Systemwiederherstellung per USB-Stick

Test - Shadowprotect 4 IT Edition

17.06.2011 von Frank-Michael Schlede und Thomas Bär
Welcher Administrator kennt das Problem nicht? Nicht mehr laufende Windows-Systeme sollen schnell und unproblematisch wieder in Betrieb genommen werden. Das Tool Shadowprotect 4 IT Edition will da Unterstützung bieten. Wir haben die Lösung einem Praxistest unterzogen.

Ganz gleich, wie viele Anwender ein Systemadministrator in seiner Firma zu betreuen hat: Für alle Fälle gilt, dass diese nach einem Systemabsturz oder auch kompletten Ausfall ihres Windows-Systems so schnell wie möglich wieder arbeiten wollen. Das bedeutet für den IT-Verantwortlichen, dass entsprechend leicht zu handhabende Werkzeuge benötigt werden, die zudem gewissen Anforderungen genügen müssen, damit sie im "harten Systemalltag" bestehen können.

Die amerikanische Softwarefirma StorageCraft bietet unter dem Namen Shadowprotect 4 IT Edition eine Software an, die genau diesen Ansprüchen genügen soll. Dabei kommt prinzipiell die gleiche Backup- und Wiederherstellungs-Software des Herstellers zum Einsatz, die dieser auch in einer Desktop- und einer Server-Version zur Verfügung stellt. Diese hier unter dem Namen "IT Edition" vorgestellte Version wurde aber laut Anbieter speziell dafür entwickelt, ein Windows-System von einem externen Datenträger wie einer CD oder einem USB-Stick aus wiederherzustellen.

Bildergalerie:
Systemwiederherstellung per USB-Stick
ShadowProtect IT im Einsatz auf einem Windows-Server: Der Systembetreuer kann alle Aufgaben an den Festplatten und Partitionen innerhalb der bekannten Windows-Oberfläche durchführen.
Systemwiederherstellung per USB-Stick
Die „Wizards“ leiten den Anwender durch die verschiedenen Aufgaben: Wie hier bei einem Backup eines Windows-Systems – dabei sind auch beim Booten vom Stick alle Laufwerke im Zugriff.
Systemwiederherstellung per USB-Stick
Auswahl des richtigen Images: Der Administrator kann ebenfalls direkt aus der Software heraus entscheiden, welches Images er auf dem entsprechenden Rechner wiederherstellen möchte.
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Wenn nichts mehr geht: Das „Recovery Environment“ bietet je nach Systemumgebung, die es wiederherzustellen gilt, entsprechend Möglichkeiten an.
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Überwachung inklusive: Das Werkzeug protokolliert detailliert, wie beispielsweise ein Backup eines kompletten Volumens abgelaufen ist.
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Vielfältige Möglichkeiten zum Einsatz eines Images: Der Image Conversion Wizard ermöglich nicht nur die Bearbeitung der Images, sondern kann sich auch in virtuelle Festplatten (VHDs) umwandeln.
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Direkte Umwandlung: Bei Ablegen des Images kann der Anwender entscheiden, ob es im eigenen Format von ShadowProtect verbleibt oder in einer virtuelle Festplatte umgewandelt wird, die dann von Virtualisierungs-Programmen genutzt werden kann.
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Wo soll ein Backup wieder eingespielt werden?: Der Wizard erlaubt es dem Anwender, dieses Backup auch als nur lesbares Medium wieder ins Betriebssystem zu bringen.

Wir haben uns diese Software in einem kurzen Testszenario näher angeschaut. Dabei kam eine englischsprachige Version der Lösung zum Einsatz. Bei unserem Test wurde ein 4 GByte großer USB-Stick verwendet.

Wer sich einen Datenrettungs-Stick nach eigenem Gusto anfertigen möchte, sollte einen Blick in unseren Workshop Multiboot-Rettungs-USB-Stick selbst gemacht werfen.

