Im Markt der Tablets scheiterten bisher die Konkurrenten durchgehend an Apples iPad. Entweder war es eine hakelige Bedienung, eine viel zu kurze Akkulaufzeit, nervende integrierte Lüfter oder schlichtweg ein ungefälliges Design. Auch die groß herausgehobenen Vorteile wie die Unterstützung von Flash-Webseiten oder ein USB-Anschluss verhelfen Tablets wie dem JooJoo oder WeTab nicht zum erhofften Erfolg.
Jetzt buhlt mit Samsung ein großer "Player" mit einem eigenen Tablet um die Gunst der Käufer. Wohl wissend, dass bei den Tablets mit zirka 10 Zoll großem Display ein direkter "Angriff" auf Apples iPad wenig Sinn macht, wird bewusst ein kleinerer Formfaktor mit 7-Zoll-Bildschirm gewählt. Samsung legt also den Fokus auf erhöhte Mobiliät.
Wem das iPad für unterwegs zu groß ist, dem will Samung also mit dem Galaxy Tab P1000 die ideale Lösung anbieten. Und damit "on the go" - wie ein geschätzter Kollege gerne sagt - nicht auch noch das Smartphone mitgeschleppt werden muss, spendiert Samsung dem Galaxy Tab gleich noch eine volle Telefoniefunktionalität.
Mehr Mobilität - doch wer benötigt das beim Tablet?
Das Samsung Galaxy Tab besitzt einen SIM-Kartenslot und eignet sich zum Telefonieren. Bei Apples iPad wird in den 3G-Varianten der Micro-SIM-Slot nur für Daten genutzt. Nur stellt sich beim Galaxy Tab die Frage nach dem tatsächlichen Praxisnutzen der Telefoniefunktion.
Als reiner Smartphone-Ersatz und nur mit dem Galaxy Tab unterwegs stellt das Tablet keine Lösung dar. Das Gerät ist hierfür einfach zu groß. Es lässt sich weder in die Hemdentasche noch ins Jacket stecken.
Dann kommt die Problematik, wenn das Gerät als Zusatz-Device zum Smartphone genutzt werden soll, wer besitzt eine zweite SIM-Karte neben seinem Smartphone mit gleicher Rufnummer? Natürlich gibt es diese Dual-Lösungen mit zwei Karten von den Providern, nur dafür auch nochmals extra zahlen?
Hinzu kommt ein im Praxisbetrieb doch sehr unkomfortables telefonieren. Da das Galaxy Tab nicht "Hemdentaschenkompatibel" ist, verweilt es im Rucksatz oder einer Tasche. Abheben wird somit schon umständlich. Und die wenigsten wollen ständig mit einem Headset am Ohr rumlaufen. Noch "unschicker" und seltsamer würde es aussehen, sich das 7-Zoll-Tablet direkt ans Ohr zu halten - was natürlich geht.
Von Befürwortern des Galaxy Tabs wird gerne propagiert, das Tablet eigne sich hervorragend als leicht tragbares Navigationsgerät, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Doch auch hier wollen wohl die wenigsten ständig das Tablet in der Hand halten oder immer wieder aus dem Rucksack ziehen. Moderne Smartphones bieten für die schnelle Navigationshilfe zu Fuß ein deutlich höheres Maß an Komfort, auch wenn das Display viel kleiner ist.
So stellt sich schon wieder die Frage, wenn das Galaxy Tab sowieso im überwiegenden Fall als Zusatzgerät mitgenommen wird, bringt der kleinere Formfaktor überhaupt Vorteile? Hier wird natürlich der Markt entscheiden. Doch in der Aktentasche oder im Rucksack lässt sich ein 10-Zoll-Tablet wie das iPad genauso gut mitnehmen. Zudem kommt ein Tablet im Groß der Fälle Zuhause, im Büro oder unterwegs im Zug beziehungsweise Flugzeug zum Einsatz.
