Test: T-Mobile MDA Pro

14.10.2005 von Moritz Jäger
Der MDA Pro weckt hohe Erwartungen. Handelt es sich dabei um einen Pflichtkauf für den mobilen Geschäftsmann oder machen Software-Probleme das Gerät zu einem Ladenhüter?

In dem kürzlich erschienenen Vorabtest haben wir uns die Verkaufsversion des MDA Pro genauer angesehen. Allein hinsichtlich der technischen Daten beeindruckt der neue T-Mobile-Hybrid aus PDA und Smartphone. Neben Bluetooth und WLAN verfügt das Gerät auch über ein UMTS-Funkmodul.

Als Betriebssystem kommt Windows Mobile 5 zum Einsatz. Die aktuellste Redmonder Entwicklung für PDAs und Smartphones wurde gründlich überarbeitet und bietet jetzt endlich lang vermisste Features. Eine der wichtigsten Neuerungen ist ein dauerhafter Speicher. Dieser sichert Daten auch dann, wenn die Stromversorgung ausfällt. Die mobilen Office-Anwendungen aus dem Hause Microsoft haben ebenfalls ein Update erfahren und arbeiten jetzt besser mit der Desktop-Variante zusammen. Einen ausführlichen Bericht über Windows Mobile 5.0 finden Sie hier.

Ob Microsoft und T-Mobile mit beim MDA Pro aus den bisherigen Fehlern gelernt haben, zeigt Ihnen unser Praxistest.

Kurzinformation MDA Pro

Vertrieb

T-Mobile

Hersteller

HTC

CPU

Intel Bulverde, Taktfrequenz 520 MHz

Speicher

ROM: 128 MByte, RAM: 64 MByte

Betriebssystem

Windows Mobile 5.0

Features

UMTS, WLAN, Bluetooth, drehbarer Touchscreen mit 9,1 cm Diagonale, Zwei Kameras, SIDO- und MMC-Einschub, QWERTZ-Tastatur mit 62 Tasten

Preis (Herstellerempfehlung)

899,00 Euro ohne Vertrag

Der erste Eindruck

Im Praxistest fallen zunächst Größe und Gewicht des MDA Pro auf. Die Abmessungen betragen 127,7 mm x 81 mm x 25 mm, der Hybrid wiegt 285 Gramm. Zum Vergleich: Der Vorgänger MDA III hat ein Gewicht von 210 Gramm.

Der Nachteil des Formats ist, dass sich der MDA Pro nicht mehr bequem in einer Sakko- oder Jackentasche unterbringen lässt, dazu trägt er zu dick auf. Leider legt T-Mobile lediglich eine Schutzhülle bei, eine Tasche mit Gürtelclip wäre deutlich sinnvoller gewesen.

Beim ersten Start erscheint der von früheren Pocket PCs bekannte Wizard, dieser richtet Touchscreen, Zeitzone und ein Kennwort ein. Zusätzlich erläutert der Helfer den Gebrauch des Stylus, indem er den Benutzer einen Termin ausschneiden und wieder einfügen lässt.

Wo viel Licht ist…

Im täglichen Einsatz ergibt sich ein zweigeteilter Eindruck vom MDA Pro. Solange Sie das Gerät als reinen PDA mit Telefonfunktion nutzen, macht die Arbeit damit richtig Spaß, die gebotenen Features können überzeugen. Surfen und E-Mailen geht per UMTS deutlich schneller als über GPRS. Der UMTS-Datentransfer erreicht einen Durchsatz von 160,3 Kbit pro Sekunde und damit immerhin die Hälfte der theoretischen Höchstgeschwindigkeit. Im WLAN schafft der PDA 320,6 Kbit/s.

Gut gelöst hat T-Mobile das Roaming zwischen den verschiedenen Netzwerken. In erster Linie verwendet das Gerät WLAN, soweit vorhanden. Sobald die Verbindung abreißt, wechselt die Verbindung auf UMTS, danach auf GPRS. Kommt ein bekannter WLAN-Hotspot wieder in Reichweite, springt der MDA Pro zurück auf das kabellose Netzwerk.

