Im Bereich der Stromversorgung in Server-Racks werden die Anforderungen an entsprechende Lösungen immer ausgefeilter und intelligenter. Typischerweise kommen dabei Power Distribution Units (PDU) zum Einsatz. Moderne PDU-Systeme sind aber mehr als nur “normale“ Stromverteiler, sondern sind mit zahlreichen Powermanagement Features ausgestattet:
So ermöglichen moderne PDUs eine Stromüberwachung in Echtzeit und können per Remote-Zugriff gesteuert werden. Neben den Standardfunktionen wie Strom- und Spannungsmessung können sie auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit erfassen. Darüber hinaus sollen fernverwaltete PDUs eine bessere Verfügbarkeit und eine effiziente Nutzung von Stromressourcen garantieren, sowie die Entscheidungen zur Kapazitätsplanung im Server-Rack beziehungsweise Rechenzentrum verbessern. Dabei lassen sich die aktuellen Geräte auch mit neuer Firmware upgraden und somit zum Beispiel mit neuen Features versorgen. Darüber hinaus vereinfachen sie das IT-Management, denn der Zugang zu Stromquellen ist immer schwierig, wenn überladene Server-Schränke mehr und mehr zum Hindernis werden.
Intelligente PDUs sollen somit eine komfortable Kontrolle über die Stromversorgung in Server-Racks und somit auch im Rechenzentrum ermöglichen. Wir haben mit der Raritan PDU Dominion PX DPCR8A-16 die Probe aufs Exempel gemacht, und sie einem detaillierten Test unterzogen.
Hardware-Details der Dominion PX
Die Raritan Dominion PX PDU DPCR8A-16 ist in einem 19-Zoll-Rack-Gehäuse mit Einbauschienensatz untergebracht. Unser Testkandidat ist eine Ein-Phasen-Lösung für 230 Volt und maximal 16 Ampere Stromstärke sowie einer maximalen Energie von 3680 VA. Das Remote-Power-Management-System bietet auf der Rückseite acht voneinander unabhängig arbeitende Stromversorgungsbuchsen. Jede dieser “Steckdosen“ besitzt eine Status-LED, die es ermöglicht, vor Ort den Zustand der Stromversorgung zu prüfen.
Neben den Steckdosen verfügt die PDU über ein Display mit zwei Funktionstasten. Es informiert über den Stromverbrauch beziehungsweise die Betriebsspannung eines an der PDU angeschlossenen Gerätes. Über die Tasten kann der Anwender manuell die entsprechende Steckdose für das Monitoring auswählen.
Auf der Vorderseite hat der Hersteller das System mit drei Schnittstellen ausgestattet. Das sind im Einzelnen der LAN-Anschluss, ein serielles Interface sowie ein Feature-Port, an dem ein kombinierter Temperatur-Feuchtigkeits-Sensor angeschlossen werden kann. Den Betriebsstatus der PDU-Einheit signalisiert eine blaue LED an der Frontseite.
Funktionalität der Dominion PX
Die Power Distribution Unit bildet eine zentrale Steuereinheit für die Stromversorgung im Rack. Mittels einer integrierten Monitoring-Technologie ist die PDU in der Lage, alle für den Betrieb von Servern in einem Rack relevanten Parameter wie Strom, Spannung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu sammeln. Diese Informationen können lokal an dem Gerät mithilfe von LED-Ziffern und remote mittels Webbrowser angezeigt werden. Der Anwender kann den Strom in den Leitungen und an jedem Ausgang in Echtzeit überwachen. Die PDUs liefern auch dann genaue Informationen, wenn der Strom nicht als reine Sinuskurve dargestellt wird.
Ein Gruppieren der Ausgänge ermöglicht dem Administrator die Steuerung mehrerer Ausgänge innerhalb einer einzelnen PDU oder über mehrere PDUs hinweg über eine einzige IP-Adresse. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn Geräte mit mehreren Netzteilen aus- und eingeschaltet werden müssen.
Der Hersteller liefert die Dominion-PX-PDU optional mit einem kombinierten Sensor für Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung aus. Dieser Sensor übermittelt den Leitern von Rechenzentren Informationen zu Hotspots, ermöglicht somit eine optimale Gerätekühlung und kann gleichzeitig die mit statischer Elektrizität verbundenen Risiken reduzieren.
Das Gerät unterstützt SNMP für TRAPs, SETs und GETs. Die Sicherheit wird durch die erforderliche Eingabe von Benutzernamen und Kennwort gewährleistet. Sowohl für die Strom- als auch für die Umgebungsüberwachung können Grenzwerte und Warnmeldungen festgelegt werden, die auf potenzielle Fehler aufmerksam machen, bevor diese zu Ausfällen führen. Für das sichere Managen der PDU hat der Hersteller diese sowohl im Stand-alone-Betrieb als auch bei einer Integration in andere Lösungen mit 256-Bit-AES-Verschlüsselung und sicheren Kennwörtern ausgestattet.
