Test: Philips DVDRW208

06.12.2001 von NICO HARTMANN  und Manuel Masiero
Philips präsentierte in der tecCHANNEL-Redaktion seinen ersten DVD+RW-Brenner. Wir haben das Laufwerk getestet und streichen es dieses Jahr von unserem Wunschzettel für Weihnachten.

Eigentlich haben wir uns schon daran gewöhnt, dass DVD+RW-Brenner in schöner Regelmäßigkeit angekündigt werden und doch nicht auf den Markt kommen. Nun ist es doch passiert: Die ersten Recorder von Ricoh und HP stehen für etwa 720 Euro (1400 Mark) in den Läden. Das Philips-Drive DVDRW208 gesellt sich in diesen Tagen dazu und bekommt im Media-Markt ein Preisschild: 820 Euro (1600 Mark). Die +RW-Medien mit 4,7 GByte sollen etwa 23 Euro (45 Mark) kosten. Der nette Verkäufer kann sie aber in der Regel nicht neben das Laufwerk stellen. Sie sind - wenn überhaupt - nur vereinzelt in den Regalen der Elektronik-Märkte zu finden.

Ebenso rar sind die Drives der drei Anbieter Ricoh, HP und Philips. Ricoh ist zur Zeit einziger Hersteller von Laufwerken und Medien. Zum einen verkauft er Brenner unter eigenem Label, zum anderen versorgt er Hewlett-Packard, Philips und in Zukunft auch Sony.

Wie lange das Dilemma noch anhält, ist schwer zu sagen. Fakt ist: Philips will erst ab Oktober 2002 eine eigene Fertigungslinie für PC-Drives eröffnen. Das kann bis dahin für Lieferschwierigkeiten und für hohe Laufwerkspreise sorgen. Bei den passenden Medien sieht es besser aus. Mitsubishi Chemical Corporation (MCC) kündigte noch für 2001 DVD+RWs an. Die Medien werden voraussichtlich unter der Marke Verbatim vertrieben.

Es scheint, als ob die Mitglieder der DVD+RW-Allianz mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, wie vormals die DVD-RAM-Gruppe mit Panasonic, Hitachi und Toshiba. Die momentane Marktsituation ist unbefriedigend, doch DVD+RW ist eine interessante Technologie. Wir haben sie uns genauer angesehen und Philips ersten DVD+RW-Recorder getestet.

Technologie DVD+RW

Die DVD+RW ist ein wieder beschreibbares Medium. Eine Speicherkapazität von 3,0 GByte sah die erste Version vor. Beschriebene Medien waren inkompatibel zu allen DVD-Laufwerken und DVD-Playern. Daher beschlossen die Mitglieder der DVD+RW-Alliance, entsprechende Brenner erst in der standardmäßig 4,7 GByte fassenden Version 2.0 auf den Markt zu bringen.

In der Version 2.0 speichert die DVD+RW bis zu 4,7 GByte an Daten und soll für mindestens 1000 Schreib-Lösch-Zyklen gut sein. DVD+RW-Medien sind im Single-Layer-Format gefertigt. Als Speicherverfahren wird die Phase-Change-Technologie eingesetzt. Zum Schreiben der Daten auf DVD+RW verwendet der Laser eine Wellenlänge von 650 nm.

Zur physikalischen Aufzeichnung nutzt die DVD+RW die Methode high frequency wobbled groove: In der transparenten Substratschicht des Mediums eingepresst verläuft eine sinusförmig und hoch frequent gewundene Datenspur. Daten speichert die DVD+RW ausschließlich in der Groove genannten Vertiefung zwischen zwei Datenspuren.

Im Unterschied zu anderen Rewritable-Medien ist es möglich, die DVD+RW sowohl im CLV-Modus als auch im CAV-Modus zu beschreiben. Im letzteren Modus dreht das Laufwerk das DVD+RW-Medium mit konstanter Winkelgeschwindigkeit. Mit CAV erfolgt eine schnellere Positionierung der Laseroptik, da im Gegensatz zu CLV die Drehgeschwindigkeit nicht zusätzlich mitverändert werden muss. Mit dem CAV-Verfahren sollen auch auf fragmentierten DVD+RW-Medien nicht lineare Videoaufnahmen möglich sein.

Auch in dem Lossless Linking genannten Feature zeigt sich die konsequente Auslegung der DVD+RW-Drives als Videorecorder-Ersatz: Der Schreibvorgang lässt sich anhalten und innerhalb eines maximal 1 Mikrometer langen Intervalls fortsetzen. An bereits bestehende Aufnahmen sollen sich so neue Videodaten ohne Pausen anhängen lassen.

