier zeigt sich ein Vorteil der „dicken“ Bauweise: Es ist genügend Platz im Gehäuse, sodass die Speicherkarte nicht unter dem Akku angebracht werden muss, sie lässt sich also im Betrieb austauschen.

Toshiba liefert zusätzlich eine weitere interessante Software mit: GoldKey. Dabei verbindet sich das Handy mit einem Desktop-PC oder Notebook per Bluetooth. Anschließend wird ein ständiges Signal zum PC geschickt. Entfernt man das Handy vom PC, etwa auf dem Weg zum Termin, empfängt der PC das Signal nicht mehr und sperrt sich automatisch. GoldKey funktioniert allerdings nur mit dem Toshiba-Bluetooth-Stack, der meist in Notebooks verbaut ist.

Zu guter Letzt hat Toshiba noch eine 2-Megapixel-Kamera integriert, die überraschend gute Bilder abliefert. Sie eignet sich vor allem für Kontaktbilder. Leider fehlt eine OCR-Software zum Scannen von Visitenkarten. Auf Wunsch schaltet die Kamera auch in einen Videomodus.

Sicherheit per Fingerabdruck

Was das Portege G500 gegenüber den Smartphones der Konkurrenz abhebt, ist der integrierte Fingerabdruck-Scanner. Dieser befindet sich an der Rückseite des oberen Teils, ist also nur sichtbar, wenn der Slider geöffnet ist. Das Einrichten ist schnell erledigt: Nachdem ein beliebiges, möglichst starkes, Passwort eingerichtet ist, können Sie einen oder mehrere Finger einscannen. Die Abdrücke sind dann an das Passwort gekoppelt.

Fingerzeig: Das Abbild der Fingerspitzen wird bei der Registrierung öfter aufgenommen.

Sobald das Telefon entsperrt werden soll, drückt man die entsprechende Taste und fährt mit einem registrierten Finger über den Scanner. In der Praxis funktioniert die Technik problemlos, allerdings benötigt man manchmal mehrere Versuche, bis ein Finger erkannt wird.

Bequem: Anstatt eines komplizierten Passworts entsperrt der Fingerabdruck das Handy.

Zusätzlich enthält das Portege G500 die Applikation Fingerlaunch, die ebenfalls den Scanner nutzt. Dabei können Sie einzelnen Fingerabdrücken bestimmte Programme zuweisen. Um diese Verknüpfungen zu nutzen, müssen Sie allerdings zuerst immer Fingerlaunch starten, erst dann werden die Fingerprints erkannt und umgewandelt. Die Software arbeitet zudem langsam, sodass der normale Weg, ein Programm zu starten, oft schneller ist.

Office, Multimedia und Web

Die Fähigkeiten der Software entsprechen dem Windows-Mobile-Standard. Kontaktverwaltung und Terminplanung übernimmt die mobile Version von Outlook. Den einzelnen Kontakten lassen sich zudem aufgenommene Fotos zuordnen. Um Office-Dateien kümmert sich der Picsel-Viewer; wie auch Samsung scheint sich Toshiba nicht auf die Microsoft-internen Programme verlassen zu wollen. Die Software kommt mit den bekannten Dokumentformaten zurecht, nicht lesbar ist allerdings das OpenXML-Dateiformat von Office 2007. Außerdem ist die Software nur ein Bildbetrachter, Änderungen kann das Programm an den Dokumenten nicht vornehmen.

Opera on Board: Toshiba liefert das Protege G500 mit dem mobilen Opera Browser aus.

Multimedia-Anwendungen können auf den mobilen Windows Media Player zurückgreifen. Dieser unterstützt die Formate MP3, AAC, AAC+, eAAC+, WMA und AMRNB sowie die Video-Codecs H.263/MPEG4 und WMV.

Für das Mobile Internet bietet Toshiba eine bessere Software als den mobilen IE. Kostenlos vorinstalliert ist Opera 8.65 für Windows Mobile. Die Software ist einer der besten mobilen Browser, der die Inhalte für den Bildschirm entsprechend aufbereiten kann.

Lauf- und Ladezeit

WiFi, HSDPA, Fingerreader, Bluetooth – das alles zehrt an der Batterie eines Smartphones. Da ist es gut, dass Toshiba sein Portégé G500 mit einem 1200-mAh-Lithium-Ionen-Akku ausgestattet hat, dieser verspricht lange Laufzeiten.

In unserem Dauertest hielt das G500 dann allerdings nur 429,02 Minuten durch, das entspricht etwa sieben Stunden. Während des Tests war das Handy ständig im Einsatz, die Helligkeit des Displays war auf die höchste Stufe gestellt. Zum Vergleich: Der BlackBerry Curve hielt unter gleichen Umständen mit geringerem Akku (1100 mAh) beinahe einen ganzen Tag aus. Toshiba sollte bei den Nachfolgern deutlich mehr in Strom sparende Techniken investieren.

Ladediagramm: Nach 133 Minuten ist der Akku wieder voll.

Ein leerer Akku ist nach 133 Minuten wieder voll geladen, hier macht sich ebenfalls die hohe Kapazität negativ bemerkbar. Das Portege lädt etwa 100 Minuten lang mit voller Kraft (knapp fünf Watt), anschließend fällt die Leistung ab.

Tabelle: Das Toshiba Portege G500 im Überblick

Hardware

Prozessor

ARM 920T PXA27x

Speicher

50 MByte intern

Erweiterungsslot

MiniSD, maximal 2 GByte

Display

240 x 320 Bildpunkte

Größe

96 x 49 x 22,9 mm

Gewicht

131 Gramm inklusive Akku

Akku

1200 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GPRS/GSM/EDGE/UMTS/HSDPA

WLAN / GPS

ja / nein

Bluetooth

ja, 2.0

Profile u. a.: Headset, Freisprechen, Dateitransfer

Schnittstelle

Mini-USB

Synchronisation

Active Sync

Betriebssystem

Windows Mobile 5

Vertrieb und Preis

Hersteller

Toshiba

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

keine Angaben

Ohne Vertrag

zirka 400 Euro

Vertrieb

nur über Fachhändler oder Internet

Fazit: Sicher, aber altbacken

Sicher, das Äußere ist nicht alles, aber in der Business-Welt eben doch viel wert. Im Gegensatz zu den hochgestylten Portégé-Notebooks wirkt das G500 wie die hässliche Stiefschwester. Dafür kann das Smartphone mit einer ganzen Reihe an inneren Werten kontern. Windows Mobile 5 läuft schnell und stabil, was für den verbauten Prozessor spricht.

Der Fingerprint-Scanner ist zudem eine der größten und längst überfälligen Innovationen auf dem Smartphone-Markt. Denn dieser garantiert sichere Passwörter. Wir hätten uns aber deutlich mehr Optionen gewünscht, etwa ein automatisches Löschen der Dateien, wenn Fingerprint und Passwort öfter falsch eingegeben werden. Hier ist zwar ein erster Schritt getan, aber durchaus noch Platz für Zusatzfunktionen.

Ansonsten ist das Portege G500 ein solider Begleiter, wenn man keine Schönheitswettbewerbe mit ihm gewinnen will. WiFi und HSDPA arbeiten stabil, dank dem mitgelieferten Opera-Browser ist Surfen selbst über EDGE noch machbar. Leider gibt es derzeit keinen Provider, der das G500 in seinen Katalog mit aufgenommen hat, die Geräte sind also nur über Toshiba-Reseller erhältlich.

Für den Nachfolger wünschen wir uns, dass Toshiba an Stromsparmodus, Design und dem erweiterbaren Speicher arbeitet. (mja)