Test: Office-Programme für Linux

30.01.2001 von THOMAS RIESKE 
Linux schickt sich an, den Desktop zu erobern. Da dürfen professionelle Office-Pakete natürlich nicht fehlen. Was leisten sie?

Alle relevanten Büroanwendungen aus einer Hand - das klingt allemal verlockender, als sich die Programme einzeln selbst zusammenzusuchen. Für Linux stehen mittlerweile vier Office-Suiten bereit, und das entweder kostenlos oder zu einem Bruchteil der aus der Windows-Welt bekannten Preise:

Probleme beim Test

Das 349 Mark teure WordPerfect Office 2000 von Corel nehmen wir zunächst wieder aus dem Testfeld: Es lässt sich zwar installieren, aber nicht starten.

Weder auf der SuSE- noch der Corel-Website helfen uns FAQs oder verfügbare Patches weiter. Schließlich richten wir über ein Formular eine Anfrage an den Corel-Support. Von dort haben wir bis jetzt (Stand 24.01.2001) keine Lösung des Problems erhalten, so dass wir die Ergebnisse dieser Office-Suite nachreichen.

Als Testbasis dient ein Rechner mit der in Deutschland weit verbreiteten Distribution SuSE 7.0 (Personal Edition) und der grafischen Oberfläche KDE 2.0.1. Um Chancengleichheit zwischen den Office-Suiten herzustellen, testen wir nur Programme, die offiziellen Release-Status besitzen. Da gerade im Bereich von KOffice in regelmäßigen Abständen neue Komponenten hinzukommen, werden wir diesen Artikel entsprechend ergänzen.

KOffice 1.0

KOffice vereint unter dem KDE-Desktop eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation sowie ein Präsentations-, Grafik- und Chartprogramm. Informationen der Website zufolge befinden sich weitere Applikationen in der Entwicklung, haben aber noch nicht das Release-Stadium erreicht: Dazu zählen die Datenbank Katabase und der Formeleditor KFormula.

KOffice ist in den meisten Linux-Distributionen enthalten. Dort findet der Anwender auch am ehesten gedruckte Informationen zur Office-Suite. Ansonsten bleibt neben der Online-Hilfe nur, sich die diversen FAQs und How-tos durchzulesen, die es mittlerweile im Internet gibt. Ein guter Startpunkt für die Informationsrecherche ist KDE.org oder KOffice.org. Zum Austausch mit Gleichgesinnten eignet sich die Newsgroup de.comp.os.unix.apps.kde.

Die Installation zumindest gelingt spielend: Wir laden die erforderlichen RPM-Files für KDE 2.0.1 sowie KOffice 1.0 vom KDE-FTP-Server und spielen die Pakete auf unser System. Anschließend erscheinen die fünf Applikationen im K-Panel unter Büroprogramme und wir können sie sofort aufrufen.

Der eigentliche Schwachpunkt sind zur Zeit die Im- und Exportfilter, von denen nur einige wenige dem Betastadium entwachsen sind. Dies gilt für die Konverter für Microsoft Word und Excel 97/2000, so dass man auf jeden Fall lesend auf diese Dokumente zugreifen kann.

Das native Dateiformat von KOffice basiert auf XML. Das garantiert weitestgehende Kompatibilität, falls das Format einmal erweitert werden soll.

KOffice 1.0: Textverarbeitung

KWord liest Daten, die als ASCII-, HTML- oder Word-97/2000-Datei vorliegen. Erzeugen kann die Applikation nur die ersten beiden Fremdformate. Am stärksten vermissen wir bei der Textverarbeitung einen RTF-Filter, da man über dieses Format mit den meisten anderen Büropaketen Daten austauschen kann.

Beim Import unserer großen Word-Datei geht einiges schief: Auf der Strecke bleiben Schriftgrad, Kopfzeile mit Seitennummerierung sowie die Seitenaufteilung. Die Fußnoten mutieren zu Endnoten, und das ohne Fußnotenzeichen. Wer dieses Dokument restaurieren will, hat alle Hände voll zu tun.