Erwartungshaltung: Vorbedingungen für das Tool

Welche Anforderungen wird ein Systemverwalter an ein derartiges Tool stellen, damit es den Weg in seine "Werkzeugkiste" finden kann? Eine solche Lösung sollte zunächst einmal ohne Schwierigkeiten auf jedem Windows-Rechner zu gebrauchen und einzusetzen sein. Das gilt sowohl für die Client- als auch für die Server-Systeme aus dem Hause Microsoft. Dabei genießen dann die folgenden Kriterien eine besonders hohe Aufmerksamkeit:

• Die Wiederherstellung/Reparatur muss auch dann durchzuführen sein, wenn es nicht möglich ist, eine spezielle Software auf dem Windows-Rechner zu installieren. Schließlich wird sie häufig zum Einsatz kommen, wenn der Administrator keine Chance mehr besitzt, auf dem havarierten System etwas zu installieren.

• Die Lösung muss unbedingt in der Lage sein, ein System "Bare Metal" wiederherzustellen. Sie muss ein zuvor komplett gesichertes Windows-System auch dann zurückzuspielen, wenn nur die Hardware ohne jegliche Softwareausstattung vor Ort vorhanden ist.

Zu den weiteren besonderen Bedingungen, die für ein solches Werkzeug gelten, gehört ohne Zweifel die Tatsache, dass für ein Backup im täglichen Betrieb der meisten IT-Umgebungen grundsätzlich immer weniger Zeit zur Verfügung steht. Deshalb sollte dieser Vorgang nach Möglichkeit im laufenden Betrieb ablaufen. Da zudem keine zusätzlichen Komponenten auf den betreffenden Systemen installiert werden können oder sollen, muss das zu kopierende Betriebssystem eine entsprechende Technik bereitstellen.

Volumenschattenkopien helfen in der Praxis

Das ist bei den neueren Windows-Systemen durch die Technik des Volumenschattenkopie-Dienstes (VSS - Volume Shadow Copy Service) möglich.

Dieser Dienst wurde grundsätzlich bereits unter Windows XP eingeführt. Seine Möglichkeiten wurden dann aber mit der Verfügbarkeit von Windows Vista deutlich erweitert. Integriert wurde dieser Dienst vor allen Dingen deshalb, weil auf diese Weise eine einfache und konsistente Erstellung von Schnappschüssen (Snapshots) des Betriebssystems möglich wird.

Das Windows-System kann so eine ganze Reihe von Versionsständen abspeichern. Dadurch wird dann auch eine Wiederherstellung eines bestimmten Zustandes des Betriebssystems möglich.

Dabei ist es ganz wichtig, dass diese Schattenkopien direkt zur Laufzeit erzeugt werden. So ist es durch ihren Einsatz auch möglich, zum Sicherungszeitpunkt offene Dateien in einem konsistenten Zustand abzuspeichern.

Alle Programme, die eine derartige Technik anwenden wollen, müssen dazu einen sogenannten VSS Writer bereitstellen. Die Firma StorageCraft liefert mit dem Produkt eine solche als Provider bezeichnete Technik aus und ermöglicht es so, dass der Anwender von diesem USB-Stick aus eine Sicherung im laufenden Betrieb durchführen kann.

Shadowprotect 4 IT Edition im Einsatz

Bei unserem kurzen Test hat es uns vor allen Dingen positiv überrascht, wie nahe diese Lösung dem Bild eines "Taschenmesser-Tools" für viele Zwecke wirklich kommt. So konnten wir nach dem Anbringen des USB-Sticks an einen Windows-Rechner dieses System anschließend problemlos direkt von diesem Datenträger starten.

ShadowProtect IT im Einsatz auf einem Windows-Server: Der Systembetreuer kann alle Aufgaben an den Festplatten und Partitionen innerhalb der bekannten Windows-Oberfläche durchführen.

Es gehört zu den Voraussetzungen für den Einsatz dieser Software von einem USB-Stick, dass das BIOS des Systems grundsätzlich einen Start von solchen Datenträgern erlaubt. Dazu sollten aber fast alle Systeme aus den vergangenen Jahren problemlos in der Lage sein. Zudem ist es natürlich auch möglich, diese Software von einer CD/DVD aus unter den gleichen Bedingungen zu verwenden.

