HSDPA und Messaging

Test Nokia E75: Kompakt trotz Tastatur

19.05.2009 von Moritz Jäger
Das Business-Handy Nokia E75 bringt eine ausziehbare Tastatur sowie überarbeitete E-Mail-Funktionen für unterwegs mit. Wir zeigen, was das Smartphone gut macht – und wo es hinter seinen Vorgängern zurückstehen muss.

Nokia erweitert seine Business-Serie mit dem Nokia E75. Das Besondere an dem neuen Smartphone: Unter dem Display ruht eine komplette Tastatur, die sich ähnlich wie beim HTC Touch Pro quer herausziehen lässt. Damit wird die Positionierung des Handys deutlich: Nokia will das E75 Vielschreibern und mobilen E-Mail-Nutzern schmackhaft machen. Neben der Tastatur hat das Nokia E75 daher standardmäßig den Nokia Messaging Client sowie Mail for Exchange vorinstalliert. Notes-Nutzer profitieren von der Unterstützung für Lotus Traveler.

Ausziehbar: Das Nokia E75 bringt eine Tastatur mit. (Quelle: Nokia)

Für die Verbindung ins Internet stehen neben WLAN (b, g) auch Bluetooth sowie UMTS/HSDPA zur Verfügung. Ein GPS-Empfänger ist ebenfalls vorhanden, gehört er doch mittlerweile zur Grundausstattung eines High-End-Smartphones. Kartenmaterial liegt in Form der Anwendung Nokia Maps bei, Käufer erhalten außerdem einen Gutschein, mit dem sie die Navigationskomponente drei Monate lang kostenlos nutzen können. Daneben liegen noch weitere Gutscheine in der Packung. Besitzer eines neuen E75 können für fünf Euro Musik bei Nokia Comes with Music einkaufen und erhalten ein N-Gage-Spiel für ihr Smartphone.

Nokia E75: Das Business-Gerät aus der E-Serie überzeugt durch hochwertige Verarbeitung. (Quelle: TecChannel/Nokia)

Wie alle E-Series-Geräte der zweiten Generation nutzt Nokia einen Micro-USB-Port für den Anschluss des Datenkabels. Eine kleiner Neuerung dabei: Erstmals kann sich ein Gerät der E-Serie auch über die USB-Schnittstelle aufladen.

Schöner Schein

Am Aussehen des E75 gibt es wenig auszusetzen. TecChannel hatte die silberne Version des E75 im Test. Wer es gerne bunter hat, der kann zu einer rot eingefärbten Variante greifen. Durch die vielen Metallapplikationen wirkt das E75 angenehm wertig, vor allem die metallene Akku-Abdeckung fällt positiv auf. Der Bildschirm ist ebenfalls schön groß geraten, das QVGA-Display besitzt eine Bildschirmdiagonale von 6,1 cm (2,4 Zoll). Die Auflösung liegt bei 240 x 320 Pixeln, mittlerweile der Quasi-Standard im Smartphone-Bereich. Die Inhalte selbst werden scharf dargestellt.

Bildergalerie: Nokia E75.
Nokia E75
Die normale Ansicht, ohne Tastatur. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Das E75 mit ausgezogener Tastatur. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Jederzeit kann man aktuell geöffnete Programme sehen. Allerdings lassen sie sich nicht schließen. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Die Sensoreinstellungen (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Über den Lagesensor lässt sich das Smartphon eauch stummschalten. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Mail on Ovi ist Bestandteil des Nokia Messaging Portfolios. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Die Synchronisation mit Mail on Ovi (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Der Mail for Exchange Client. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
EIne Testmail in Mail for Exchange (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Drückt man in Mail for Excange nach rechts, erhält man weitere Optionen. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Das E75 kann auch auf die Ordner auf dem Server zugreifen. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Erstmals lädt sich ein Gerät der E-Serie per USB. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Der Kalender. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Das Menü Office. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Das Nokia-eigene Download-Portal kann noch nicht mit dem Apple AppStore oder der RIM App World mithalten. Das soll sich mit Ovi aber ändern. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Die vorinstallierten Programme. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Auch ein Musik-Player ist installiert. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Das Menü Medien. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Die Spieleplattform N Gage ist ebenfalls im E75 enthalten. (Quelle: TecChannel/Nokia)
Nokia E75
Das eigene N Gage Profil. (Quelle: TecChannel/Nokia)

Auf der Rückseite findet sich eine 3,2-Megapixel-Kamera mit Blitz. Die Abmessungen des E75 liegen bei 118,8 x 50 x 14,4 mm. Damit ist es von den Abmessungen in etwa vergleichbar mit dem Nokia E66, ebenfalls ein Slider. Dennoch fordert das verbaute Metall seinen Tribut. Mit Akku wiegt das E75 137 Gramm, für die Brusttasche im Hemd ist das grenzwertig. Die ausziehbare Tastatur lässt sich mit den Daumen gut bedienen, auch die Mehrfachbelegung der Tasten wirkt durchdacht. Praktisch: Die Bluetooth-Funktion erhielt eine eigene Taste, sodass sich der Nahbereichfunk schnell ein- und ausschalten lässt.