Die Rechtschreibprüfung geht nur nach dem neuen Regelwerk vor, umschalten lässt sie sich nicht. Ebenso wenig kann man einzelne Passagen markieren, um sie mit einem separaten Wörterbuch zu prüfen. Das erweist sich als äußerst unpraktisch, wenn der Text viele fremdsprachliche Passagen enthält. Schwer wiegender ist, dass die Rechtschreibprüfung Schwierigkeiten mit Umlauten hat.

Beim Schließen des Testdokuments kommt es sporadisch zum Absturz der Anwendung, ohne dass wir irgendeine Regelmäßigkeit erkennen können. Mal reicht es, wenn vorher die Suchen-Funktion gestartet wurde. Dann wieder übersteht KWord auch das Bearbeiten der Kopf- oder Fußzeile.

Für die Aufgabe, einen Serienbrief zu erstellen, hält die Textverarbeitung leider keine Funktionen bereit. Immerhin lässt sich der zugrunde liegende Geschäftsbrief nach DIN 5008 reibungslos erstellen.

KOffice 1.0: Tabellenkalkulation

KSpread liest Dokumente, die als CSV- oder Excel-97/2000-Dateien vorliegen. Der Export kann nur im CSV-Format erfolgen. Ganz oben auf der To-do-Liste der Entwickler finden sich Filter für StarCalc (StarOffice), ApplixSpread (Applixware) und Quattro Pro (WordPerfect Office). Nicht schlecht wäre auch HTML-Unterstützung.

Zwei umfangreichere Tabellen, einmal als CSV- und einmal als Excel-2000-Datei importiert, bereiten kaum Schwierigkeiten: Lediglich die Schriftart wird verändert, etwa von Times nach Bookman. Absolute und relative Bezüge landen hingegen unbeschadet in KSpread.

Für unsere Praxisaufgabe wollen wir ein Tabellenblatt zur Zeiterfassung erstellen. Die dazu erforderliche Plausibilitätsprüfung bietet KSpread nicht, ebenso wenig wie einen Zellschutz. Nachträgliche Veränderungen lassen sich also leider nicht verhindern. Kein Problem sind die unterschiedlichen Zellformate: Hier kann man von Zeit und Datum bis hin zu Währungsangaben aus einer großen Anzahl wählen.

Zu guter Letzt soll das Zahlenmaterial in Diagrammform aufbereitet werden. Bei diesem Vorgang führt ein Assistent den Anwender durch die verschiedenen Schritte.

Auswahl der Diagrammart, Beschriftungen der X- und Y-Achse, 3D-Einstellungen und vieles mehr ist so komfortabel festzulegen. Kleiner Wermutstropfen: Die Vorschau auf die unterschiedlichen Diagrammtypen funktioniert nicht.

KOffice 1.0: Fazit

Für Mail und News muss man auf externe Programme zurückgreifen. Doch das dürfte ebenso zu verschmerzen sein wie die noch nicht freigegebene Datenbank. Echte Knackpunkte sind die unmotivierten Abstürze von KWord, die Filter und mangelnde Funktionalitäten.

Quickinfo

Produkt

KOffice 1.0

Hersteller

KOffice-Projekt

Preis

kostenlos

Download

http://www.koffice.org

Systemvoraussetzungen

Hardware

keine Herstellerangaben

Betriebssystem

keine Herstellerangaben

Weitere Infos und die komplette Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

StarOffice 5.2

Zwei Möglichkeiten hat der Anwender, um an Suns Office-Suite zu gelangen: Entweder bestellt er sie für 89 Mark bei einem der auf der Website aufgeführten Distributoren und erhält neben der Programm-CD Installations- und Benutzerhandbuch. Oder er verzichtet auf Datenträger sowie die insgesamt mehr als 600 Seiten Dokumentation und lädt sich die rund 80 MByte aus dem Internet. Dafür braucht es allerdings eine schnelle Anbindung und Geduld.