Ausstattung
Das Galaxy Tab P1000 von Samsung ist mit seinen Abmessungen von 11,9 x 18,9 x 1,2 cm deutlich kleiner als das iPad (19 x 24,3 x 1,3 cm). Auch beim Gewicht trägt das Galaxy Tab mit 380 Gramm weniger auf als das iPad 3G mit 730 Gramm.
An technischen Features spart Samsung aber nicht. Der integrierte Speicher besitzt mit 16 GByte zwar nur das Fassungsvermögen des iPad-Einstiegsmodells, allerdings spendiert der Hersteller dem Galaxy Tab einen Micro-SD-Kartenslot zur Speichererweiterung. Per mitgeliefertem USB-Kabel (leider mit proprietären Stecker) lässt sich beim Anschluss an einen PC auf beide Speicherbereiche zugreifen und Daten übertragen. Der Akku wird beim Anschließen an den PC via USB allerdings nicht geladen - hierzu muss das mitgelieferte Netzteil verwendet werden.
Der 7-Zoll-Bildschirm des Galaxy Tab P100 bietet eine Auflösung von 1024 mal 600 Bildpunkten. Apples iPad zeigt auf seinem 9,7-Zoll-Schirm 1024 mal 768 Pixel an. Die Qualität des Galaxy-Displays ist allerdings durchaus mit dem Apple-Gerät vergleichbar. So liegt die maximale Helligkeit bei gemessenen 300 Candela. Das Kontrastverhältnis von ermittelten 829:1 ist ebenfalls gut. Wie beim iPad regelt auf Wunsch ein Helligkeitssensor die Leuchtkraft automatisch angepasst an das Umgebungslicht.
Dem Galaxy Tab P1000 genügt übrigens eine SIM-Karte im normalen Formfaktor - Micro-SIM wie beim iPad/iPhone ist nicht notwendig. Zum Telefonieren legt Samsung ein Kabel-Headset bei. Im mobilen Datennetz wird natürlich HSDPA unterstützt. WLAN 802.11n sowie Bluetooth 3.0 zählen zu den weiteren Funkstandards des Samsung-Tablets.
Im Gegensatz zum iPad besitzt das Galaxy Tab P1000 auf der Rückseite eine 3-Megapixel-Kamera zum Fotografieren. An der Front gibt es für Videotelefonate zusätzlich eine integrierte Webcam.
Betriebssystem Android
Samsung setzt beim Galaxy Tab P1000 auf Android 2.2 als Betriebssystem. Entsprechend ist auch die übliche Software-Ausstattung, die von Android-Smartphone bekannt sind, integriert.
Der Hersteller spendiert dem Galaxy Tab zusätzlich einen eigenen Task-Manager. Das Plugin zeigt alle aktiven Apps und ihren Speicherverbrauch an. Über den Task-Manager lassen sich die offenen Apps auch bequem einzeln schließen.
Mit der ebenfalls von Samsung installierten Software AllShare lässt sich das DLNA-fähige Galaxy Tab in Multimedia-Netzwerke einbinden. Neben einen Dateimanager gibt es außerdem Thinkfree Office - damit lassen sich Office-Dokumente anschauen und bearbeiten. Zum Installieren von Apps greift das Galaxy Tab wie Android-Smartphones auf den Android Market zu.
Im Test des Galaxy Tab P1000 konnten wir alle ausprobierten Apps ohne Schwierigkeiten installieren, obwohl sie nicht für die hohe Auflösung des Tablets angepasst sind. Allerdings sehen viele Apps im Fullscreen-Modus durch die Interpolation etwas unscharf aus. Die installierten Apps können auf dem Galaxy Tab über fünf Startbildschirme verteilt werden. Die Navigation zwischen den Schirmen erfolgt einfach per Fingerwisch.
