Test: Smartphone o2 XDA

24.06.2003 von Christian Vilsbeck und JÜRGEN MAUERER 
Handy, Organizer, E-Mail und mobiles Internet - Smartphones vereinen die Funktionen von Mobiltelefon und PDA in einem Gerät. Wir prüfen, ob das 'All-in-one'-Konzept des XDA von o2 mit Microsofts Pocket PC 2002 Phone Edition aufgeht.

Ein Vorteil von Smartphones gegenüber der Kombination von Handy und PDA liegt klar auf der Hand: Man spart sich ein Gerät und hat mehr Platz in der Jackentasche. Zudem erleichtern die Multitalente den digitalen Alltag.

Bei der Einwahl ins Internet etwa entfällt das umständliche Hantieren mit zwei Geräten: Der Connect des PDA via Datenkabel oder IrDA-Schnittstelle mit dem Handy entfällt. Ein Smartphone ist alleine in der Lage, E-Mails abzurufen oder im Web zu surfen. Das All-in-one-Gerät erleichtert auch das Telefonieren, sofern man wichtige Telefonnummern überwiegend auf dem PDA gespeichert hat. Ein Klick auf einen Eintrag in den Kontakten genügt, und schon wählt das Smartphone die entsprechende Nummer.

Der Anwender hat im Marktsegment der Smartphones die Wahl zwischen Geräten mit den Betriebssystemen Symbian OS (Nokia Communicator 9210i), Palm OS Phone Edition (Handspring Treo, Palm Tungsten W) und der Pocket PC 2002 Phone Edition von Microsoft (T-Mobile MDA, o2 XDA). Wir haben den o2 XDA (499 Euro mit Kartenvertrag) für Sie getestet und das Hauptaugenmerk auf das Zusammenspiel der Handy- und PDA-Funktion sowie die Konfiguration gelegt. o2 vertreibt das von HTC in Taiwan entwickelte Smartphone mit Pocket PC unter dem Markennamen XDA.

XDA - erster Eindruck und Bedienung

Wäre die Antenne (20 x 13 Millimeter) rechts oben nicht, könnte man den o2 XDA glatt für einen reinen PDA halten. In den Maßen des stabilen Metallgehäuses (130 x 73 x 18 Millimeter) und im Gewicht (201 Gramm) unterscheidet sich das Smartphone kaum von Pocket PCs wie dem HP iPAQ oder den Geräten von Toshiba.

Das Telefonieren mit dem XDA ohne Headset führt so auch zu einem etwas komischen Bild, wenn sich der Benutzer den "großen Knochen" an das Ohr hält. Ein Nachteil gegenüber normalen PDAs ist die 20 Millimeter lange Antenne, da der XDA so nur schwer in eine Hemdtasche passt.

Wie alle Pocket PCs besitzt der XDA vier Tasten. Allerdings sind nur die zwei Knöpfe für die Telefonie-Funktion um die Navigationswippe herum angesiedelt, die anderen beiden zum Öffnen der Kontakte und des Kalenders befinden sich oberhalb des Displays. Die Wippe selbst ist etwas klein geraten, navigiert aber trotzdem verlässlich in alle vier Richtungen. Weggelassen hat o2 das bei PDAs übliche Jog-Dial an der Seite, das sonst ebenfalls der Navigation dient. Dafür findet sich an seiner Stelle eine Taste für die schnelle Lautstärkeregelung. Damit lässt sich auch der Vibrationsalarm einschalten.

Pluspunkte sammelt o2 beim Lieferumfang. Im Preis enthalten sind neben der Dockingstation ein Headset sowie eine Ledertasche mit Gürtel-Clip - das ist nicht selbstverständlich. Bei der Software legt o2 neben den üblichen Pocket-PC-Programmen (Windows Media Player 8.5, Pocket IE, Pocket Outlook, Word und Excel) einen ImageViewer zum Betrachten von JPEG- und BMP-Bildern bei.