Überarbeitete Nachrichtenfunktionen

Das E75 ist das erste Nokia-Smartphone, das von Haus aus mit dem neuen Nokia Messaging Client ausgestattet wurde. Dieser soll die Verbindung mit E-Mail-Accounts deutlich vereinfachen. Dazu wurde etwa die Steuerung des Mail-Clients überarbeitet, die Funktionen sind nun einfacher zugänglich.

Schreib mit: Ovi ist der Nokia-eigene Mail-Dienst. (Quelle: TecChannel/Nokia)

Mail for Exchange ist vorinstalliert. Während des Setups versucht Mail for Exchange, die Einstellungen für den Mail-Server automatisch zu erkennen. Diese Funktion hat aber noch ihre Tücken. Im Test erkannte der Assistent unseren gehosteten Exchange-Account nicht. Problematisch war vor allem, dass der Assistent nicht automatisch auf die manuelle Einrichtung umschaltete. Hier konnten wir uns nur mit einem Trick behelfen: Wenn sich der Assistent im ersten Schritt mit dem Internet verbindet, um die Einstellungen abzurufen, muss man diesen Vorgang abbrechen. Anschließend ist die manuelle Konfiguration möglich, die dann auch einwandfrei funktionierte. Hier muss Nokia allerdings noch nacharbeiten, es kann nicht angehen, dass das Programm in einer Sackgasse landet und sich dadurch das Postfach nicht einrichten lässt.

Server-Landschaft: Mail for Exchange ist bereits vorinstalliert. (Quelle: TecChannel/Nokia)

Ein integraler Bestandteil des Nachrichtenkonzeptes ist der Nokia-Service Mail on Ovi. Mit diesem Dienst will Nokia all seinen Kunden möglichst einfach Push-E-Mail auf Nokia-Geräten ermöglichen. Das klappt auch so weit ganz gut, auch wenn die E-Mails teilweise etwas länger brauchen, bis sie ankommen. Im Webdienst fehlt uns allerdings noch die Möglichkeit, E-Mails aus anderen Postfächern per IMAP oder POP3 einzusammeln und weiterzuleiten.

Dank der ausziehbaren Tastatur lassen sich Nachrichten und Notizen schnell und problemlos schreiben. Allerdings hätte sich Nokia ein paar Komfortfunktionen bei den BlackBerrys abschauen können, RIM wandelt etwa ein Leerzeichen in einer E-Mail-Adresse automatisch in ein @-Zeichen oder einen Punkt um.

Spiele, Internet und Multimedia

Nokia vermischt immer mehr Funktionen der N-Serie (auf Consumer ausgerichtet, besonderer Multimedia- und Spielefunktionen) mit der E-Serie (Business-Kunden im Fokus, besonders gute Verarbeitung, mehr Akku-Kapazität, Messaging-Funktionen). Während die neuen N-Geräte beispielsweise bessere E-Mail-Clients erhalten, wurden dem E75 N-Gage-Fähigkeiten spendiert. Dabei handelt es sich um eine Nokia-eigene Spieleplattform. Zusätzliche Spiele können direkt über N Gage gekauft und installiert werden, auch Demos sind verfügbar.

Spielerei: Das E75 ermöglicht den Zugang zu Nokias Spieleplattform N Gage. (Quelle: TecChannel/Nokia)

Die integrierten WLAN- und HSDPA-Modems erlauben einen schnellen Zugriff auf das mobile Internet. Nokia hat seinen eigenen, recht brauchbaren Browser vorinstalliert. Wer regelmäßig mobil surfen will, sollte aber zu Opera Mobile greifen, vor allem, da sich hier auch Bookmarks bequem synchronisieren lassen. Das E75 kann Bilder außerdem zu Online-Diensten wie Flickr oder Ovi schicken.

Vielseitig: Auch das E75 erhielt (fast schon zu) viele Multimedia-Funktionen. (Quelle: TecChannel/Nokia)

Ansonsten enthält das E75 die (guten) Multimedia-Fähigkeiten seiner Vorgänger. Dazu gehören ein MP3-Player sowie eine Software, mit der sich Podcasts abonnieren und abspielen lassen. Kopfhörer finden an einer 3,5-mm-Buchse am oberen Ende des Smarphones Anschluss, wahlweise wird auch Stereo-Bluetooth (A2DP) unterstützt. Wer sich unterwegs mit Musik versorgen will, erhält direkten Zugriff auf den Nokia-Musikstore.

