Test: NVIDIA GeForce2 Ultra

23.08.2000 von Bernhard  Haluschak
Man nehme den GeForce2 GTS, erhöhe den Chip- und Speichertakt und fertig ist der schnellste Grafikprozessor der Welt. Welche Grafikpower der GeForce2 Ultra tatsächlich bringt, haben wir detailliert getestet.

Kaum sind die Lobeshymnen auf den GeForce2 GTS verhallt, holt NVIDIA erneut zum Schlag aus und präsentiert den GeForce2 Ultra. Wer glaubt, es wäre ein Chip mit neuer Architektur - der irrt. Sie ist identisch mit dem GeForce2 GTS. Ein erstes Testmuster in Form einer NVIDIA-Referenzkarte erreichte uns erst jetzt. Die nächste Grafikchipgeneration mit dem Kodenamen NV20 hat NVIDIA erst für Anfang des nächsten Jahres geplant.

Das Novum am GeForce2 Ultra: Der Prozessor arbeitet mit einem Chip- und Speichertakt von 250 MHz und 230 MHz ( 460 MHz DDR -Speichertakt) gegenüber dem GeForce2 GTS mit 200 MHz und 166 MHz (333 MHz DDR-Speichertakt). Das ergibt eine theoretische Speicherbandbreite von 7,4 MByte/s zu 5,3 MByte/s bei der GeForce2 GTS.

Die GeForce2-Ultra-Karte ist mit 64 MByte DDR-SDRAM ausgestattet. Laut NVIDIA handelt es sich um Speicher-ICs der Firma Hyundai mit einem Speichertiming von 4 ns. Da alle acht Speicherchips und der Prozessor mit Kühlkörpern unlösbar verklebt waren, könnten wir dies nicht überprüfen.

Wir testeten den Geforce2 Ultra sowie den GeForce2 GTS mit dem Detonator3-Treiber (Detonator 6.18). Die GeForce2 Ultra war mit einer Evaluation-Firmware Version 3.15.00.05.05 ausgestattet.

Detaillierte Informationen zu den Features und der Chiparchitektur der NVIDIA GeForce2 Ultra / GeForce2 GTS finden Sie unter Aktuelle Grafikchips im Vergleich.

Eine ausführliche Beschreibung unserer Testbedingungen steht unter tecLab-Report - unsere Testverfahren.

2D-Benchmarks

Wir überprüfen die 2D-Leistungsfähigkeit der Grafikprozessoren mit dem Benchmark-Paket SYSmark2000 unter Windows 98. Diese Suite besteht aus aktuellen Anwendungsprogrammen. Die reine 2D-Performance ist heute nicht mehr maßgeblich für einen Kauf, weil die aktuellen Grafikchips auf gleichem Leistungsniveau liegen. Aus diesem Grund legt tecChannel gesteigerten Wert auf Kompatibilität und stabile Funktion der Grafikprozessoren.

3D-Benchmarks: 3DMark2000

Die unter 3DMark2000 ermittelten Benchmarkwerte verdeutlichen, wie gut der Hersteller die Grafikkarte und Treiber auf 3D-Software abgestimmt hat. Durch speicherintensive Tests wird zusätzlich der AGP-Bus stark beansprucht.

3D-Benchmarks: Expendable

Expendable ist ein reines Direct3D-Spiel. Es bietet komplexe Lichteffekte und Texturen. Leistungsstarke Grafikkarten erreichen in hohen Auflösungen von 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe noch nicht ihr Limit.

3D-Benchmarks: MDK2

Der Benchmark ist eine Demo-Version des Spiels. MDK2 basiert auf einer eigens von Interplay entwickelten Engine und setzt nur auf OpenGL. Hohe Polygonanzahl und große Texturen stellen bei hohen Auflösungen und Farbtiefen enorme Anforderungen an den Grafikprozessor.

3D-Benchmarks: Quake III Arena

Quake III setzt ganz auf OpenGL. Hohe Polygonraten und komplexe Szenarien zeichnen dieses 3D-Spiel aus. Die Anforderungen an die Hardware sind bei Auflösungen ab 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe sehr hoch.

3D-Benchmarks: Re-Volt

Re-Volt basiert rein auf Direct3D und bietet eine geringe Polygonanzahl, aber große Texturen. Die Anforderungen an die CPU-Leistung ist hoch. In hohen Auflösungen von 1024x768 Punkten und 32-Bit-Farbtiefe werden die Grafikprozessoren noch nicht bis an ihr Limit belastet. Mit Erhöhung der CPU-Leistung steigt auch die Framerate. Wie unser Test Aktuelle Grafikchips: Benchmarks im Überblick unter 32-Bit-Performance & CPU-Leistung zeigt.