Bedienung
An der Verarbeitung des Kunststoffgehäuses des Galaxy Tab P1000 gibt es wenig zu beanstanden: Es ist sehr stabil und knarzt nicht. Allerdings fällt beim alltäglichen Gebrauch des Tablets die sehr glatte Kunststoffrückseite negativ auf - es rutscht einem leicht aus den Händen. Auch beim bequemen auf den Schoß legen nervt die extrem glatte Rückseite. Zwar ist auch das iPad mit seinem Alugehäuse nicht unbedingt rutschfest, allerdings "gleitet" es nicht so extrem auf jeder Unterlage.
Tablets sind für das Surfen im Internet prädestiniert. Entsprechend wichtig ist hier eine gute Funktionalität. Beim Galaxy Tab P1000 kommt beim Scrollen in Webseiten allerdings nicht das sehr flüssige und "organische" Bediengefühl wie beim Apple iPad auf. Leichtes Ruckeln und ein verzögertes Ansprechverhalten sind zwar nicht wirklich störend, doch wer das iPad gewohnt ist, zeigt sich leicht enttäuscht. Der Zwei-Finger-Zoom funktioniert dagegen flüssig und stufenlos. Dabei schärft das Galaxy die vergrößerten Buchstaben jedes Mal allerdings sichtbar nach - Apples iPad erledigt dies wieder einen Tick flüssiger. Bei Webseiten wird durch einen Doppeltipp auf Textblöcke ebenfalls in diesen passend hineingezoomt. Allerdings erfolgt der Zoomvorgang deutlich ruckeliger als bei der Fingergeste.
Die virtuelle Tastatur des Galaxy Tab P1000 besitzt ein Tastenraster von 15 Millimetern. Das Tastaturlayout lässt sich für Zahlen, Sonderzeichen und Emoticons umschalten. Mit zwei Fingern kann man relativ schnell auf der Tastatur tippen. Wird das Tablet im Querformat gehalten, so ist das Schreiben mit den Daumen allerdings nur für großhändige Menschen bequem. Beim Halten im Hochformat funktioniert es aber auch mit kleineren Händen sehr gut. Samsungs Galaxy Tab beherrscht zusätzlich die Eingabe via Swype: Man gibt dabei Wörter ein, indem man mit dem Finger von Buchstabe zu Buchstabe streicht, ohne ihn abheben zu müssen. Daran muss man sich zunächst gewöhnen, kann dann aber sehr schnell schreiben.
Die Bedienelemente des Galaxy Tab P1000 sind "Android-typisch": Home, Menü, Zurück und Suchen sind als Sensortasten unterhalb des Displays ausgeführt. Desweiteren gibt es einen mechanischen Einschalter sowie die Wipptaste für die Lautstärke
Akkulaufzeit & Geschwindigkeit
Samsungs Galaxy Tab P1000 erreicht im Test mit einer Akkuladung beim Internet-Surfen per WLAN eine Laufzeit von 6,5 Stunden. Apples iPad schafft zirka zehn Stunden. Wird ein Video abgespielt, so hält das Samsung-Tablet 4:40 Stunden durch. Beim iPad sind über sieben Stunden möglich.
Sinkt beim Galaxy Tab P100 der Akkuzustand auf 10 Prozent, so reduziert das Tablet - abhängig von der App - automatisch die Display-Helligkeit. An sich ist diese Funktion durchaus sinnvoll, allerdings sollte es deaktivierbar sein. Denn das Galaxy dimmt die Leuchtdichte so weit herunter, dass beim Surfen oder Videoschauen in normal beleuchteten Räumen kaum mehr etwas vernünftig zu Erkennen ist.
Surfen im Internet erfolgt mit dem Galaxy Tab P1000 relativ schnell. Vor allem komplexe Webseiten baut das Samsung-Tablet allerdings etwas langsamer auf als das iPad. Dieses Ergebnis zeigt sich auch bei Browser-Benchmarks. Mit Flash-Elementen hat das Galaxy Tab dafür kein Problem. Web-Videos laufen flüssig, nur die Auflösung und Bitrate dürfen nicht zu hoch sein. Beispielsweise ruckelte die Wiedergabe aus der ZDF-Mediathek sichtbar.
