Virtueller Desktop

Test - Pano Zero Client von Pano Logic

11.07.2011 von Andrej Radonic
Pano Logic liefert einen wartungsfreien Zero Client als Antwort auf immer komplexer werdende ThinClient-Lösungen. Das System arbeitet im Verbund mit einer Management-Lösung, die für die Verteilung von virtuellen Desktops sorgt. TecChannel hat den Pano Zero Client getestet.

Den leistungsfähigen und dabei wartungsfreien Arbeitsplatz-Client - dieses Ziel haben sich verschiedenste Hersteller von Thin Clients auf die Fahnen geschrieben. Mit den Ansprüchen der Anwender ist jedoch im Laufe der Zeit auch der Komplexitätsgrad und damit der Wartungsaufwand für diesen Gerätetypus gestiegen.

Pano Zero Client: Klein, aber leistungsstark.
Foto: Pano Logic

Als Antwort darauf bietet Pano Logic den Pano Zero Client, eine kompakte Box, die weder über CPU, Festspeicher noch Betriebssystem verfügt und an die lediglich die Arbeitsplatzperipherie wie Monitor, Tastatur und Maus angeschlossen wird. Aufgrund dieser Auslegung benötigt das Gerät selbst weder Management noch Updates und hat einen sehr geringen Energiebedarf von unter 6 Watt.

Zero Client G2: Die Rückseite bietet ausreichend Anschlusmöglichkeiten.
Foto: Pano Logic

Der Zero Client ist dabei Bestandteil des Pano Logic Systems, welches sich als Komplettlösung für das Hosting von bis zu 1000 virtuellen Windows-Desktops präsentiert. Es setzt direkt auf den Virtualisierungs-Stacks von Microsoft, VMware oder Citrix auf.

Desktop-Architektur

Steuerzentrale ist der Pano Manager. Mit diesem verteilt der Administrator über eine webbasierte Konsole die virtuellen Desktops (bei Pano "DVM" genannt: Desktop Virtual Machine) an die Anwender. Zugleich ist der Manager, der als virtuelle Linux-Maschine läuft, der Connection Broker, der den jeweiligen User oder das Gerät mit dem dafür vorgesehenen Desktop verbindet.

Übersicht: Die Pano Systemarchitektur im Überblick.
Foto: Pano Logic

Alternativ zum Hardware-Client steht auch die rein Software-basierte Client-Komponente Pano Remote zur Verfügung. Diese wird auf einem sicheren USB-Stick geliefert und sorgt dafür, dass der virtuelle Desktop auf einem beliebigen Windows-PC verwendet werden kann.

Sollen solche Benutzer von jenseits des Unternehmens-LAN auf ihre DVMs zugreifen, wird zusätzlich Pano Gateway benötigt, der auf einem Microsoft Windows Server Terminal Services Gateway aufsetzt.

Virtualisierte Infrastruktur von Microsoft, VMware oder Citrix

Für das Hosting der virtuellen Maschinen der User greift das Pano System auf eine von mehreren verbreiteten Virtualisierungsplattformen zurück: Microsoft Hyper-V (in den beiden Varianten Hyper-V Server und Windows Server 2008 R2 mit Hyper-V Rolle), VMware vSphere 4.x, oder alternativ auf den VDI-Lösungen VMware View 4.x - und seit Version 4.5 - Citrix XenDesktop 4 und 5 auf Basis von XenServer 5.6.

Details: Das Bild zeigt die Integration von Remote Clients ins Pano VDI System.
Foto: Pano Logic

Die Pano Lösung ergänzt somit diese bekannten Plattformen um eigene Endgeräte sowie um die Steuerungskomponenten für die Auslieferung der Desktops bzw. das Connection Brokering bei den VDI-Plattformen. Bei Pano kommt dabei keines der bekannten Remote-Display-Protokolle wie ICA, PC-over-IP oder RDP zum Einsatz, sondern die VDI-spezifische Eigenentwicklung Pano Direct Protocol, die ebenfalls ein gutes Benutzererlebnis im Hinblick auf Performance und Flexibilität bieten soll.