3D-Benchmarks: Test Drive 6

Der Benchmark ist eine Demo-Version des Spiels. Er beinhaltet komplexe 3D-Spielszenen mit großen Texturen und hoher Polygonanzahl. Zusätzlich unterstützt er T&L- Geometriebeschleunigung unter DirectX.

3D-Benchmarks: Unreal Tournament

Unreal Tournament bietet viele Effekte und belastet besonders die PC-CPU. Das Spiel verlangt vom Systemspeicher eine hohe Speicherbandbreite. Es unterstützt Direct3D, OpenGL sowie GLide und Metal (S3). Wir testen nur unter DirectX.

3D-Benchmarks: Indy3D

Indy3D ist ein OpenGL-basierender, synthetischer Benchmark. Er testet die drei wichtigsten Anwendungsgebiete für Grafikkarten im Highend-Bereich. Das sind CAD-Anwendungen, Animationen und Simulationen.

Benchmarks: Video2000

Der Video2000-Benchmark von MadOnion ermittelt die Video-Performance und -Qualität der Grafikprozessoren.

Der Performance-Test des Video2000 ermittelt die Geschwindigkeit der grundlegenden Video-Funktionen eines Grafikchips in Form eines numerischen Wertes. Die Gewichtung der Einzelergebnisse erfolgt nach einem fest vorgegebenen Schlüssel. Zu den einzelnen Tests gehören: Blitter Performance, Data Transfer Performance, SoftDVD Play-back CPU -Belastung und MPEG-2 Encoder Performance.

Der Quality-Test ermittelt die Videoqualität eines Grafikprozessors. Das Ergebnis ist ein numerischer Wert. Der Test erfolgt interaktiv anhand von vorgegebenen Testbildern und festgelegter Gewichtung der Einzelergebnisse. Dabei werden folgende Qualitätsmerkmale abgefragt: Up- und Downscaling, Colorspace Conversion (CSC), De-Interlacing und Tearing.

Leistungsaufnahme

Die Leistungsaufnahme aktueller Grafikprozessoren ist teilweise enorm. Die folgenden Diagramme geben eine Übersicht, wie hoch der Leistungsverbrauch der Grafikchips in Verbindung mit einer entsprechenden Grafikkarte ist.

Das Messverfahren zur Bestimmung der maximalen Leistungsaufnahme ist detailliert im tecLab-Report - unsere Testverfahren beschrieben.

Fazit

NVIDIA ist es mit dem GeForce2 Ultra (Kodename NV16) wieder gelungen, die Messlatte für Grafikperformance höher zulegen. Der Grafikchip kann in fast allen Benchmarks überzeugen und Spitzenpositionen belegen. Besonders in hohen Auflösungen und Farbtiefen kann er seine hohe Speicherbandbreite gut ausspielen. Somit ist er zurzeit der schnellste Grafikprozessor für den PC-Markt.

Deutliche Schwächen zeigt der Chip aber bei der Video-Performance. Hier dominiert der ATI RADEON, der durch die IDCT-Unterstützung deutliche Leistungsvorteile für sich verbucht.

Ein weiteres Manko des GeForce2 Ultra ist die hohe Leistungsaufnahme. Dieser beträgt bis zu 37 Watt unter Belastung mit komplexen 3D-Anwendungen. Probleme mit Mainbords durch zu schwache Stromversorgung sind da vorprogrammiert. Bei der Voodoo5 5500 sind es 45 Watt. Deshalb besitzt diese Karte einen zusätzlichen Stecker zur Stromversorgung.

Unsere Tests durchlief die Karte mit dem GeForce2 Ultra ohne Absturz. Nur in unserer Messplattform mit VIA-Apollo-Pro-Chipsatz und Pentium 600B waren deutliche Pixelfehler zu sehen.

Wer den horrenden Preis von 1200 bis 1300 Mark nicht scheut, kann die ersten Karten mit GeForce2 Ultra und 64 MByte DDR-SDRAM ab Oktober im Handel erwerben. Zu den ersten Anbietern zählen Creative Labs, ELSA und Hercules/Guillemot. Zum Vergleich: Die Karte mit NVIDIA GeForce2 GTS und 64 MByte DDR-SDRAM kostet etwa 1000 Mark, die ATI RADEON 800 Mark und die 3dfx Voodoo5 5500 rund 700 Mark. hal)