Da StarOffice bereits auf der SuSE-Distribution vorhanden ist, spielen wir das Paket von dort über YaST ein. Offenbar ist eine Netzwerkinstallation im Skript voreingestellt, denn der grafische Teil des Setup erlaubt lediglich die Installationsvarianten Standard Workstation Installation und Standard Installation lokal. Wer etwa benutzerdefiniert installieren möchte, hat schlechte Karten. Ohne Probleme funktioniert's dann von der Original-StarOffice-CD.

Die Palette der Applikationen kann sich sehen lassen: Neben Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbank bietet StarOffice eine Präsentationssoftware, Termin- und Adressverwaltung sowie je ein vektor- und ein bitmaporientiertes Grafikprogramm. Mail- und Newsclient runden das Profil ab.

Auch wenn bei der Installation von Linux bereits ein Drucker installiert wurde, muss der Anwender diesen noch einmal unter StarOffice einrichten. Dazu dient das Tool spadmin, das aus dem Programmverzeichnis oder der laufenden Office-Suite über Start/Einstellungen/Drucker aufgerufen wird.

Die getroffenen Einstellungen landen bei einer Netzwerkinstallation in der Datei Xpdefaults und bei einer Workstation-Installation in der Datei .Xpdefaults, die im Home-Verzeichnis des Users abgelegt wird.

StarOffice 5.2: Textverarbeitung

Dank einer Vielzahl an Filtern unterstützt StarWriter, die Textverarbeitung von StarOffice, nicht nur ASCII, HTML und RTF, sondern auch das Format von Microsoft Word in den Versionen 6.0/95/97/2000.

Wie gut das Konvertieren aus Microsoft Word gelingt, muss die Textverarbeitung beim Import einer Diplomarbeit beweisen. Als erstes fällt auf, dass die Seitennummerierung fehlt, die in der Kopfzeile steckt. Außerdem entdecken wir nach dem Zufallsprinzip durchgestrichene Buchstabengruppen. Darstellungsschwierigkeiten gibt es ebenfalls, wenn Fußnoten in einer Tabelle vorkommen. Dafür bleiben Schriftart und -grad erhalten ebenso wie das Inhaltsverzeichnis.

Die Rechtschreibprüfung geht wahlweise nach den alten oder reformierten Orthografieregeln vor und fischt recht sicher Wörter heraus, die noch in der alten Schreibweise vorliegen. Der erste Korrekturvorschlag von der Wortliste muss allerdings nicht der exakt passende sein. Wer blindlings zugreift, tauscht mitunter einen Fehler gegen einen anderen ein.

Für mehrsprachige Dokumente kann man Absatzvorlagen erstellen, über die sich die Sprache des zugewiesenen Textabschnitts definieren lässt. Auf diese Weise unterbindet man beispielsweise die permanenten Hinweise des deutschen Wörterbuchs, dass es englische Begriffe nicht kennt.

Die zweite Aufgabe, das Erstellen eines Serienbriefs, meistert StarWriter ohne Fehl und Tadel. Ein Assistent führt uns durch alle Schritte, angefangen von der Erstellung der Serientext- und Steuerdatei über das Einfügen der Feldnamen bis zum Verbinden der beiden Dateien.

StarOffice 5.2: Tabellenkalkulation

Die Tabellenkalkulation aus Suns Office-Paket beherrscht mit CSV, HTML und SYLK die wichtigsten herstellerübergreifenden Formate. Excel-Dateien kann die Applikation ab der Version 4.0 lesen und ab Version 5.0 auch schreiben.

Die Filter konvertieren unsere beiden Testdateien im CSV- und Excel-2000-Format sauber in StarCalc. Schriftart und -grad sowie alle Bezüge und Formeln bleiben unangetastet.