Die Akkulaufzeit befindet der Hybridarchitektur entsprechend im Mittelfeld. Bei normaler WLAN-Nutzung muss der MDA Pro etwa alle 1,5 Tage an die Steckdose. In der Praxis ist das aber eher Nebensache, meist ist der PDA via USB mit einem Rechner verbunden. In diesem Zusammenhang interessant ist der tecCHANNEL-Artikel "Akkus: Der schnelle Tod". Denn eine vom Hersteller angegebene Laufdauer eines Geräts ist ein Idealwert und unter optimalen Bedingungen mit neuen Akkus ermittelt. Bereits nach kurzer Betriebszeit ist diese Laufdauerangabe durch Alterungsprozesse im Akku nicht mehr erreichbar und nie wieder mit der gleichen Energiequelle möglich.

Mobile Office

Die größten Vorteile erhalten Nutzer, die im mobilen Office arbeiten. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit schreibt man mit der Volltastatur fast so schnell wie am Rechner im Büro. Gewöhnungsbedürftig sind auf der Tastatur allerdings zwei Dinge: Die Umlaute erreichen Sie nur, wenn Sie die Taste „Sym“ drücken, für ä, ü, ö und so weiter war einfach kein Platz mehr. Außerdem befindet sich auf dem Gerät nur rechts eine Shift-Taste, wodurch ein großes A anfangs sehr in eine Dehnübung ausartet. Die Tastatur verfügt übrigens über einen Lichtsensor. Ist das Umgebungslicht zu schwach, aktiviert sich die Hintergrundbeleuchtung, die Tasten leuchten dann rot.

Microsoft hat es außerdem endlich geschafft, dass Formatierungen von Dokumenten und Excel-Tabellen auch nach der Übertragung auf den Desktop erhalten bleiben. Mit an Bord sind zusätzlich Mobile PowerPoint und ClearValue PDF. Damit sollte der MDA Pro mit einem Großteil der Dateien zurechtkommen.

Wenig geändert hat sich bei der Verwaltung von Terminen und dem Senden von E-Mails oder SMS-Nachrichten. Wie schon bei den Vorgängermodellen verwaltet der Nutzer sämtliche Nachrichten in einem Menü, in einer Baumansicht wechselt man durch die verschiedenen Konten.

… ist auch viel Schatten

Microsoft hat mit Windows Mobile 5.0 verschiedene Änderungen in der Architektur des Betriebssystems vorgenommen. Das führt dazu, dass Programme von Drittherstellern teilweise nicht mehr funktionieren. Ein Beispiel ist das bekannte Handango in der aktuellen Version, der Installer erkennt ActiveSync 4.0 nicht und verlangt nach einer Synchronisations-Software.

Prüfen Sie deshalb unbedingt vor dem Kauf, ob die Entwickler Ihrer Programme die Software für Windows Mobile 5.0 freigeben. Ein guter Anlaufpunkt bei Problemen rund um MDA Pro ist die Seite MDA-Treff. Im Forum finden sich diverse Hilfen bei Problemen und Informationen zu nicht kompatibler Software.

Ebenfalls Probleme macht der Mobile Internet Explorer in Verbindung mit Outlook Web Access (OWA) und Exchange 5.5. Der Browser weigerte sich beharrlich, die Frames zu wechseln. Damit steckt man in einem Menü fest. Ein Wechsel, um beispielsweise E-Mails zu lesen oder zu verfassen, war im Test nicht möglich.

Riesenprobleme durch ActiveSync

Das größte Problemkind ist ActiveSync 4.0, welches den Datenaustausch zwischen dem PC und dem MDA Pro übernimmt. Windows Mobile 5.0 synchronisiert sich nur noch mit dieser Version, eine Unterstützung für ältere Ausführungen fehlt. Im Test kam es allerdings an mehreren PCs vor, dass ActiveSync schlichtweg keine Verbindung zum PDA herstellt. Außerdem brach die Verbindung, wenn sie einmal da war, häufig ab.

Das Synchronisierungs-Tool trägt sich als virtuelle Netzwerkverbindung ein. Sollte auf dem Desktop eine Firewall aktiv sein, muss der Anwender die Dienste freischalten, damit der Datenabgleich funktioniert.