Hardware und Akkulaufzeit

Der XDA entspricht einem vollwertigen Pocket PC inklusive Dual-Band-GSM-900/1800-Funktionalität sowie einem GPRS-Modul (Datenrate maximal 53,6 Kbit/s). Näheres zum Betriebssystem und seinen Funktionen finden Sie in diesem Artikel. Das Smartphone von o2 besitzt einen Intel StrongARM-Prozessor mit einer Taktrate von 206 MHz, der auf je 32 MByte Flash-ROM und RAM zugreifen kann. Erweiterungen sind über einen Slot für SD/MMC-Karten möglich. Über Bluetooth oder WLAN verfügt der XDA nicht.

Der Abgleich der Daten mit dem PC ist nur über das USB-Cradle möglich. Leider kann man auch den Lithium-Polymer-Akku nur über die Dockingstation aufladen. Mit einer Ladezeit von 130 Minuten ist der Akku schnell wieder voll.

Akkulaufzeit PDA mit maximaler Display-Beleuchtung

Produkt

Laufzeit [Minuten]

o2 XDA

470

Dell Axim X5

394

Yakumo Delta

225

Die Akkulaufzeit ist hervorragend. Bei ausgeschaltetem Telefon und eingeschalteter Hintergrundbeleuchtung hält der XDA beim Test mit dem tecSimulator 470 Minuten durch - das beste Ergebnis unter den bisher getesteten Pocket PCs. Man muss allerdings dazu sagen, dass man beim XDA die Display-Helligkeit nicht selbst regulieren kann und der Helligkeitswert sehr schlecht ist. Das Smartphone leuchtet mit mickrigen 27,5 Cd/m2. Zum Vergleich: Der bislang "dunkelste" Toshiba Pocket PC e570 kommt auf eine maximale Helligkeit von 44,2 Cd/m2. Ohne Hintergrundbeleuchtung hält die PDA-Einheit mit 933 Minuten ebenfalls am längsten durch. Noch eine Angabe des Herstellers zur Akkulaufzeit: Laut o2 reicht der Strom für 150 Stunden im Standby-Betrieb oder ein dreieinhalbstündiges Dauergespräch.

Wenig überzeugt hat uns die Qualität des reflektiven Displays, das bei einer Auflösung von 240 x 320 Pixel nur bis zu 4096 Farben darstellt (Farbtiefe 12 Bit). Die meisten PDAs haben eine Farbtiefe von 16 Bit (65.536 Farben). Fehlende Regulierung, niedrigste Helligkeit, matte Farben und ein milchiger Touch machen das Betrachten des Displays nicht gerade zu einem Vergnügen. Aber für die üblichen PIM-Funktionen und zum Wählen der Telefonnummern reicht die Qualität völlig aus.

Konfiguration des Smartphone

o2 bietet den XDA nur in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag (Laufzeit zwei Jahre) an. Per SIM-Lock ist das Smartphone an die jeweilige SIM-Karte gekoppelt. Das heißt: Der Betrieb des XDA mit Karten anderer Netzbetreiber wie T-Mobile oder Vodafone ist nicht möglich, es sei denn, der Benutzer legt noch einmal 150 Euro drauf. So viel kostet eine Freischaltung des XDA für andere Netzbetreiber.

Dafür kommt der XDA aber mit einer übersichtlichen und klar strukturierten o2-eigenen Oberfläche. Diese erweitert den "Heute-Screen" des Pocket PC um nützliche Shortcuts wie beispielsweise WAP-Browser oder SMS-Funktionen.

Vor allem aber erleichtert und beschleunigt die enge Verbindung von Gerät und Netzbetreiber die Konfiguration des Smartphone erheblich. Nach dem erstmaligen Einlegen der SIM-Karte und der Auswahl des Eintrags "o2-DE" für das deutsche Netz startet die Konfiguration vollautomatisch. Sämtliche Parameter für WAP- und GPRS- sowie Internet-Zugang setzte der XDA selbstständig. Lediglich beim Einrichten des E-Mail-Kontos sind Adresse (POP3), Kennwort und Benutzername einzugeben.