StarCalc bietet alle Komponenten, die wir für die Erstellung unserer Zeiterfassung brauchen: Der Zellschutz sorgt dafür, dass bestimmte Tabellenbereiche vor Änderungen geschützt sind. Vor unsinnigen Eingabewerten bewahrt die Plausibilitätsprüfung. Sie sorgt dafür, dass in eine Zelle, die man etwa für das Datum reserviert hat, auch nur ein Datumswert passt. Eine Eingabehilfe erklärt dem User, welche Werte gültig sind. Andernfalls erhält er eine Fehlermeldung.

Die Darstellung selektierter Bereiche als Grafik erfolgt sehr komfortabel mit Hilfe eines Assistenten. In vier Schritten gelangt der Anwender zum fertigen Diagramm. Nach Auswahl der Tabellenzellen geht es weiter mit dem Diagrammtyp und dessen Beschriftung. Über eine Vorschaufunktion hat man zumindest eine ungefähre Ahnung, wie die Grafik später erscheint.

Über die Zwischenablage oder als OLE-Objekt lassen sich gewählte Bereiche oder ganze Dateien zwischen den Einzelapplikationen austauschen.

StarOffice 5.2: Datenbank

Eine direkte Importmöglichkeit für Access-2000-Datenbanken kennt StarBase nicht. Wir behelfen uns, indem wir die Datei im CSV-Format exportieren, was der StarOffice-Applikation keine Probleme bereitet. Auf diese Weise erhalten wir zumindest die Datensätze, Abfragen und Reports gehen verloren. Lediglich dBase-Datenbanken unterstützt StarBase direkt.

Als Praxisaufgabe wollen wir eine Datenbank mit den Tarifen von einigen Telefonanbietern erstellen. Wir entscheiden uns dafür, vier Tabellen anzulegen, die über einen Primärschlüssel eindeutig identifiziert und miteinander verknüpft sind.

Jede Abfrage kann sich dann die benötigten Informationen aus mehreren Tabellen holen.

Wir legen über das Kontextmenü im Explorer eine neue Datenbank an. Als Typ übernehmen wir die Vorgabe Adabas D. Die Überraschung folgt, als es daran geht, die Tabellen für die Datenbank zu erstellen. Offenbar sucht StarOffice vergeblich die Datei odbclib.so. Diese befindet sich erst dann ordnungsgemäß im Programmverzeichnis, nachdem wir StarOffice komplett neu installieren. Diesmal allerdings nicht von der SuSE-Distribution, sondern von der Original-CD von Sun.

Erst nach diesem Eingriff lassen sich die Tabellen wie gewünscht anlegen. Der Autopilot bietet bereits einige Typen wie Adressen, Konten oder Weinsammlung. Wer aus den enthaltenen Vorschlägen etwas Passendes entdeckt, kann jedes einzelne der vordefinierten Felder an- oder abwählen. Beim Generieren von Abfragen und Reports greift der Autopilot dem Anwender ebenfalls unter die Arme. Alle Aktionen lassen sich auch manuell durchführen.

StarOffice 5.2: Mail und News

StarMail unterstützt neben VIM, das für cc:mail und Notes meist im firmeneigenen Intranet eingesetzt wird, die Standardprotokolle IMAP4, POP3 und SMTP. Der Transport von News-Beiträgen findet via NNTP statt.

Für alle erforderlichen Eingaben bei der Einrichtung hält der so genannte Help Agent nützliche Tipps parat. Auf diese Weise lassen sich Postein- und -ausgangskorb ebenso komfortabel anlegen wie einer oder mehrere Accounts für Mail und News. Endgültig nutzen kann man die Funktionen allerdings erst, wenn man unter Extras/Optionen/Allgemein/Benutzerdaten die E-Mail-Adresse eingetragen hat. Die Automatikfunktion zum Senden und Empfangen sorgt dafür, dass der Client nach der eingestellten Zeit tätig wird.