Mehrschrittige Installation

Die Einrichtung eines Pano-Systems beginnt naturgemäß mit der Bereitstellung der gewünschten Virtualisierungssoftware. Zusätzlich wird neben DNS und DHCP ein Microsoft Active Directory für die Verwaltung der Benutzer und ihrer Berechtigungen empfohlen. Alternativ greift Pano auch auf Novell eDirectory oder Open LDAP zu.

Die weiteren Anforderungen hängen von der verwendeten Virtualisierungsplattform ab. Bei vSphere ist vCenter optional, sollte aber installiert werden, wenn mehrere ESX-Server im Einsatz sind. Bei Microsoft Hyper-V ist der System Center Virtual Machine Manager (SCVMM) jedoch Pflicht. Dieser wird seitens Pano über den Pano Manager Connector for SCVMM angebunden, der auf dem SCVMM-Host installiert werden muss und hierfür Microsoft .Net 4 voraussetzt.

Der Pano Manager wird als virtuelle Appliance für den jeweiligen Hypervisor ausgeliefert. In SCVMM ist das VHD-Image zunächst als Appliance in der Bibliothek anzulegen und anschließend aus der SCVMM-Bibliothek die entsprechende Pano Manager VM zu erstellen.

Start: Die Pano Manager Web-Konsole verlangt Login-Informationen.

Nach dem ersten Start kann die Pano Manager VM mittels eines Textmenüs auf der Linux-Konsole konfiguriert werden. Anschließend kann der Administrator die Web-Konsole des Pano Managers unter http://192.168.10.240/admin.jsp aufrufen und sich mit dem Admin-Konto anmelden.

Vorarbeiten: Über das Setup des Managers erfolgt die Konfiguration des Systems.

Die Web-GUI ist in Flash realisiert. Dies kommt der Bedienbarkeit entgegen, sorgt aber teilweise für verzögerte Beantwortung der abgesetzten Kommandos. Damit der Pano Manager seine Arbeit aufnehmen kann, sind über die Registerkarte Setup noch Konfigurationen vorzunehmen:

Damit sind Server-seitig die Voraussetzungen für das Deployment virtueller Maschinen geschaffen.

Windows-Desktop ausrollen

Hat der Administrator diese ersten Hürden erst einmal gemeistert, ist der letzte und damit eigentlich interessante Schritt - das Ausrollen von virtuellen Desktops mit Pano - nicht mehr schwer: Für einen ersten Test genügt es, eine Windows-VM (Windows XP Professional oder Windows 7) zu erstellen, diese zur Domain hinzuzufügen und den Pano Direct Service darin zu installieren. Dieser sorgt als Agent für die Integration mit dem Pano Manager einerseits und für die Protokoll-Anbindung an den Client, um Benutzereingaben zu empfangen und Bildschirm- sowie Sound-Inhalte an den Client zu senden.

Der Administrator muss nun nur noch eine DVM-Collection erstellen. Im dafür vorgesehenen Assistenten wählt er den gewünschten User und die soeben erstellte DVM.

Durchblick: Details über die DVM-Collection-Option im Pano Manager.

Anschließend kann der erste Login erfolgen: Pano Zero Client einschalten und warten, bis die Kontroll-Leuchte blau leuchtet. In der Pano Manager Web-Konsole sollte auf dem Reiter Clients nun das Gerät gelistet werden.

Am Client erscheint automatisch der zentrale Login-Bildschirm. Nach der Anmeldung wird dann direkt der Windows-Bildschirm der DVM gezeigt.

Optimales Benutzererlebnis

Windows präsentiert sich absolut original und unterscheidet sich nur durch das Icon des Pano Direct Service im Systemtray von einem "normalen" Windows-Desktop. Dieses Dienstprogramm dient dem Anwender dazu, das Verhalten von Tastatur, Soundgeräten und Monitor zu beeinflussen.

