Tablet mit 10,1-Zoll-Display und Android 4

Test - Samsung Galaxy Tab 2 10.1

09.07.2012 von Thomas Rau
Samsung will sich mit dem neuen Galaxy Tab 2 (10.1) gegen Konkurrenten wie das Apple iPad oder Asus Eee Pad Transformer Prime behaupten. Neben Android 4.0 gibt es gegenüber dem Vorgänger nur Detailverbesserungen. Der Test zeigt, ob das zu wenig ist.

Das Galaxy Tab 2 10.1 ist eigentlich schon die dritte Version des 10,1-Zoll-Tablets von Samsung. Nachdem Apple gerichtlich gegen das Design des ersten Galaxy Tab 10.1 vorgegangen war, brachte Samsung mit dem Galaxy Tab 10.1N ein leicht verändertes Modell auf den deutschen Markt. An dessen Design orientiert sich auch das Galaxy Tab 2 10.1: Der Bildschirm wird von einer dunkel-silbernen Leiste umfasst, in dem auch die beiden Lautsprecher sitzen. Sie fallen größer aus als beim Galaxy Tab 10.1N. Das Kunststoff-Gehäuse ist hochwertig verarbeitet und lässt kein Knarzen vernehmen. Außerdem liegt das Galaxy Tab 2 10.1 gut in der Hand, weil die Rückseite leicht aufgeraut ist - anders als der sehr glatte Kunststoffrücken des Original-Galaxy-Tabs.

Samsung Galaxy Tab 2 10.1: Die Rückseite des Kunststoffgehäuses ist leicht aufgeraut.
Foto: Samsung

Das erste Samsung-Tablet mit Android 4.0

Der größte Unterschied zu den Vorgängern: Das Galaxy Tab 2 arbeitet mit Android 4.0. Doch auch bei der Hardware hat Samsung einiges geändert: Das Galaxy Tab 2 verfügt zum Beispiel über einen Micro-SD-Kartenleser, auf den die Vorgänger verzichten mussten. Ansonsten ist die Anschluss-Ausstattung spartanisch: Neben einem Kopfhörerausgang gibt es nur eine Docking-Buchse, über die sich das Tablet mit dem mitgelieferten Kabel per USB verbinden beziehungsweise mit dem Netzteil aufladen lässt. Bei den 3G-Modellen kommt noch der Einschub für die SIM-Karte hinzu: So können Sie nicht nur per HSPA+ (maximal 21 MBit/s) mobil online gehen. Das Galaxy Tab 2 arbeitet auch als Mobiltelefon - bevor Sie sich das 10-Zoll-Tablet ans Ohr halten, nutzen Sie aber besser ein Bluetooth-Headset.

Allerdings ist das Galaxy Tab 2 nicht überall besser ausgestattet als der Vorgänger: Die Front-Kamera löst beispielsweise nur mit 640 x 480 Bildpunkten auf, beim Galaxy Tab 10.1N waren es noch 1600 x 1200 Pixel. Der rückseitigen Kamera - nach wie vor mit 2048 x 1536 Bildpunkten und 720p-Videoaufnahme - fehlt beim neuen Galaxy Tab 2 das Fotolicht.

Bildergalerie: Galaxy Tab 2 10.1
10,1-Zoll-Tablet mit Android 4
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10,1-Zoll-Tablet mit Android 4
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10,1-Zoll-Tablet mit Android 4
10,1-Zoll-Tablet mit Android 4

Das bringt Ice Cream Sandwich beim Galaxy Tab 2

Während es für Galaxy Tab 10.1 und 10.1N noch kein Update für Ice Cream Sandwich gibt, hat Samsung das Galaxy Tab 2 vom Start weg mit Android 4.0 ausgestattet. Wie alle bisherigen 4.0-Tablets bringt auch das neue Galaxy Tab nicht alle Funktionen mit, die Google für Ice Cream Sandwich versprochen hat: Beim Samsung-Tablet können Sie beispielsweise nicht aus dem Sperrbildschirm auf bestimmte Apps direkt zugreifen. Auch Face-Log-In beherrscht das Galaxy Tab 2 nicht.

Beim Galaxy Tab 2 können Sie nicht vom App-Menü zu den Widgets weiterblättern, wie bei Android 4.0 üblich. Einige Funktionen, die andere Tablets erst mit Android 4.0 bekamen, hatte Samsung schon für seine Honeycomb-Tablets im Programm: Dazu zählen beispielsweise die Panorama-Funktion der Kamera-App oder die Bildbearbeitung über die App Foto-Editor.