Das Positive: Es funktioniert. Man klickt den Eintrag "Internet" im o2-Menü an und öffnet dadurch den Pocket Internet Explorer. Parallel beginnt das Smartphone mit der Einwahl ins Internet. Nach wenigen Sekunden ist man online und kann im GPRS-Tempo (bis zu 53,6 Kbit/s) surfen - das ist sehr komfortabel. Einzig die geringe Display-Größe reduziert das Vergnügen. Beendet wird die Internet-Verbindung über das Symbol auf dem Startbildschirm.

Allerdings nerven auch Kleinigkeiten: So wird beim Verfassen einer SMS die Zeichenanzahl nicht angezeigt. Man muss abschätzen, ob 160 Zeichen schon erreicht sind und der Empfänger eines nicht EMS/MMS-fähigen Handys daher zwei oder mehr Mitteilungen erhält.

Telefonieren mit dem XDA

Telefonieren kann man mit dem o2 XDA natürlich auch. Drückt man auf die grüne Telefontaste, erscheint das Handy-Menü mit seinen virtuellen Wahltasten auf dem Display. Diese sind ausreichend groß, so dass sich der XDA wie ein "richtiges Handy" mit den Fingern bedienen lässt; der Stift kann in seiner Halterung am Antennenstummel bleiben. Gespräche lassen sich direkt mit dem Gerät am Ohr oder per mitgeliefertem Headset führen.

Kurzwahl, Wahlwiederholung, Lautsprecher und SMS-Funktion gehören ebenfalls zum Funktionsumfang. Etwas versteckt ist die Freisprechfunktion. Erst längeres Drücken und Halten der Anruftaste aktiviert dieses Feature. Beim Test traten hier keine Echos auf, die Worte des Gesprächspartners klangen aber etwas dumpf.

Der o2 XDA ist nicht von Anfang an in der Lage, die Daten der SIM-Karte zu lesen. Man muss zunächst den auf dem Gerät vorinstallierten SIM-Manager benutzen, der alle SIM-Einträge ausliest und ins PDA-Adressbuch kopiert. Erst danach verwaltet der Kontakt-Manager auch die SIM-Einträge. Selbstverständlich kann man einen Kontakt auch direkt aus der Adressverwaltung heraus per Stiftklick anwählen.

Kleines Manko: Die Kontakte in der Adressverwaltung lassen sich nicht zu Anrufergruppen mit eigenen Klingeltönen zusammenfassen. Leider hat o2 auch die Anzeige des Akku-Ladezustands nicht an der Oberfläche platziert, sondern in den Tiefen des Menüs versteckt. Positiv jedoch ist die Option, den Handy-Teil des XDA unabhängig vom Organizer auszuschalten.

Fazit

o2 hat mit dem XDA eine insgesamt gelungene Kombination aus Handy und PDA. Überzeugen können vor allem die einfache Konfiguration des Internet-Zugangs und die lange Akku-Laufzeit des PDA. Allerdings sind Kleinigkeiten wie die fehlende Zeichenanzahl beim SMS-Schreiben oder der versteckte Akku-Zustand ärgerlich. Abstriche sind zudem beim Display zu machen. Für PIM-Funktionen und zum Telefonieren reicht dessen Qualität jedoch völlig aus.

Schade ist, dass o2 den XDA per SIM-Lock mit seinem eigenen Mobilfunknetz verbindet und nur mit einem Zweijahresvertrag anbietet (499 Euro). Wer diese Zwangsehe auflösen will, muss noch einmal 150 Euro auf den Tisch legen und kann erst dann zu einem anderen Mobilfunk-Betreiber wechseln. Hier lässt sich dann aber das sinnvolle und klar strukturierte o2-eigene Menü nicht mehr verwenden. (cvi)