Als Vorgabe für das Format von E-Mails und Newsbeiträgen ist sinnvollerweise ASCII eingestellt. Außerdem unterstützt der Client HTML und RTF sowie das hauseigene StarOffice-Format.

Zur Verwaltung stehen dem Anwender eine ganze Reihe von Filterregeln zur Verfügung. So kann er elektronische Nachrichten bestimmter Absender oder Mailadressen ausblenden, löschen oder in ein bestimmtes Verzeichnis verschieben. Ebenso lassen sich die Kriterien auf Größe oder Subject-Zeile ausdehnen.

Wer nach Beiträgen von bestimmten Personen oder zu einem bestimmten Thema stöbert, dem hilft StarOffice durch eine mächtige Suchfunktion. Reguläre Ausdrücke berücksichtigt der Client genauso wie die Unterscheidung nach Groß- und Kleinschreibung oder den Wunsch, nur eine maximale Anzahl Treffer zuzulassen.

StarOffice 5.2: Fazit

StarOffice bringt neben allen Kernapplikationen einer modernen Office-Suite auch noch Extras in Form von Mail- und News-Client mit. Einige kleinere Mängel während unseres Tests gehen größtenteils auf das Konto der SuSE-Distribution, von der wir StarOffice zunächst installieren. Wer allerdings vorhat, größere Dokumente zu importieren, muss sich auf einige Nacharbeit gefasst machen.

Quickinfo

Produkt

StarOffice 5.2

Hersteller

Sun

Preis

ohne Handbuch und CD kostenlos, mit Handbuch und CD ca. 89 Mark

Download

80 MByte, http://www.sun.com

Systemvoraussetzungen

Hardware

ab Pentium; ab 32 MByte RAM; Festplatte minimal 180 MByte, Vollinstallation 240 MByte

Betriebssystem

ab Kernel 2.0.x

Weitere Infos und die komplette Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Applixware Office 5.0

129 Mark gibt der Hersteller VistaSource als Preis für seine Office-Suite an. Beziehen kann man sie aber nur über Reseller wie SuSE, Linuxland oder LinuxIT.

Neben der Programm-CD enthält das Paket ein gedrucktes Handbuch mit über 400 Seiten. Die Beschreibung der Hauptapplikationen Textverarbeitung und Tabellenkalkulation nimmt den größten Raum ein. Hinweise zur Installation suchen wir jedoch vergeblich. Diese finden sich in dürren Worten im CD-Booklet sowie in einer Readme-Datei.

Der Beschreibung folgend, öffnen wir unter der grafischen Oberfläche ein Terminalfenster, melden uns mit su root an und mounten das CD-ROM-Laufwerk. Doch der Aufruf von ./setup beschert uns zunächst eine Fehlermeldung.

Dieses Verhalten tritt immer dann auf, wenn wir beim Anmelden den kdm verwenden. Starten wir unsere Oberfläche von der Konsole, gelingt die Installation problemlos.

Eine Desktopverknüpfung oder ein Eintrag im Programm-Menü legt das Setup nicht an. Wir erledigen das selbst und ergänzen den fehlenden Link zu /opt/applix/applix.

Die nächste Überraschung folgt nach dem Start von Applixware: In Menüzeilen und Hilfetexten fehlen Umlaute und alle nachfolgenden Zeichen.

Auf unsere Nachfrage erklärt uns VistaSource, dass dieses Phänomen mit Applixware 5.0, Build 1375 unter KDE 2.x auftritt. Der Workaround:

Nach dem Neustart von Applixware erscheinen die Umlaute korrekt.

Applixware Office 5.0: Textverarbeitung

Applix Words, die Textverarbeitung der Office-Suite, wartet mit Im- und Exportfiltern für die gängigsten Formate auf: ASCII, RTF, HTML, Microsoft Word und Corel WordPerfect sowie FrameMaker.