Das System unterstützt erweiterte Autorisierungsoptionen einschließlich der Berechtigungen für die Ausgangsebene sowie LDAP/S, RADIUS und Active Directory. Darüber hinaus unterstützen das Gerät Verwaltungsschnittstellen wie HTTP, HTTPS, IPMI, SMASH-CLP, SSH, Telnet und SNMP v2 und v3 mit Verschlüsselung sowie vom Benutzer konfigurierbare Ausgangsebenenverzögerungen für kontrolliertes Hoch- und Herunterfahren der Stromversorgung (Power Sequencing). Die PDUs sind mit verschiedenen Formfaktoren, Leistungsdaten und Sicherheitsanforderungen erhältlich.
Installation und Konfiguration der Hardware
Die Installation der Raritan Dominion PX ist hardwareseitig sehr einfach: Der Power-Stecker muss lediglich mit der entsprechenden Steckdose im Rack verbunden werden. und über ein RJ45-Kabel erfolgt die Integration der PDU in das Netzwerk. Optional können über die Feature-Schnittstelle zusätzlich Sensoren für Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessungen angeschlossen werden.
Für eine direkte Kommunikation beziehungsweise Konfiguration mit einer Steuerkonsole steht eine serielle Schnittstelle zur Verfügung. Dazu muss das im Lieferumfang enthaltene Nullmodemkabel mit der Dominion-PX-Einheit und dem Computer angeschlossen werden. Zusätzlich benötigt der Anwender auf dem Computer ein Terminalprogramm, wie zum Beispiel PuTTY oder HyperTerminal.
Nach dem ordnungsgemäßen Anschluss von Netzwerk und serieller Verbindung ist das Gerät bereit für die erste Konfiguration. Mit einem entsprechende Terminalprogramm für serielle Kommunikation (Parametern: 9600, 8, None, None) und dem Aufruf config gelangt man in die Konfigurationsroutinen der PDU. Hier nehmen wir die relevanten Testeinstellungen vor, um das Gerät ordnungsgemäß in unser Testnetzwerk zu integrieren. Wir haben für unsere Testzwecke der PDU eine feste IP zugeordnet, statt der Option DHCP. Damit wäre die reine Installation der Hardware abgeschlossen. Für das Zurücksetzen des Gerätes in die Werkseinstellungen steht in Verbindung mit der Kommunikation mit dem seriellen Port ein Reset-Schalter auf der Rückseite des Gerätes bereit.
Dominion-PX-Webinterface: Bedienung und Funktionen
Nach der Hardwarekonfiguration lässt sich die Dominion PX per Browser ansprechen. Via Webbrowser und Aufruf der entsprechenden IP-Adresse (werksseitig: 192.168.0.192) gelangt man zur Anmeldung bei der Web-Schnittstelle. Für eine ordnungemäße Funktion beziehungsweise Anzeige aller Web-Funktionen muss im Web-Browser zwingend JavaScript aktiviert sein. Die erste Anmeldung erfolgt mit dem Standardbenutzernamen admin und dem Standardkennwort raritan. Aus Sicherheitsgründen wird danach zur Änderung des Kennworts aufgefordert.
Alle Fenster der Web-Schnittstelle enthalten im oberen Teil Menüs und einen Navigationspfad und im linken Bereich ein Statusfeld, die alle in englischer Sprache gehalten sind. Die Web-Schnittstelle verfügt über mehrere Menüs, die jeweils eine Reihe spezieller Menüoptionen enthalten. So erhält der Anwender unter Power Outlets den aktuellen Status aller Stromausgänge sowie die Möglichkeit, diese zu steuern. Unter Alerts erfolgt die Konfiguration von Alarmen und Alarmrichtlinien. Das User Management bietet umfangreiche Funktionen zur Benutzerverwaltung wie etwa Systemzugangsberechtigungen für einzelne Benutzer oder Gruppen.
Die Konfiguration der Geräteeinstellungen wie Netzwerk, Sicherheit, Zertifikate, Authentifizierung oder Datum und Uhrzeit erfolgt im Menü Device Settings. Über das Maintenance-Menü kann der Anwender Geräteinformationen abrufen oder die Firmware aktualisieren. Der letzte Menüpunkt Outlet Groups bietet die Möglichkeit, Ausgänge unterschiedlicher Dominion-PX-Einheiten zu einer logischen Gruppe zusammenfassen und die Ausgänge somit über eine einzelne Einheiten zu steuern.
Die Navigation der Dominion PX ist intuitiv und strukturiert, so dass das Arbeiten mit dem System problemlos funktioniert. Wenn zum Beispiel der Nutzer aus einem Menü eine Option auswählt und zu einem bestimmten Fenster navigiert, wird oben im Fenster ein Navigationspfad mit dem Menü und der Option angezeigt, die ausgewählt wurde.
Raritan-Software: Power IQ
Die optional erhältliche Software Power IQ von Raritan ermöglicht die Verwaltung von herstellereigenen und -fremden Server-Schrank-PDUs im Rechenzentrum über eine einzelne Web-Schnittstelle. Das Programm unterstützt den Administrator bei der Überwachung des Stromverbrauchs auf Anschluss-, Server-Schrank- und Rechenzentrumsebene. Es führt programmgesteuert Messungen des Stroms, der Spannung, der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit durch.