Lauf- und Ladezeit

Bei der Akku-Kapazität schwächelt E75 leider. Nokia verbaut einen flachen Lithium-Polymer-Akku, der aber lediglich 1000 mAh aufnimmt. Durch den großen Bildschirm, die Messaging-Funktionen sowie WLAN- und 3G-Modul wird der Akku sehr belastet. In unserem Dauertest wurde das mit einer Laufzeit von 438 Minuten quittiert, knapp 7,5 Stunden. Damit liegt das E75 im unteren Ende der Nokia-Geräte. Zum Vergleich: Das E66 hielt mit dem gleichen Akku immer noch länger als acht Stunden in unserem Dauertest durch.

Flink: Die Ladezeit des Nokia E75.

Spätestens beim Nachfolger sollte Nokia deutlich mehr Akku-Kapazität einplanen. Das E71 beispielsweise hielt bei ähnlichen Funktionen und einem größeren Bildschirm mehr als elf Stunden durch. Hier machte sich der Akku mit 1500 mAh bezahlt.

Unser Dauertest fand unter den ungünstigsten Bedingungen statt, die Helligkeit des Displays war auf der höchsten Stufe, Mail for Exchange war aktiviert und im Peak-Modus. Das Gerät musste anschließend die Kalenderansicht so lange neu aufbauen, bis der Akku leer war und sich das Gerät komplett ausgeschaltet hat.

Tabelle: Das Nokia E75 im Überblick

Hardware

Prozessor

Freescale MXC300, 369 MHz

Speicher

ROM: 50 MByte
RAM: 128 MByte

Erweiterungsslot

ja, MicroSD bis 16 GByte

Display

240 x 320 Bildpunkte

Größe H x B x T

111,8 x 50 x 14,4 mm bzw. 111,8 x 80 x 14,4 mm (aufgeschoben)

Gewicht

137 Gramm inklusive Akku

Akku

1000 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA

WLAN / GPS

ja / A-GPS

Bluetooth

ja, 2.0, Protokolle u.a.: DUN, OPP, FTP, HFP, GOEP, HSP, SIM Access Profile, GAVD, AVRCP, A2DP

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

Exchange, IntelliSync, Nokia PC-Suite

Betriebssystem

Symbian Series 60 3rd Edition

Vertrieb und Preis

Hersteller

Nokia

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

E-Plus: ab 169,99 Euro
O2: ab 69,99 Euro
T-Mobile: geplant, zum Testzeitpunkt keine Preisinformationen
Vodafone: geplant, zum Testzeitpunkt keine Preisinformationen

ohne Vertrag (UVP)

469 Euro

Vertrieb

T-Mobile, E-Plus, O2, Vodafone

Fazit: Durchdachte Funktionen, leichte Schwächen

Das Nokia E75 überzeugt mit durchdachtem Design und sehr guten Kommunikationsfunktionen. Interessant sind auch die kleinen Features. Beispielsweise hat das Handy einen Bewegungssensor. Dieser kann das Smartphone auf Wunsch stumm schalten, wenn es mit dem Display nach unten auf dem Tisch liegt – eine clevere Funktion für Besprechungen.

Allerdings beginnt Nokia langsam die E-Serie mit Funktionen zu überfrachten. MP3-Player, Kamera, N-Gage – allesamt Funktionen, die eigentlich nicht unbedingt zu einem Business-Gerät passen. Dafür fehlt die clevere Softwareauswahl der Vorgänger, etwa der Multiscanner für Visitenkarten. Auch gelangt der 1000 mAh-Akku langsam an seine Grenzen.

Dennoch handelt es sich beim E75 um ein aktuelles High-End-Handy, das dank der ausziehbaren Tastatur vor allem bei kommunikativen Menschen und Viel-Mailern punkten kann. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 469 Euro liegt das E75 dafür aber auch in der oberen Preisklasse. (mja)

Alternative 1: Das Nokia E66

Wer nahezu die gleichen Funktionen wie beim E75 sucht, sich den Slider-Formfaktor behalten will und auf die vollwertige Tastatur verzichten kann, der sollte sich das E66 näher ansehen. Unseren Test finden Sie hier.

Alternative 2: Der BlackBerry Curve 8900

Der BlackBerry verzichtet auf 3G-Funktionen, kann dafür aber mit einer sehr gut nutzbaren Tastatur, extrem langer Akku-Laufzeit und einer durchdachten E-Mail-Lösung punkten. Mehr lesen Sie hier.

Alternative 3: Das Sony Ericsson Xperia X1

Basierend auf Windows Mobile hat Sony Ericsson einen sehr praktikablen Slider entwickelt, der wie das E75 auch eine ausziehbare Tastatur besitzt. Nutzer erhalten außerdem einen Touchscreen und anpassbare Oberflächen, müssen aber bei der Akku-Laufzeit Abstriche machen. Hier geht zum Test.