Einen ausführlichen Vergleich der verschiedenen Schreibformate bei DVDs finden Sie im Artikel "DVD-Schreibformate im Überblick".

Test Philips DVDRW208

Der ATAPI-Recorder DVDRW208 beschreibt DVD+RW-Medien mit bis zu 2,4facher Geschwindigkeit. CD-Rs und CD-RWs brennt er mit 12fach- beziehungsweise 10fach-Speed.

Philips beziffert die maximale Leseleistung für DVDs und CDs mit 8fach und 32fach. Der DVDRW208 verfügt über 2 MByte Cache. Buffer Underruns bei CDs verhindert die Technologie Seamless-Link, bei DVD+RW-Medien kommt Lossless Linking zum Einsatz. Mit Thermo-Balanced Writing testet der Brenner, wie schnell eine CD beschrieben werden kann.

Laut Philips kann der Brenner DVD-Audio-Medien und Super-Audio-CDs lesen, aber nicht beschreiben. Insgesamt fünf Mal lässt sich der Ländercode des Laufwerks festlegen - bei unserem Testmuster war Region 2 voreingestellt.

Software

Philips legt dem Laufwerk Nero Burning ROM und myDVD 3 bei. Nero brennt in der Version 5.5.5.6 neben den gewohnten CD-Formaten auch DVDs im ISO-, UDF- und UDF-Bridge-Format und erstellt Boot-DVDs. Für den geübten Nero-Anwender ändert sich, abgesehen von ein paar zusätzlichen Reitern, nichts. Mit myDVD lässt sich eine Menüstruktur für eine Video-DVD erstellen und Videomaterial sowohl editieren als auch brennen.

Testergebnisse Philips

Der Philips DVDRW208 ließ sich problemlos installieren. Beim Booten und im Windows-2000-Gerätemanager meldet sich das Laufwerk fälschlicherweise als DVDRW1208. Ahead Nero Burning ROM erkannte den Recorder unter Windows 2000 aber korrekt.

CDs und CD-RWs brennt der DVDRW208 mit 11facher beziehungsweise 9facher Geschwindigkeit. Eine DVD+RW mit 4,7 GByte schreibt er mit 2,2fachem Tempo in 23 Minuten. Leseprobleme mit gebrannten DVD+RWs traten bei Tests mit verschiedenen DVD-ROM-Laufwerken von Toshiba, Pioneer und CyberDrive nicht auf.

Auf DVD+RWs, DVD-RWs und DVD-5-Scheiben greift der Brenner nach rund 150 ms zu und liest sie mit durchschnittlich 7,8 MByte/s. Das entspricht 5,9fachem Tempo. Philips verspricht 8fache Geschwindigkeit und eine Zugriffszeit von 140 ms.

Der Brenner liest und schreibt die Daten einer CD im Raw-Modus inklusive den Subchannels. Unsere zerkratzte Test-CD liest er langsam, aber fehlerfrei. Für das präparierte DVD-Medium benötigt der DVDRW208 etwa eine Stunde und produziert dabei 12 Lesefehler.

Mit unserer Referenz-Audio-CD konnte sich der Testkandidat erstaunlicherweise nicht anfreunden: Leseprobleme beim letzten Audio-Track senkten die durchschnittliche Performance auf 16x. Erst mit einem anderen Medium gleicher Spielzeit erbrachte er die volle, rund 20fache DAE-Performance.

Fazit: Der Philips DVDRW208 konnte im Test nicht völlig überzeugen. CD-Rs, CD-RWs und DVD+RWs schreibt er zügig. Enorme Schwächen zeigt der Brenner jedoch beim Lesen von DVDs.

Quickinfo

Produkt

DVDRW208

Anbieter

Philips

Bauform

Intern / ATAPI

Leistung (DVD+RW, DVD Lesen)

2,4x/8x

Leistung (CD-R/CD-RW/CD Lesen)

12x/10x/32x

Besonderheiten

Lossless Linking, Seamless Link, Thermo-Balanced Writing

Preis

820 Euro (1600 Mark)

Schreiben CD und DVD

Unter Windows 2000, Service Pack 2, haben wir die Performance des Philips DVDRW208 ermittelt. Eine Liste der verwendeten Hardware finden Sie im tecLab-Report.

Die Leseleistung der DVD-Recorder bestimmen wir zum einem mit dem Lowlevel-Benchmark tecBench. Zum anderen prüfen wir mit tecMark die Lesegeschwindigkeit und die Fehlerkorrektur in der Praxis.