Darüber hinaus regelt die Software das Ein-/Ausschalten der Stromzufuhr zu Anschlüssen von einem entfernten Standort aus. In Verbindung mit Server-Schrank-PDUs unterstützt die Software durch Funktionen zur Datenerfassung und Berichterstellung den IT-Verantwortlichen bei zahlreichen wichtigen Entscheidungen in Bezug auf Kapazitätsplanung oder effiziente Energienutzung im Rechenzentrum.
Die Installation der Software erfolgt Mithilfe des VMware ESX-Servers, da Raritan die Power IQ-Software als virtuelle Appliance realisiert hat. Eine voll funktionsfähige Trialversion mit der Einschränkung auf fünf PDUs kann der Anwender mithilfe des VMware Players nutzen. Wir haben uns zu Testzwecken für die zweite Installationsvariante entschieden und somit zuerst den VMware Player standardmäßig auf unserem Testsystem installiert. Über den VMware Player lässt sich die Power-IQ-Software über ein Image als virtuelle Machine aufrufen und einrichten. Nach der erfolgreichen Installation der VM muss der Anwender lediglich noch die Netzwerkinstallation über das Hauptmenü des Netzwerk-Konfigurationsfensters durchführen.
Der Aufruf der Power-IQ-Software erfolgt über einen Webbrowser auf einem beliebigen Computer des Netzwerks. In die Adressleiste des Browsers gibt der Anwender die IP-Adresse ein, die bei der Netzwerkinstallation des Power-IQ-Programms zugewiesen wurde, wie zum Beispiel http://174.16.22.110. Daraufhin öffnet sich ein Login-Fenster, und nach der Eingabe des Zugangsdaten (Default: admin, raritan) steht das Programm mit dem Dashboad-Fenster für weitere Eingaben zur Verfügung. Das Dashboard enthält einen Überblick über Energieverbrauch und Laufzeit aller Power Distribution Units, die von Power IQ verwaltet werden. Die auf der Übersichtsseite angezeigten grafischen Diagramme bleiben so lange leer, bis eine PDU hinzugefügt und Analytikfunktionen konfiguriert werden.
Über das Dashboard können Funktionen wie das Hinzufügen einer oder mehrere PDUs zur Power-IQ-Verwaltung und das Überprüfen des Status aller verwalteten PDUs abgerufen werden. Zusätzlich stehen Optionen wie Aktualisieren der PDUs mit neuer Firmware, Roll-out für die Konfiguration einer PDU mit anderen PDUs desselben Modelltyps und Umbenennen von Ausgängen sowie Anpassen der Systemeinstellungen parat. Darüber hinaus enthält das Dashboard Links zu Registerkarten mit den folgenden Features:
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Data Centers, um die Details für Ihr Unternehmensmodell zu bearbeiten
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PDUs, um eine Seite mit einer Liste aller PDU-Optionen zu öffnen
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IT Devices, um die Liste mit den IT-Geräten zu prüfen, die über PDUs betrieben werden
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Analytics, um einen benutzerdefinierten Grafikbericht zu erstellen. Hierfür müssen Sie zuerst ein Unternehmensbeziehungsmodell erstellen
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Settings, um eine Seite mit einer Liste aller Konfigurationsoptionen für Power IQ zu öffnen
Die Power-IQ-Software ist übersichtlich strukturiert und die Bedienungsführung intuitiv ausgelegt. Allerdings ist die Einarbeitung in die vielfältigen Programmfunktionen zeitintensiv.
Fazit
Die Power Distribution Unit Dominion PX von Raritan bietet neben intelligenten Stromanschlüssen auch komfortable Messmöglichkeiten für Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Server-Rack. Alle acht zweiphasigen Stromanschlüsse lassen sich individuell ansteuern und verwalten. Damit kann der Administrator beziehungsweise Anwender in Echtzeit die elektrische Parameter wie Strom und Spannung inklusive elektrischer Leistungsaufnahme eines Servers und andere an die PDU angeschlossenen Systeme überwachen. Wer die zusätzlichen Kosten nicht scheut, für den ist die Raritan-PDU eine Empfehlung.
Die Installation und Bedienung der Hardware ist unproblematisch und verlief in unserem Test fehlerlos. Etwas technisches Know-how ist bei der Einrichtung und Nutzung der Software Power IQ erforderlich. Diese wird als virtuelle Appliance installiert und setzt eine entsprechende virtuelle Umgebung zum Beispiel in Form eines VMware-ESX-Servers oder – in der Trialversion – VMware Players voraus. Sowohl der integrierte Funktionsumfang der PDU-Hardware als auch die optionale Power-IQ-Software bieten detaillierte und umfangreiche Optionen – allerdings muss der Administrator für deren Nutzung ein wenig Einarbeitungszeit investieren.
Die Raritan Power Distribution Unit Dominion PX in der Version DPCR8A-16 kostet zirka 570 Euro. Der optionale erhältliche Sensor für Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung schlägt mit zirka 150 Euro zu Buche. Die Power-IQ-Software als virtuelle Software-Appliance mit zehn Lizenzen ist zu einem Preis von etwa 1100 Euro erhältlich. (hal)