Wir lesen eine Diplomarbeit ein, die als Word-2000-Datei vorliegt. Unangetastet bleiben die Seitenaufteilung, Schriftart und -grad, ebenso Fußnoten und Tabellen. Die Seitennummerierung in der Kopfzeile geht hingegen verloren. Eine durchgezogene Linie löst Applix Words als Fragezeichen auf. Einige Füllzeichen des Inhaltsverzeichnisses löscht die Textverarbeitung ganz.

Die Rechtschreibprüfung entdeckt zwar sicher alle Verstöße gegen die reformierte Schreibweise, möchte aber mitunter rigoros gegen ihr unbekannte Begriffe vorgehen. So wären beinahe die Makrophagen (mikroskopisch kleine Fresszellen) den Makrophyten (mit dem bloßen Auge sichtbare pflanzliche Organismen) zum Opfer gefallen. Blind sollte sich der Anwender also nicht auf diesen Helfer verlassen.

Als nächstes machen wir uns daran, einen Serienbrief zu erstellen. Dabei soll uns die Dokumentvorlage Brief_Mischenhelfen. Das Ergebnis fällt enttäuschend aus: Statt assistentengestützt Serientext- und Datendatei anzulegen, erhalten wir ein Dokument, in dem lediglich einige Zeilen mit Feldnamen vorgegeben sind. Eine Möglichkeit, für die Steuerdatei Daten aus einer Datenbank zu übernehmen, fehlt. Wir erstellen daher manuell eine Serientext- und eine Steuerdatei und verknüpfen beide.

Applixware 5.0: Tabellenkalkulation

Die Tabellenkalkulation liest die CSV- und Excel-Testdateien ohne Probleme. Über einen Importassistenten kann der Benutzer zudem verschiedene Verhaltensweisen beeinflussen, beispielsweise wie die Software mit unbekannten Schriftarten oder Objekten verfahren soll. Eine Log-Funktion lässt sich ebenfalls aktivieren.

Weiter stehen für den Im- und Export Filter für diverse Excel-Versionen ab 4.0 sowie für Dateien im Format ASCII, DIF und SYLK bereit.

Als weitere Praxisaufgabe wollen wir ein Arbeitsblatt erstellen, das der Zeiterfassung in einer Firma dient. Die erforderlichen Zellformate Datum und Zeit stellen kein Problem dar. Außerdem stehen mehrere andere Typen zur Verfügung, darunter Währungs- und wissenschaftliche Zahlenformate. Ein Zellschutz lässt sich zwar einstellen. Doch kann man diesen über ein Menüsymbol ebenso leicht wieder aufheben, ohne dass dazu ein Passwort nötig wäre. Eine Plausibilitätsprüfung, die Eingaben des Anwenders außerhalb eines zugelassenen Bereichs erkennt, finden wir nicht.

Einfach und gut gelöst ist die Visualisierung des vorhandenen Zahlenmaterials. Nachdem man den gewünschten Bereich markiert hat, kommt wahlweise entweder ein Assistent, eine Vorlage oder die Voreinstellung zum Einsatz.

Applix Spreadsheets bietet die bekannten 3D-Tabellen, dazu Balken-, Linien- und Tortendiagramme. Außerdem unterstützt die Software mathematische, statistische sowie kaufmännische Funktionen. Die Tabellen kann der Anwender mit Schrift-, Farb-, Schattierungs- und Rahmenattributen versehen.

Applixware 5.0: Datenbank

Aus dem Rahmen fällt der Datenbankteil von Applixware. Dieser stellt lediglich einen Client dar, der von verschiedenen Datenbankservern wie Oracle, Informix oder Sybase Informationen abfragen kann. Private Endanwender können damit in der Regel nichts anfangen.