Für die Schreibtests verwenden wir die mitgelieferte Brenn-Software. Dem Philips-Recorder lag Nero Burning ROM in der Version 5.5.5.6 bei.

Im Diagramm sehen Sie die durchschnittlichen Transferraten beim Schreiben von unterschiedlichen CD- und DVD-Medien.

Lesen CD und DVD

Im Diagramm sind die Datentransferraten des Philips DVDRW208 beim Lesen von CDs und DVDs gegenüber gestellt. Die Werte der ersten beiden Diagramme sind mit unserem Lowlevel-Benchmark tecBench ermittelt und zeigen zum einen die durchschnittliche Leserate und zum anderen die mittleren Zugriffszeiten verschiedener Medien. Die Ergebnisse der Leseperformance in der Praxis finden Sie in der Tabelle.

Die Performance beim Audio-Grabbing ist gut. Zwar einwandfrei, aber sehr langsam ist die Fehlerkorrektur bei CDs. Den Test mit der präparierten DVD verpatzte das Laufwerk dagegen völlig.

Philips DVDRW208 - Praxis lesen

Benchmark/Anbieter

tecMark DVD-5 (MByte/s) mittel

Audio-Grabbing CD mittel

Fehlerkorrektur CD (Minuten)

Fehlerkorrektur DVD (Minuten)

Philips DVDRW208

5,8

20,6x

18:16

51:50 (mit 12 Lesefehlern)

Fazit

Nur teilweise konnte uns der Philips DVDRW208 im Test überzeugen. Die Performance beim Lesen verschiedener Medien ist im Durchschnitt bestenfalls noch befriedigend. Besonders negativ fällt die schlechte Fehlerkorrektur bei DVDs auf. Die Schreibgeschwindigkeit ist gut, jedoch versteht er sich nur auf das Brennen von CD-Rs/-RWs und DVD+RWs. Für 820 Euro (1600 Mark) erhält man also ein klassisches CD-Brenner-/DVD-ROM-Kombilaufwerk, das zusätzlich DVD+RWs schreiben kann.

Wenige DVD-Anwendungen und die teuren DVD+RW-Medien (23 Euro, 45 Mark) machen den Brenner noch zu einem Nischenprodukt. Er wäre bestenfalls für diejenigen interessant, die Daten sichern und digitale Videos aufzeichnen wollen.

Abgesehen von diesen Schwierigkeiten hat die junge DVD+RW-Technologie noch mit einigen handfesten Problemen zu kämpfen. Und die heißen hauptsächlich Lieferschwierigkeiten und Format-Wirrwarr.

Zur Zeit bieten Ricoh, HP und Philips DVD+RW-Brenner an. Sony und AOpen wollen in Kürze mit je einem Modell folgen. Derzeit produziert alleine Ricoh die PC-Drives und somit steckt in jedem Retail-Kit ein Ricoh-Laufwerk - Label hin oder her. Sony und Philips begründen Ihre Politik damit, dass man die Technologie erst einmal auf den Markt bringen will, ohne Konkurrenzkampf untereinander. Im nächsten Schritt sollen dann eigene Fertigungsstraßen eingerichtet werden. Ähnlich sieht es bei den Medien aus. Nur Ricoh stellt derzeit DVD+RWs her. Weil ein Hersteller alle relevanten Allianz-Partner bedient, kommt es zu Lieferengpässen bei Medien und Laufwerken. Auch die Preise werden so schnell nicht fallen.

Zu den bestehenden Unannehmlichkeiten kündigt Philips eine weitere an, die auf den ersten Blick gar nicht danach aussieht, aber zu einer Zwickmühle für Kunden werden kann. Bereits im Mai 2002 soll das Nachfolgemodell des DVDRW208 erscheinen. Diese soll einmal beschreibbare DVD+Rs schreiben und das Dateisystem Mount Rainier unterstützen. Soll man besser warten und dann bei den Modellen der zweiten Generation zugreifen? Diese leisten dann mehr, sind erfahrungsgemäß billiger und von etwaigen "Kinderkrankheiten" geheilt.

Zeitgleich sind zum Frühjahr 2002 bereits weitere DVD-Brenner angekündigt. LG und Hitachi wollen Anfang 2002 einen DVD-RAM-Brenner zeigen, der auch DVD-RW-Medien beschreiben kann. Yamaha will zur CeBit 2002 einen DVD+RW-Brenner vorstellen, den das Unternehmen selbst produziert. Zudem will Sony einen DVD+RW-Brenner auf den Markt bringen, der auch den DVD-RW-Standard unterstützt. Ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest. (nha/mma)