Youtube-Videos spielt das P1000 über die eigene App ruckelfrei ab, auch in hoher Qualität. Aufgespielte HD-Videos laufen ebenfalls ohne erkennbares Ruckeln ab. Filme im AVI-, MP4- oder MKV-Container funktionieren dabei problemlos. Bei den Audioformaten unterstützt das Galaxy Tab neben MP3, AAC, WAV und WMA unter anderem auch Flac und Ogg.
Ein kompletter Neustart des Galaxy Tab P1000 dauert mit zirka 30 Sekunden etwas länger als beim iPad. Der im Praxisbetrieb übliche Start aus dem Standby-Modus dauert nur weniger als eine Sekunde.
Technische Daten
Hersteller |
|
Produkt |
Galaxy Tab P1000 |
Preis (unverbindliche Preisempfehlung) |
799 Euro |
Technische Hotline |
01805/67267864 |
Garantie des Herstellers |
24 Monate |
Prozessor |
Cortex A8 1,0 GHz |
Maße (L x B x H) |
11,9 x 18,9 x 1,2 Zentimeter |
Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil |
380 / 100 Gramm |
Betriebssystem |
Android 2.2 |
Integrierter Speicher (Art) |
16 GByte (Flash) |
Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS |
802.11n / 3.0 / 7,2 MBit/s / ja |
USB |
- |
VGA |
- |
HDMI |
- |
Kartenleser |
ja (Micro-SD) |
Einschub für SIM-Karte |
ja |
Kamera |
ja (2048x1536 Pixel) |
Internetkamera |
ja |
Dockinganschluss |
1 |
Audioausgang |
1 |
Audioeingang |
- |
Mikrofon |
ja |
Lieferumfang |
Benutzerhandbuch (deutsch, 51 Seiten); Netzteil mit Steckeradapter, Kabel-Ohrhörer, USB-Kabel (USB- auf Docking-Connector) |
Lagesensor / Lichtsensor |
ja / ja |
Spracheingabe / Flugzeugmodus |
ja / ja |
E-Mail-Zugang: POP3 / Imap / Exchange |
ja / ja / ja |
Update: Fazit
Das Samsung Galaxy Tab P1000 ist bislang der überzeugendste verfügbare iPad-Konkurrent. Allerdings kommt es beim Bedienkomfort und der "organischen" Bedienung ebenfalls nicht an die Qualitäten des Apple-Tablets heran. Klare Vorteile gibt es natürlich durch die Flash-Funktionalität und dem problemlosen Umgang mit unterschiedlichen Multimedia-Formaten. Im Vergleich zum Galaxy Tab kann beispielsweise auch das Viewsonic ViewPad 7 - ebenfalls mit Android 2.2 und 7 Zoll - keine Flash-Unterstützung aufweisen.
Ob das Samsung Galaxy Tab durch den kleineren Formfaktor einen Vorteil gegenüber dem iPad besitzt, bleibt zweifelhaft. Denn trotz integrierter Telefoniefunktion ist das Galaxy Tab P1000 einfach zu groß und unhandlich, um ein Smartphone unterwegs zu ersetzen. Der größere Mobilitätsfaktor im Vergleich zum iPad bleibt in der Praxis somit nebensächlich. Überwiegend werden Tablets ja doch Zuhause eingesetzt. Der schiere Markterfolgt wurde dem Samsung Galaxy Tab bisher auch nicht beschert, viele Nutzer haben das Tablet zurückgegeben. Und nicht ohne Grund macht der Hersteller jetzt den Schritt zu einem größeren Display mit dem Galaxy Tab 10.1.
Was zur Markteinführung des Galaxy Tab P1000 gar nicht gefiel, war der hohe UVP von 799 Euro. Damit lag das 7-Zoll-Tablet 200 Euro über dem iPad-3G-Preis (16 GByte). Der typische Straßenpreis ist inzwischen allerdings auf unter 500 Euro gefallen. (cvi)