Die Entwickler von Storagecraft haben für ihr Tool auf eine Windows-PE-Umgebung (PE - Preinstalled Environment) gesetzt, wie sie heute standardmäßig auf allen modernen Windows-System bei der Installation und Wiederherstellung zum Einsatz kommt. Dadurch ergibt sich in der Praxis eine ganze Reihe von Vorteilen für den Systembetreuer:

• Der Administrator findet sich nach dem Start vom USB-Stick in einer Windows-Oberfläche wieder. Hier werden ihm direkt die verschiedenen Optionen zur Datensicherung angeboten.

• Dort stehen dann auch Assistenten zur Verfügung, die ihn durch die Sicherung und Wiederherstellung eines Windows-Systems leiten.

• Die verschiedenen Funktionen wie Kompression, Verschlüsselung, Definition von Speicherorten sowie die Einrichtung von Backup-Jobs entsprechen dabei den üblichen Standards bei derartigen Sicherungslösungen.

• Besonders interessant: Ein Anwender kann direkt nach dem Einstecken des USB-Sticks und dem Start vom Medium sowohl das komplette System als auch einzelne Partitionen zum Beispiel auf eine externe Festplatte sichern.

In der Praxis

Die soeben erwähnten Punkte funktionierten in unseren Tests problemlos während des laufenden Betriebs eines Windows-Systems.

Vielfältige Möglichkeiten zum Einsatz eines Images: Der Image Conversion Wizard ermöglich nicht nur die Bearbeitung der Images, sondern kann sich auch in virtuelle Festplatten (VHDs) umwandeln.

Dann wird man das System natürlich nicht vom USB-Medium aus starten, sondern ein Administrator kann einfach die Sicherungssoftware vom montierten Stick aus aufrufen.

Diese virtuelle Festplatte kann danach mittels einer Virtualisierungssoftware wie VMware Workstation oder auch der Freeware Oracle Virtualbox direkt gestartet und verwendet werden. Bei unseren Tests zeigte es sich zudem, dass beispielsweise die VMware-Workstation auch in der Lage, die von der StorageCraft-Software angelegen Imagedateien mit der Endung *.spf direkt einzulesen und zu konvertieren.

Fazit

Das Werkzeug von StorageCraft hat bei unseren kurzen Praxistests genau das getan, was uns zuvor versprochen wurde: Mit seiner Hilfe war es uns möglich, einen Windows Server 2008 R2 auf eine Dateifreigabe im Netzwerk zu sichern. Auch der Versuch, einen PC via Stick zu booten und auf diesen Rechner dann ein vorher gesichertes Windows 7 Ultimate (64-Bit-Version) zurückzuspielen, gelang bei unseren Tests auf Anhieb.

Ein Administrator kann also wirklich schnell und bequem von Systemen auch im laufenden Betrieb Sicherungsabbilder auf andere Medien ziehen. Auch wenn es darum geht, beispielsweise den aktuellen Stand einer Installation "on the fly" zu sichern und diesen dann in einer virtuellen Maschine für weitere Testszenarien einzusetzen, kann die Software punkten.

Die Lösung unterstützt alle Windows-Clients ab Windows XP (SP2 und höher). Die Unterstützung der Windows-Server startet beim Windows 2000 Server SP4 und reicht bis zum aktuellen Windows Server 2008 R2. Bei allen Systemen werden sowohl die 32- als auch die 64-Bit-Versionen durch das Tool unterstützt, gesichert und wiederhergestellt.

Die Software kann mit allen gängigen Windows-Dateisystemen von FAT über NTFS bis hin zu "Dynamic Discs" umgehen, sodass es mit keinem Windows-System Schwierigkeiten geben sollte. Sie wird "per Techniker" lizenziert und kann dann auf beliebig vielen Systemen eingesetzt werden. Der Preis ist auf Nachfrage vom Anbieter zu erfahren. Interessierte Admins finden bei StorageCraft eine Testversion, die man gegen Registrierung herunterladen kann. Die Testversion ist ab Datum des Downloads drei Tage gültig. (mje)