Immerhin soll man über den integrierten ODBC-Treibermanager Tabellen geeigneter Datenbanken darstellen und diese Informationen in die anderen Applikationen der Office-Suite übernehmen können. Außerdem ist ein Export unter anderem als CSV- oder Excel-Datei vorgesehen.

Wir starten einen Versuch und erhalten prompt die Fehlermeldung, dass die Datei .odbc.ini aus dem Home-Verzeichnis nicht gelesen werden kann. Kein Wunder, denn die Datei existiert nicht. Wir wenden uns an die Supportabteilung des Herstellers, die unseren Fall aufnimmt, aber zunächst nicht weiterhelfen kann.

Applixware 5.0: Mail

Hinter der Mailfunktion von Applixware verbirgt sich das gute alte sendmail, verpackt in eine grafische Oberfläche. Der Client unterstützt die Protokolle POP3 und SMTP, um Nachrichten zu senden und zu empfangen.

Bevor es so weit ist, muss man Postein- und -ausgang anlegen lassen, was Applix Mail beim ersten Aufruf in einem Rutsch erledigt. Im Menü Voreinstellung/Applix Mail lassen sich die notwendigen Angaben zu POP- und SMTP-Server machen. Automatisches Senden und Empfangen ist in Sekunden- und Minutenintervallen möglich.

Die Mails lassen sich nicht HTML-formatiert, sondern ausschließlich als reine Textdateien verschicken. Damit entfällt zumindest das Rätselraten, ob der Adressat den Inhalt der Nachricht darstellen kann.

Eine ganze Reihe von Filterregeln sorgt für Ordnung im Postfach. Ein Regeladministrator wacht darüber, ob eintreffende Nachrichten bestimmte Kriterien erfüllen, und greift gegebenenfalls ein. So kann der Anwender nach Absender, Titel oder Priorität der Mail diese verschieben, weiterleiten oder mit einer Standardmail antworten. Die Regel wird zum Schluss in Form eines Makros gespeichert und steht ab diesem Zeitpunkt zur Verfügung.

Die Suchfunktion findet Mails nach Absender, Schlüsselworten in verschiedenen Feldern, Datum oder Status, etwa ungelesen oder eilig. Eine Kombination dieser Kriterien ist möglich. Wahlweise lässt sich dabei noch nach Groß- und Kleinschreibung unterscheiden.

Applixware 5.0: Fazit

Wer die technischen Hürden der Installation erst einmal genommen hat, dürfte sich mit der Applixware-Suite rasch anfreunden. Ein ordentlicher Vorrat an Im- und Exportfiltern erlaubt den Austausch mit etlichen Fremdprogrammen - auch wenn man nach dem Konvertieren um ein manuelles Nachbearbeiten wohl kaum herumkommt. Deutlich mehr Komfort hingegen könnten die Dokumentvorlagen vertragen.

Quickinfo

Produkt

Applixware 5.0

Hersteller

VistaSource

Anbieter

SuSE, Linuxland, LinuxIT

Preis

129 Mark

Systemvoraussetzungen

Hardware

ab 80486-66; ab 32 MByte RAM; Festplatte minimal 190 MByte; Vollinstallation 280 MByte

Betriebssystem

Linux-Distributionen basierend auf glibc 2.x

Weitere Infos und die komplette Wertung finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Fazit

Als vollständig ausgerüstet und weitgehend fit für unsere Praxisaufgaben zeigt sich StarOffice aus dem Hause Sun. Die Suite vereint mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbank alle Kernapplikationen, die der Anwender von einem modernen Office-Paket erwartet. Als Zugabe bietet es neben Präsentations- und Grafikprogramm einen Mail- und News-Client. Um kleinere Mängel von vornherein auszuschließen, sollte der Anwender die Software nicht von der SuSE-Distribution aufspielen, sondern direkt von der Original-CD.