Flüssige Bedienung

Immerhin macht Android 4.0 die Bedienung des Samsung Galaxy Tab 2 flüssiger. In den Startbildschirmen kann man nur bei genauem Hinsehen ein Ruckeln erkennen. Der Pinch-Zoom in der Galerie reagiert sehr schnell. Im Browser fallen bei schnellem Scrollen immer noch kurze Ruckler auf, das Tablet reagiert nicht verzögerungsfrei auf Fingergesten, beim Pinch-Zoom hüpft die Webseite teilweise an eine andere Stelle als die, die man eigentlich vergrößern wollte. Der Unterschied zum iPad ist immer noch da, doch das Galaxy Tab 2 beweist, dass sich auch Android-Tablets weitgehend ohne nervige Pausen bedienen lassen.

Für Eingaben auf dem Tablet ist die Samsung-Tastatur neben der Spracheingabe die einzige Option. Sie bietet oben eine Ziffernzeile, sodass Sie nur für Satz- und Sonderzeichen umschalten müssen. Wortvorschläge zeigt sie schon während der Eingabe an - mit etwas Übung lässt sich recht schnell tippen. Auch handschriftliche Eingaben erkennt das Tablet und wandelt sie um.

Extra-Apps von Samsung

Die Menü-Struktur von Ice Cream Sandwich bietet auch das Galaxy Tab 2 - nach wie vor aber im Design von Samsungs Touch-Wiz-Oberfläche, also mit schwarzer Schrift auf hellem Hintergrund. Außerdem bringt das Tablet zahlreiche Samsung-Apps mit, darunter den Readers Hub: Dort lassen sich Zeitschriften kaufen oder abonnieren über den Dienst Zinio. Für das Bücherangebot sorgt Kobo - das Angebot ist aber nur mittelmäßig. Der Games Hub bietet Spiele über das Netzwerk Mobage an. Für Musik bietet das Galaxy Tab 2 den Music Hub: Über die Plattform von 7digital können Sie dort aktuelle Alben für zehn Euro und einzelne Songs für 1,49 Euro kaufen.

Wi-Fi Direct: Praktisch - aber nur in der Theorie

Das Samsung Galaxy Tab 2 10.1 hat auch Wi-Fi direct an Bord: Diese Funktion soll eine direkte WLAN-Verbindung zwischen zwei Geräten aufbauen. So können Sie Dateien per Funk ohne eine WLAN-Basisstation übertragen. Allerdings müssen dafür die beiden Geräte Wi-fi direct unterstützen - und davon gibt es nicht viele. Und selbst dann funktioniert Wi-Fi direct fast nie: Im Test klappte die direkte WLAN-Verbindung nur mit einem Samsung Galaxy S3 einwandfrei. Vom Tablet aus konnten wir Bilder über den Befehl "An dieses Gerät senden" zum Smartphone übertragen. Umgekehrt klappte das nicht, weil auf dem S3 dieser Menübefehl nicht auftauchte.

Wi-Fi Direct: Die WLAN-Verbindung von Gerät zu Gerät macht in der Praxis viele Probleme

Mit einem HTC One X klappte die Verbindung nur einmal, schlug anschließend aber immer fehl: Das Tablet konnte das HTC-Smartphone nur zu einer Verbindung einladen, die aber nicht zustande kam. Starteten wir die Verbindung vom One X, klappte die Verbindung, aber Bilder ließen sich nicht übertragen, weil in der Album-App von HTC ein entsprechender Menübefehl fehlt. Auch mit einem Sony-Laptop das gleiche Bild: Die Geräte sehen sich, können aber keine Verbindung aufnehmen: Das Samsung-Tablet bricht sie schon ab, als sie das Sony-Notebook noch herstellen will. Startet das Notebook die Verbindung, kommt sie zustande, das Tablet taucht aber nicht im Windows-Explorer auf. Wenn man die Verbindung per Pin-Code sichern will, geht gar nichts mehr: Die vom Laptop erzeugte Nummernfolge lässt sich auf dem Tablet eingeben, danach suchen sich die Geräte vergeblich.

Akkulaufzeit und Geschwindigkeit

Mit einem Gewicht von 583 Gramm gehört das Galaxy Tab 2 wie seine Vorgänger zu den leichtesten 10-Zoll-Tablets. Auch bei der Akkulaufzeit liegt das Samsung-Tablet im Spitzenfeld - allerdings nur mit einem Trick: Im Video-Test hält das Galaxy Tab 2 über 6,5 Stunden durch, reduziert aber die Displayhelligkeit erheblich, wenn dem Akku nur noch zehn Prozent Ladung verbleiben - selbst wenn man alle Energiesparmodi de-aktiviert. Ebenso verfährt das Tablet beim WLAN-Test, wobei die reduzierte Helligkeit beim Surfen weniger stört als beim Filmeschauen. Tablets mit Tegra 3 wie das Asus Transformer Prime oder das Acer Iconia A510 halten beim Video-Test deutlich länger durch.