Die wichtigste Eigenschaft jedoch ist: Die Performance kann (im LAN bei 100 MBit) durchweg überzeugen. So werden Youtube-Videos flüssig und nahezu ruckelfrei abgespielt. Auch die Soundqualität kann gefallen, das System schickt den Audiostream ohne weiteres Zutun mit klarem Klang direkt auf die angeschlossenen Kopfhörer. Durch die umfassende Unterstützung für unterschiedlichste USB-Geräte kommt tatsächlich PC-Feeling auf: So wird z.B. ein handelsüblicher USB-Stick prompt und schnell erkannt und funktioniert einwandfrei. Laut Hersteller soll dies auch mit USB-Druckern, -Scannern und ähnlichen Geräten funktionieren.

Nur schade, dass diese Technik bislang Windows-Desktops vorbehalten ist. Linux- und MAC-Systeme bleiben außen vor.

DVM Generierung und Deployment

Für den Administrator entscheidend ist ein übersichtliches und automatisiertes Management der DVMs. Der Pano Manager sieht als zentrale Komponente hierfür DVM Collections vor. Hierbei handelt es sich um Gruppen von DVMs, welche aufgrund verschiedener Kriterien der Gruppenzugehörigkeit oder bestimmter ausgewählter Clients eine automatische Zuordnung einer DVM zu einem Benutzer vornehmen. Zudem kennt Pano permanente Zuordnungen, bei der ein bestimmter Anwender eine persönliche DVM erhält. Eine andere Variante stellen die Desktop-Pools dar: hier werden DVM mit identischen Eigenschaften vorgehalten und dem User beim nächsten Login eine "frische", aber eben nicht personalisiere DVM angeboten.

Damit das Deployment in dieser Weise automatisiert ablaufen kann, müssen die virtuellen Desktops als Vorlage bzw. Template in SCVMM (oder vSphere) angelegt werden. Der jeweilige VM-Manager erstellt dann auf Anforderung des Pano-Systems dynamisch per Template-Clone eine laufende VM. Dabei kann der Administrator angeben, dass eine bestimmte Anzahl DVMs vor-provisioniert werden, d.h. sie laufen bereits im Hintergrund ohne Zuordnung zu einem User, so dass bei einem Login der Anwender sekundenschnell Zugriff auf seinen Desktop erhält.

Um ein Template zu erzeugen, ist vom Administrator ein Clone einer vorab erstellten Windows-VM zu generieren. In der VM muss dabei im Wesentlichen die Pano Direct Komponente installiert und die Konnektivität zur Domäne gegeben sein.

Bei der Erstellung des Templates muss der Administrator darauf achten, einen vollständigen gültigen System-Namen für die VM (alternativ * für automatische Namensvergabe), das Administrator-Kennwort, die Domänen-Anmeldung sowie einen gültigen Windows-Product-Key explizit anzugeben.

Sizing und Skalierung

Die Dimensionierung der Server-Hardware folgt den hinlänglich bekannten Gesetzmäßigkeiten für virtuelle Maschinen und hängt im Wesentlichen von der Zahl der DVMs ab sowie von deren Nutzung. Pano Logic nennt einen Wert von 5 bis 9 DVMs je CPU-Core, je nachdem wie viel Rechenleistung vom Anwender bzw. seinen Anwendungen benötigt wird. Dies gilt auch für den Arbeitsspeicher, der mit mindestens 1 bis 2 GByte je DVM kalkuliert werden sollte.

Für eine Umgebung mit 50 bis 90 DVMs beziehungsweise Usern wird als Beispiel-Konfiguration ein Setup von 2 Servern mit jeweils 2 Vier- oder Sechskern-CPUs genannt. Die Rechner verfügen jeweils über 48 GByte RAM sowie 7 bis 8 SAS 15K Festplatten oder alternativ über eine Anbindung an ein SAN.