Wer die 129 Mark für Applixware anlegt, erhält eine solide Ausstattung, die die Hauptanwendungsgebiete abdeckt. Die Datenbankkomponente, konzipiert als Client für die Abfrage großer Datenbestände auf Servern, dürfte allerdings für den privaten Endanwender deutlich überdimensioniert sein. Die diversen Im- und Exportfilter erleichtern den Datenaustausch mit etlichen Fremdprogrammen - auch wenn man nach dem Konvertieren um ein manuelles Nachbearbeiten im Regelfall nicht herumkommt. Mehr Komfort könnte VistaSource den Dokumentvorlagen spendieren. Für die Erstellung eines Serienbriefes einfach ein paar vordefinierte Feldnamen einzustreuen, das reicht nicht. Vielleicht ergänzt der Hersteller bei dieser Gelegenheit auch seine Dokumentation um zusätzliche Installationshinweise.

KOffice, das Projekt der Open-Source-Gemeinde, ist eine kostenlose Programmsammlung, die bis auf die Datenbank alle Basisanwendungen vereint. Dass man für Mail und News auf externe Programme zurückgreifen muss, dürfte kein Problem sein. Die Knackpunkte liegen eher in fehlenden oder mangelhaften Filtern oder sporadischen Abstürzen. Zu viele Funktionalitäten sollte man auch noch nicht erwarten: Ein Serienbrief etwa lässt sich nicht erstellen, Zellen in der Tabellenkalkulation nicht schützen. Wer hingegen lediglich kleinere Dokumente erstellen oder ein paar einfachere Berechnungen durchführen will, ist mit KOffice ganz gut bedient. (tri)

tecLab-Report - unsere Testverfahren

Den Office-Paketen in unserem Testfeld fühlen wir anhand unterschiedlicher Kriterien auf den Zahn. Die Beurteilung innerhalb der Kategorien Dokumentation/Support, Komponenten, Funktionen und Datenaustausch setzt sich aus vielen Einzelkriterien zusammen.

Dokumentation/Support

In dieser Rubrik können die Kandidaten durch eine vollständige Dokumentation und umfassenden Support Punkte sammeln. Ein gedrucktes Handbuch, das nicht nur die Anwendungen, sondern auch die Installation beschreibt, findet genauso Berücksichtigung wie ein eigener Newsserver. Einen Bonus gibt es, wenn die Dokumentation in Deutsch vorliegt.

Komponenten

Hier müssen die Probanden beweisen, wie umfangreich sie ausgestattet sind. Kernapplikationen, für die es die meisten Punkte gibt, sind eine Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbank. Danach folgen Präsentations- und Grafikprogramme. Eher als Zugabe mit entsprechend geringerer Wertung betrachten wir Mail- und News-Client.

Funktionen

An Hand unserer Praxisaufgaben untersuchen wir, welche Funktionen die Anwendungen mitbringen. Für die Textverarbeitung etwa ist eine Rechtschreibprüfung unabdingbar. Umso besser, wenn sie auch noch mit verschiedenen Sprachen zurechtkommt. Da wir den Einzelkomponenten der Office-Suiten unterschiedliche Relevanz zumessen, geht deren Gewichtung in den Funktionsumfang entsprechend mit ein.

Datenaustausch

Wir wollen wissen, welche Filter die Programme für den Datenaustausch mitbringen und wie gut sie verschiedene Formate lesen und schreiben können.

Testkonfiguration

Testkonfiguration Benchmarkplattform

Komponente

Daten

Mainboard

Asus MEB-M

Firmware

Award BIOS 4.51 PG

Prozessor

Intel Celeron 400

RAM

128 MByte PC-100

Festplatte

IBM DTTA-371440

Kapazität

14,4 GByte

Sonstiges

U-DMA/33

Grafikkarte

Diamond Viper V770

Grafikspeicher

32 MByte SDRAM

Betriebssystem

SuSE 7.0 Personal Edition

Sprache

Deutsch

Kernel

2.2.16

X-Server

4.00

KDE

2.0.1