Akkulaufzeit & Gewicht

Akkulaufzeit: Internetzugriff per WLAN / Video abspielen

8:17 Stunden / 6:41 Stunden

Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil

583 / 82 Gramm

Im Samsung Galaxy Tab 2 steckt dagegen ein Dual-Core-Prozessor mit 1 GHz. Das macht sich in der Praxis kaum negativ bemerkbar, höchstens bei Benchmarks wie Sunspider, Smartbench oder GL Benchmark. In denen liegt das Galaxy Tab 2 auf dem Niveau des Vorgängers sowie anderer Tablets mit Tegra 2 und deutlich hinter Tegra-3-Geräten.

Geschwindigkeit

Browser: Geschwindigkeit Sunspider / Smartbench 2011 / GL-Benchmark / mittlere Ladezeit für Webseiten

2234.0 Millisekunden / 3018, 1941 Punkte / 27 Bilder pro Sekunde / 5,12 Sekunden

Startzeit: aus ausgeschaltetem Zustand / aus Bereitschafts-Modus

42 / 1 Sekunden

Dateien auf Gerät übertragen (700 MB)

80 Sekunden

Bildschirm-Qualität

Mit denen kann das Samsung Galaxy 2 aber beim Abspielen von Videoformaten mithalten: Selbst MP4-Filme in Full-HD und High Profile machen dem Samsung-Tablet keine Probleme, ebenso wenig wie andere Container-Formate etwa AVI oder MKV. Das Display zeigt 1280 x 800 Bildpunkte und damit eine Punktedichte von 149 ppi - dem Trend zum hochauflösenden Bildschirm folgt Samsung also nicht.

Die Bildqualität ist gut, allerdings leuchtete das Display nicht so hell wie der Bildschirm im Galaxy 10.1N. Auch der Kontrast ist für Tablet-Verhältnisse bestenfalls Durchschnitt. Farben kommen beim Samsung-Tablet kräftig, aber etwas zu dunkel. Das hohe Niveau des Galaxy 10.1N sowie anderer Android-Tablets wie dem Motorola Xoom 2 oder dem Acer Iconia A510 erreicht das neue Samsung-Tablet nicht.

Bildschirm

Diagonale / Auflösung / Punktdichte

10,1 Zoll (25,7 Zentimeter) / 1280 x 800 Bildpunkte / 149 ppi

Helligkeit / Kontrast / Entspiegelung

325 cd/m² / 770:1 / gering

Fazit

Mit dem Galaxy Tab 2 10.1 bleibt Samsung im Segment der Android-Tablets die beste Alternative zum iPad. Zwar hat das neue Galaxy Tab 2 verglichen mit den meisten Android-Geräten trotz des neuen Kartenlesers immer noch weniger Anschlüsse, sonst stimmt aber alles.

Das Android-4.0-Tablet lässt sich flüssig bedienen, bietet eine lange Akkulaufzeit und einen ordentlichen Bildschirm. Außerdem gibt es die 3G-Variante im Internet schon für rund 450 Euro. Neben dem mobilen online gehen gibt es auch eine Telefoniefunktion. Das ist praktisch, wenn Sie unterwegs mit dem Tablet alles erledigen wollen.

Quickinfo: Samsung Galaxy Tab 2 10.1

Technische Daten

Prozessor

Dual-Core 1,0 GHz

Maße (L x B x H)

257 x 175 x 9,7 mm

Gewicht:

583 Gramm

Betriebssystem

Android 4.0.3

eingebauter / zusätzlicher Speicherplatz (Art)

16 GByte (Flash) / keiner mitgeliefert

Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS

802.11n / 3.0 / 21 MBit/s / ja

USB

via Connector

HDMI

-

Kartenleser (Formate)

ja (Micro-SD)

Einschub für SIM-Karte

Ja (3G-Modell P5100)

Kamera

ja (2048 x 1536 Pixel)

Internetkamera

ja (640 x 480 Pixel)

Dockinganschluss

1 (USB, Strom)

Audioausgang

1

Mikrofon

Ja

Lieferumfang

USB-Docking-Kabel, Netzteil, Netzteil-Stecker

Garantie

24 Monate

UVP / Straßenpreis (Stand: 09.07.12)

599 Euro / zirka 450 Euro (3G-Modell)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt . (cvi)