Das Pano System skaliert bei Hyper-V laut Hersteller bis zu einer Zahl von etwa 400 DVMs und bei VMware (vSphere und View) und XenDesktop als Infrastruktur bis etwa 1000 DVMs. Die Beschränkung liegt beim Pano Manager. Jede Instanz kann nur eine bestimmte Zahl von DVMs verwalten. Um bis auf 1000 virtuelle Maschinen skalieren zu können, werden drei Instanzen des Managers benötigt. Zur Vereinfachung des Managements werden davon zwei zu Gruppen zusammengeschaltet und im Master-Slave-Verfahren betrieben. Der dritte Manager dient der Redundanz. Die Slaves sind dann nur für das Brokering zuständig, die Administration erfolgt nur am Master.

Eine solche Manager-Gruppe kann dabei sowohl Failover als auch Loadbalancing übernehmen. Failover funktioniert nach dem Active-/Passive-Prinzip - bei einem Ausfall eines aktiven Pano Managers springt einer der passiven Knoten automatisch ein. Hierzu ist im Manager die Automatic Switch-over-Funktion in der Gruppenkonfiguration zu aktivieren.

Als zusätzliche Absicherung gegen Ausfälle bzw. Datenverluste kann Pano Manager so konfiguriert werden, dass dessen Datenbank automatisch gesichert wird.

Preise

Mit einer schwarzen oder verchromten Box erhält der Kunde für 359,- Euro beziehungsweise 369 Euro zzgl. MwSt auch die Lizenz des Pano Managers. Diesen kann ein Kunde beliebig oft installieren. Außerdem ist in dem Paket der Pano Direct Service als Lizenz für einen Arbeitsplatz enthalten. Dazu gehören einjähriger Basissupport und Softwaremaintenance. Diese lassen sich ab 19 Euro jährlich verlängern.

Sogenannte Starter Kits bündeln wahlweise vier Geräte zu einem rabattierten Preis von derzeit 1049 Euro zzgl. MwSt.

Pano Logic verfügt über eine Vertriebs-Gesellschaft in Leipzig mit einem Partnernetzwerk in Deutschland, über welches die Hard- und Software bezogen werden kann.

Fazit

Mit dem Zero Client hat Pano Logic eine interessante, weil kostengünstige und praktisch wartungslose Alternative zum Arbeitsplatz-PC geschaffen. Die in vielen Unternehmen heute bereits vorhandene virtualisierte Server-Umgebung erweitert Pano um zentrales Management für das Deployment von virtuellen Windows-Desktops. Existierende Infrastruktur und Know-how wird somit effektiv genutzt, um im Zusammenspiel mit der innovativen Client-Hardware die Vorteile von Virtualisierung auch auf die Desktops zu übertragen.

Sehr vorteilhaft wirkt sich dabei aus, dass mit VMware, Citrix und Microsoft die verbreitetsten Plattformen unterstützt werden.

Kleinere Unternehmen können mit dem Zero Client recht kostengünstig in die VDI-Welt einsteigen, z.B. auf Basis des kostenlosen ESXi oder Hyper-V Server. Das benötigte Management für die VDI-Umgebung wird dafür vom Pano-System mitgeliefert.

Bei größeren Unternehmen oder solchen, die bereits VDI einsetzen, kann der Zero Client eine interessante Ergänzung darstellen. So kann dieser zu ersetzende PCs effizient ablösen und sich nahtlos in die vorhandene Desktop-Infrastruktur einklinken. Bei Citrix und VMware View können die Administratoren dabei weitestgehend die bisherige Management-Infrastruktur weiterverwenden - das Pano-System übernimmt dabei im Wesentlichen das Brokering für die eigenen Clients.

In technischer Hinsicht überzeugt das von Pano entwickelte Übertragungsprotokoll, da es sich als sehr effizient und schnell erweist und den meisten Unternehmens-Anwendern ein adäquates Benutzererlebnis bieten dürfte.

Pro und Contra Zero Client

Pro

Contra

Ausschließlich für Windows-Desktops verfügbar

(hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.