Weder ein Update noch diverse Neuinstallationen konnten den ActiveSync zu einem dauerhaften, zuverlässigen Betrieb bewegen. Bei T-Mobile und Microsoft sind die Probleme bekannt, eine Lösung steht derzeit noch aus.

Hoher Speicherverbrauch

Eine weitere Schattenseite liegt in der Architektur von Windows Mobile 5.0. Geschlossene Programme beendet das Betriebssystem nicht komplett, sondern hält sie weiter im Speicher. Dadurch verlangsamt sich der MDA Pro spürbar, sobald mehrere Anwendungen geöffnet wurden. Teilweise kommt es vor, dass neue Programme erst starten, wenn ältere, nicht mehr benötigte Tools per Task-Manager beendet wurden. Warum Microsoft an diesem Modell festhält, ist ein Rätsel. Am schnellen Weiterarbeiten liegt es nicht, Nutzer können die Programme immer zum Zeitpunkt des Verlassens fortsetzen, auch wenn der Task-Manager die Anwendung schließt.

Ist die Grundkonfiguration abgeschlossen, lädt das Gerät automatisch das T-Mobile-Branding mit verschiedenen Einstellungen. Diese enthalten neben einem angepassten Grafik-Layout beispielsweise auch die Zugangsdaten für das mobile Internet sowie Informationen zur Video-Telefonie. Allerdings erweist sich das Branding als massiver Ressourcenfresser. Es belegt etwa neun MByte des Programmspeichers und 2,3 MByte des Datenspeichers. Durch einen Trick können Sie zwar verhindern, dass der MDA Pro die Daten lädt, im Test waren danach aber keine Videogespräche mehr möglich.

Fazit: Gemischte Gefühle

Selten hat ein Testgerät einen so zwiespältigen Eindruck hinterlassen wie der MDA Pro. Zum einen ist das Gerät von der Ausstattung wie geschaffen für den „mobile Warrior“. Per UMTS und WLAN ist der Zugriff auf Internet und Netzwerkdaten problemlos möglich, VPN sorgt für eine gesicherte Verbindung ins Firmennetz. Mobile Word und Mobile Excel profitieren von der Volltastatur, Nutzer können Dokumente bereits unterwegs vorbereiten und anschließend richtig formatiert auf dem Desktop weiterverwenden. Die Video-Telefonie funktioniert ebenfalls tadellos, ist aber eher ein nettes Feature als eine Killerapplikation.

Zum anderen enthält die Software massive Fehler. ActiveSync, die Hauptanwendungen zum Datenaustausch, arbeitet nur sporadisch, der Datenabgleich ist ein Glücksspiel. Durch die fehlende Synchronisation verliert der MDA Pro einen Großteil seines Werts als PDA. Sicher lassen sich Adressen auch manuell eingeben und Daten über Speicherkarte austauschen, aber das ist nicht der Sinn der Sache.

Die Software auf dem Gerät lastet den Speicher mit der Zeit massiv aus, nur ein manuelles Beenden der aktiven Programme schafft hier Abhilfe.

Kaufen oder nicht?

Solange Ihre bisherigen Anwendungen und ActiveSync 4.0 nicht mit dem MDA Pro zusammenarbeiten, macht der Kauf keinen Sinn. Prüfen Sie das in jedem Fall vorher, legen Sie dabei besonderen Wert auf die Synchronisation. Dadurch sparen Sie sich nicht nur Ärger, sondern auch eine Menge Geld, denn der Preis wird in der nächsten Zeit sicher noch fallen. Derzeit kostet Gerät bei T-Mobile ohne Vertrag knapp 900 Euro, dafür erhalten schon ein Notebook mit UMTS-Karte.

Als nächsten Konkurrenten gibt es den Nokia Communicator 9500 schon für knapp 100 Euro billiger bei D2. Allerdings verzichtet man dann auch auf UMTS und einen großen Touchscreen.

tecCHANNEL.de wird weiter ein Auge auf die Entwicklung von ActiveSync haben. Sobald Microsoft die Software verbessert, informieren wir Sie. (mja)